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Journal Sonntag, 13. April 2025 – Ruhesonntag

Montag, 14. April 2025

So richtig ausgeschlafen, fast neuneinhalb Stunden, und die auch noch gut – so schön! Das lag sicher an dem Vollmond, der auf gestern den größten Teil der Nacht auf mein Bett schien.

Nachthimmel über Park, darin ein voller Mond, der durch die Zweige eines kahlen Baums leuchtet

Meine größte Leistung der Samstagswanderung: Keinerlei Sonnenbrand, nicht mal auf dem Dekolleté die leiseste Ahnung, und das trotz fehlendem Laub und dadurch nahezu komplett fehlendem Schatten. (Klar war ich eingecremt, doch das ist bei den ersten Sonnenbegegnungen des Jahres keine Garantie.)

Bloggen dauerte lang, ich wollte ja Fotos zeigen, die bearbeitet und betextet werden mussten.

Entsprechend spät kam ich los zu meiner Schwimmrunde, auf die ich mich gestern richtig freute. Der Himmel war bedeckt, doch die Temperaturen waren eher mild geblieben. Ich radelte gemütlich zum Olympiabad.

Auf einem Platz in einer Stadt in düsterem Tageslicht und unter einem kahlen Baum ein realgetreues Auto aus Naturmaterialien nachgebaut, zu Hälfte verfallen, links davon wird es von jemandem fotografiert

Mal wieder Check der Autoverfallskunst.

Schöner Schwumm, ich fühlte mich von Anfang an elegant, kam mit Überholen und Überholtwerden gut zurecht, merkte erst auf den dritten 1.000 Metern hin und wieder etwas Mühe (nämlich daran, dass mein Po leicht sank und ich aktiv mit Spannung dagegen arbeiten musste).

Beim Zurückradeln ging ich einem Insiderinnen-Tipp nach:

Altstadtstraße in trübem Licht, links gesäumt von rose blühenden Bäumen, im Vordergrund ein Straßenschild "Agnesstraße"

Die Kirschbäume in der Agnesstraße setzen zum Blühen an!

Unterwegs holte ich noch Semmeln, die gab es zum Frühstück gegen halb drei.

Dabei las ich noch einen halben Tag Internet hinterher. Meine Mastodon-Timeline hat sich in den vergangenen Monaten in eine Heimgärtnerei-Timeline verwandelt; ich nehme an, auch das ist das Alter.

Wäschewaschen, Wäscheaufhängen, ich konnte den ganzen Nachmittag die Balkontür geöffnet lassen.

Lesen der Wochenend-Süddeutschen. Als ich fast durch war, erwischte mich wieder Kreislauf: Schwindel, Schweißausbruch, Frieren, auch diesmal mit einer weiteren Runde Schweißausbruch und Frieren. Danach war ich so erschöpft, wie ich es nie von körperlichem Auspowern bin, ich wollte eigentlich gar nichts mehr an diesem Tag tun.

Tat ich dann aber doch, ich lass mich doch nicht von solchen Kreislaufgeschichten rumkommandieren! Also Yoga-Gymnastik und Brotzeit-Vorbereitung.

Ernteanteil-Einsatz fürs Nachtmahl, das wieder Herr Kaltmamsell servierte: Die Ratatouille im Glas wurde Pastasauce, sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Aufräumen für Putzmann-Einsatz, Räumen für Arbeitswochenanfang. Im Bett noch Lesen, dieser Jenny Erpenbeck, Aller Tage Abend, ist nochmal ganz anders als die eh schon unterschiedlichen beiden, die ich von ihr gelesen habe (Geschichte vom alten Kind und Kairos).

Journal Samstag, 12. April 2025 – Kurze Haare, neue Wanderroute von Herrsching nach Tutzing, Nachdenken über Brotzeitbrettl

Sonntag, 13. April 2025

Nicht ganz so gut geschlafen wie erhofft (der Alkohol), vom Wecker geweckt, weil ich ja morgens den ersehnten Friseurtermin hatte.

Gegen das Kater-Kopfweh nahm ich eine Ibu, nach Bloggen und Morgenkaffee spazierte ich zum Haareschneiden durch die Morgensonne.

Ich war die erste Kundin des Tages und bat auf Herrn Haarschneiders “Und was kann ich heute für Sie tun?”1 nach den fehlgeleiteten Sperenzchen mit “Ach, warum nicht mal ein bissen länger?” um einen sehr kurzen Schnitt, hielt ihm als Vorbild ein Berufs-Portrait von vor vier Jahren hin.

Weißer Friseurstuhl von hinen, auf dem weißen Marmorboden drumrum viel weißes und graues Haar, im Spiegel davor spiegel sie die fotografierende Frau mit kurzem Haar

So kam ordentlich was runter, wie so oft beim Friseur dachte ich abschließend:

Selfie-Porträt einer Frau mit weißen, kurzen Haaren und Brille an einer Altstadttraße

“Jetz kon i wieda nei in’d menschliche Zivilisation” – Generation Gerhard Polt beschreibt mich deutlich treffender als X.

Daheim Packen für die geplante Wanderung mit Herrn Kaltmamsell: Wir wollten nach dem Frühling zwischen Ammersee und Starnberger See schauen, diesmal auf einer zum größten Teil neuen Route. Von Herrsching am Ammersee gingen wir nach Andechs erstmal den See entlang, diesen Weg mag ich besonders. Dann aber anders als sonst von Andechs nach Tutzing über Machtlfing und Traubing. Erwies sich als durchaus schöner Weg, wenn auch mit deutlich höherem Anteil an asphaltierten Wegen (= Radler*innen in allen Tempi) als die vertrautere Route.

Anreise per S-Bahn mit Umsteigen in Pasing, am Wochenende wird an der Stammstrecke gearbeitet. Im sonnigen Herrsching gab es erstmal Mittagscappuccino und Brotzeiteinkauf in einer Filiale der regionalen Bäckerei Kasprowicz, die ich in den vergangenen Jahren sehr zu schätzen gelernt habe. Und dann wanderten wir los, fanden diesmal sogar die Abzweigung nach Andechs mit dem schöneren Weg, die ich sonst immer nur in Gegenrichtung erwische.

Kurz vor der Wallfahrtskirche bogen wir aber schon nach Erling ab, nahmen an dessen Ende die Abzweigung ins Neue. Wir fühlten uns beide körperlich gut, genossen den grünen Schleier über den Bäumen und die vielen Frühlingsblumen in der Sonne – allerdings in einer Wärme, die für April und zum Stand der Botanik nicht wirklich passte. Es war auch sehr trocken: Jedes überholende Auto oder landwirtschaftliche Gefährt hüllte uns in eine Staubwolke.

Sonnige Uferpromenade an See, rechts Seeufer mit einem alten Bootshaus, auf der Promenade Menschen zu Fuß und Fahrrad schiebend, im Hintergrund eine große Weide mit grünem Hauch

Es war natürlich viel los auf der Strecke, schon hier am Ammersee.

Blick durch ergrünende Büsche einen Pfad entlang zum Strand und auf blauen See, darüber blauer Himmel

Im Sonnenlicht Blick über grüne Wiese, ein Tal mit Häusern auf Hügel mit kahlen Bäumen, auf dem eine mächtige barocke Wallfahrtskirche thront, dahinter blauer Himmel

Blick von Brücke hinunter auf sonnenglitzerndes schmales Bachtal mit Wehrmauern

Beginnn des Kienbachtals unter Andechs.

Bemalte Holztür in grob verputzter Hausmauer mit gemaltem Rahmen

Nahaufnahme des Spruchs über der verzierten Tür: Wer eus Freind do eine gehd, der kumd nie z'fria eher z'pad

In Erling eigenwillige Verschriftlichung von Bayerisch:
“Wer eus Freind do eine gehd, der kumd nie z’fria eher z’pad”

Nach zwei Stunden machten wir hinter Erling um halb drei Brotzeitpause, ich aß einen Wanderapfel und eine Rosinenschnecke (sehr gut).

Sonnige Landschaft mit grüner Wiese und kahlen Bäumen, links angeschnitten ein Schotterweg

Selfie-Porträt einer Frau und eines Mannes mit Wanderkappen und Brillen vor grüner Wiese, kahlen Bäumen, blauem Himmel

In der Sonne auf einer Wiese ein Dutzend Ziegen mit langen Hörnern und sehr langem Fell in Weiß und Dunkelbraun, im Hintergrund ein Dorf mit hellem Kirchturm

Kurz vor Machtlfing exotische Ziegen – solch einen Anblick hatte ich nicht erwartet, ich habe mich doch gerade erst an die regelmäßigen Alpakas gewöhnt. Außerdem aus dem Tierreich: Wir sahen (neben vielen Schmetterlingen) die ersten Schwalben des Jahrs (Rauch- und Mehl-), überraschend viele Bachstelzen, am Himmel reichlich Greifvögel von Falken über Rot- und Schwarzmilane bis Bussarde (fast ein Dutzend über einem Feld, das gerade gepflügt wurde), Meisen, Amseln, Mönchsgrasmücke, in den Ortschaften Spatzen.

Dorf mit hoch gelegener Kirche vor sonniger Frühlingslandschaft

Machtlfing von außen.

Helle alte Dorfkirche mit eckigem Turm und ummauertem Hof, rechts daneben ein Holzstadel, davor ein schwarzer Motorroller

Machtlfing von innen (Kirche St. Johannes Baptist aus dem 19. Jahrhundert).

Sonnige Dorfmitte mit Wirtshaus und Kirche, kahlen Bäumen

Traubing

Gemauertes Bruckerl über sehr schmales Bacherl, im Hintergrund ein altes Dorfhaus, drumrum kahle Bäume

Wegkreuz auf dunklem Holzgintergrund mit realistischer Christunsfigur und beschrifteter Tafel darunter in lichtem sonnigen Wald, Beschriftung wie unten

Trag dein Kreuz, so trägt es Dich
zur besseren Heimat sicherlich!
Doch murrest Du so drückt es sehr
Und weichet dennoch nimmermehr
Wirfst Du es ab, so glaub es mir,
Ein neues schweres nahet Dir.

Wer heute Wand-Tatoos liebt, malte früher solche Belehrungen.

Blick nach oben in blühende Magnolien um ein MVV-Busschild vor blauem Himmel

Magnolienrausch in Tutzing. Auf unserer Wanderung sahen wir sogar DREI Mal Linienbusse, UND es saßen Leute drin! (Wochenende-Ausflügler wahrscheinlich.)

Nach ca. 18 Kilometern in fünf Stunden mit zwei Pausen waren wir am Bahnhof Tutzing. Da es vor Ort immer noch keine wirklich attraktive Wirtschaft gibt, ließen wir uns in einer gesteckt vollen Regionalbahn nach Starnberg fahren und kehrten dort im vertrauten Tutzinger Hof ein.

Ein dunkles Bier für mich (darauf hatte ich mich seit Stunden gefreut und genoss jeden Schluck), ein Pils für Herrn Kaltmamsell. Wir bestellten die Brotzeitplatten, die ich ebenfalls seit Stunden vor meinen inneren Auge und Magen gehabt hatte. Die herzliche Bedienung riet uns, eine zu teilen, denn die meisten, die eine Doppelbestellung wagten, müssten sich die Hälfte einpacken lassen. Ich versicherte ihr, dass wir zum einen wirklich Hunger hatten und außerdem wussten, was auf uns zukam. Als Beweis führte ich das allererste Mal an, dass ich die Brotzeitplatte in diesem Lokal bestellt hatte. Beim Abräumen hatte die Bedienung kommentiert: “Ich sag doch immer, dass man die schaffen kann.”

Gedeckter Wirtshaustisch, außen je zwei Brotzeitbretter, dazwischen Teller, ein Brotkorb, eine Flasche Bier und ein halb geleerter Bierkrug

Der Schweinsbraten darauf war frisch und ausgezeichnet, ebenso das Fleischpflanzerl, das warme Brot schmeckte herrlich, lediglich der Obatzte war nur gut, nicht mehr der beste jemals, als den ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Ich mag ja Brotzeitbrettl besonders gern, vor allem nach dem Wandern – und über die Jahre weiß ich immer besser, dass ich am liebsten die ganz altmodischen mag mit der Basis Pressack (rot und weiß), grobe Leberwurst, Käse, kalter Braten (wenn grad noch einer vom Mittagstisch da ist) – der Rest darf variieren. Doch genau die sind in und um München nahezu ausgestorben, sehr wahrscheinlich dem Mainstream-Kundengeschmack geschuldet (PRESSACK?!).

Mein Körper spielte so gut mit, dass mir die zehn Minuten Marsch zum Bahnhof Starnberg keinerlei Mühe bereiteten. Gemütliche S-Bahn nach München durch goldener werdendes Abendlicht.

Zu Hause keine Süßigkeiten auf sehr vollen Magen, endlich schaffte ich das mal, wo ich doch wusste, dass es mir ohne besser gehen würde.

  1. Möglicherweise habe ich ihn versehentlich dazu gebracht, mich als einzige seiner Kund*innen zu siezen – meine Default-Einstellung gegenüber unbekannten Erwachsenen ist halt weiterhin “Sie”. []

Journal Mittwoch, 9. April 2025 – Grußbekanntschaft

Donnerstag, 10. April 2025

“Wir kennen uns nur vom Grüßen” – das habe ich schon lang nicht mehr gehört. Doch solche Grußbekanntschaften habe ich, und sie sind mir als solche sehr bewusst. Es handelt sich um Menschen, die zu meinem Leben gehören und ich zu ihrem, von denen ich aber nicht mehr weiß als ihr Äußeres und ihr Auftreten mir gegenüber. Erst diese Woche kam eine dazu – genauer: dazu kam der Gruß, der eine Bekanntschaft vom Sehen (“Wir kennen uns nur vom Sehen”) in eine Grußbekanntschaft verwandelte. Dieser erste Gruß transportierte im Grunde die Information, dass das Wahrnehmen der regelmäßigen Begegnung beidseitig war.

Möglich macht diese Grußbekanntschaften mein täglicher Arbeitsweg zu Fuß: Wenn man oft um fast dieselbe Zeit denselben Weg geht, kreuzt sich der halt mit dem von Menschen, die einen ähnlichem Rhythmus haben.

Meine derzeit älteste Grußbekanntschaft ist ein Mann, der mir morgens unweit meiner Wohnung entgegen kommt. Wir begannen schon bald, einander bei Erkennen anzulächeln, irgendwann wurde ein Gruß daraus (von mir “Guten Morgen” von ihm eher “Hallo”). Er ist nicht nur die älteste, sondern zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Wir begegnen einander auch auf dem Heimweg an ähnlicher Stelle, wenn auch deutlich seltener – nach Feierabend variiert mein Weg durch Besorgungen und Erledigungen stark.

Von einer dieser Grußbekanntschaften erfuhr ich sogar mehr: Wir liefen einander nämlich eines Tages an einer völlig andere Straße entgegen. In diesem Fall mit besonders erfreutem Gruß, wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen. Und wie es halt in diesen Sekundenbruchteilen ist mit nonverbalem Informationsaustausch: Wir registrierten beide den besonders erfreuten Gruß der anderen, uns wurde beiden daran bewusst, dass wir einander länger nicht gesehen hatten – und da blieb diese Frau stehen und erzählte, warum (Arbeitsplatzwechsel, anderer Arbeitsweg). Herzlicher Abschiedsgruß.

Eine jahrelange Sehbekanntschaft verweigert sich der Anerkennung des gegenseitigen Wahrnehmens durch Gruß: Unsere Wege kreuzen sich seit ca. zwei Jahren fast jeden Werktagmorgen auf einem Abschnitt von höchstens 200 Metern. Doch sie fängt nie meinen Blick auf, schaut konsequent an mir vorbei. Mittlerweile respektiere ich das und sehe sie ebenfalls nicht mehr an.

Der Neuzugang dieser Woche: Eine Frau mit markantem Styling-Merkmal, die ich seit Jahren alle paar Tage mit Kind sehe – zunächst saß das Kind in einem Fahrradanhänger als fast noch Baby, jetzt müsste es etwa sieben sein. Ich kreuze derzeit fast jeden Morgen an selber Stelle eine Gruppe Mütter, Väter, Kinder, die aufeinander für gemeinsamen Schulweg warten, zu der auch sie gehört – und aus der sie mich seit ein paar Begegnungen grüßt. Mir tut richtig leid, dass ich sehr wahrscheinlich schon bald das weitere Großwerden des Kinds nicht mehr mitbekomme – weil es auf eine entferntere Schule gehen wird.

Falls das nicht indirekt aus meinen Zeilen hervorgegangen ist: Diese Grußbekanntschaften machen mich froh, die beschriebenen sind keineswegs alle. Das Wiedererkennen, das Füllen der zahllosen Lücken, die solch umfassendes Nichtwissen bietet, und die Freude über die offensichtliche Freude, die Begegnung und Gruß dem oder der anderen bereiten.1

§

Wirklich gut geschlafen, nur zu früh aufgewacht – umgehend an einen beruflichen Kontakt gedacht, der für einen Termin in München wegen BAUMA in einem Hotel am Ammersee hatte übernachten müssen und morgens sehr früh eine Stunde mit Bus und S-Bahn anfahren musste. (Durch meinen Job bekomme ich zum ersten Mal mit, wie die Baumaschinenmesse BAUMA, die alle drei Jahre in München stattfindet, Hotelpreise in Höhen sogar über der Oktoberfestmarke schiebt.)

Bei Ankunft im Büro erwies sich: Hatte alles geklappt. Wetter weiterhin sonnig, der Morgen frostig kalt.

Den Vormittag verbrachte ich in einer vielköpfigen Präsenz-Besprechung. Mittagscappuccino schnell beim Nachbarn (der Himmel zog langsam zu), dann wuselte ich eine Runde am Schreibtisch.
Zu Mittag gab es zum einen einen Apfel, zum anderen hatte ich mir aus dem Grünkernschrot im Haus (ich mag Grünkern) einen süßen Brei gekocht und mit Joghurt vermischt – gut!

Dann weiter ChopChop. Um drei war ich durch mit Energie, aber noch nicht mit Arbeit, ab da wurde es sehr zäh.

Nach Feierabend steuerte ich eine Besorgung an: Im Forum Schwanthalerhöhe hatte Ende März ein Outlet-Laden des Wäsche-Herstellers Triumph aufgemacht, und beim Vorbeigehen hatte ich gesehen, dass sie auch Bikinis anboten – ich wollte nach einem Schwimm-tauglichen suchen.

Auf der Erdgeschoß-Wand eines Altbaus ein Graffiti in Form eines Tentakelmonsters aus schwarzen Linien, links davon in braunen Buchstaben "ver-schöner"

Monsterchen an der Schießstättstraße.

Genau das tat ich und fand auch einen solchen Bikini, mit den 20 Prozent Eröffnungsrabatt auf den ohnehin reduzierten Outlet-Preis ein Schnäppchen.

Zu Hause holte ich Herrn Kaltmamsell nur ab: Abendessen sollte es auswärts geben. Wir entschieden uns für eine Trattoria an der Schwanthalerstraße (Bahnhofsviertel-Plüsch und Touri-Ausrichtung, also richtig authentisch) und aßen dort Pinsa.

Geckter Restauranttisch mit zwei Pinsa auf Brettern, die im Vordergrund mit Lachs und Würfeln roter Bete, die im Hintergrund mit Tomate, Mozzarella, schwarzen Oliven, dahinter sitzt ein Mann mit Brille und weißem Hemd, im Hintergrund eine Glasfront, durch die man eine gelbe, sonnenbeschienene Altbaufassade sieht

War ok (meine mit Ruccola, Rote-Bete-Würfeln, Räucherlachs, Meerrettich-Frischkäse), die hausgemachte Limonade Passionsfrucht-Zitrone schmeckte besonders gut. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Sonnenlicht zu sehen: Das Deutsche Theater.

Daheim Häuslichkeiten, Tagesschau-Bericht über den gestern zwischen CDU/CSU und SPD geschlossenen Koalitionsvertrag (bin schon sehr gespannt auf die professionelle Auswertung meiner Kolleg*innen), Nachtisch Schokolade.

§

Durch ein Like unter diesem Foto entdeckt: Den instagram-Kanal Ladiesinproperwhitetie – also Damen im Frack, mit Betonung auf proper. Der Like ehrt mich. Das nächste Mal dann mit Handschuhen, Schal und Zylinder, das Cape für draußen besitze ich ja bereits.

  1. Ich merke aber, dass ich mich scheue, weitere Details der Begnungen und der Personen zu schildern, weil sie dadurch identifzierbar werden könnten – sie aber alle keinen Vertrag mit vorspeisenplatte.de unterschrieben haben, wie es Joël so treffend ausdrückte. []

Journal Montag, 7. April 2025 – Blühende Bäume in kalter Sonne

Dienstag, 8. April 2025

Nach recht guter Nacht mit schmerzendem Matschauge aufgewacht. Draußen wieder die Wetter-Kombi vom Sonntag: Sonniges Hochdruckwetter mit arktischer Kaltluft – ich hoffe weiterhin, dass die Obstbäume dadurch vom vorzeitigen Blühen und späterem Erfrieren abgehalten werden.

Angenehmer Marsch in die Arbeit, doch schlapp fühlte ich mich immer noch.

In goldener Morgensonne eine blühende Magnolie neben einer weißen Villa, darüber blauer Himmel

Wochenstart im Büro emsig, aber ohne Panik. Emsigkeit ließ mich die Zeit vergessen, ich kam eher spät auf meinen Mittagscappuccino ins Westend, Sonnenschein in schneidender Kälte.

Foto gegen die Sonne durch einen weiß blühenden Baum. Dahinter sieht man die Silhouette eines Kirchturms und blauen Himmel

In der Gollierstraße Start der großen Blüte.

Im Büro noch eine Runde Nützlichkeiten vor Mittagessen: Apfel, Pumpernickel mit Butter.

Gleißende, wolkenlose Sonne – und doch sehr kalt. Ich merkte das bei jedem Fensterkippen, vorm Fenster sah ich dabei jedesmal Menschen, die auf die Sonne reingefallen waren und in Hemden, Sweatshirts oder gar kurzen Ärmeln froren (in Hamburg wurde bereits am Samstag geklappert).

Geordnetes Arbeiten am Nachmittag, körperliche Wackeligkeit. Nicht zu später Feierabend, sonnig-kalter Heimweg.

Ausschnitt eines blühenden Magnolienbaums im Schatten vor einem Altbau-Wohnhaus mit grünen Fensterläden

Wie jedes Jahr kann ich mich an den Magnolien schier nicht sattsehen.

Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner. Daheim Häuslichkeiten, eine sehr ruhige Einheit Yoga-Gymnastik – gestern genau das Richtige.

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl zwei Pasta-Gerichte: Bandnudeln mit Pastinakenstreifen (Ernteanteil) und Bärlauch-Walnuss-Pesto (die intensiv süßen Lager-Pastinaken überdeckten den Bärlauch-Geschmack aufs Angenehmste) sowie Spaghetti mit Olivenöl, Ernteanteil-Frühlingszwiebeln, Chili (auch sehr gut). Nachtisch nochmal Orangen-Tapioka-Pudding, diesmal mit Vanillepudding-Spiegel, Schokolade.

Breit behandeltes Aufmacher-Thema der 20-Uhr-Tagesschau: Der Absturz aller Börsenkurse weltweit, nachdem Trump vor dem Wochenende irrwitzige Zölle auf Importe in die USA angekündigt hatte (Ausnahme aus Russland). Demontage der Weltordnung auch in diesem Aspekt.

Auf arte stolperte ich in Die Mörder sind unter uns, ließ ihn laufen, weil ich den eigentlich immer mal hatte sehen wollen und weil Hilde Knef. In der ersten gesehenen Hälfte seltsames Drehbuch, interessante Trümmer-Aufnahmen (Original-Berlin), aber ein bisschen angestrengt künstlerische Kamera.

Überrascht, wie sehr ich mich freue, dass Novemberregen Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow von Gabrielle Zevin gefallen hat. Zwar komme ich sehr gut damit zurecht, wenn Menschen einen anderen Büchergeschmack haben als ich (zum Beispiel Herr Kaltmamsell), wenn ihnen Romane nichts sagen oder sogar missfallen, die ich mochte. Doch es scheint ein paar Highlights meiner Lesegeschichte zu geben, die ich für so herausragend halte, dass ich einen starken Wunsch nach Zustimmung entwickle. Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow gehört dazu. (Wenn Sie nachlesen möchten: Hier meine Besprechung des Romans.) Novemberregen:

Es hat mir außergewöhnlich gut gefallen, auf Anhieb ist mir kein Buch präsent, das ähnlich ist.

Ebent.

§

Lesen Sie bitte Marina Weisband (oder sehen und hören Sie sie auf dem verlinkten Video):
“Rede zum 80. Befreiungstag des KZ Buchenwald”.

Wir sagen, wir wollen gegen Faschismus kämpfen. Klar. Sagt jeder. Aber man will auch der amerikanischen Regierung nicht vor den Kopf stoßen. Also wiederholt man ihre Unwahrheiten. Und wenn die deutsche Bevölkerung durch genug Rassismus in Talkshows aufgepeitscht ist… dann muss man den Wähler ja auch dort abholen, wo er steht. Und wenn mein Job bedroht wäre, wenn ich etwas sage, dann schweige ich lieber. DAS ist, wie Faschismus an die Macht kommt.

Journal Sonntag, 6. April 2025 – Schlapper, kalter Sonnensonntag

Montag, 7. April 2025

Ausgeschlafen, das war schön.

Gerade noch den Übernachtungsgast gesehen, Abschied bis Ostern. Beim Gehen meldete sich die Vortages-Wadenverhärtung mit deutlichen Schmerzen, dazu kam ein verklebtes, schmerzendes linkes Matschauge – ich fühlte mich insgesamt nicht wirklich gesund.

Neben dem Bloggen erhaschte ich auf den sonnenbeschienenen, kahlen Ästen auf den Bäumen vorm Wohnzimmer einen Blick auf einen sich putzenden Distelfink, beim Temperaturtest auf dem Balkon (kalt!) sah ich im Nebenbaum eine Grasmücke.

Ich hatte immer weniger Lust auf Sport, auch nicht auf die geplante Schwimmrunde. Sie wissen ja: Einen inneren Schweinehund kenne ich nicht, in mir lebt statt dessen die Angst vor slippery slope, ungefährer Inhalt: Wenn ich jetzt nicht schwimmen gehe, werde ich nie wieder Lust auf Sport haben, Couch Potatoe werden, stramm auf Kleidergröße 56 zumarschieren, mich in eine verabscheuungswürdige Kreatur verwandeln. Ich trug dieses Hadern bis zum Punkt slippery slope an Herrn Kaltmamsell, der mich zumindest darauf hinwies, dass es slippery slope heiße und nicht free fall.

Was ich damit allerdings auch aufgab: Den Blick auf sonnenbeschienene Kirschblüte in der Agnesstraße und im Olympiapark. Nächstes Jahre wieder.

Also Maniküre (gna), ungeschwommenes Duschen und Anziehen. Zum Erhaschen potentieller Frühlingslüfte ging ich raus auf einen Mittagscappuccino: Ja, tatsächlich wie angekündigt scheißkalt (und entsprechend geruchsfrei), aber der Cappuccino im schick-weißen Suupinga in der Müllerstraße war sehr gut – immer ein gutes Zeichen, wenn ich kein Bedürfnis nach Süßen habe. (These: Man wird diese Zeit wahrscheinlich dereinst die Zimtschneckenjahre nennen, auch der eigentliche Aufhänger dieses Cafés.)

ber eine Tasse Cappuccino hinweg Richtung weißer Café-Theke fotografiert, dahinter Baristas

Frühstück daheim um halb zwei: Ein restliches Hühnerbein vom Vorabend mit selbstgebackenem Brot (Die Verwendung eines Stücks Brot als Besteck für die linke Hand zur Gabel in der rechten: Gilt das bei uns eigentlich als schlechtes Benehmen? Ich habe mal wieder festgestellt, wie gern ich so esse, mich dabei besonders geschickt fühle.), Mango mit reichlich Joghurt.

Davon wurde ich müde und bettschwer, ich gönnte mir ein Stündchen Siesta und schlief tief.

Danach strahlte immer noch die Sonne, ich setzte die Idee um, im Westpark nach dem Frühling zu sehen. Mütze ließ ich daheim, war aber froh um meine Handschuhe, zur kühlen Luft kam eisiger Wind.

Schöne sonnige Ansichten über Theresienwiese, Bavariapark und im Westpark, doch ich fühlte mich weiterhin schlapp und dumpf, die Schönheiten kamen nicht recht bei mir an. Außerdem hatte ich nicht einkalkuliert, dass ich die ganze Zeit gegen die Sonne gehen würde, hatte keine Sonnenbrille aufgesetzt und wurde durchgehend geblendet. So spazierte ich bloß bis zum Ende des Westparks (Rosengarten, Biergarten bereits in Betrieb) und dann direkt zur U-Bahn. Wobei ich vergessen hatte, dass dieses Stück der U6 derzeit renoviert wird: Also Ersatzbus bis Brudermühlstraße und erst dann U-Bahn, ich brauchte lang nach Hause.

Gegenlichtaufnahme eines Eisentorbogens, dadurch ein asphaltierter Weg nach oben gesäumt von kahlen Bäumen mit erstem Grün, darauf Fußgeher und Radler

Östlicher Eingang zum Westpark.

Erhöhter Blick auf eine Parklandschaft mit Teich, ergrünenden Bäumen

Erhöhter Blick auf sonnige Parklandschaft, im Vordergrund breite Wege mit Menschen, dahinter ein Teich, an dessen gegenüberliegendem Ufer ein Biergarten dich besetzt

In Sonnenschein vor blauem Himmel in einem Teich eine Pagode, daneben blühende Büsche, fotografiert von verschiedenen Menschen

Es war viel Kirschbaumknipsens (allerdings alles Zierkirschen – ich habe Zeitlang nach echten Kirschbäumen). Ohnehin war natürlich viel los im Westpark, Gewusel aller Altersgruppen und Herkünfte, das Gans am Wasser knallvoll, gegrillt wurde auch schon.

Daheim kanalisierte ich meine Schlappheit in Romanlesen, das war genau richtig. Vor dem Abendessen auch eine Runde Yoga-Gymnastik, allerdings eine Folge mit einigen Abschnitten, die ich nicht konnte (u.a. Varianten tree pose).

Festliches Nachtmahl: Herr Kaltmamsell hatte auf meinen Wunsch Grünkernschrot-Lasagne zubereitet, sehr herzhaft und gut. Er hatte auch Nachtisch gekocht: Orangenbeseitigung in Form von Orangen-Tapioka-Pudding, serviert mit flüssiger Sahne.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund ein Glas mit orangem Pudding, darüber eine weiße Schicht, im Hintergrund unscharf ein weiteres solches Glas

Sehr gute Idee (nach seiner Aussage ungesüßt, lediglich mit ein wenig AperolCampari aromatisiert).

§

Schöne Fotosammlung der Anti-Trump-Demos von Samstag im Guardian.

Journal Samstag, 5. April 2025 – #WMDEDGT an einem Standard-Samstag

Sonntag, 6. April 2025

An diesem arbeitsfreien Samstag reihe ich mich ein in den Freundeskreis Tagebuchbloggen und beantworte die Monats-Fünften-Frage von Frau Brüllen: Was machst du eigentlich den ganzen Tag, #WMDEDGT.

Nicht so lang geschlafen wie erhofft, dadurch aber noch Gelegenheit für ein paar Worte mit unserem Übernachtungsgast gehabt.

Meine ersten Handgriffe galten dem Brotbacken: Schnelles Weizenmischbrot – ich habe mir vorgenommen, meine Brotbackpläne stärker nach Aufbrauchen von Mehlen auszurichten, und in diesem Brot können ganz wunderbar Restl verwendet werden. Drei Mehltüten wurden leer.

Gemütliches Bloggen, dafür zum Theaterstück, das ich am Vorabend gesehen hatte (Ionescos Die Nashörner) recherchiert. Unter anderem fand ich heraus, dass das eine Plakat dazu, dass ich vorher im Vorbeigehen gesehen hatte, tatsächlich ein Nilpferd zeigt – als ich Herrn Kaltmamsell davon erzählte, hatte ich an meiner Wahrnehmung gezweifelt (I see what you did there).

Weitere Brot-Handgriffe, dazwischen immer wieder auf den Küchen- oder großen Balkon getreten, um die Temperatur und die Frühlingsgerüche des Sonnentages zu testen.

Blick von oben in einen ovalen Gusseisentopf, darin ein gebackener Brotlaib mit aufgerissener Kruste

Diesmal formte ich das Brot länglich, ließ den Schluss bei der Stückgare oben und schnitt den Teigling im Topf längs ein – damit bitte einmal ein Brot anders aussehen möge als sonst.

Auch wenn das ein schnelles Brot ist, wurde ich bereits wepsert, weil ich raus ins herrliche Wetter wollte. Auf der Basis der Wettervorhersage (Samstag Sonne, bis 19 Grad / Sonntag 0 bis 6 Grad) hatte ich meine übliche Wochenend-Sportverteilung umgedreht (die darauf basiert, dass ich mein Krampfrisiko beim Schwimmen nach einem Lauftag für höher halte) und plante gestern einen Isarlauf ab Thalkirchen.

Kleidung fürs gestrige milde Frühlingswetter: 3/4-Laufhose, kurze Ärmel, fürs Radeln Windbreaker drüber, diesen beim Lauf eingerollt um die Körpermitte gebunden, außerdem Schirmmütze, vor allem um die Haare aus dem Gesich zu halten (das mit dem “mal ein bisschen länger” meiner kurzen Haare halte ich nicht durch, ich fühle mich völlig überwuchert und brauche sehr bald einen Friseurtermin), Sonnenbrille. Und brav sonnengecremt.

Ich radelte im Isartal zum Tierpark Hellabrunn. Noch war der Radverkehr überschaubar, keine Familienrotten inklusive winziger Radlanfängerkinder auf nicht verkehrsicheren Spielzeugradln.

Schon beim Loslaufen merkte ich, dass ich gestern nicht besonders fit war. Ich konzentrierte mich auf die Frühlingsanblicke und das herrliche Licht, kam aber nicht so richtig in Lauffröhlichkeit, fühlte mich sogar schlecht gelaunt und gereizt.

Nach zwei Dritteln meiner Strecke hörte der Spaß ganz auf: Völlig überraschend und nach vielen Monaten ohne überfiel mich eine böse Wadenverhärtung – zwar nur links, die aber schmerzhaft und sehr schnell die gesamte Beinrückseite ergreifend. Mir war die lange Abwesenheit des Problems sehr bewusst gewesen und ich hatte sie mit all meinen Yoga-Dehnungen erklärt, vor allem mit dem fast täglichen herabschauenden Hund. Tja.

Das tat so weh, dass ich nach zähnezusammengebissenen 15 Minuten erstmals deshalb das Joggen abbrach und den letzten Kilometer spazierte. Zefix.

Blick einen sonnigen Fußweg entlang, gesamt von kahlen und einem weiß blühenden Baum

Sonnenschein und blauer Himmel, vor einem Kanal ein Bankerl hinter Zaun, im Hintergrund des Kanals ein Wehr-Gebäude

Gehender Schwan vor Weiher zwischen kahlen Bäumen im Sonnenlicht

Schwan auf der Walz

Erhöhter Blick durch kahle Büsche auf ein sonniges Tal mit Fluss und einem hellen Wehr-Gebäude

Sonnenschein, breite Trampelpfadgabelung zwischen kahlen Bäumen

Sonnige, trockene Wiese, an deren Ende ein weiß blühender Baum zwischen kahlen Bäumen vor blauem Himmel

Erhöhter Blick, durch Gitter fotografiert ein sonniges Flusstal mit wenig Wasser, Pfaden entlang, ein Wehrgebäude

Schön waren die Blümelchen: Viele Buschwindröschen,

Eingerahmt von einem rostigen Gelände Blick auf sonnenbeschienenen Huflattich, rechts daneben ein Kanal, in dem sich kahle Bäume und blauer Himmel spiegeln

Huflattich-Party am Isarwerkkanal.

Beim Heimradeln hatte ich mit deutlich mehr Radverkehr zu tun, darunter viele Menschen, die offensichtlich keine Routine in Bewegung auf öffentlichen Wegen hatten (Tipp: auf dem Radweg stehend auf jemanden zu warten – eh keine brillante Idee, dabei das Radl quer über 2/3 Radweg stehend halten – saublöd).

Daheim knurrte ich beim Eingießen des ersten Glases Wasser Herr Kaltmamsell ein wenig an, der gerade in der Küche werkelte und appetitliche Bratgerüche verbreitete. Waschmaschine mit dunkler Wäsche gefüllt (inklusive eben eingeschweißelten Laufklamotten) und gestartet, geduscht und angezogen.

Halbierter Brotlaib mit heller, großporiger Krume

Frühstück kurz vor zwei war das frische Brot (eine Hälfte fror ich ein): Eine dicke Scheibe mit Butter und Zuckerrübensirup, eine Scheibe mit eben gebratenen Hühnerinnereien. Dann hatte ich überraschende Lust auf Cappuccino, ich machte Herrn Kaltmamsell und mir noch einen (mit entkoffeiniertem Espressopulver gestreckt, die Rentnerversion).

Nachmittag mit Wäscheaufhängen, Zeitunglesen bei fast durchgehend offener Balkontür.

Nach Langem mal wieder ein blöder Kreislauf-Purzelbaum: Wie seit meinen Mittdreißigern immer wieder wurde mir erst in dieser einen bestimmten Art schwindlig, gefolgt von Schweißausbruch mit Zittern, bis ich durchgeschwitzt feucht fror. Ich legte mich bei Schweißausbruch aufs Bett, bis sich das Zittern einigermaßen gelegt hatte, stand fröstelnd auf und schlüpfte in eine Wolljacke, kassierte eine zweite Runde Schwitzen und Frieren. Ich habe keinerlei Idee, wie ich diesen Ablauf (30 bis 45 Minuten) abkürzen oder gar verhindern kann.

Zu Abendessenszeit war die Kreislauf-Show vorbei. Orangenbeseitigung als Aperitif: Tequila Sunrise.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Brathendl gebraten, klassisch mit Paprika etc. gewürzt (gut!), dazu gab’s aus dem Speiseföhn Sellerie- und Pastinakenstaberln, mit einem Gläschen Weißwein brauchten wir den Rest der Flasche vom Vorwochenende auf. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Hoffnung aus Schlafreinholen.

Journal Freitag, 4. April 2025 – Die Nashörner im Volkstheater

Samstag, 5. April 2025

Gut geschlafen, aber immer noch Nachholbedarf.

Weil abends ein Theaterbesuch zu viert anstand (also kein echtes Wochenende), zog ich gleich das Kleid dafür an, vorläufig kombiniert mit geh-freundlichen Schuhen.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in einem grünen Kleid in A-Schnitt, das über ihren Knien endet, sie trägt weiße Turnschuhe

Das hob schonmal meine Laune.

Wie angekündigt startete ein herrlicher Sonnentag, ich genoss den Marsch in die Arbeit.

In goldener Morgensonne vor blauem Himmel ein Sandstein-Altbau, davor unter anderem eine blühende Magnolie

Auf der Theresienwiese erste Indizien für Aufbau Frühlingsfest.

Für gestern wusste ich auswendig eigentlich nur von einer anstehenden Aufgabe, ein wenig mühsam, aber machbar. Zu der kam ich dann erst am Nachmittag, weil ich zum einen überm tumultösen Donnerstag ganz viel Kleinscheiß vergessen hatte (deshalb führe ich Listen) und weil zum anderen der eine oder andere Querschuss dazwischen kam – Assistentinnen-Alltag. Zudem nahm ich mir Zeit für ein Gespräch. Konzentration schwierig, Tempo auch.

Spaziergang zum Mittagscappuccino durch sonnige Herrlichkeit unter wolkenlosem Himmel und in kühlendem Wind.

Im Vordergrund eine dunkle Holztischplatte, darauf ein Cappuccino, im HIntergrund die flächendeckenden Glasfenster eines Cafés, draußen sitzen Menschen an Cafétischen

Mittagessen Crowdfarming-Orangen – so sauer, dass sie mich verärgerten: Ich esse sehr ungern Dinge, die mir nicht schmecken, will allerdings auch nichts Essbares wegwerfen. Also schluckte ich die Stücke schnell und fast ungekaut. Außerdem (deutlich besser) Apfel, Pumpernickel mit Butter.

Emsiger Nachmittag, pünktlicher Feierabend. Auf dem Heimweg gönnte ich mir zwei Sträuße Tulpen, um das Wohnungswohnen am Wochenende zu verschönen. Daheim war gerade noch Zeit, diese Sträuße zu versorgen, dann brach ich mit Herrn Kaltmamsell Richtung Volkstheater auf: Wir waren schon zu einem Abendessen vor Vorstellung verabredet, im angeschlossenen Restaurant Schmock.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in einem grünen Kleid in A-Linie, das über ihren Knien endet, an den Füßen hat sie rote Glitzer-Mary-Janes in der Hand eine dunkle, bestickte Henkeltasche

Verbrezelung des Kleides.

Schräg fotografiertes Bronzetor in Sonnenlicht, oben eine Reihe wenig stilisierter nackter Kleinkinder, darunter Jugendstil-Geometrien

Detail an der Hauner’schen Kinderklinik.

Spaziergang durch herrlichen Frühling zum Volkstheater, dort freudiges Wiedersehen mit ganz alten Bekannten (an der Uni als Kollegen kennengelernt), Austausch von Neuigkeiten (es tauchen die ersten Enkelkinder auf, leider ist es auch die Zeit von Todesmeldungen aus dem früheren Kollegenkreis).

Das Theaterstück, zu dem wir verabredet waren: Eugène Ionesco, Die Nashörner.

Blick auf eine Theaterbühne durch zwei Zuschauerinnen hindurch, auf der Bühne eine weiße, kahle Hausfasade, davor eine grüne Fläche

Die Inszenierung gefiel mir gut: Wie ich schön öfter am Volkstheater erlebt hatte, sangen die Schauspieler*innen im mehrstimmigen Chor, es gab vor allem am Anfang großartig choreografierte Tanzeinlagen, ich war völlig fasziniert, wie gezielt und in drei Dimensionen der Bühnenraum genutzt wurde – zum Beispiel als im rechten Drittel ein Bühnenelement hochgefahren wurde, zu einer eigenen Bühne mit Brüstung wurde: Ein Büro. Darin spielten die Büroszenen, wie Tanzszenen choreografiert, der Text dazu wie ein Chorstück inszeniert – überhaupt eine ungemein präzise Inszenierung. Musik spielte eine große Rolle, die auffallende Lücke im Medienmix: Filmprojektion, ohne die ich schon sehr lange keine Inszenierung mehr gesehen hatte (mir fehlte sie überhaupt nicht).

Überrascht und fasziniert war ich, wie gut ich den Text des Stücks kannte – ich erinnerte mich vage, dass wir in der Schule absurdes Theater durchgenommen hatten, anscheinend sehr gründlich. Und im anschließenden Gespräch mit unserer fachkundigen Theaterbegleitung kamen wir drauf, dass in den späten 1980ern, frühen 1990ern die Werke des absurden Theaters besonders häufig auf die deutschsprachigen Bühnen gebracht worden waren.

Als politisches Statement fand ich die Inszenierung nicht unbedingt angelegt (auch das gibt es heute noch), ich sah eher das Thema Wahrnehmung in Abgleich mit Fakten in Abgleich mit Mehrheitsmeinung zu Wahrnehmung, sah eher das Spannungsfeld Individuum/Gesellschaft. Es bleibt ohne eindeutige Aussage viel in der Schwebe, sowohl im Stück als auch in der Inszenierung – das gefiel mir sehr gut.

Vor allem sah ich eine ausgesprochen vergnügliche Show, zu 90 Prozent unrealistisch gespielt (passend zum Text), meist auch komisch. Bühnenbild in Weiß und Neongrün in erster Linie funktional, der Knaller der Ausstattung: Die drei lebensgroßen Nashörner, die fürs Schlussbild auf die Bühne kamen und die ich umgehend haben wollte.

Erst der Rezension in der Süddeutschen (€) entnehme ich, dass es tatsächlich zur Inszenierung Merchandise im Foyer gegeben hätte – was ja perfekt zum Inhalt des Stückes passt. Gutes Theater, Empfehlung.

Auch die Dauer des Stücks von 1 Stunde 45 Minuten begrüßte ich, so kamen wir nicht zu spät nach Hause und ins Bett.