Wandern

Journal Samstag, 11. März 2017 – Angewandert: Kirchseeon nach Aying

Sonntag, 12. März 2017

Für dieses Wochenende war sonniges Wetter angekündigt, das nutzten wir fürs erste Wandern des Jahres. Vorläufige Idee war ein kurzes Stück gewesen, doch dann hatten wir Lust auf einen längeren Marsch: auf die Wanderung von Kirchseeon über Moosach und den Steinsee nach Aying, die in den aktuellen Bücherln Wandern mit dem MVV gar nicht mehr verzeichnet ist.

Nach Ausschlafen und Bloggen ging ich noch eine kleine Runde Einkaufen, mit Frühstück (Käsebrezen und Nussschnecken) setzten wir uns am späten Vormittag in die S-Bahn nach Kirchseeon.

Die Strecke kennen wir mittlerweile so gut, dass wir mit Hilfe von GPS und Karte auf dem Tablet auch improvisieren konnten. Zum Beispiel fand Herr Kaltmamsell zwischen Schlacht und Lindach einen Weg durch Feld und Wald, der uns den größten Teil der eigentlich vorgesehenen Landstraße ersparte.

Es war sonnig, aber auch nur in der Sonne warm genug, dass ich den Anorak öffnete, zumindest brauchten wir weder Mütze noch Handschuhe. Wir sahen Schmetterlinge (Zitronenfalter und einen Kleinen Fuchs), einige Bussarde kreisten am blauen Himmel, als wir an einem Holzstapel vor Lindach Rast machten, flog hinter uns mit einem Pfiff ein Falke auf.

Blick auf Moosach.

Am Steinsee liebe Gedanken an 356 days, deren Swimming Pool das ist.

Ein seltener Anblick: Unrenoviertes in Schlacht.

Päuschen mit Panorama.

Kurz vor Aying ein Zeugnis von Volksfrömmigkeit:

“Überlebte eine unerklärliche Rettung um wenige Wochen” hat als Anlass für den Bau und die Pflege eines Heiligtum etwas leicht Bizarres, doch ich bin sicher, der Erbauer hat Freude daran.

Schweinshaxn und Starkbier für mich, Bierbratl und Kellerbier für Herrn Kaltmamsell. Auch der Biergarten des Ayinger Bräustüberls war bei unserer Ankunft gut besucht, dafür war es mir aber entschieden zu kalt.

Gewandert etwa 23 Kilometer in viereinhalb Stunden mit einer Pause.

Uns fiel die neue und ausführliche Ausschilderung des Wanderwegs für Radler auf: Sehr wahrscheinlich ist die Strecke im weiteren Jahresverlauf für Fußgänger nicht mehr so gemütlich. (Wobei ich grinsen musste über den Trupp Mountainbiker, der am Waldrand wieder zurück auf die Landstraße drehte, weil sie ein Stück Matsch vor sich entdeckt hatten – die Prinzipien des Radelns auf dicken Profilreifen und ohne Schutzbleche erschließen sich mir einfach nicht.)

In den Orten begegneten wir vielen Motorradfahrern, auch diese Saison scheint begonnen zu haben.

Zurück daheim (die S-Bahn-Mobilität um München ist schon ein Luxus – aber vielleicht sehe ich das nur so, weil ich nicht damit arbeitspendeln muss) buk ich noch Bretonischen Pflaumenkuchen, von den Kommentatorinnen profitierend, die wichtige Informationen fürs Rezept nachträglich erfragt hatten.

Journal Ostermontag, 28. März 2016 – Pupplinger Au

Dienstag, 29. März 2016

Nach Ausschlafen und gemütlichem Bloggen kochte ich mir Porridge mit Gewürzen, das ich nach Duschen und Anziehen mit Quittenkompott und Joghurt frühstückte. Seit für Ostermontag trockenes Wetter angekündigt war, plante ich mit Herrn Kaltmamsell eine Wanderung; die Wahl fiel auf den Weg von Wolfratshausen durch die Pupplinger Au nach Schäftlarn. Wirklich schön war dabei der Abschnitt durch die Pupplinger Au, die wir auf vorherigen Wanderungen von oben gesehen hatten und die Herr Kaltmamsell “Ödnis” getauft hatte. Davor gingen wir auf Fahrradwegen und Straßen, danach hatten die Wege den Charakter von stark organisiertem Naherholungsgebiet, wie ich sie von den Sonntagsspaziergängen meiner Kindheit kenne. Entsprechend bevölkert waren sie an diesem Ostermontag.

Auf den gesamten 15 Kilometern mussten wir uns aktiv mit Radlern arrangieren, von Renn- über Querfeldein- bis Ausflugsradlern. Insgesamt war die Tour nett mit einigen schönen Entdeckungen, muss ich allerdings nicht unbedingt nochmal machen.

Vom S-Bahnhof Wolfratshausen aus gingen wir an den Stadtrand, bis wir die Isar querten.

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Nach zwei Kilometern bogen wir in die Pupplinger Au.

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Diese rauschende Flussbiegung schaltete in meinem Hirn sofort Marilyn Monroe an, wie sie “River of no return” singt. Für instagram habe ich ein kleines Filmchen von der Ecke aufgenommen.

Am Pfad die Isar entlang nach Icking sahen wir viele Blumen, neben Buschwindröschen, Seidelbast, Josefsblümerl (hier gelernt, danke!), Schlüsselblumen, Huflattich auch diese Herrschaften.

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Gelbstern?

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Die unterste ernannte Herr Kaltmamsell zum Zombie-Edelweiß, diese Bezeichnung ist möglicherweise nicht botanisch belastbar. Mein Bestimmungsbuch ist wieder einmal unbrauchbar – ob wieder geneigte Leserinnen weiterhelfen können?

Zwischen Isar und Isarkanal weiter nach Schäftlarn.

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An dieser Vogelfutterstation sah ich sogar einen Grünspecht.

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Kloster Schäftlarn. Im Klosterbräustüberl machten wir Rast, wollten gerne ein Bier. Der Namen des Gasthauses hatte mich annehmen lassen, ich könnte ein hiesiges bekommen – leider nicht.

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Na gut, dann halt ein Dachauer Kellerbier.

Die einzige ernsthafte Steigung war die zum S-Bahnhof zurück, aber mit ein wenig Bier im Blut gut zu bewältigen.

Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch ein Krabben-Curry.

Journal Samstag, 19. März 2016 – Anwandern an Loisach und Isar

Sonntag, 20. März 2016

Dass der Samstag ein sonniger Frühlingstag werden sollte (und zwar der einzige auf längere Sicht), hatte die Meteorologie seit Tagen angekündigt. Herr Kaltmamsell riet also, die Wandersaison zu beginnen: Schließlich haben wir für Ende Mai einen einwöchigen Wanderurlaub in England gebucht und sollten dafür trainiert sein.

Nach einer Runde Einkäufen und einem fast mittäglichen Frühstück nahmen wir also die S-Bahn Richtung Wolfratshausen und gingen eine vertraute Runde von Icking nach Wolfratshausen obenrum, zurück nach Icking untenrum an der Loisach und dem Isartal entlang zum Ickinger Wehr.

Es war tatsächlich warm genug, um ohne Mütze und Handschuhe, sogar mit offener Jacke zu wandern.

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Bei Itzing oben lagen noch Schneefetzen. Aber am Wegesrand erfreuten uns Blümelein. Huflattich und Schlüsselblumen erkannte ich leicht, doch am häufigsten sahen wir diese hier:

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Mein Bestimmungsbuch verwirrt mich eher – kann jemand helfen?

Dorfen:

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Wolfratshausen:

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Rast an der Loisach.

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Die Floßsaison war allerdings noch nicht eröffnet.

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Hier fließen Loisach und Isar zusammen:

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Am Ickinger Wehr sahen wir sogar einen Frosch (Kröte?).

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Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Retro-Gericht geplant: Mit Linsen gefüllte Zwiebeln (das erste Rezept hier).

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Der Koch war leider enttäuscht, mir schmeckte das Gericht ganz ausgezeichnet.

Journal Montag, 25. Mai 2015 – Goldregen am Starnberger See

Dienstag, 26. Mai 2015

Für den Pfingstmontag hatten wir uns Wandern vorgenommen, also zog ich mit Herrn Kaltmamsell zu einer Wanderung los – mochte der Himmel auch noch so düster sein. Nach einem Frühstück im Forum (um 10 Uhr ist auch ohne Reservierung noch ein Tisch zu bekommen, der Münchner und die Münchnerin treffen sich zum Frühstücken um 12 Uhr, zumindest laut Reservierungsschildern), nahmen wir die S-Bahn nach Starnberg, um die Wanderung durch die Maisinger Schlucht zu wiederholen, Rückweg über den Prinzenweg. Diesmal blühte am dominantesten der Goldregen, an manchen Stellen so üppig, dass zwischen Blütenregen schier keine Blätter sichtbar waren.

150525_01_Starnberg

Die Bayern sind ein tiefgläubiges Volk.

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Hausmannskunst im Wald.

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Workaround by nature.

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Auch in der Schlucht: Schäden des Palmsonntagsturms.
Am Ende unserer Wanderung bekamen wir sogar noch ein wenig Sonne zu sehen.

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In München kehrte am späten Nachmittag das Wetter zum pfingstlichen Regen zurück.

Beim Bügeln hörte ich wieder Andrea Dieners Literaturpodcast Tsundoku, erst über ihre kürzliche Lektüre, dann ihr hochinteressantes Gespräch mit Julia Bähr, die launige RomComs schreibt.

Journal Sonntag, 19. Oktober 2014 – Sonniges Isartal

Montag, 20. Oktober 2014

Die Morgenbrötchen gelangen auch beim zweiten Mal nicht so recht: Der Teig war wieder kaum aufgegangen, und die Semmeln wurden zu dunkel. Nächstes Mal deutlich längere Stockgare? Das eigentlich Aufregende war die erste Nutzung des Dampfeinstoßes im neuen Ofen. Die Programmierung war ein wenig kompliziert – ich bin halt Computerbildschirme gewohnt, auf denen ich jederzeit einen Überblick über meine Eingaben habe. Doch das Bedampfen funktionierte.

Dafür klappte mein Plan, diesen angekündigten letzten Spätsommertag nochmal für eine Wanderung zu nutzen. Ich fuhr nach Icking, um über das Isarhochufer nach Wolfratshausen zu spazieren, untenrum im Isartal und übers Ickinger Wehr zurück. Ich hatte Glück: Trotz Lokführerstreik kam ich reibungslos nach Icking.

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Bussarde hörte ich und sah sie bis zu dritt auf Thermik fliegen. Nicht gefasst war ich allerdings auf Lamas.

141019_27_Dorfen_Lamas

In Wolfratshausen machte ich ein Päuschen bei Cappuccino und Apfelschorle, um mich herum Paare und Familien beim Kirchweihessen.

141019_39_Waldweg

Das Ickinger Wehr.

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Der Heimweg war dann eher länglich: Fast eine Stunde wartete ich am Ickinger S-Bahnhof, bis eine unbestreikte Bahn mich zurück nach München brachte. Ich hatte die halbe Wochenendezeitung als Lektüre dabei: So eine Zeitung ist ja anders als ein Buch eine flexibel lange Lektüre, Ziehharmonika-artig – im Alltag durchblättert, Überschriften gecheckt, selektiv gelesen, werden mit steigender Not immer mehr der Artikel gelesen; irgendwann locken auch Biowetter und Impressum zum Lesen.

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Abends Fleischpflanzerl (spontaner Einfall: mit Feta gefüllt). Ich wollte, dass alle gleichzeitig fertig wurden und benutzte zwei Pfannen. Die zweite Pfanne stellte sich als untauglich heraus, sie produzierte Fleischpflanzerlgröstl. Dazu aus dem Ofen Butternutkürbisscheiben.

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Ein Dominik-Graf-Polizeiruf: Nach der positiven Überraschung vom Vorabend nun eine Enttäuschung, die reichlichen Anspielungen an Guttenberg rissen das nicht raus. Das gute Drehbuch stammte von Sathyan Ramesh, das gestrige von Günter Schütter. Werde ich mir merken, beide Namen.

Wandern im Trüben

Sonntag, 29. September 2013

Meine Wanderschuhe habe ich inzwischen wieder. Sie erinnern sich: Die Sohle hatte sich am Anfang der Wanderung vor drei Wochen innerhalb von anderthalb Stunden aufgelöst, was aber, wie mir viele nette Menschen im Internet erklärten, eine völlig übliche Erscheinung bei allen Marken ist. Die Hersteller erklären das mit mangelnder Nutzung der Schuhe, was bestimmte Prozesse im Material auslöse. Selbst einige Sportwanderer verweisen auf Selbstschuld, man müsse ihre Ausrüstung halt pflegen. Ich bin weiterhin fassungslos über dieses eingebaute Sicherheitsrisiko und stelle mir vor, auch auf mein Paar Schlittschuhe im Keller, das ich nur alle paar Jahre nutze (wenn nämlich winters ein großer See schön glatt zugefroren ist), könnte ich mich nicht verlassen.

130928_Wanderschuhe

Ebenfalls auf Tipps der netten Menschen im Internet habe ich die Schule neu besohlen lassen. Das ging sehr flott, nach nicht mal zwei Wochen kamen meine Wanderschuhe zurück. Wobei mir zwei Umstände auffallen: 1. Die neue Sohle ist nur halb so dick wie die alte; ich gehe davon aus, dass die zerbröselnde blaue Schaumschicht fehlt. 2. Die beigelegte Pflegeanleitung beschreibt detailreich, wie ich das Oberleder in Schuss halte, erwähnt aber die Sohle und auch nur die Möglichkeit einer Selbstzerstörung mit keiner Silbe. Auf die angeblich unabdingbare regelmäßige Nutzung der Schuhe finde ich keinerlei Hinweis.

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Auch die gestrige Wanderung aus Wandern mit dem MVV mit dem Mitbewohner war ein Erlebnis – allerdings mit einigen Schattenseiten. Zunächst ganz buchstäblich: Der angekündigte Sonnenschein blieb völlig aus, der Hochnebel verdüsterte Landschaften und Aussichten so sehr, dass die Autos den ganzen Tag mit Licht fuhren. Letzteres bekamen wir deshalb so konsequent mit, weil die mit 20 Kilometer Länge und 5 Stunden Dauer angekündigte Strecke zu vier Fünfteln auf Straßen entlang führte – nicht meine liebste Wegart auf Wanderungen. Zu kräftigem Fluchen brachte mich aber erst eine Baustelle, die uns im letzten Drittel an der Überquerung der Garmischer Autobahn hinderte: Statt den Rückweg im schönen Loisachtal zu beenden, wurden wir zum einen zu einem Umweg, zum anderen auf die Bundesstraße gezwungen. Nach den resultierenden sechs Stunden meist strammen Marsches waren wir, wie man in meiner Familie sagt, fetz’nhie. Die letzten 200 Meter zurück in München von der Straßenbahnhaltestelle zur Wohnungstür bestanden aus einem abwechselnden “Trag mich!”, “Trag du mich!”.

Doch auch diesmal waren es Ausblicke, Landschaften, Details in Örtchen und Tierbegegnungen, die es das Ganze wert machten.

Wolfratshausen empfing uns zu meiner Enttäuschung mit demselben trüben Himmel, den ich schon in München bedauert hatte.

130928_2_Wolfratshausen

Die Vielfalt an Untergöttern, auf die der Katholizismus zurückgreift (und sie “Heilige” nennt, um weiter als monotheistische Religion zu gelten), scheint unerschöpflich. Dieser hier hat wohl mit dem Wirtshaus Flößerei zu tun, an dem er hängt.

Auf dem Loisachweg stießen wir auf ein eher neues, und doch ganz traditionelles Marterl mit Spruch:

Hoit staad und tua vaheb’n
Du hast net s’ewig Leb’n
Dir schlagt a amoi de letzte Stund
sowia an Hermann mit seim Hund
de zwoa hat – lass Dir’s sag’n
an dera Stell der Blitz derschlag’n

Oberbayerisches Idyll1 in Gelting:

130928_23_Gelting

Besonders schmuckes Feuerwehrhaus:

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An der Loisach hatten wir schon zwei Kormorane auffliegen sehen, hinter Gelting ging die Tierschau richtig los:

130928_29_Reiher

Links nicht im Bild: ein Schild zur “Ziegelei” (Kalauer bitte selbsttätig einfügen).

130928_32_Ziegen

Um einen Hof in Unterherrnhausen, der als Zulieferer für Andechser Ziegenmilch ausgeschildert war, gab es Viecher herdenweise: Neben den Ziegen auch Gänse und Truthühner. Letztere interessierten sich für uns noch deutlich mehr als wir für sie – als ich stehenblieb, um sie zu fotografieren, galoppierten sie mit erstaunlicher Geschwindkeit an den Zaun und sammelten sich dort piepsend.

130928_42_Unterherrnhausen

Der Weiler Adelsreuth:

130928_38_Adelsreuth

Vor und hinter Eurasburg:

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130928_47_Eurasburg

In Berg ein hinreißender Holzsaubriefkasten:

130928_51_Berg

An der Bundesstraße hinter Achmühle (wegen der Baustelle kamen wir nicht durch den Ort) ein weiteres traditionelles Marterl, dieses aber schon von 1932 (“Josef Schormayr verunglückte beim Milchtransport tödlich”) und nicht mal gereimt.

Endlich saßen wir in der Flößerei – einem sorgfältig und kreativ renovierten alten Haus mit modernen Elementen. Wenn halt nur das Essen mithalten könnte. Es wird kein Zufall sein, dass das Lokal bei allen drei Besuchen in den vergangenen zwölf Monaten fast leer war, und das obwohl es ideal liegt und wir immer zu Hauptausflugs- und -essenszeiten hereinkamen.

Wenn die Speisekarte zum Rindergulasch Bandnudeln ankündigt, gehe ich davon aus, dass diese frisch gekocht werden – doch sie waren mit Butter aufgewärmt und stellenweise hart. Eine Richtung, die auch die Bissfestigkeit des Fleisches vom lokalen Angusrind nahm. Gewürzt und abgeschmeckt war das Gulasch aber sehr fein. Mit seinem Schweinsbraten war der Mitbewohner zufrieden, doch auch dieser kam verdächtig schnell auf den Tisch.

§

Trotz der eingangs aufgezählten Unbillen wollen wir mehr von diesem Wandern, idealerweise noch in dieser Saison. Zum Beispiel über ein Wochenende, mit Anreise im Zug am Freitagabend. Haben Sie, werte Leserinnen und Leser, Tipps, wo es sich von München aus gut erreichbar an einem Wochenende wandern lässt, ohne dass man für Anreise oder Wanderbeginn ein Auto benötigt? Richtige Berge sind dabei weniger das Unsere, doch auf und ab darf es schon gehen. Bayrischer Wald vielleicht? Allgäu?

  1. Hatte zunächst “Odyll” vertippt – hiermit die Bezeichnung für Romantik in intensiv bewirtschafteten Dörfern. []

Journal Samstag, 31. August 2013 –
Aying nach Kirchseeon (plus Karamell)

Sonntag, 1. September 2013

RAUS! Für den gestrigen Samstag war schönes, mildes Wetter angekündigt, das wollte ich dringend in einem schönen Draußen verbringen, am liebsten südlich von München mit potenziellem Alpenblick als Kulisse. Freitagabend hatte ich wieder in meinem Büchl Wandern mit dem MVV geblättert, immer längere Touren waren mir attraktiv erschienen. Die Entscheidung fiel auf die 24 Kilometer von Aying über Kastenseeoner See und Steinsee nach Kirchseeon (der Mitbewohner ist mir noch eine Erklärung dieser eigenartigen Wortbildung schuldig).

Aying war ganz bezaubernd, sicher nicht nur dem goldenen Morgenlicht geschuldet. Und die Wanderung gefiel uns insgesamt sehr gut. Doch wieder hatten wir in diesem Wandern mit dem MVV von 1997 eine unzuverlässige Beschreibung erwischt (hier fast wörtlich nachzulesen). Zweimal war ein angegebener Weg nirgends aufzufinden, auch nicht auf dem Kartenmaterial in des Mitbewohners Tablet: Das, was dem “Feldweg am Waldrand” nach Schlacht am nächsten kam, war eine schmale Autostraße, stark von Radlern frequentiert. Und von Schlacht aus war der “Feldweg zum Waldrand (Fuchsberg)” schlicht nicht existent. Das führte zu einigen wilden Durchquerungen von Wiesen, Feldern und Gebüsch, bis wir uns wieder auf Wanderwegen befanden (die Bundesstraße wollten wir dann doch nicht entlanglaufen). Ohne das Tablet des Mitbewohners mit seinem GPS wären wir aufgeschmissen gewesen.

Da trifft es sich, dass der MVV (Münchner Verkehrsverein) gerade eine “Freizeit App” herausgebracht hat, die genau solche Wanderungen erleichtern soll und auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht. (Beim Versuch, die angebotenen zusätzlichen Karten zu laden, hängte sie sich allerdings gleich mal auf.)

Wir gingen durch sonnengesprenkelten Mischwald, zwischen bereits umgegrabenen Feldern, sahen beim Heuwenden zu, schreckten versehentlich einen jungen Rehbock auf, entdeckten über uns zweimal einen mächtigen Greifvogel (Mäusebussard? sein Ruf klang zumindest so).

In Oberseeon stand ein Tischerl vor einem Anwesen, darauf eine Schale mit Birnen und ein Zettel, dass das Stück 20 Cent koste. Darauf hätten wir schon Lust gehabt, nur überhaupt kein Kleingeld dabei. Kaum waren wir ums Anwesen gebogen, sprang ein Kind herbei uns bot uns Birnenschnitzen an. Sie schmeckten wunderbar, und wir erklärten unser Dilemma. Aber auf einen Schein könne man doch herausgeben, argumentierte das geschäftstüchtige Kind, rief ein anderes Kind herbei und bat um Wechselgeld. Das dauerte dann allerdings so lange, dass wir nicht nur ein wenig Smalltalk machten (wie laufen die Geschäfte denn so? habt ihr auch noch andere Obstbäume?), sondern ich mir auch vorstellte, dass das andere Kind gerade sämtliche Geldbeutel und Sparbüchsen im Haus nach Kleingeld durchschüttelte.

Den Steinsee nutzte der Mitbewohner für ein kühlendes Fußbad; er hatte sich ein wenig in der Schuhwahl vertan. An der Badestelle, die mir Ilse vor zwei Jahren gezeigt hatte, stellte er sich ein paar Minuten ins Wasser – umgeben von wechselnden Schwimmerinnen und Schwimmern, die mit dem Rad ankamen, eine Runde schwammen, sich abtrockneten und umzogen, um wieder fortzuradeln, und die einander alle zu kennen schienen.

Schlimm war der Anblick auf der Straße hinunter nach Moosach: Eine Radlerin war böse gestürzt, ihr Begleiter versorgte sie gerade, ein Autofahrer hatte angehalten und eben Hilfe angerufen. Ich brachte der Verletzen ihre Sonnenbrille, die mitten auf der Straße lag, konnte zumindest dem Begleiter auf seine Bitte seine Fahrradtasche bringen. Doch als uns versichert wurde, dass wir nichts weiter tun konnten, wanderten wir weiter. Ich bin immer noch unschlüssig, ob es richtig war, den sicher auch ganz schön erschütterten Begleiter da beim Wort zu nehmen. Wirklich tun konnte ich sicher nichts, aber hätte ich besser mit beruhigendem Gemurmel, Dasein, Handhalten und für alle Fälle dabeibleiben sollen?

Bis hinüber nach Kirchseeon, vorbei am Gut Deinhofen war das insgesamt dann doch eine spürbar weite Strecke, die mich daran erinnerte, dass mein Kreuz noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Und dass ich bei über vier Stunden Marsch das nächste Mal meinen Füßen zuliebe meine sensationell bequemen Wanderstiefel tragen sollte. Die letzte Stunde spürten wir nämlich beide deutlich unsere Knochen und unsere Füße, machten mehr Pausen, phantasierten vom Einkehren in einer Kirchseeoner Wirtschaft (Mitbewohner: “Das Ziel ist das Ziel!”).

Aying, das große gastronomische Anwesen der Brauerei

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– inklusive Kegelbahn.

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Egmatinger Forst

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Kastenseeon

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mit Schabrackentapirrindern.

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Holz

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Oberseeon

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Moosach

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Beim Gut Deinhofen

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§

Daheim einen gestürzten Zwetschgenkuchen gebacken.

Wollen Sie mir verraten, wie Sie aus Puderzucker Karamell bekommen?

Karamell mache ich, seit ich ein Kind war. Ernsthaft: Flan gehörte zu unseren Familienstandards, und ich esse ihn auch heute noch für mein Leben gern. Karamell mache ich immer so: Ganz normalen Zucker mit ein bis zwei Esslöffeln Wasser (je nach Zuckermenge) erhitzen, hin und wieder umrühren, aufpassen, dass er nicht zu dunkel wird, verwenden.
Dieses Rezept wollte, dass ich dafür Puderzucker erhitze. Nun, ich lerne gerne neue Methoden. Doch mit dieser scheiterte ich. Zweimal. Die unterste Schicht des Puderzuckers im Topf wurde auch bei geringer Hitze bereits bräunlich, während die obere noch trocken war, und wenn ich umrührte, ergab sich eine krümelige Schweinerei, die nicht im geringsten schmolz, sondern lediglich immer härter wurde.

Erster Versuch, bereits im Einweichen zur Topfreinigung.

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Zweiter Versuch.

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Mehr als 300 Gramm Zucker wollte ich wirklich nicht in Müll verwandeln, also kehrte ich doch wieder zu meiner gewohnten Methode zurück.

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Der Kuchen selbst wurde ausgesprochen köstlich, mit dem wunderbaren Teig (ich verwendte Walnüsse statt Pekan) will ich unbedingt auch noch anderes tun.