Journal Mittwoch, 13. Juli 2022 – Feierabend im Gans am Wasser

Donnerstag, 14. Juli 2022 um 5:35

Im Mondschein geschlafen: Ich hatte die Rollläden nicht herabgelassen, um den Sommerabendhimmel vom Bett aus anschauen zu können. Und da ich ja eh in der Nacht mindestens einmal aufwachen und aufstehen würde, konnte ich das Herablassen gegen Morgenlicht ja nachholen. So war es dann auch: Ich wachte auf – und blickte in den hellen kurz vor Vollmond. Das war sehr schön.

Morgens schaltete die Corona-Warn-App wieder auf rote Kachel: Der Sonntag – nachträglich war ich noch froher, dass ich drinnen durchgehend Maske getragen hatte. (Teste weiter negativ, symptomfrei bin ich eh).

Morgens war der Schwindel wie immer weg. Sonniger und angenehm kühler Weg in die Arbeit unter wolkenlosem Himmel.

Den Vormittag verbrachte ich mit heftigem Korrekturlesen.

Mittagessen war Birchermuesli mit Soja-Joghurt (ich hatte schon vergessen, wie gut der mir schmeckt – nicht statt echtem Joghurt, sondern auch), Pflaumen und Pfirsiche.

Nachmittags mehr Korrekturlesen der sehr anstrengenden Art (u.a. Quellenverzeichnisse), dazwischen Online-Besprechungen. Abschließend war ich gründlich erledigt.

Der Feierabend kam ein wenig später als geplant. Ich war im Westpark im Gans am Wasser verabredet, hatte vorher dort noch eine Runde lesen wollen. Jetzt kam ich lediglich pünktlich. Doch zum ersten Mal erwischte ich einen freien Tisch direkt am Teich, sah darauf Enten, darin Fische – und eine der Wasserschildkröten hervorlugen.

Es gab einen veganen Dönerteller mit Seitan, Grillgemüse, Humus, Couscous, Salat, düber Mango-Curry-Dressing. Und ein ganz ausgezeichnetes Rhabarber-Schorle.

Der Himmel hatte sich über den Nachmittag immer stärker bewölkt, es war schwül geworden. Auf dem Heimweg zu Fuß färbten sich die Wolken zudem immer dunkler, ein Gewitter wäre durchaus recht gewesen.

Zu Hause Schokolade zum Nachtisch, Lesen auf dem Balkon. Zu Bett bei bewölktem Himmel und mit neuem Buch: Hannah Gadsby, Ten Steps to Nanette: A Memoir Situation.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 12. Juli 2022 – Schwindelablenkung

Mittwoch, 13. Juli 2022 um 6:29

Im Grunde hatte ich seit dem Vortag durchgearbeitet: Als eine der letzten Aufgaben war am Montag die Bitte um eine komplizierte Terminfindung eingelaufen, die ich zwar auf gestern schieben konnte (weil die Beteiligten ohnehin nicht mehr erreichbar waren), die mich aber seither belastete und im Hinterkopf arbeitete.

Entsprechend bedrückt ging ich durch einen milderen Sommermorgen in die Arbeit, freute mich weder an den Mauerseglern, die schrillend in Banden über den Himmel schossen, noch am Sommerlicht. Zumindest fiel mir durch dieses Arbeiten im Hinterkopf ein strukturiertes Vorgehen ein, mit der ich die Aufgabe anpacken konnte. Das tat ich im Büro gleich nach Teekochen und kam einen ersten Schritt voran.

Der Vormittag war wieder von Korrekturlesen belegt (so weit darf ich über Berufliches schreiben).

Mittags gab es Pumpernickel mit Butter und Flachpfirsiche.

Nachmittags gab’s Schwindel, der mir die Laune vermieste.

Dafür wurde das Wetter freundlicher. Ich versuchte ein Stück schwarze Schokolade gegen den Schwindel (die muss wirklich weg, ist schon ganz staubig-bröslig). Half nicht.

Auch die Sonne half nicht: Auf meinem Heimweg war mir schwindlig und düster. Und wissen Sie, womit ich mich von der Düsternis beim Gehen mit gesenktem Kopf abhielt: Indem ich darüber nachdachte, war ich am nächsten Tag anziehen würde. Andere rufen sich auswendig gelernte Gedichte ins Gedächtnis oder spielen im Kopf Schachpartien nach. Ich hingegen wäge intensiv ab, ob ich am warm bis heiß angekündigten Mittwoch mit möglicher Draußenverabredung am Abend eher die rote Tunika als Kleid trage (habe herausgefunden, dass sie mir so auch zwei Nummer zu groß an mir gefällt) oder die alte cremeweiße als Kleid ausprobiere. Und welche Schuhe ich dazu tragen könnte. So.

Nach einem Jahr war unser Topf mit Münzen trotz mehrheitlicher Kartenzahlung voll geworden (wir leeren abends immer unsere Geldbörsen hinein, ein ordentlicher Teil unserer Urlaubskasse), ich brachte die Münzen zu meiner Bank. Anschließend Abstecher zum Rewe, um unsere Süßigkeitenvorräte aufzufüllen.

Daheim hatte ich keine Lust auf Yoga weil Schwindel, also brach ich gleich mit Herrn Kaltmansell (dem ebenfalls schwindlig war) zum Abendessen auf: Wir landeten im Schnitzelgarten, diesmal schafften wir beide nur die Hälfte unserer Schnitzel und packten uns die andere Hälfte ein.

So war daheim noch Platz für Schokolade.

Im Bett Mely Kyiak, Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an ausgelesen: Ein sehr schönes Buch, später mehr dazu.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 11. Juli 2022 – Montage sind selten interessant

Dienstag, 12. Juli 2022 um 6:24

Wieder ein kalter Morgen, ich spazierte in langen Hosen, festen Schuhen und mit Jacke unter bewölktem Himmel in die Arbeit.

Im Büro ordentlich Tempo: Ich musste ausgiebige Korrekturarbeiten mit Online-Besprechungen vereinbaren. Und ich musste die gekippten Fenster schließen, weil mich sonst fror.

Mittags Apfel, Quark mit Joghurt, Pfirsich.

Nachmittag mit Kuriositäten. Die mir leider zum Teil schlechte Laune machten.

Auf dem Heimweg, es war immer noch düster, aber etwas milder, kaufte ich eine Runde beim Vollcorner ein, unter anderem Plattpfirsiche und schwarze Pflaumen.

Daheim Yoga (es wird nicht interessanter), Herr Kaltmamsell servierte als Abendessen Ernteanteil-Zucchini in gebratenen Scheiben und Ernteanteil-Karotten mit Linsen auf türkische Art. Zum Nachtisch gab es erst mal Pfirsiche und Pflaumen, die nach dem Transport wegmussten (mir ist schon klar, warum Supermärkte kein wirklich reifes Obst verkaufen), Schokolade.

Die Nachrichten sind dominiert von der Energiekrise: Der anhaltende russische Angriff auf die Ukraine hat die Abhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland entlarvt. Und während schon vorher die Energiepreise schmerzhaft steil gestiegen waren, wächst jetzt die Angst vor Energiemangel in der nächsten Heizperiode. Stellt sich heraus, dass die ausgebremste Energiewende (und mir hämmert im Hinerkopf, dass die Expert*innen der Vereinten Nationen seit Jahrzehnten dezentrale Energieversorgung als beste Lösung für die Zukunft berechnet hatten, also das als Energiequelle zu verwenden, was vor Ort reichlich vorhanden ist, sei es Sonne, Wasser oder Wind, aber auch Speise-Altöl oder Palmöl im Großdiesel-Generator, schon lange wurde Geothermie als weitere brauchbare Quelle erforscht) nicht nur wegen der Klimakatastrophe eine wirklich nützliche Priorität gewesen wäre.

Empfehlung derzeit für Bürger*innen: Geld zurücklegen für bis zu mehrere Tausend Euro Nachzahlungen an Energielieferanten fürs laufende Jahr.

§

Ich hatte ja nicht gedacht, dass ich die Schwarzmann Martina NOCH mehr lieben könnte.

https://youtu.be/i7LYyQBkdrs

Dieser Pragmatismus gewürzt mit Schabernack: Würde in größerer Verbreitung ganz sicher die Welt verbessern.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 10. Juli 2022 – Generalversammlung Kartoffelkombinat

Montag, 11. Juli 2022 um 6:30

Gut geschlafen, von Weckerklingeln aufgewacht. Wecker weil Pläne: Gestern trafen wir uns zur diesjährigen Generalversammlung unserer Genossenschaft Kartoffelkombinat. Nach zweimal Corona-Pause (vergangenes Jahr im Herbst war die Infektions-Inzidenz gerade so hoch, dass um spärliche Teilnahme an der Präsenzveranstaltung sogar gebeten wurde) freute ich mich sehr darauf, Vorstand und Aufsichtsrat mal wieder zu sehen und Informationen aus erster Hand zu bekommen. Wobei ich mich durch den wöchentlichen Newsletter Kartoffeldruck und die Info-Mails außer der Reihe immer nah dran fühle.

Herr Kaltmamsell fühlte sich nach seiner durchaus milden Corona-Erkrankung immer noch nicht fit genug, wollte lieber jederzeit die Möglichkeit haben sich hinzulegen. Zum Ausgleich hatte er den Beitrag fürs Mittagsbuffet beigesteuert: Spanische Tortillas (es waren vegetarische Speisen erbeten worden, die sich auch ohne Teller essen lassen – Tortilla-Würfel auf Zahnstochern passten zum Profil).

Diese brachte ich am kühlen Morgen mit der Tram zur MUCCA-Halle im Kreativquartier Schwere Reiter. Wir waren ein übersichtliches Grüppchen Genossenschaftler*innen: Von den derzeit um die 2000 Kartoffelkombinat-Haushalten waren etwa 90 Menschen gekommen.

Schon im Pflichtteil Lagebericht und Bilanz (oben Vorstand und Mitgründer Daniel Überall, hinter ihm Vorständin Jana Hohberger), sowie Bericht des Aufsichtsrats (die Reihe links) hörte und sah ich viel Interessantes über das Geschäftsjahr 2021, in dem 86.000 (!) Ernteanteile gepackt und ausgeliefert worden waren (an derzeit 130 Verteilpunkte in der Stadt und im Umland). Zum Lagebericht gehört auch die Risikobewertung: Wenig Wunder kamen als Risiken zur Sprache Personalstand (von den 14.000 Menschen, die Deutschland-weit jährlich eine Ausbildung zu einem Gärtnereiberuf beginnen, entscheiden sich nur 400 für die Richtung Gemüsegärtnerei), die Rahmenbedingungen Preisanstieg, Lieferschwierigkeiten (z.B. für dringend benötigtes Gerät) – und natürlich der Klimawandel, der halt keineswegs nur bedeutet, dass wir mit höheren Temperaturen und Trockenheit rechnen müssen, sondern mit mehr Extremen und Unwägbarkeiten (Beispiel: als wir 2021 erstmals Mulchen gegen drohende Trockenheit einsetzten, gerieten wir ausgerechnet in ein besonders regenreiches Jahr). Vorstand Daniel folgerte daraus, dass wir in der Planung künftig deutlich flexibler werden müssen, uns immer wieder auf veränderte Gegebenheiten einstellen – zumal wir in dieser Anbaugenossenschaft Pioniere sind und auf wenig vorhandene Erfahrungen zurückgreifen können (will heißen: wir müssen unsere Fehler selbst machen).

Die Formalien gingen problemlos durch: Beschlussfassung über die Ergebnisverwendung, Entlastung des Vorstands, Entlastung des Aufsichtsrates.

Mittagspause mit Buffet im Hof. Appetit hatte ich keinen, doch ich genoss sehr den Sonnenschein, der immer wieder zwischen den Wolken herauskam: Er musste mich bei diesem Frieren im Juli wärmen.

Nachmittags wurde es richtig spannend: Die Planung für 2022 wurde vorgestellt. Diesmal sprach nicht nur der Vorstand, sondern ließ die Verantwortlichen für die einzelen Bereiche von den verschiedenen Anbaubereichen über Packen bis Logistik und Verteilpunktpflege zu Wort kommen, anschließend berichteten die Arbeitsgruppen der Genossenschaftler*innen.

Derzeit stehen 40 Menschen auf der Gehaltsliste unseres Kartoffelkombinats – wir sind wirklich gewachsen. Und deswegen freute mich umso mehr, dass endlich der Bauantrag für die zweite, dringend benötigte Halle in unserer Gärtnerei in Spielberg durch ist! Geplant ist (wir erinnern uns: Klimakatastrophe) auch ein Regenrückhaltenbecken, das uns weniger abhängig vom sinkenden Grundwasser für die Bewässerung macht; für das wurde aber erst der Antrag eingereicht.

Unsere Gärtner*innen (davon drei frisch geprüfte Meister*innen) berichteten von zwei erfolgreich geprüften Azubis, drei neu eingestellten, aus dem Maschinenpark, aus den Gewächshäusern, von Überlegungen zu Fruchtfolge und Düngung. Schlecht sieht es mit unserem Apfelgarten aus, den wir vor zwei Jahren übernommen haben: Die Bäume haben Diplodia, Schwarzen Rindenbrand. Derzeit ist die Zukunft des eigenen Apfelanbaus ungewiss, heuer aber wird die Ernte der 20 Sorten super (nachdem sie 2021 durch Frost fast ausfiel).

Es stellten sich auch Arbeitsgruppen vor, darunter die neue AG Mitmachen, die AG Gemeinwohlökonomie, AG IT, AG Bier (es gibt bald einen Sud 2) – und die Arbeitsgruppe, die vergangenes Jahr die Website und App “Meine Gemüseküche” live schaltete. Wenn Sie gerne mit Gemüse kochen, empfehle ich einen Klick auf den Link: Dahinter finden sich nicht nur Rezepte, sondern auch Hintergründe zum und Lagerungstipps fürs Gemüse.

Mittlerweile war es drei durch, und bei aller wieder neu entfachten Begeisterung für diese im Grunde wahnwitzige Unternehmung (Aufsichtsrätin Christa Müller hatte eingangs das Kartoffelkombinat soziologisch eingeordnet und es eine Antwort auf den “Transformationsbedarf” genannt) – war auch ich durch. Ich wankte zur Tram und ließ mich heimfahren.

Kurz vor vier Frühstück: Honigsemmel, Käse, Pfirsich mit Dickmilch.

Nachmittagsprogramm: Bügeln, alte Zeitungen/Magazine auflesen, Elterntelefonat, eine Runde Yoga. Das Abendessen hatten wir eigentlich im Biergarten geplant (Hirschgarten), doch dafür war es mir einfach zu kalt. Herr Kaltmamsell bereitete die Agretti aus Ernteanteil zu einem köstlichen Nudelgericht (ungefähr so, gestern allerdings plus einer getrockneten Chili).

Satt wurde ich dann mit dem restlichen Käsekuchen. Abends traf auch die angekündigte E-Mail des Kartoffelkombinats ein, die den Zugang zur frisch gestarteten Online-Plattform Kartoffelkombinat-Community enthielt: Sie wurde von der AG IT programmiert und löst das bisherige Forum ab.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 9. Juli 2022 – Isarlauf auf selteneren Wegen

Sonntag, 10. Juli 2022 um 7:53

Eine miserable Nacht, unter anderem war sehr wahrscheinlich der abschließende Espresso eine schlechte Idee. Außerdem Kater-Kopfweh, als hätte ich deutlich mehr als einen Aperitif und zwei Gläser Wein getrunken. (Immer das Damoklesschwert, die Migräne könnte nach fast zwei Jahren zurückkommen.)

Nach Morgenkaffee und Bloggen (für Balkon war es deutlich zu kalt) fühlte ich mich immer noch elend: Ich legte mich nochmal hin. Anderthalb Stunden später war ich fit und schmerzfrei. Außerdem war die Sonne herausgekommen und wechselte sich mit Wolken ab, ich freute mich sehr auf einen Isarlauf – in neuer Hose und mit neuem Lauf-BH.

Dazu radelte ich nach Thalkirchen zum Tierpark und lief von dort nach Pullach – allerdings nicht meine übliche Strecke, sondern auf schon lang nicht mehr genutzten Wegen.

Gefräßige Insekten oder Hagel?

Ich lief anderthalb Stunden ohne Schmerzen und freute mich an der Sonne, die neue Sportkleidung erfüllte ihren Zweck hervorragend – auf den letzten paar hundert Metern schlüfte ich sogar aus dem Shirt und ließ die Sonne auf meinen nackten alten Bauch scheinen, Mutprobe! Die ursprünglich angepeilte und interessantere Strecke über kleine Pfade durch die Bäume und über Stock und Stein musste ich allerdings meiden: Sie war deutlich hörbar von Geländeradlern belegt.

Kurzes Dehnen am Tierpark, dann radelte ich zurück. Semmel-Stopp bei einem Bäcker Wimmer.

Zum Frühstück gab’s eine Käsesemmel und reichlich Käsekuchen.

Ich machte mich auf eine Einkaufsrunde in der Innenstadt für eine Ergänzung unserer Hausbar: Im Kaufhaus am Marienplatz (in dem gerade heftig umgebaut wird) erstand ich endlich anständige Tumbler (gab es in diesem Haushalt der eigentlich passenden Gläser für alles noch nie) und Longdrink-Gläser im selben Design (der Bestand war über die Jahre weggebrochen). Wenn ich schon mal in der Gegend war, sah ich nach gutem Obst beim Eataly: Es wurden Pfirsiche.

Gemütlicher Nachmittag daheim mit Zeitunglesen. Für Sitzen auf dem Balkon war es aber wieder zu kühl.

Abendessen Rote-Bete-Risotto (Ernteanteil, von Herrn Kaltmamsell selbst erfunden).

Nachtisch Käsekuchen.

§

Die politischen Analysen von Fintan O’Toole finde ich immer interessant, diesmal nimmt er (mal wieder) Boris Johnson auseinander:
“Boris Johnson has vandalised the political architecture of Britain, Ireland and Europe”.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 8. Juli 2022 – Wochenendfeiern vorm Romans

Samstag, 9. Juli 2022 um 8:30

Wieder gut geschlafen, hätte gerne länger sein dürfen.

Draußen war es kalt, Jacke-Socken-Schnürschuhe-kalt. Und düster, ich musste schon sehr auf die Wettervorhersage und ihre sonnigen 24 Grad am Nachmittag vertrauen, um mich weiter auf den reservierten Draußentisch fürs Abendessen zu freuen.

In der Arbeit viel Korrekturlesen wenig spannender Texte.

Als Mittagessen Gurke, Pumpernickel mit Käse, Kefir.

Am Nachmittag fiel mir das Korrekturlesen immer schwerer, ich verschob den Rest auf einen konzentrierteren Vormittag und arbeitete anderes weg.

Pünktlicher Feierabend, um das Wochenende ausführlich beginnen zu können.

Wie angekündigt war das Wetter heiter geworden, auch ein wenig milder. Ich spazierte über einen Umweg durch den Westpark nach Hause.

Westpark Blick auf Lokal Gans am Wasser

Auf dem noch unverbauten Teil der Theresienwiese war ein Rettungshubschrauber gelandet, wie wir sie in unseren ersten Jahren in München auf der Kreuzung vorm Balkon niedergehen hatten. Wie viele andere blieb ich stehen und sah ihm beim Abheben zu.

Zu Hause stellte ich den Käsekuchen nach Buddenbohm fertig, während der Backzeit gab’s eine Runde Yoga.

Der Käsekuchen erwies sich als ausgesprochen überambitioniert.

Fürs Abendessen hatte ich im Romans mit seinem wunderschönen Außenbereich reserviert, den Aperitiv nahmen wir noch daheim:

Calvados-Tonic (nach einem Tipp auf Twitter): Sehr gut, und das Tonic Water Aqua Monaco erwies sich als perfekte Kombi.

Mit Herrn Kaltmamsell nahm ich eine U-Bahn zum Rotkreuzplatz, im Garten des Romans saß es sich wie immer wunderschön – mit Jacke war es auch nicht zu kalt.

Als Vorspeisen gab es gegenüber gegrillten Oktopus auf Kurkuma-Kartoffelpüree mit schwarzen Oliven und Kirschtomaten, bei mir Bresaola-Röllchen mit Ziegenkäse und Walnüssen auf Rucola und marinierten Pfifferlingen (gut, aber sehr mächtig). Das Kärtchen mit QR-Code auf dem Tisch führte zu den Speisen- und Getränkekarten, Gedrucktes gab’s nicht – funktionierte wunderbar.

Als Wein hatten wir uns dazu eine Flasche Soave Classico Ca’ Visco Coffele empfehlen lassen, der sich besonders gut mit meinem Hauptgang verstand:

Seeteufel mit Steinpilzen und Tomaten auf Kartoffel-Rösti und Safransauce. Gut, aber insgesamt zu viel – vielleicht lerne ich in diesem Leben noch, einfach einen Teil übrig zu lassen.

Herr Kaltmamsell hatte Orecchiette mit Lammragout, Steinpilzen und Pecorino Romano.

Endlich kamen wir mal wieder zu einem längeren Austausch: Erlebnisse der Woche, aktuelle und abgeschlossene Lektüren. Statt Dessert gab’s Espresso.

U-Bahn nach Hause (Corona-Inzidenzen steigen, in München derzeit bei über 700 und das bei hoher Dunkelziffer, weil viele Erkrankte keinen PCR-Test mehr machen lassen – gleichzeitig sinkt die Maskendisziplin). Der Käsekuchen hatte sich wieder eingekriegt – das nächste Mal aber vielleicht doch eine 28-cm-Springform (diese hatte 26 cm Durchmesser).

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 7. Juli 2022 – Tofu-Gelüste

Freitag, 8. Juli 2022 um 6:21

Nach zehn Tagen ohne Blutdrucksenker hat mein Blutdruck sich von deutlich zu niedrig auf optimal eingependelt, immer noch unter normal.

Es war deutlich kühler geworden, aber bei bewölktem Himmel immer noch angenehm.

In der Arbeit eine Runde Haarsträubendes, aber die Sträubung ist zu diesem Thema Dauerzustand.

Leider Kreuzweh in den vergangenen Tagen, das beide Hüften mitnimmt, im Grunde den ganzen Unterleib. Keine krankengymnastischen Übungen aus dreieinhalb Jahrzehnten LWS-Geschichte helfen, kein Yoga hilft. (Gibt Schlimmeres.)

Mittags gab es Sahnequark mit Kefir und riesige, wunderbar aromatische dunkelrote Pflaumen.

Nachmittags wurde aus Düsternis immer wieder Regen. Nach Feierabend nahm ich zum Einkaufen eine U-Bahn zum Odeonsplatz und spazierte zum Kaufhof am Marienplatz. Kaufhaus ist super, oben bekam ich Briefumschläge, im Keller Lebensmittel.

Zu Hause gab’s erst mal Yoga, dann bereitete ich den Teig für den fluffigen Buddenbohm-Käsekuchen zu, den ich am Freitag backen werde (Planung ist alles), dann machte ich den Ernteanteil-Salat fürs Abendessen an, mit Ernteanteil-Gurke und zugekaufter Tomate.

Dazu servierte Herr Kaltmamsell Seidentofu nach Immer schon vegan: Katha Seiser hatte mir mit ihrem Tofu-Beitrag im ORF (heute noch in der Mediathek) sehr Lust darauf gemacht.

Ich hatte wieder Vergnügen an der Textur, Eigengeschmack hatte dieser Tofu leider keinen. Sehr gerne nähme ich mal an einer Tofu-Verkostung (unaromatisierte) teil. Das Angebot im Vollcorner ist sehr klein, gibt es in München eine Quelle für verschiedene, handwerklich hergestellte Tofus, am liebsten aus Deutschland oder Österreich? Dafür schmeckte der Salat hervorragend, schon ohne Dressing. Nachtisch viel Schokolade.

Aus England die Nachricht, dass Boris Johnson seinen Rücktritt als Premierminister angekündigt hat, sein Kabinett hatte das durch den Rücktritt zahlreicher Minister*innen erzwungen. Ich wüsste gern, was die Torys und diese Regierungsmitglieder zum Umdenken gebracht hat, denn Johnson hat sich nie verstellt, hat seit Jahrzehnten eine Geschichte von Skandalen und nachgewiesenen Lügen, scherte sich nie um Regeln und Gesetze, unterhöhlte systematisch die demokratischen Fundamente des Vereinigten Königreichs. Er wurde trotzdem unterstützt und gewählt, von Wähler*innen wie von der eigenen Partei. Noch vor wenigen Wochen überstand er ein Misstrauensvorum im Parlament. Was mag wohl vorgefallen sein, dass seine eigene Partei sich jetzt mehr davon verspricht, sich gegen ihn zu stellen als ihn zu unterstützen?

Leider halte ich die UK-Politik für bereits viel zu kaputt, als dass ein Johnson-Rücktritt wirklich hülfe.

§

Camp Catanonia fängt mal wieder die Zeit in einem Text über eigentlich etwas ganz anderes ein:
“Im Restaurant”.

Der Rest des Abends verlief angenehm, auch wenn die Unterhaltungen zurzeit immer in Unangenehmes führen, führen müssen, denn irgendwo lauert zwischen den Diskussionen über die Gründungsdaten nepalesischer Tempel oder die Zuverlässigkeit chinesischer Pilgerberichte über das alte Indien immer eine Infektion, eine Quarantäne, eine Geschichte über Lockdowns, diesmal in Indien (zwei Monate Lockwodn) oder im Gebäude einer Police Academy in Japan (durfte nicht einmal den Balkon betreten in der Quarantäne, wie ein Gefängnis), über Cluster bei Veranstaltungen (diesmal in Frankreich), die dann ihre Spuren über Kontinente ziehen, über die, die an der Pandemie verstorben sind oder an etwas anderem, seit wir uns zuletzt gesehen hatten, und das war eben noch vor der Pandemie (der Sturm in London im Februar 2020, wegen dem du nicht nach Oxford fahren konntest, weißt du noch?); die Pandemie ist immer der Referenzrahmen, bis dann das Nächste kommt, was der Referenzrahmen sein wird.

die Kaltmamsell