Journal Mittwoch, 16. Februar 2022 – Zähne neu gefüllt

Donnerstag, 17. Februar 2022 um 6:18

Die gute Nacht war kurz vor fünf zu Ende, denn statt nach Blick auf den Wecker wieder einzuschlafen, fielen alle möglichen Sorgen über mich her – keine davon echt, sondern alle von einer Tiefenordnung “welche Socken soll ich bloß zu der roten Hose tragen?!”. Das wurde mir schnell zu dumm, ich stand auf und nutzte die Extra-Zeit am Morgen für eine fast doppelte Einheit Bank- und Seitstütz sowie für ein großes Stück Fußweg der Gesamtstrecke zu meinem morgendlichen Termin bei der Zahnärztin (weiße Sneakersocken, übrigens). Bis zum U-Bahnhof Universität marschierte ich und bewunderte die goldene Morgensonne auf historischen Gebäuden der Innenstadt, erst ab dort ließ ich mich fahren.

Brennender Himmel am Morgen.

Mit der Zahnärztin plauderte ich zunächst und erfuhr unter anderem ein wenig über aktuelle Forschung in der Zahntechnik (Frau Doktor ist hier sehr interessiert und engagiert), Zweck meines Termins aber war das Ersetzen von drei Keramik-Füllungen (die Vorgänger aus Amalgam hatten mehrere Jahrzehnte gehalten). Mir wurde eine Aufteilung der Arbeiten auf zwei Termine angeboten, doch ich brachte das lieber gesamt und jetzt hinter mich. Wie erwartet war die Prozedur unangenehm und anstrengend, aber nicht schmerzhaft (man hatte mir eine Betäubungsspritze angeboten, die ich wie immer bei schlichtem Bohren und Füllen abgelehnt hatte), ich ließ mir zur Ablenkung möglichst viel verwendete Technik erklären. Außerdem wurde bei der Gelegenheit ein Abdruck meiner unteren Zahnreihe gemacht (Erdbeergeschmack!), ich brauche ja eine neue Knirschschiene.

Mit nur anderthalb Stunden Verspätung saß ich an meinem Schreibtisch im Büro.

Zu Mittag gab es Pumpernickel mit dick Butter, außerdem Orange.

Nachmittags wieder emotionale Achterbahn dank neuem IT-System. Den Tag rettete eine Einladung per WhatsApp für Samstagabend, jetzt konnte ich mich auf etwas freuen.

Auf dem Heimweg nur ein kurzer Einkaufsabstecher, es setzte gerade der angekündigte Sturm ein. Daheim turnte ich eine interessante Yoga-Folge, die möchte ich wiederholen. Das Abendessen bekam ich wieder serviert, Herr Kaltmamsell hatte ein Khachapuri-Rezept nach Ottolenghi ausprobiert (ich machte ein wenig grünen Salat dazu).

Das Ergebnis schmeckte gut, aber der Teig hatte nichts mit dem Khachapuri zu tun, das wir in georgischen Restaurants zu lieben gelernt hatten. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

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Das hier ist ganz besonders für meine (mitlesenden) Eltern: Eine Schule in St.Jean-de-Luz, der Geburtsstadt von Maurice Ravel, führt seinen Boléro mit Bodytap auf.

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https://youtu.be/JMs8NPElWO8

via Joël

Wenn alles nach Plan läuft, lerne ich St.Jean-de-Luz dieses Jahr im Herbst endlich kennen. (Wir schicken euch eine Karte, Papá y Mamá!)

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 15. Februar 2022 – Arbeitstag hinter mich gebracht

Mittwoch, 16. Februar 2022 um 6:10

Mittelgute Nacht, erholsam genug.

Ich hatte mich mit Herrn Kaltmamsell für Freitagabend vorm langen Faschingswochende (und vor seiner Woche Faschingsferien) zum Essengehen verabredet, wir wollten ein bestimmtes Menü in einem bestimmten Restaurant. Als ich jetzt einen Tisch reservieren wollte, war es zehn Tage vor Termin bereits ausgebucht, auch am Samstag. Ich war sehr enttäuscht (auch wenn mir einfiel, dass ich mich in einem so vollen Lokal wahrscheinlich nicht wohlgefühlt hätte).

Auf dem regnerischen Weg in die Arbeit dachte ich unterm Schirm intensiv nach, welches andere Lokal mich freuen würde. Zum Glück fiel mir eines ein, kurze Rücksprache mit Herrn Kaltmamsell, ich konnte reservieren. Vorfreude wiederhergestellt.

Emsiger Morgen, darunter auch Besprechungen.

Zu Mittag gab es sehr viel von dem vorabendlichen Blaukrautsalat mit Fenchel und Orange, außerdem ein paar Halbtrockenpflaumen.

Nachmittags weiter Emsigkeit, zudem eine Menge Menschliches, ich musste mich entschuldigen.

Kurz vor Feierabend besuchte mich am Schreibtisch eine klassische Stubenfliege und ließ sich auf Unterlagen nieder. Während ich sie darauf hinwies, dass fei erst Februar ist, wollte ich ein Foto von ihr aufnehmen, sie entzog sich dem durch Wegfliegen.

Für den Heimweg brauchte ich keinen Schirm mehr. Ich ging Einkaufen: Lebensmittel, Unterhosen (hatte sehr unterschätzt, wie lange es im Kaufhaus dauern würde, erträgliche Exemplare zu finden), Drogerieartikel.

Als ich eine Straße an einer grünen Ampel kreuzte, fuhr ein wartendes großes Auto mit schwingendem Rosenkranz überm Rückspiegel langsam immer weiter auf den Fußgängerübergang. Ich sah beim Passieren mit hochgezogener Augenbraue ins Innere, woraufhin der Fahrer mich mit obszönen Gesten und Mimik zu beleidigen versuchte. Sicher vom Internet radikalisiert.

Zu Hause eine Runde Yoga, bevor wieder Herr Kaltmamsell das Nachtmahl servierte: Mit Spinat und Gorgonzola gefüllte Ofenkartoffeln, köstlich. Nachtisch viel Schokolade.

Früh ins Bett, um weiter den amerikanischen Krimi von Chris Whitaker, We begin at the end, zu lesen. Ich las länger als geplant – zum einen weil ich wissen wollte, wie es weiterging, zum anderen weil der Roman mit einem schlichten Trick der Erzähltechnik arbeitet: An jedem Kapitelende ein kleiner Cliffhanger, der mich ins nächste Kapitel schubste.

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Alterserscheinungen, die Frauenzeitschriften verschweigen: Schon vor einiger Zeit habe ich festgestellt, dass auch meine Nasenhaare ergrauen.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 14. Februar 2022 – Schneller und kürzester Einsatz als Schöffin

Dienstag, 15. Februar 2022 um 6:36

Schlechte Nacht, ich war wirklich erleichtert, als das Weckerklingeln sie beendete.

Herrlich sonniger Morgen.

Im Büro klingelte überraschend gegen halb neun mein Handy (aber Sie wissen ja, dass auf meinem Handy Klingeln immer überraschend ist): Dran war eine Angestellte des Amtsgerichts, ob ich es einrichten könne, kurz nach Mittag als Schöffin zu kommen. (Es ist schlichter Höflichkeit geschuldet, dass das als Frage formuliert wird: Wenn ich laut Liste als Hilfsschöffin dran bin, bräuchte ich sehr triftige Gründe wie Krankeit oder räumliche Abwesenheit, um der Ladung nicht folgen zu müssen.) Also schnell in der Arbeit Bescheid gegeben und den Tag umgeplant: Ohne Fahrrad würde ich länger zum Amtsgericht brauchen, denn ausgerechnet dorthin ist die Öffi-Verbindung vom Büro aus umständlich.

Mein Arbeitstempo zog schlagartig an, ich musste mangels Nachmittagsstunden gleichzeitig erledigen, was ich sonst hintereinander abgearbeitet hätte und war, fürchte ich, in den zahlreichen Online-Besprechungen des Vormittags nicht 100 Prozent aufmerksam. Meine Mittagspause zog ich vor, über der Tageszeitung aß ich Brot mit Avocado (die sind aber auch aromatisch!), Orange und ein paar Trockenpflaumen. Jetzt ist erst mal Avocado-Pause; die unreifsten aus der Corwdfarming-Kiste hatte ich gleich bei Lieferung in den Kühlschrank gelegt und hole sie einzeln zum Nachreifen heraus.

Mein Einsatz bei Gericht wurde dann mit 20 Minuten allerdings mein kürzester bislang. Es ging um zahlreiche Fälle von Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt (gelernt: so heißt Schwarzarbeit von Seiten des Arbeitgebers, Geschädigte sind u.a. die Krankenkassen), doch die beiden Angeklagten erschienen nicht. Die Richterin sprach mit Staatsanwaltschaft und (Pflicht-)Verteidigung, ordnete dann Haftbefehl nach §230 StPO an (im Gerichtssaal schnell mitgeschrieben und später nachgeschlagen).

Zurück in die Arbeit ging ich raschen Schrittes zu Fuß, diese halbe Stunde war unwesentlich länger als das Rumgeeier mit Öffentlichen Verkehrsmitteln. Währenddessen zog der Himmel zu, es war kühlschwül.

Am Schreibtisch nochmal ordentlich was weggearbeitet: Das neue IT-System ließ mich endlich auf ein paar dringend nötige Funktionen zugreifen, ich kam wichtige Schritte vorwärts. Auf dem Heimweg gab es genug Wolkenlöcher, die mich den fast vollen Mond sehen ließen.

Zu Hause eine ausführliche und wohltuende Runde Yoga, anstrengend aber sicher.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell restliche Linsen mit Spätzle vom Sonntag, dazu einen köstlichen Salat aus dem Ernteanteil-Blaukraut mit Fenchel und Orange. Früh ins Bett, weil ich neue Lektüre begann: Chris Whitaker, We begin at the end.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 13. Februar 2022 – Kalter Isarlauf in Sonne, flexibles Brauchtum

Montag, 14. Februar 2022 um 6:19

Nachts oft aufgewacht, aber jedesmal wieder schnell eingeschlafen. Zu einem herrlichen Morgen aufgestanden.

Beim Schwimmen am Samstag war ich so oft mit dem rechten Ellbogen auf das Bahnentrenn-Plastik gedotzt, dass ich dort nicht nur einen blauen Fleck hatte, sondern auch den Arm nicht auf die Stuhllehne legen konnte. Dennoch gemütlicher Morgen.

Für meinen Isarlauf nahm ich eine U-Bahn zum Odeonsplatz und lief über Hofgarten und Englischen Garten an die Isar. Blöderweise begannen meine Waden schon nach 15 Minuten zu verhärten und zu schmerzen; ich beschloss sie zu ignorieren und weiterzulaufen, so lange der Schmerz erträglich war. Tatsächlich wurde er nicht viel schlimmer, ich lief meine anderthalb Stunden, wenn auch nicht ganz locker. Obwohl ich Sonnenbrille trug, blendete mich das Licht auf dem Rückweg, ich sah nicht allzu viel. Meine Referenz-Krokuswiese steuerte ich allerdings so gezielt an, dass sie mir nicht entging und ich vermelden kann: Ist bereits in Betrieb!

Es war bei aller Sonne ziemlich kalt, umso erstaunter war ich, dass fast alle anderen Joggerinnen und Jogger Mützen- und Jacken-los unterwegs waren, einige mit nackten Beinen. Bin ich dann doch so empfindlich?

Nach ausgiebigem Schlussdehnen (das meine Waden erfahrungsgemäß nicht beeindruckt, ich werde mindestens zwei Tage für diese Laufrunde zahlen müssen) nahm ich die Tram vom Isartor nach Hause.

Nach dem Duschen machte ich erst mal den Teig für Sauerteig-Cracker, um den gesammelten alten Sauerteig im Kühlschrank loszuwerden, dann kochte ich Custard (mit original Bird-Pulver) zum Apple Pie, britisch-amerikanische Freundschaft. Apfelkuchen mit Vanillesauce gab’s zum Frühstück nach einem großen Stück Tortilla vom Vorabend.

Nach dem Cracker-Backen las ich Internet und die Wochenend-Zeitung, dazwischen veranstaltete ich mit Herrn Kaltmamsell ein kleines Foto-Shooting für eine Verwandte im Krankenhaus.

Telefonate mit Eltern, eine Runde Yoga. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Linsen mit Spätzle, sehr großartig. Nachtisch Süßigkeiten für mich, mehr Kuchen und Sauce für ihn.

Durch instagram-Bilder (und gestern geöffnete Blumenläden) stelle ich fest, dass das Begehen des Valentinstags offensichtlich ähnlich flexibel gehandhabt wird wie Halloween: Bereits am 13.2., also einen Tag vor St. Valentin, tauchten entsprechende Motive auf. Auch hier hat sich das Feiern wohl auf das nächstgelegene Wochenende verschoben. Ich bin ja sehr fasziniert, welche Details an Brauchtum ernst genommen werden und welche nicht. In diesem Fall wie bei Halloween nicht: das Datum. Ich sehe schwarz für die Zukunft von Heilig Abend am 24.12.
(Für das Feiern des Valentinstags braucht es ja nicht mal Verliebtheit, das weiß ich, seit ich in meinem früheren Leben von Dienstleistern zum 14.2. Schokolade mit Herzchen geschickt bekam. Aber nichts zum Muttertag, für Geschenke zum Muttertag scheint eine Fortpflanzungsbeziehung Bedingung zu sein. Noch.)

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“Is it Fascism? Is it Socialism?”.

via @lyssaslounge

Tom Nichols erläutert, was die Begriffe, die in fast allen halbwegs politisch angehauchten Streitereien durch die Gegend fliegen, eigentlich bedeuten. Die Nebenfach-Linguistin in mir könnte zwar argumentieren, dass jede*r selbst bestimmen kann, was sie damit meinen, aber a) erwürgt dieser Ansatz ohne gemeinsame Basis jede Möglichkeit des konstruktiven Austauschs und b) gibt es tatsächlich Definitionen dieser Begriffe, über die sich Fachleute einig sind. Was genau der Ausgangspunkt des Artikels ist: “Words mean things.”

Tom Nichols erläutert (lustig und gut) die Definitionen folgender Begriffe, inklusive was sie nicht bedeuten.
Liberal Democracy
Authoritarianism
Totalitarianism
Libertarianism
Capitalism
Socialism
Communism
(Mal wieder beneide ich die englischsprachige Welt um den launigen Tonfall, in dem solche Artikel gleichzeitig respektvoll geschrieben sein können.)

Weniger lustig ist Nichols’ Schlusswarnung:

The term I wish more people would think about—and this is why I wrote a book about it—is illiberal democracy, because that’s where we’re headed. This is what happens when everything about liberal democracy—tolerance, trust, secular government, the rule of law, political equality—gets hollowed out and all people remember is the word democracy.

And of course, once you dump all that other stuff, democracy means “absolute rule by 50.01 percent of the voters.”

This is what we’re seeing now in Turkey, Hungary, Brazil, India, and many other places—including the United States. All that matters is elections, and all that matters is winning them in order to claim the right to untrammeled power. This isn’t “fascism” or “socialism” – yet. It is people fighting to win elections—real elections—and then spending their time in power trying to extinguish the rights of others and head off future challenges from their political opponents.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 12. Februar 2022 – Sonnenschwumm und Apple Pie

Sonntag, 13. Februar 2022 um 8:29

Gute Nacht, bis zum Aufstehen um sieben war genug Schlaf drin.

Es trat der angekündigte durchwegs sonnige Tag ein. Vor dem Aufbruch zum Schwimmen bereitete ich noch den Teig für American Apple Pie vor, für den ich die Äpfel aus Ernteanteil verwenden wollte.

Als Rezept nahm ich das aus diesem Büchl, dass ich während meines Studienjahrs in Wales für billig in Sainsbury’s gekauft hatte: Die reichlichen Notizen drumrum bewiesen mir, dass ich es irgendwann öfter gemacht haben musste. (Der Einmerker verweist auf einen “Peach Leaf Pie”.)

Durchaus frostige Radfahrt ins Dantebad. Diesmal kam ich vor halb elf an, keine Schlange am Eingang. Auch auf den Schwimmbahnen war deutlich weniger los als vor einer Woche, möglicherweise nutzten die Herren Kampfschwimmer das herrliche Wetter für martialischere Außen-Aktivitäten (Reißen kleiner Säugetiere mit bloßen Händen und Zähnen oder Ähnliches). Allerdings wollten immer wieder meine linke Wade und verschiedene Zehen krampfen, außerdem war das Wasser so unruhig (Wind), dass ich mich mehrfach übel verschluckte und hustend pausieren musste. Insgesamt eine eher unrunde Schwimmeinheit, ich brauchte sehr lang für meine 3.200 Meter. Schön war aber der durchgehende und wolkenlose Sonnenschein.

Auf dem Heimweg ein paar Einkäufe im Edeka am Stiglmaierplatz. Unter anderem suchte ich Erdbeersekt: Er war mir kürzlich als Erinnerung an meine Kindheit eingefallen, und ich würde ihn gern nochmal trinken – doch weder Herr Kaltmamsell noch ich haben ihn bislang gefunden. Spätere Recherche ergab allerdings, dass Edeka genau die richtige Fährte ist, in dessen Gesamtsortiment wird ein Anbieter aufgeführt, “Fruchtweincocktail” Schloss Gutenberg.

Frühstück kurz vor zwei waren Semmeln sowie eine Orange mit Dickmilch und Trockenpflaumen. Beim anschließenden Internetlesen wurde mir sehr müde, ich legte mich zu einer Siesta hin (SO ein Luxus am Wochenende!). Dann Fertigstellen des Apple Pie, ich kämpfte ein wenig mit dem Teig (Shortcrust Pastry), den ich eigentlich am Rezept mit “very good!” kommentiert hatte.

Wäschewaschen, Zeitunglesen, eine Runde Yoga, in der ich selbst oft geübte Haltungen verwackelte und umfiel, Ärger statt Gelassenheit.

Nachtmahl war eine Variante des typisch deutschen Abendbrots: Dasselbe auf Spanisch. Herr Kaltmamsell hatte aus Ernteanteil-Zwiebeln und -Kartoffeln Tortilla gebraten, außerdem gab es spanische Avocado, Jamón, Käse Mahón und Manchego, eine Dose Sepia en su tinta von Mitte Meer, Weißbrot. Dazu hatte ich Lust auf Aperol Spritz, mangels genügend Aperol im Haus eine Portion abgewandelt in Kirschlikör Spritz – geht gut!

Nachtisch ein wenig Apple Pie, Schokolade.

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Das mit dem Avocado-Entkernen ist vielleicht einfach gar kein Thema. Frau Brüllen zeigt auf instagram die Version mit Daumen.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 11. Februar 2022 – Tag der kleinen Aufregungen und Freuden

Samstag, 12. Februar 2022 um 8:04

Schlaf ok und nur zweimal unterbrochen, aber um fünf war Ende. Ich schloss das Schlafzimmerfenster zu einem verregneten Morgen.

Gemütlicher Tagesanfang. Herr Kaltmamsell arbeitet freitags ganz von daheim aus, ich bin gewohnt, dass er ‒ spät für seine Verhältnisse ‒ gegen sechs aufsteht. Doch gestern blieb sein Zimmer dunkel. Ich freute mich für ihn, dass er so lang und tief schlafen konnte, versuchte leise zu sein, hängte im Nebenzimmer die Wäsche der programmierten Waschmaschine möglichst geräuschlos auf. Doch als es nach meinem Duschen und Anziehen auf halb acht zuging und ich immer noch nichts von ihm hörte oder sah, begann ich mir Sorgen zu machen, denn das war noch nie, nie vorgekommen. Bevor ich das Haus verließ, sah ich also nach ihm; als ich mich auf sein Bett setzte, kam in den regungslosen (!) Körper in der Deckenwurst Bewegung und ein völlig desorientiertes Gesicht sah mich an. Also keine Umplanung des Tages nötig.

In greislichem Regen ging ich unter meinem großen Schirm in die Arbeit.

Das Wetter kriegte sich schnell ein, schon am Vormittag brauchte ich Rollos gegen Sonnenlicht.

Zu Mittag gab es Sahnequark mit Joghurt, außerdem Orange. Die Lendenwirbelsäule deutete Zicken an, ich merkte es an hoher Frequenz des Impulses, am Schreibtisch zwischen Stehen und Sitzen zu wechseln.

Den Heimweg trat ich noch bei Tag und in echtem Sonnenschein an, legte ihn über Einkäufe bei Vollcorner. Als ich die golden beleuchtete Kirche St. Paul passierte, sah ich hoch, ob ich die dort beheimateten Falken sehen würde. Nichts, wäre auch ein zu großer Zufall gewesen. Doch beim Weitergehen hörte ich deutlich “WIWIWIW!!” und drehte nochmal um: Da waren sie, zwei Stück an den Türmen, am Himmel! Ich freute mich sehr. (Und war irritiert, als sich der dritte dazwischen schwebende Vogel als Drohne herausstellte.)

Und dann sah ich in den Vorgärten um die Theresienwiese auch noch Schneeglöckchen, abendgeschlossene Krokanten, einen Märzenbecher – ich kam sehr fröhlich nach Hause.

Daheim räumte ich erst ein wenig, steckte die neuen Hand-und Badetücher, die am Vortag eingetroffen waren, zur Erstwäsche in die Maschine; ihre Vorgänger, die uns fast 20 Jahre abgetrocknet haben, sind dann doch fast durchscheinend und an manchen Stellen löchrig.

Eine Folge Yoga, machbar und mit fast durchwegs vertrauten Bewegungsabläufen.

Luftschlösser gebaut: Ich tat so, als würde ich übers verlängerte Faschingswochenende nach Brighton fliegen und recherchierte alles dafür bis kurz vorm Klick auf “Buchen”. SEUFZ.

Herr Kaltmamsell hatte das Nachtmahl vorbereitet. Ich steuerte Cocktails bei, es hab nach sehr Langem mal wieder klassische Martinis.

Abendessen waren geschmorte Short Ribs mit cremiger Polenta, dazu machte ich Salatherzen mit Aioli. Als Wein öffnete ich eine Flasche nordspanischen Albariño Marisa (passte nicht ganz, bekam in dieser Kombination eine süße Note).

Ich erzählte von meinen Arbeitsabenteuern der Woche, Nachtisch Süßigkeiten.

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Im Literaturmagazin Granta 157, Should we have stayed at home? New travel writing, stieß ich in der Geschichte “Primitive Child” von Jason Allen-Paisant über seine Kindheit auf Jamaica auf eine kluge Erkenntnis.

Learning a language is the closest thing to becoming somebody else.

Die Erzählung ist ohnehin lesenswert und steht gesamt online zur Verfügung.

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Emma Thompson reflektiert über ihre Körperlichkeit als Frau um die 60 – zwischen einer 22-jährigen Tochter und einer 89-jährigen Mutter:
“Emma Thompson on living in a woman’s body: my daughter thrums with life, my mother is frail – and I’m balanced between”.

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Die tatsächliche Spaltung der Gesellschaft, über die niemand spricht: Schuhanlass- und Schuhausziehwohnungen. Hier die Polemik einer Anlasserin.
“Here’s Why I’ll Be Keeping My Shoes on in Your Shoeless Home”.

(In dieses Wespennest hatte ich ja vor zehn Jahren auch schon mal gestochen: “Schuhausziehwohnungen”. Allerdings käme ich nicht auf die Idee, mich der Bitte um Schuhausziehen zu widersetzen.)

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 10. Februar 2022 – Füße schön

Freitag, 11. Februar 2022 um 6:09

Mittwochabend hatte ich mich immer wieder daran erinnern müssen, dass der nächste Tag erst Donnerstag sein würde, nicht Freitag.

Eine gute Nacht mit nur einmal aufwachen. Dass sie schon um fünf zu Ende war, konnte ich da verschmerzen.

Strahlend sonniger Morgen, Raureif auf der Theresienwiese.

Oder doch eine Aufnahme aus dem Rasterelektronenmikroskop?

Arbeitstag mit viel Menschenkontakt. Als ich einem davon wirklich in allen Details helfen konnte, machte mich das nach diesen Wochen umfassender Hilflosigkeit sehr glücklich.

Mittagessen nochmal zwei Avocados mit Himbeeressig (my kind of fastfood), Blutorangen.

Pünktlicher Feierabend, denn ich hatte einen Termin bei der Kosmetikerin: Füße schön machen, außerdem Wellnessbehandlung fürs Gesicht. Ich spazierte zu ihr in heller Abenddämmerung, roch die Schneeglöckchen und Krokanten geradezu knospen.

Da meine Füße nach der Pediküre nicht gleich in geschlossene Schuhe mussten, hatte ich Lackierung dazugebucht: Sie konnte während der Gesichtsbehandlung (sehr angenehm) trocknen.

Daheim war ich erst kurz vor acht, zu spät für eine Yogarunde. Nachtmahl gab’s auf Bestellung: Ich hatte mir den Ernteanteil-Rosenkohl aus dem Ofen mit Orecchiette gewünscht, Herr Kaltmamsell bereitete sie angelehnt an dieses Rezept zu. Dann noch Süßigkeiten.

Große Freude aufs Wochenende, aber ein Arbeitstag muss halt noch.

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Ein sehr, sehr ausführlicher und fachlich tiefer Artikel über die Suche nach dem Ursprung von SARS-CoV-2 und den Umgang von Medien und Wissenschafts-Community mit dieser Suche:
“Meet the scientist at the center of the covid lab leak controversy”.

via @c_drosten

Autorin Jane Qiu ist Wissenschaftsautorin für hochklassige Magazine wie The Lancet, außerdem Chinesisch-Muttersprachlerin, konnte sich also mit den Forscherinnen und Forschern in Wuhan auf Chinesisch unterhalten. Ich habe nicht mal die Hälfte verstanden, weil eine Menge Hardcore-Virologie in dem Artikel steckt. Mir ist sehr bewusst, dass es zu diesem Thema Fachleute gibt, die viel, viel schlauer sind als ich.

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Susanne Englmayer steht am Fenster ihrer Berliner Wohnung:
“ein mensch”.

die Kaltmamsell