Journal Montag, 12. April 2021 – Brille kaputt
Dienstag, 13. April 2021 um 6:31Diese Arbeitswoche begann wie die vorhergehende mit Schneetreiben. Ich war von daheim mit Schirm losgezogen, weil es durchaus energisch regnete, doch im Lauf meiner guten halben Stunde Fußweg zum Büro verwandelte sich der Regen erst in Griesel, dann in Schnee. (Nachdem ich am Sonntag den ganzen Tag Fenster offenlassen konnte.)
Vormittags vor dem Bürofenster Leiserieselter, nachmittags immer wieder vereinzelte Flocken bis Schneeschauer.
Zu Mittag gab es ein Stückchen Cheese-and-Onion-Pie und Bulgursalat.
Den ganzen Tag über emsiges Arbeiten.
Auf dem Heimweg stoppte ich noch im Supermarkt für Einkäufe, beim Einräumen hinter der Kasse passierte es: Wieder einmal rutschte mir die Brille bei Runterschauen von der FFP2-Maske, und diesmal fing ich sie nicht auf (weil beide Hände voll), sie federte auch nicht vom Boden ab, sondern brach auf den Supermarkftfliesen mitten durch am Steg. Mit zwei halben Brillen in der Tasche meines Ledermantels ging ich heim und hoffte darauf, dass mein freundlicher Nachbarschafts-Optiker noch offen sein würde. (Die Sekundenkleber-Methode hatte ich beim letzten Nasensteg-Bruch angewendet und mir fürchterlichen Schimpf der Optikerin eingehandelt: Der Sekundenkleber macht eine echte Reparatur unmöglich.) Ich brachte nur schnell meine Einkäufe hoch und eilte weiter ins Brillengeschäft.
Noch ein Glück hatte der Laden noch offen, noch ein Glück beruhigte mich die Optikerin gleich: Die Brille könne man kitten. Das dauert allerdings, weil die Stelle für Stabilität erst trocknen muss, 24 Stunden lang bin ich brillenlos.
Ich sah den Unfall als ein Zeichen: Eigentlich ist die Korrekturstärke der Brille schon seit Jahren nicht mehr aktuell. Also sah ich mich bei dieser Gelegenheit nach einer neuen Brille um. Die Optikerin (diese Angestellte kannte ich noch nicht, ich war schließlich viereinhalb Jahre nicht mehr da) hielt mich vermutlich für eine Angeberin, als ich sie warnte: “Mir steht jede Brille – was die Wahl leider nicht leichter macht.” Nachdem ich mir querbeet alles mögliche aufgesetzt und sie damit angesehen hatte, auch ausgesprochen alberne Gestelle, musste sie lachen: Das habe sie ja noch nie erlebt. Während sie auf meine Bitte Modelle heraussuchte, die meiner vorherigen Brille möglichst nahe kamen (am liebsten hätte ich das gleiche nochmal gehabt, doch der Hersteller produziert es nicht mehr), machte ich mir den Sport welche zu finden, in denen ich zweifelsfrei scheiße aussah. Ich gewann.
Die Optikerin riet mir, die Entscheidung nicht gleich zu treffen, sondern Selfies zu machen und darüber nachzudenken – sie vielleicht jemandem zu zeigen. Lassen Sie uns das doch mal anders als sonst machen: Ich zeige Ihnen nicht die beiden Modelle, zwischen denen ich mich entscheiden werde, sondern die Schabernack-Exemplare.
Zurück zu Hause war mir die Lust auf Yoga vergangen, ich half Herrn Kaltmamsell bei der Zubereitung des Abendessens (auf die Nähe brauche ich ja keine Brille): Es gab nochmal Tellerfleisch mit Meerrettichsauce und Salzkartoffeln. Nachtisch Osterschokolade.
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Smilla hat in einem früheren Arbeitsleben mit Peter Patzak zusammengearbeitet, dem kürzlich verstorbenen Film-Regisseur von u.a. Kottan ermittelt. Sie schreibt einen ganz persönlichen und anrührenden Nachruf:
“Nur eins”.
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Das hier sollte international viral gehen. (Augsburger Schwäbisch.)
https://youtu.be/A0EqaSBurX0