Gut geschlafen, davon einmal fast vier Stunden am Stück, beim Zwischenaufwachen schien mir der Mond ins Gesicht und ich fand das sensationell. Entspanntes Aufstehen, weil FREI!
Draußen war ein letzter strahlender Frühlingstag angekündigt mit Wärme deutlich über 20 Grad – und so geschah es. Meine Freude über die Frühsommersonne war ein wenig getrübt, weil ich die Fenster nicht lange offenlassen konnte: Der Baustellenlärm (Erneuerung Fernwärmeleitungen vorm Haus) war zu laut.
Eigentlich hatte ich den Tag frei genommen, um zusammen mit Herrn Kaltmamsell beim Umzug aussortiertes Zeugs (von viel alter Technik, meist kaputt, bis Farbreste und Renovierungsmaterial vom Einzug vor 21 Jahren) zum Wertstoffhof zu bringen – doch der Herr hatte das bereits in den Tagen davor mit mehreren Straßenbahnfahrten allein erledigt. (Wie bisher immer schon, dabei sehe ich das wirklich nicht als seine Aufgabe an.)
Ich schritt zum nächsten Ostergebäck: Spanische Torrijas.

Die neue Küche eignet sich hervorragend für eine Produktionsstraße: Aufgeschnittenes Brot, gesüßte und aromatisierte Milch, mit Eigelb vermischter Eischnee, Pfanne mit viel Fett, Reine, Zucker und Zimt zum Drüberstreuen.
Mit dem neuen Herd, Induktion, hatte ich allerdings noch ein bisschen Schwierigkeiten, weil die Pfanne nicht auf der ganzen Fläche gleichmäßig erhitzt wurde: Ein paar Torrijas wurden sehr dunkel – eine konnte man nicht anders als verbrannt nennen, ich sortierte sie aus. (Gegessen hat sie Herr Kaltmamsell, der Verbranntes gerne einfach “knusprig” nennt.)

Selbst hatte ich gar keinen Appetit darauf, aber ich freute mich jedesmal, wenn ich in die Küche kam, an dem Duft: eindeutig kurz vor Ostern.
Für letzte Einkäufe ging ich nochmal los, in kurzen Ärmeln: Mehl im Hofbräuhaus-Mühlenladen, in der dazugehörigen Bäckerei Frühstückssemmeln, in einem Supermarkt Milch bis einschließlich Dienstag. Die Innenstadt war erträglich voll, mehr als 90 Prozent hielten sich an die Maskenpflicht. (München hat am Mittwoch die 100er-Inzidenz gerissen, das blieb gestern so, da die Infektionszahlen weiter stiegen.)
Daheim gab’s zum Frühstück Semmeln und eine Orange. Ich hatte mir ein Milchhörnchen mitgebracht: Zwar wusste ich, dass ich die in meiner Kindheit immer enttäuschend fand, wollte die Erinnerung aber auffrischen. Es ist halt recht trocken, hat aber viel Aroma.
Nachdem ich die Zusammenstellung der Lieblingstweets für März nachgeholt hatte, nutzte ich endlich das herrliche Wetter: Ich wollte an der nördlichen Münchner Isar meine frühere Laufstrecke entlang spazieren. Dafür stieg ich zum ersten Mal seit Hüft-OP Anfang Oktober wieder aufs Rad. Fühlte sich nur bei den ersten Tritten komisch an, dann war’s wie Radlfahren: verlernt man nicht.
Mittlerweile hat sich ja eine Unterstellmöglichkeit gefunden: Nachbarn hatten dafür gesorgt, dass ein kleiner Betriebsraum, vom Müllhäuschen aus zugänglich, zum Abstellen genutzt werden darf, jetzt haben wir einen Schlüssel dazu. Das ist deutlich bequemer als ein Hochtragen in den dritten Stock (der aktuelle Mietvertrag untersagt das Abstellen von Fahrrädern in der Wohnung, verpflichtet zum Abstellen im Fahrradkeller – den es halt nicht gibt).
Die Radwege waren sehr belebt, ich fuhr lieber langsam und vorsichtig statt auf Tempo (Radeln nach Hüft-OP ist ja deshalb im Stadtverkehr riskant, weil man abrupt abspringen müssen könnte). Unterwegs stieg ich kurz ab, um dieses Foto aufzunehmen.

Maximilianswerk mit Zulauf des Auer Mühlbachs.
Ich stellte mein Rad an der Luitpoldbrücke ab, bat den Friedensengel, ein Auge darauf zu behalten, und marschierte los. Anderthalb wundervolle Stunden mit Bewegung in kurzen Ärmeln, mit einer Brise voll Frühlingsdüften, Wassergeräuschen (die Isar hatte Normalstand), Vögeln, nicht allzu vielen Menschen – allein dafür hatte sich der Urlaubstag gelohnt.




Beim Heimkommen sah ich, dass die Kastanien vorm Haus Pfötchen geben.

Die dunklen Wolken wurden immer mehr, es gab sogar ein kurzes Gewitter.
Mit dem Abendessen rundete Herr Kaltmamsell den Gründonnerstag kulinarisch ab:

Grie Soß. Zum Nachtisch hatte ich dann doch Lust auf Torrijas.
Der Herr war abends mit Freunden zu einem Online-Treffen verabredet, ich las Internet und Buch. 
die Kaltmamsell