Journal Mittwoch, 12. Mai 2021 – IMPF 1
Donnerstag, 13. Mai 2021 um 8:30Gestern der ersehnte Tag: Erste Impfung gegen Covid-19. Ich hatte ja gleich im Januar die Möglichkeit genutzt, mich im Impfzentrum Bayern einzutragen (dort erfahren, dass meine Angaben mich in Prio 3 einsortierten), im Moment der Freigabe des Impfstoffs AstraZeneca für alle Altersklassen auf die Warteliste meiner Hausärztin setzen lassen – das Impfzentrum war schneller gewesen und gestern der erste Termin, der mir angeboten worden war.
Gestern also der größte Festtag seit Beginn dieser Pandemie, ich kleidete mich ensprechend festlich in mein einziges Abendkleid.
Ich hatte mich gegen eine glitzernde Abendmaske entschieden zu Gunsten des Modells, das wirklich rundum gut schließt. Auch bei den Schuhen musste ich Abstriche machen: Gestern standen mir weite Fußwege bevor, und mein künstliches Hüftgelenk ist noch nicht wieder an das Gehen in hohen Schuhen herangeführt worden – ich griff zu (Straßen-)Turnschuhen.
Die Geschichte zum Kleid: In einem früheren Berufsleben bekam ich einen Preis für meine Arbeit und zwar auf der Abendveranstaltung der jährlichen Branchenversammlung. Ich wünschte mir, dass diese Abendveranstaltung eine richtige Gala mit Abendgarderobe statt Businesskostümen wäre – vor allem mit Männern in Smokings. Mein Plan: Durch eigene Vorlage Druck erzeugen. Ich brachte die Kollegin, die den Preis mit mir entgegennahm, dazu, ebenfalls im Abendkleid zu kommen (sie griff zu ihrem schlichten und sommerlichen Brautkleid mit Spaghettiträgern) und bilde mir ein, dass in den folgenen Jahren der Dress Code langsam stieg.
Mein liebster Bildtext zum Foto oben:
Hach! Her Ladyship is ready to be saved now.
— Isabella Donnerhall (@DonnerBella) May 12, 2021
Es regnete gestern fast ununterbrochen und war ausgesprochen kühl (auch das machte Turnschuhe ratsam). Ich arbeitete eine gute Stunde im Büro, dann brach ich zum Münchner Messegelände auf der anderen Seite der Stadt auf. U-Bahnen bis Messestadt Ost, von dort brachte mich der Bus mit der Aufschrift “Impfzentrum” eben dort hin.
Während Herr Kaltmamsell die leeren Messehallen mit Hangars assoziiert hatte, kannte ich sie von ihrem eigentlichen Zweck, von Messen. Es gab reichlich Personal, das Wege wies, Kurzanweisungen gab. Am Eingang wurden die Menschen in 1. und 2. Impfung sortiert, ein Bildschirm maß an der freizulegenden Stirn die Körpertemperatur. Nächste Stationen: Identitätsprüfung per Personalausweis, Unterlagen-Check (ein mitgebrachtes Formular musste ich nochmal ausfüllen, weil es ein Update vom 6. Mai gab), in der nächsten Halle wurden wir in die beiden gestern ausgeschenkten Impfstoffe sortiert: BionTech (den bekam ich) und Moderna. Ein weiterer Mensch wies mir eine Impfkabine zu, darin zwei Herrschaften, von denen sich eine am Schreibtisch mit meinen Unterlagen befasste, die andere impfte. (Keine Reaktion auf mein Abendkleid, nicht mal, als ich darauf hinwies. Zur zweiten Impfung werde ich mit Diadem einlaufen müssen.) Ich bat um einen Stich zwischen meine Pockenimpfungsnarben.
Schnelles Impf-Selfie (nur dann wirkt der Impfstoff bestmöglich), als diese beiden Herrschaften mich allein ließen mit der Anweisung, anschließend um zwei Ecken im Wartebereich 15 Minuten rumzusitzen. (Meine Haare machen mich wahnsinnig. Noch sechs Tage.)
Mit Shuttlebus und U-Bahnen zurück in die Arbeit, wo ich jede Kollegin und jeden Kollegen auf meinen gepflasterten Oberarm aufmerksam machte und das Ereignis feiern ließ. Nach zwei Stunden begann der Impfarm ein wenig zu schmerzen, nichts, was mich vom Arbeiten abgehalten hätte.
Die App SafeVac (das Paul-Ehrlich-Institut begleitet damit die deutsche Covid-19-Impfkampagne finanziert vom Bundesgesundheitsministerium und trackt Nebenwirkungen) hatte ich bereits vorher runtergeladen und aktivierte sie nun.
Mittags Quark mit Kirschen aus dem Glas (lang nicht so gut wie mit Spätorangen), nachmittags eine Breze.
Es gab einiges wegzuarbeiten, bevor ich mit wenigen Urlaubsübergaben meinen Rechner für alle Fälle einpackte und mich bis nach Pfingsten verabschiedete. Herr Kaltmamsell hatte alle Einkäufe erledigt, ich spazierte einen besonders schönen Weg durchs Westend nach Hause.
Unterwegs erwischten mich allerdings Kreislaufprobleme (seit fast 20 Jahren bekannte mit Schwindel und Schweißausbruch, sehr sicher keine Impfnebenwirkung), daheim legte ich mich also erst mal flach und strich Yoga-Pläne.
Zum Nachtmahl sevierte Herr Kaltmamsell gegrillten Spargel mit Manouri und Basilikum-Öl aus dem ersten Ottolenghi-Buch (wo gegrillte Zucchini dazukommen, die wir uns aber für Sommer aufhoben).
Ausgesprochen köstlich. Der Herr hatte zudem neue Süßigkeiten besorgt, die gab es zum Nachtisch.
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Sie kennen den Witz mit der Pointe “WILLI! WÜRG IHN!”? Hier auf Twitter eine ähnliche Geschichte, die mir hohen Respekt vor Spitzmäusen einflößt.
(Das wäre sowieso mal eine nette Runde: Witzeerzählen, aber nur die alten, die Klassiker, und nur in Form der Pointe. Wenn keiner “HAHA, richtig, DER!” sagt, gibt es keinen Grund ihn zu erzählen, weil er durch vorweg genommene Pointe schon kaputt ist. Ich würde anfangen mit: “Sagt der Frosch: Den hab ich mir eingetreten.”)



























