Journal Donnerstag, 16. Mai 2019 – Haarschnitt, vorläufig endgültig

Freitag, 17. Mai 2019 um 6:55

Orthopädentermin um 8:45 Uhr – so brachte ich sogar mit nicht allzu frühem Aufstehen noch eine Runde Krafttraining am Morgen unter.

Sport machte Spaß und brachte mich zum Schwitzen. Dr. Orth. spritzte nochmal ins Facettengelenk, wenn sich die Verbesserung der Vorwoche wiederholen lässt, hat’s vielleicht geholfen.

Erkältung weiterhin leicht: Schwierigkeiten beim Schnaufen ließen sich mit einem Spritzerchen Nasenspray lindern, die Nebenhöhlenschmerzen mit Acetylsalicylsäure.

Arbeit in der Arbeit, darunter auch seltsame Dinge.

Auf dem Heimweg Ahnungen von langsamer Lufterwärmung, mich lachten verfrühte Margeriten an.

Zu Hause Nachtmahl, Herr Kaltmamsell servierte Salat aus Ernteanteil mit Eiern und Kartoffeln. Als Nachtisch verzehrte ich die letzte Osterschokolade.

Dann verließ ich aber nochmal das Haus: Ich hatte einen späten Friseurtermin.

So ein Friseur ist das nämlich. Ich bekam den letztgültigen Haarschnitt zum großen Fest, außerdem die Schilderung einer einwöchigen, höchst aufschlussreichen Heldenreise.

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Nochmal Fußball: Silvia Neid, von Juli 2005 bis August 2016 Bundestrainerin der deutschen Nationalmannschaft der Frauen, erzählt ihr Berufsleben, veröffentlicht in englischer Übersetzung.
“Player to Coach.
Breaking the mould.”

Ihr Fazit leider:

After winning the 2016 Olympics, I stepped down to work as director of scouting and the junior teams for the German FA. Do I want to go back to coaching? Right now, I’m not really sure.

If I did, coaching a women’s team or a men’s team would be of equal interest. But I don’t think a woman would be accepted in the Bundesliga or Bundesliga 2. When I was asked about the chances of that happening 10 years ago, I thought the time might be ripe in 10 years’ time. But nothing has really changed.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 15. Mai 2019 – Kälte und Erkältung

Donnerstag, 16. Mai 2019 um 6:46

Nebenhöhlenschmerzen, beschwerliches Atmen, unentspanntes Gehen – wahrscheinlich wären andere krank daheim geblieben. Doch ich war dieses Jahr schon zweimal einen Tag krank. Und denke derzeit ohnehin viel über die Grenze zwischen self care und Rücksichtslosigkeit nach.

Es war wieder so kalt draußen, dass ich meinen Ledermantel aus dem Schrank zog und für den Weg in die Arbeit mit Schal trug. Ruhiges, strukturiertes Arbeiten, erst nachmittags machte mir die Erkältung zu schaffen. Auf dem Heimweg kehrte ich in die nächste Apotheke ein, um mir Aspirin-Nachschub gegen die Nebenhöhlenschmerzen zu besorgen. Dass die Apothekerin Vor- und Nachteile verschiedener Schmerzmittel abwog und mich dafür das eine oder andere fragte, fand ich noch gut. Dass sie mir dann irgendwelche Erkältungsmittelchen empfahl (“rein pflanzlich!”), obwohl ich klargestellt hatte, dass meine Erkältungen halt sieben Tage bis eine Woche dauern und ich diese Zeit lediglich mit möglichste wenig Leid rumkriegen möchte, befremdete mich bereits. Doch als sie mir zum Medikament (ich handelte sie auf ASS ohne C runter, weil “jetzt hilft Vitamin C doch nicht mehr” – ich war freundlich und sagte nicht, dass mir das Risiko von Skorbut in unseren Ernährungsbreiten ausgesprochen gering erscheint), Pröbchen von Vitaminpräparaten “zur Stärkung des Immunsystems” legte, blieb ich zwar weiterhin freundlich und dankte ihr für die Geste, lehnte aber mit dem Hinweis ab, dass die Evidenzlage für die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmittel wirklich schlecht aussieht. “Und Sie wissen doch, wenn man nicht daran glaubt, wirkt’s noch weniger.”

Nächster Einkaufsstopp Supermarkt: Herr Kaltmamsell hatte einen beruflichen Abendtermin, ich musste mich selbst versorgen. Es sollte ein Abendessen werden, das er sich bei später Heimkehr gut aufwärmen konnte, so kam ich auf Linsen mit Spätzle – in der Fertigversion: Eine Dose Linseneintopf, gestreckt mit einer Dose gekochter Linsen (der fertige Linseneintopf ist mir zu reichhaltig), dazu Fertigspätzle aus der Kühltheke. Schmeckte schon mir gut, erfreute auch ihn beim Heimkommen.

Im Bett las ich das wundervolle Bärenbuch von Kiki Thaerigen aus, das ich mitfinanziert hatte: Der Bär & ich. Die jungen Jahre. Kiki hat noch ein paar Exemplare übrig, meine Empfehlung.

Vor dem Schlafen ein Stamperl Erkältungslikörchen, das ich zum Glück auf Vorrat hatte und mir nicht erst in der Apotheke herbeidiskutieren musste.

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Twitter kann immer noch lustig sein, das wissen wir. Manchmal auf eine eher unbeabsichtigte Art und Weise.
“There were some glorious self-owns by men insisting that women don’t enjoy sex”.

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Technikfasten oder gar IT-Fasten finde ich einschläfernd albern, aber dieses Experiment interessierte mich: Caity Weaver von der New York Times lebt eine Woche lang wie 1994, also vor 25 Jahren.
“1994 was a prison of my own making.”

Das Lustige: Im Gegensatz zu Weaver war ich auch vor 25 Jahren schon erwachsen – und eine Woche in New York! Der Studentenreiseführer Let’s go enthielt alle Informationen, die ich damals benötigte.

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Für Fußball interessiere ich mich weiterhin nicht, aber über den Werbespot der Frauen-Nationalmannschaft freute ich mich schon arg. (Zumal er nicht für Autos wirbt.)

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 14. Mai 2019 – Nebenhöhlensamba und Leserunde

Mittwoch, 15. Mai 2019 um 6:56

Sehr unruhige Nacht, zum Glück nicht wegen Schmerzen, sondern unspezifischer innerer Unruhe. Ich neige immer mehr dazu, diese wachhaltenden Angstgefühle mit Stoffwechselvorgängen zu erklären (Wechseljahre sind da praktisch), da sich mein Gemüt die Ursache dafür erst durch Nachdenken aussuchen muss (das geht dann so, dass ich ein bisschen mehr aufwache und in potenziellen Sorgen meines Leben, alles Lappalien, herumstochere: “Ist es deshalb?” – mittelstarkes Angstgefühl – “Oder deshalb?” – keine Regung – “Deshalb vielleicht?” – heiße Angst).

Wie praktisch, dass mich der Wecker besonders früh erlöste: Zeit für eine Runde Krafttraining vor der Arbeit.
Ich probierte wieder eine neue Routine aus (“Kelli’s Abs and Upper Body Strength Training Workout“), machte Spaß, hätte höhere Gewichte vertragen, kommt auf die Lesezeichenliste.

Meine Nebenhöhlen spielten weiter mit Schmerzen Erkältung, aber die Beeinträchtigung hielt sich in Grenzen.

Schlepp in die Arbeit, weil ich nach Feierabend wieder mal unsere Urlaubskassenmünzen zur Bank trug.

Freude über Mauerseglerkreischen in der Luft: Überm Klinikviertel sah ich fünf flitzen, überm Westend gleich eine Dutzend-starke Gruppe.

Ordentlich Arbeit in der Arbeit, ich konnte mich viel bewegen.

Auf dem Heimweg Abstecher zur Bank und kurzer Lebensmitteleinkauf für nächste Brotzeiten.

Daheim holte ich Herrn Kaltmamsell ab: Wir gingen in die Au zur Leserunde, durch wirklich unangenehm beißende Kälte. Jetzt ist aber mal genug, es darf milder werden – wie sollen die Erdbeeren reifen?

Dafür sieht die Isar etwas gefüllter aus.

In der Leserunde wurden Dutzende Kleinigkeiten für asiatische Bowl serviert, ausgesprochen köstlich. Das zu besprechende Buch war Gail Honeyman, Eleanor Oliphant is Completely Fine, über das ich hier bereits geschrieben habe. Zum Teil deckte sich die Rezeption und Begeisterung mit meiner, es gab aber auch Stimmen, die die Erzählweise zu dick aufgetragen empfanden und den Roman insgesamt zu platt.

Auf dem Heimweg war die Kälte noch bitterer geworden, außerdem fühlte ich mich müde und erschöpft: Wir nahmen für eine Station die U-Bahn.

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Ich kann die re:publica noch nicht loslassen – will ich auch nicht. Katrin Scheib erzählt ihre Eindrücke und erinnert sich an früher:
“Was die re:publica nicht war”.

Solche Geschichten waren es, die wir uns bei der re:publica erzählt haben, als sie noch kleiner und quasi eine dreitägige Therapiesitzung für Onliner in Offlinehäusern war, für mich, und für zig andere in derselben Situation. „Wie hast du das bei dir gelöst“ – „Wen hast du dir als Verbündeten gesucht“ – „Wie hast du erklärt, warum…“ – „Welche Zahlen hast du ihnen gezeigt, damit…“ Rückversicherung und Reality Check.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 13. Mai 2019 – Beifang aus dem Internetz

Dienstag, 14. Mai 2019 um 5:41

Sehr gut geschlafen.

Zur Abwechslung mal eine andere Art von Kopfweh: Gestern machten die linken Nebenhöhlen Rabatz, es erkältet ein wenig rum.

Viel Arbeit in der Arbeit, aber ohne Panik machbar.

Mittags endlich einen Kosmetikerintermin vereinbart (neue Praxis, beim Vorbeilaufen entdeckt) und ein mächtiges Käsebrot gegessen. Snack kurz vor Feierabend: eine Orange und ein Stück Zitronenkuchen.

Nachmittags erfahren, dass Doris Day gestorben war. Ich mochte sie ja besonders in ihrer frühen Zeit.

https://youtu.be/rfUniuD-jsY

Später Feierabend wegen allgemeinen Wahnsinns. Auf dem Rückweg ein wenig Einkäufe im Süpermarket. Daheim hatte Herr Kaltmamsell Nudel al-forniert und einen Sellerie ganz im Ofen gebacken, letzterer war bei diesem zweiten Versuch ganz ausgezeichnet geraten.

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Pia Ziefle beschreibt, was Pubertät mit einer Mutter machen kann:
“Wertschätzung”.

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Katja Berlin wiederum meint:
“Mohammed, Kevin und Jacqueline
Stigmatisierung von Vornamen bringt uns nicht weiter”.

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Noch eine interessante Zusammenfassung der re:publica von jemandem, der fast ausschließlich andere Sessions als ich besucht hat, nämlich von Thomas Knüwer. Interessant auch deswegen, weil er sich mit der hanebüchenen Besprechung der Konferenz in großen Printmedien beschäftigt:
“re:publica 2019: Einige sagen Festival”.

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Hier noch zum Hinterherschaun ein Highlight der re:publica:
“Best of DSGVO-Armageddon”.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/Q1EQU_HsNic
die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 12. Mai 2019 – Kalter Regensonntag, häuslich

Montag, 13. Mai 2019 um 6:58

Unruhige Nacht mit sehr leichtem Schlaf, schon um sechs aufgewacht. Dann ging aber zum Glück noch eine Stunde.

Eine Woche Techniktagebuch-Redaktionschat nachgelesen, weil ich die re:publica auch von dieser Seite nacherleben wollte und nach den Redakteurinnen und Redakteuren sehen. Dieser Chat findet auf Facebook Messenger statt (danke, keine Tipps nötig: Alternativen werden dort in regelmäßigen Abständen diskutiert), der Nachlesewunsch kostete mich viele Stunden: Zunächst, weil ich eine Woche hochscrollen musste und Facebook bei mir elendiglich langsam nachlädt. Und dann beim Lesen, weil auch da das Nachladen der nächsten Ansicht lange dauerte, die Ansicht regelmäßig wieder hoch zum Anfang der Woche sprang oder beim Rundertscrollen dieselbe Ansicht wie eben geladen wurde. Nächstes Mal folge ich dem Tipp eines TT-Redakteurs und exportiere Teile des Chats.

Doch ich erfuhr unter anderem, dass die Idee des gesamten Moby Dick-Ausdrucks, der zum beeindruckendsten Teil der re:publica-Deko geworden war, ebenfalls von Kathrin Passig stammte.

Draußen regnete es in Strömen (und regnete bis abends durch). Da es außerdem mittlerweile fast Mittag geworden war, strich ich meine Schwimmpläne – wahrscheinlich klug, denn die große Laufrunde vom Vortag hatte mich wieder kräftig zum Hinken gebracht.

Wer keinen Sport treibt, hat mehr Zeit zum Essen.
Frühstück um 14 Uhr:
– 1 Orange mit Joghurt
– 1/3 Rösti Herr Kaltmamsell hatte experimentiert)
– 1 Honigbrot (aufgetautes, selbst gebackenes Brot)
– 2 Scheiben missglückter Zitronenkuchen

Ich hatte mir das gesamte Wochenende terminfrei gehalten, um ein wenig ruhiger zu werden. Und um Muße für alles mögliche Liegengebliebene zu haben. Das funktionierte gut: Ich meldete mich hier und da, bearbeitete dieses, beantwortete jenes, legte ab – der Papierberg am Wohnungseingang ist jetzt fast weg.

Außerdem bügelte ich die Wäsche vom Wochenende weg und hörte dabei “‘ne gute Stunde” mit Eva Schulz. Sie fragte: “Giulia Becker, wie nimmt man das Leben nicht zu ernst?”

Dann Zeitunglesen: Süddeutsche-Wochenendausgabe und SZ-Magazin.

Raus wollte ich aber doch ein wenig. Im leichten Regen machte ich einen Schaufensterbummel um den Marienplatz, die Thermometer zeigten 8 Grad.

Ich merkte an meinen Atemwegen, dass eine kleine Erkältung ausbrechen möchte.

Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Pak Choi mit Hühnerhack und rotem Pfeffer zu einem sehr schmackhaften Nudelgericht zu.

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Es gibt dann doch gute Muttertagsartikel:
“Die besseren Muttertage”.

Weil er den Muttertag, wie er jetzt wieder gefeiert wird, für rückständig hält, erinnert sich unser Autor an einige andere Tage in seinem Leben, an denen er seine Mutter bewundert hat – zum Beispiel wegen einer folgenreichen Protestaktion.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 11. Mai 2019 – Fit genug für Isarlauf, Kuchenunglück

Sonntag, 12. Mai 2019 um 10:25

Nicht so lang geschlafen. Draußen regnete es mit wechselnder Intensität zwischen Tröpfchen und Dauerregen. Nachdem ich weiterhin daran festhielt, die Orthopädenspritze vom Vortag habe eine deutliche Verbesserung gebracht, ließ ich meine Laufpläne (nach vier Wochen Pause) nicht durch Regen stören.

Ich setzte also zum Schutz der Brille vor Tropfen eine Schirmmütze auf, schätzte die Temperatur auf Kniehose-Kurzarmshirt-Weste ein und nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz.

Die Kleidung stellte sich als exakt angemessen heraus, die Bandscheibe meldete sich erst nach der ersten Stunde und ließ sich durch Pausen mit LWS-Mobilisierung bis auf den letzten Abschnitt beruhigen, Regentropfen bekam ich nur am Anfang ein paar ab. Ich lief leicht und vergnügt, genoß es sehr.

Die Isar steht immer noch so niedrig, dass die Kiesbänke ihren Umbau zur Insel vorantreiben.

Die Tram zurück kam kurz bevor ich ihre Haltestelle erreichte: Kurzer Spurt, Dehnen verlegte ich in die Tram.

Auf dem Rückweg holte ich Semmeln. In der Grünanlage vor unserem blieb ich ruckartig stehen.

Bluebells! Ich kannte sie bislang nur aus England, wo ihre Blütezeit unter Wanderern eine eigene Saison ist, aber hier hatte ich sie noch nie gesehen. Wo sie doch mit “Atlantisches Hasenglöckchen” einen der schönsten Blumennamen überhaupt haben.

Daheim erwartete mich der Anruf der hochbewunderten Fotografin fürs große Fest, wir gingen die nötigen Details durch.

Duschen, Anziehen, eine Runde Erledigungen. Unter anderem reklamierte ich den Koffer, den ich erst vergangenen September gekauft hatte: Eine Scharnierabdeckung auf der Rückseite hatte sich halb gelöst. Ich konnte zwar keine echte Funktion des Teils entdecken, aber bei solch einem teuren Stück akzeptiere ich die schnelle Auflösung nicht. Ich war gut vorbereitet und konnte im Kofferladen meinen Part im ruppigen Dialog spielen:
“Sie haben Probleme mit ihrem Koffer.”
“Ja.”
Ich zeige den Schaden.
“Müssen wir einschicken.”
Angestellte geht wortlos hinter den Verkaufstresen.
“Kassenbon, Garantiekarte.”
Ich ziehe beides aus meiner Tasche und reiche es.
Angestellte kopiert die Zettel, schlägt ein A4-Schreibheft auf, trägt meine Reklamation ein (ich habe Gelegenheit zu sehen, dass es für jeden Tag mehrere Einträge gibt).
“Ihr Name.”
Ich buchstabiere.
“Telefonnummer.”
Sie notiert, tackert meine Belege zusammen, reicht sie mir.
Ohne Blickkontakt: “Sie werden verständigt.”

Zurück daheim war es schon nach drei, ich frühstückte Semmeln, las Internet.

Herr Kaltmamsell bestand darauf, die weiteren Einkäufe zu übernehmen (sein Argument “sonst müsste ich arbeiten” überzeugte mich); als er zurück kam, hatte ich alles für den geplanten Sonntagskuchen beisammen: Ich wollte diesen Orangenkuchen als Zitronenkuchen backen.

Das ging natürlich problemlos – nur beim Guss machte ich dann einen entscheidenden Fehler. Ich hatte weiche Butter, Puderzucker und allen verfügbaren Zitronensaft verrührt, doch für einen Guss war mir die Creme noch zu dick. Also goss ich ein wenig Wasser an – und die Creme separierte. Wasser hat also eine grundsätzlich andere Eigenschaft als der (doch auch wasserhaltige?) Zitronensaft.

No na, schmecken wird er trotzdem.

Beim Backen hatte ich entdeckt, dass im Ärmel meiner Hausstrickjacke ein großes Loch war. Gleich mal brutal geflickt.

Von links ein Gemetzel.

Von rechts gar nicht so schlimm.

Wie ich halt vor Monaten auch schon die Ärmelkanten geflickt hatte, die sich auflösten. Nein, schön ist das nicht. Aber das hebt jetzt erst mal wieder und ich muss keine neue Strickjacke kaufen. Auf die Straße gehe ich ja nicht damit.

Zum Abendessen machte Herr Kaltmamsell aus Ernteanteil-Gemüse (aus dem Winterlager Pastinaken, Kartoffeln, frischer Lauch) und getrockneten Pilzen einen Pie mit Blätterteigdeckel.

Schmeckte sehr gut! Zum Nachtisch gab’s wieder Erdbeeren; jetzt hat die Zeit im Jahr angefangen, in der Erdbeeren immer auf dem Einkaufszettel stehen. Auch wenn sie nicht draufstehen.

§

Technik ist toll: Auf dieser Seite des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) (ich erfinde nichts) kann man gucken, wo schon Mauersegler gesichtet wurden.

§

“Ostrenten und Altersarmut
Die Pech-gehabt-Frauen”.

Keine rentenrechtliche Entlastung des Ostens, keine Gleichstellung der in der DDR geschiedenen Frauen mit ihren männlichen Altersgenossen. Wenn es gut läuft, könnte es demnächst einen Härtefallfonds geben für jene Rentnerinnen, die am Existenzminimum leben, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben.

Hier wird nochmal erklärt, wie das Rentensystem in der DDR funktionierte – und warum die jetzige Regelung vor allem die DDR-Frauen praktisch übers Ohr haut.

Der eilig von den Regierungen Helmut Kohl und Lothar de Maizière ausgehandelte Einigungsvertrag sah vor, dass für Frauen aus dem Osten das West-Rentenrecht erst ab dem 1. Januar 1997 gelten soll. Bis dahin sollte ein Gesetz erarbeitet und beschlossen werden, das die Anwartschaften der in der DDR-geschiedenen Frauen regelt.

Ein solches Gesetz fehlt bis heute.

(…)

Ostdeutsche Männer – das nur nebenbei – passten exakt ins gesamtdeutsche Recht; ihre Renten genießen bis heute Bestandsschutz.

§

Zusammenfassung der re:publica von Kathrin Janker in der SZ:
“Avantgarde in der Filterblase”.

Nicht nur dass bei mir der “Nicht schon wieder”-Sensor mit Augenrollen anschlug (dass sich auf der re:publica eine Interessensgruppe um sich selbst drehe, wird der Konferenz vorgeworfen, seit man sie überhaupt in der Öffentlichkeit wahrnimmt – dabei gibt es doch genau dafür Fachkonferenzen: um sich mit einem Fachthema zu beschäftigten). Auch dachte ich hier ebenso wie beim Lesen der Zusammenfassungen in der Welt und im Handelsblatt: Die war offensichtlich in komplett anderen Sessions als ich.

Das merke ich zwar auch bei Blogberichten wie denen von Vanessa (erster Tag, zweiter Tag) und diplx (erster Tag, zweiter Tag, dritter Tag), doch die Interessen sind halt verschieden. Im schlechtesten Fall hat man als Teilnehmerin nach Gesprächen das Gefühl, alle wirklich interessanten Sessions verpasst zu haben (ist mir bislang zum Glück nur bei einer re:publica so gegangen).

Im Gegensatz zu Journalisten treffen Bloggerinnen und Blogger allerdings keine absoluten Aussagen über die Veranstaltung oder gar die Gesellschaft / das Internet auf der Basis ihrer individuellen Auswahl. Es liefen parallel bis zu 15 Sessions – da sollte eine offizielle Kommentatorin ein wenig reflektieren, dass in anderen möglicherweise genau das beredet wurde, was sie als abwesend anprangert. Janker behauptet:

Die digitale Community wirkt erschöpft, verzagt und betet den inzwischen fünf Jahre alten Satz des Bloggers Sascha Lobo herunter, das Internet sei kaputt.

Wenn Sie meine re:publica-Berichte gelesen haben, wissen Sie, dass es in zahlreichen Sessions um genau das Gegenteil ging, dass genau die Lösungen aufgezeigt wurden, die Janker einfordert. Interessanterweise, und auch das scheint an ihr vorbeigegangen zu sein, gibt es inzwischen nämlich Daten und Studien, die sogar die Auswirkungen bestimmer Methoden und Mechanismen auswerten – inzwischen gibt es das Web dafür lange genug.

Hier ein Beispiel für reflektierte Ausgewogenheit von Jens Scholz:
“re:publica 2019 – gut zu mögen”.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 10. Mai 2019 – Neues Spritzenziel, Festbesprechung, italienische Freitagfeier

Samstag, 11. Mai 2019 um 8:27

Früh aufgewacht, war aber in Ordnung.

Ich wagte mich in einen Sommerrock und trug dazu nackte Beine. Das ging tatsächlich ohne Frösteln, ich kann mich von Strumpfhosen verabschieden.

Vor der Arbeit Orthopädentermin. Nachdem die bisherigen Spritzen an die Nervenwurzel selbst keinerlei Wirkung gezeigt hatten, probierte Dr. Orth. diesmal eine ans Facettengelenk.

U-Bahn in die Arbeit (Radeln wäre schöner gewesen, hätte aber deutlich länger gedauert – und ich war durch den Arzttermin ja eh spät dran). Emsige Arbeit, einige davon hoch konzentriert. Mittags Birchermuesli mit Joghurt sowie eine Butterbreze, die von einer Besprechung übrig geblieben war.

Früher Feierabend, weil Herr Kaltmamsell und ich uns mit den Projektmanagerinnen unseres großen Fests trafen. Schöne Unterredung im Café Marais, wir trennten uns mit einer Liste letzter Entscheidungen, die getroffen werden müssen.

Mit Herrn Kaltmamsell spazierte ich hinüber in den freundlichen Italiener an der Hackerbrücke und feierten den Freitagabend mit dem Überraschungsmenü, Ausgabe Fisch (auch ein kleiner Abschied, denn “Stop eating fish. It’s the only way to save the life in our seas” – laut dem aktuellen UN-Report ist die größte Bedrohung für das Leben in den Meeren nicht Plastik, sondern die Fischerei-Industrie).

Als Wein ließen wir uns einen Altùris Sauvignon aus dem Friaul empfehlen, der mit seiner Blütenduftigkeit gestern Abend genau das Richtige war.

Den ersten Teller, Röstbrot mit gebratenem Lachs und rotem Pfeffer, vergaß ich zu fotografieren. Dann gab es im immer goldener auf unseren Tisch fallenden Abendlicht:

Als Fischsuppe serviert, tatsächlich aber ein ordentliches Stück pochierter Fisch, Garnele, Calamaretti in einer köstlichen Safran-Tomaten-Soße.

Hausgemachte Gnocchi mit Garnele, Zucchini, Spargel, Mozzarella.

Zander mit Spargel, dazu Spinat mit Pinienkernen, Kartöffelchen.

Zwei leichte Cremes, eine als Torte, eine als Nocke, mit Himbeersoße.

Auf den Espresso am Ende hatte ich mich von Anfang an gefreut. Wir waren sehr gestättigt und spazierten wohlig entspannt im letzten Abendlicht nach Hause.

die Kaltmamsell