Journal Montag, 18. März 2019 – Warum wir lesen, was wir lesen
Dienstag, 19. März 2019 um 6:43Kurz nach fünf aufgeweckt worden aus einem Traum, in dem riesige wunderschöne Greifvögel eine Rolle spielten. Aber ich wollte vor der Arbeit noch ein wenig Sport treiben und hatte den Wecker gestellt. Sport treiben tat ich dann auch (dasselbe Programm wie am Sonntag vor einer Woche, hoffentlich diesmal nicht von demselben Bomben-Muskelkater die nächsten vier Tage gefolgt).
Kalter Morgen, ich hätte durchaus eine Mütze vertragen. Über den Tag wurde es noch kälter, auf dem Heimweg sah ich meinen gefrorenen Atem vor mir.
Abendverabredung zu Cocktails im Auroom.
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Diesen Essay zum Habitus der Buchlektüre hatte ich vor zwei Jahren gar nicht mitbekommen (vielleicht weil ich seit vielen Jahren bei Bloggen vs. Journalismus-Gezicke reflexartig wegsehe), er ist aber exzellent durchdacht und geschrieben, dadurch hochinteressant:
“Zur Kritik des normierten Lesens”.
Jetzt hat Autorin Katharina Herrmann ihre Gedanken weitergeführt und zwar zu dem Umstand, dass Höhenkammliteratur nicht mehr einer gewachsenen Schicht gehört: Die Gruppe der Berufsleser setzt sich aus deutlich mehr Herkunftsmilieus zusammen als noch vor einigen Jahrzehnten.
“Zur Kritik des normierten Lesens II: Einige Ergänzungen”.
die Bildungsaufsteiger/innen, nicht die Mitglieder der Oberschicht, sind es, die Hochkultur besonders ernst nehmen, die sie sich mit besonderem Fleiß aneignen, und sich deswegen gegenüber den Kindern der Oberschicht unterscheiden, da letztere all dieses kulturelle Kapital ererbt haben und über es mit Leichtigkeit, Eleganz und einer gewisser Distanziertheit verfügen können
via @pinguinverleih1 – Bildungsaufsteigerin wie ich.
Selbst neigte ich eigentlich zur feuilletonistischen Hochnäsigkeit, verstärkt durch eine Schulzeit an einem humanistischen Gymnasium und durch eine Mutter, die sehr klar (in ihren Augen hochwertige) E- und (minderwertige) U-Kultur unterschied. Doch dann kam die Liebe: Die zu Asterix, die zu gut gemachten Schundromanen (die, wie ich später erfuhr, Umberto Eco fundiert von schlechten zu unterscheiden wusste), die zu Freunden, die sich sehr intelligent mit Unterhaltungskultur beschäftigten und schließlich die zum hoch respektierten Herrn Kaltmamsell, der Feuer und Flamme für Pulp Fiction war. Außerdem geriet ich an der Uni in die Theorieepoche der Postmoderne, deren Aufhebung von kulturellen Hierarchien meinem Gerechtigkeitsbedürfnis entgegen kam.
Meine Hochnäsigkeit wurde dadurch in Summe keineswegs geringer, sondern lediglich umgeleitet: Sie richtet sich jetzt gegen diejenigen, die ihre Abgrenzungs- und Distiktionsreflexe nicht reflektieren.
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In der Zeit wird von den Speisewagen der tschechischen Bahn geschwärmt:
“Unterwegs in weinroter Pracht”.
via @MlleReadOn
- Innerliches Quietschen über die Kombination der Flughöhen Lesehinweis und Nick. [↩]