Ein freies Wochenende! Ich hatte große Sehnsucht nach zwei Tagen, an denen ich einfach so vor mich hin machen konnte.
Nach gutem Schlaf gab’s Milchkaffee an Blogpost, draußen spannte strahlende Sonne einen knallblauen Himmel auf.
Gegen zehn nahm ich eine Tram zur Isar, um vom Tivoli flussabwärts zu laufen. Ich hatte die Temperaturen überschätzt, es war noch eisig: Zunächst fühlte ich mich zu leicht gekleidet und fror, hatte vor allem eisig rote Hände, doch die Bewegung in Kombination mit Sonne wärmte mich bald. Ich lief gut und spürte mein Bein nur wenig, gegen Ende wurde es anstrengend. Für die nächste Urlaubswoche nahm ich mir vor, kürzere Strecken, dafür öfter zu laufen.
Der Wasserstand der Isar war endlich höher, einige inzwischen vertraute Kiesbänke sah ich nicht mehr. Doch irgendwann wurde mir klar, dass das lediglich der früher normale Wasserstand war.
Ich lief an vielen gefällten und umgestürzten Bäumen vorbei, der jüngste kleine Sturm hatte bei den ausgetrockeneten Stämmen leichtes Spiel. Vor dem Föhringer Wehr zogen drei fliegende Schwäne über mich, deren Flügel Sirenengeräusche machten.
Meine Route hatte ich gezielt an den Krokuswiesen an der Heinrich-Mann-Allee vorbei gelegt, doch die Blumen waren lediglich aus der Erde geschossen und noch nicht erblüht. Die lila Frühlingsteppiche kommen erst noch. Zum Ausgleich sah ich genau hier einen Kormoran auf einem umgestürzten Baum in der Isar. (Wieder hatte ich das Bedürfnis, andere Jogger auf meine Entdeckung aufmerksam zu machen, doch die hatten nur die weite Ferne im Blick und waren durch Kopfhörer nicht ansprechbar.)

Hier lag in der Mitte des Flusses viele Monate lang eine Kiesbank frei.


Mein Lieblingspfad direkt am Wasser war durch die vielen gefällten Bäume unpassierbar.


Kormoran mit überraschend weißem Kopf.
Auf dem Heimweg holte ich noch Semmeln fürs Frühstück.
Freies Wochenende hieß auch, dass ich mal wieder Kuchen backen wollte. Die Wahl fiel auf den Orangen-Mandel-Kuchen mit ganzen, gekochten Orangen, der vor einigen Jahren quer durch die Foodblogs ging. Ich entschied mich für das Rezept der verlässlichen Fool for Food.

Gelang sehr gut, war auch erfreulich einfach zu machen. Die seltsame Form des Kuchens ist dem Umstand geschuldet, dass ich zu faul war, das Backpapier formgerecht zuzuschneiden, und einfach einen ganzen Bogen in die Springform gewurschtelt hatte.
Gemütlicher Nachtmittag mit Internet- und Zeitunglesen. Außerdem vermaß ich mich endlich gründlich (erstmals eine brauchbare Anleitung, wo ich meinen Taillenumfang messen muss – da ich keine sichtbare Taille habe, war mir das immer ein Rästel: seitlich beugen, und da, wo sich eine Falte bildet, wird die Taille gmessen, auch wenn einer das sehr hoch erscheint), um bei eShakti mein erstes Maßkonfektionskleid zu bestellen, und zwar dieses – jetzt bin ich sehr gespannt.
Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell unsre klassische Freitagabend-Kombi Pfannenrind, Ofenkartoffeln, Waldorfsalat. Dazu öffneten wir die Flasche Altlantic Dry Mead (also Met), die wir vergangenes Jahr aus Dublin mitgebracht hatten. Schmeckte nicht wirklich trocken, sondern würzig und auch nach Honig – passte aber überhaupt nicht zum Essen, sondern ist eher ein schöner Aperitiv.

§
In einer Woche sitze ich schon in Brighton (als Vorgeschmack ein weiteres wundervolles Bild von @lomokev).
Mal sehen, ob das “Don’t mention Brexit”, das ich mir aus Höflichkeit vorgenommen habe, funktioniert. Ich werde mich halt vorher noch austoben müssen.
Zum Beispiel mit dem ARD Brexit Diary der England-Korrespondentin Annette Dittert:
“Eine Insel tritt aus”.
Oder mit der Folge “Brexit III” von Last Week Tonight with John Oliver.
Wenn es überhaupt etwas Positives an dieser Superscheiße gibt: Ich lerne sehr viel über das politische System in England. Bald kenne ich vom parlamentarischen Alltag in London mehr Details als von dem in Berlin. (OOOOOODA!)
Ähnlich wie hierzulande die AfD durch ihre ständigen Verstöße gegen die Geschäftsordnung und verfassungsmäßige Prozesse dafür sorgt, dass ich von denen überhaupt erfahre. 
die Kaltmamsell