Journal Mittwoch, 20. Februar 2019 – Lebensmittelnostalgie

Donnerstag, 21. Februar 2019 um 6:57

Wecker früh gestellt, um vor der Arbeit die Gymnastik nachzuholen, auf die ich am Vorabend keine Lust gehabt hatte. Denn zumindest Bauch und Rücken, also Rumpf, sollte ich mit meinen Wirbelschäden immer schön stabil halten. Machte dann auch Spaß, ich schwitzte.

Mildes Wetter mit bedecktem Himmel.

In der Arbeit kam ich gut voran, abends Heimweg über Süpermarket Verdi für Obst und Gemüse sowie Manouri-Vorräte.

Daheim kochte ich ein bisschen in Vorbereitung des donnerstäglichen Leserundenabends bei uns, verwendete dafür ein spanisches Traditionsgewürz, das ich seit Kindertagen kenne: Colorante. Es handelt sich, wie der Name gar nicht erst zu vertuschen versucht, um Lebensmittelfarbe. Damit machte (und macht?) man Gerichte gelb, wenn man zu arm für Safran ist – und in meiner Kindheit war echter Safran für die Franco-spanische Bevölkerung derart astronomisch unerschwinglich, dass niemand jemanden kannte, die ihn verwendete. Doch gerade eine Paella musste ja wohl gelb sein, dafür gab es Colorante.

Das gestern verwendete (ich brauchte wirklich nur die Farbe, Safrangeschmack wäre ganz falsch gewesen) war sogar in kleine Briefchen portioniert, die Safranbriefchen imitierten. Ich entzückte mich an der Typografie und der Marke “Guisanol”, die nach Pünktchen und Anton klingt (“guisar” – das U wird nicht gesprochen – heißt kochen).

Zum Nachtmahl machte uns Herr Kaltmamsell Spaghetti Cacio e Pepe. Als Abendunterhaltung gab es die jüngste Folge Die Anstalt mit dem wunderbar aufbereiteten Thema: Der Wahnsinn der Deutschen Bahn. Hier in der Mediathek.

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Vonhorst geht mit ihren kleinen Kindern Schlittschuhlaufen und erinnert sich.
“19.2.”

Der Boden aus schwarzem Gummi mit Noppen, eigentlich ein düsterkäsiger Schlund, der Weg nach unten. Hier war ich vor allem als Preteen. Ausflüge ohne Eltern, Verantwortungen üben und hart am Scheitern vorbeischrammen. Habe meinen Spindschlüssel verloren oder oft genug geglaubt, er sei weg. Die Angst, was passiert, wenn er wirklich nicht mehr zu finden wäre, die Bauchschmerzen. Die Unberechenbarkeit von Erwachsenen mit Autorität. Die Fragilität von neuen Freund_innenschaften, wenn man sich draufschmeißt. Habe keinen Lichtbildausweis dabei gehabt, um Schlittschuhe zu leihen, aber immerhin gelernt, was ein Lichtbild ist. Mit einer Schulfreundin und ihrer Mutter nach dem Eislaufen heimgefahren, ohne Ticket, weil sie annahmen, ich hätte eine Monatskarte und ich Angst hatte, dass wenn ich verneine, ich alleine heimlaufen muss.

Ach diese eingebildeten Gefahren, die bis ins hohe Alter ängstigen.

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Die germanistische Sprachwissenschaft an der Uni Mainz (darunter eine Techniktagebuch-Redaktionskollegin) sucht Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Umfrage; es geht um die Assoziationen zu Vornamen. Wenn Sie ein Viertelstündchen erübrigen könnten? Hier geht’s lang.

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Lebensziele: Dolly Parton. Hier ein alter Interview-Ausschnitt, in dem sie ihren Stil erklärt.

Showbusiness is a moneymaking joke and I always liked telling jokes.

(Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass diese bewunders- und beneidenswerte Haltung ein Geschenk ist. Dorthin kommt man nicht durch Lebenshilfebücher.)

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 19. Februar 2019 – Wochentagsroutine

Mittwoch, 20. Februar 2019 um 5:58

Gestern war Dienstag, Dienstag hat gerne mal Besprechungen.

Draußen schien bis zum Nachmittag energisch die Sonne, dann ließ sie sich von Wolken verdecken. Doch beim Heimgehen sah ich genug freien Himmel, um den riesigen Vollmond bewundern zu könnnen.

Als Mittagessen hatte ich mir rote Spitzpaprika und Ziegenfrischkäse mitgebracht, die ich mit großem Appetit aß. Dummerweise stellte sich bald heftiges Bauchrumpeln ein (das nach meiner Laienmeinung nichts mit dem Essen zu tun haben konnte, da dieses sehr wahrscheinlich noch im Magen lag, die Rumpelei aber die Därme betraf).

Viel Arbeit, zum Glück hielten sich die Unterbrechungen in Grenzen.

Ich ging pünktlich nach Hause, um dort Sport zu treiben. Unterwegs stellte ich aber fest, dass ich dazu keine Lust hatte, sondern gereizt war und hungrig. Also bog ich für ein paar Einkäufe in den Supermarkt ab, erledigte daheim noch ein paar Erwachsenenmails und ging mit Herrn Kaltmamsell raus zum Abendessen. Wir probierten das mehrfach empfohlene Schillerbräu ums Eck. Ohne Reservierung bekamen wir nur schwierig einen Platz (immer dieser Unsinn anzunehmen, Lokale in der Nachbarschaft seien von der allgemeinen Reservierungsempfehlung aller Lokale in München ausgenommen), aber doch.

Sehr gutes Bier (gebraut wird in einem Kessel vorn raus zur Straße, das Lokal selbst ist im fensterlosen hinteren Bereich), Publikum aus vieler Herren Länder, sehr deftiges Essen: Kaspressknödel mit bis zur Unbeweglichkeit angedicktem Wirsing für mich, Tafelspitz mit Meerrettichsoße, Pfannengemüse und Kartoffelknödeln für Herrn Kaltmamsell.

die Kaltmamsell

1000 Fragen 661-680

Dienstag, 19. Februar 2019 um 8:51

661. Magst du es, wenn man sich um dich kümmert?
Es ist ein großes Privileg, sich um mich kümmern zu dürfen; normalerweise macht mich das so befangen, dass ich es nicht mag.

662. Welchen Wunsch wirst du dir nie erfüllen?
Als Professorin für Englische Literaturwissenschaft zu arbeiten.

663. Was war die interessanteste Einladung, die du jemals bekommen hast?
So richtig Einladungen bekommt man als Erwachsene ja zu Hochzeiten und runden Geburtstagen. Ich kann mich nicht erinnern, dass dabei eine besonders interessante war.

664. Wie würden dich deine Freunde beschreiben?
Kompliziert? Ich weiß es nicht.

665. Wer hat dir in deinem Leben am heftigsten wehgetan?
Ich.

666. Was war ein Wendepunkt in deinem Leben?
Es gab nie einen Punkt, es gab Veränderungsphasen.

667. Glaubst du, dass Menschen die Zukunft vorhersagen können?
Ich weiß, dass Menschen belegbar schlecht in Vorhersagen sind (siehe die einschlägige Forschung von Kathrin Passig), deshalb: Nein. Vielleicht mit Ausnahme des Wetters, bei Drei-Tages-Vorhersagen ist die Meteorolgie erstaunlich gut geworden.

668. Was kannst du fast mit geschlossenen Augen tun?
In die Arbeit gehen.

669. Auf welchem Platz in der Klasse hast du am liebsten gesessen?
Im vorderen Drittel eher außen, aber nicht ganz außen.

670. Vermeidest du bestimmte Musik, weil du davon traurig wirst?
Nein.

671. Bist du ein Mensch der Worte oder ein Mensch der Tat?
Worte. Viele, viele Worte.

672. Welcher deiner fünf Sinne ist am besten entwickelt?
Ich glaube, ich bin besonders gut in der Koordination aller Sinne.

673. Wann hast du Mühe, dir selbst in die Augen zu schauen?
Bei Migräne.

674. Wer kann dich am besten trösten?
Herr Kaltmamsell.

675. Was war deine größte Dummheit?
Jedes Überfressen, nach dem mir schlecht war. Und die Dummheit daran wird jedesmal größer, weil ich offensichtlich nichts lerne.

676. Über welches Unrecht kannst du dich sehr aufregen?
Mehr als das Unrecht (Chancenungleichheit, Ausgrenzung von Randgruppen) regt mich auf, wenn dessen Existenz bestritten wird – meist von denen, die davon profitieren.

677. Was war das schönste Kompliment, das du jemals bekommen hast?
“Da isse sonst SO’n Tier, und dann macht’se die Liegestütz auf Knien!”

678. Was entscheidet, ob dir jemand sympathisch ist oder nicht?
Meine Gefühle.

679. Was geht zu langsam?
Verminderung des städtischen Individualverkehrs per Privat-Pkw.

680. Welches Musikstück soll auf deiner Beerdigung gespielt werden?
Ich habe immer noch den Franz vor Augen, der auf der Orgel Koyaanisqatsi spielt. Zum einen mag ich die Filmwerke von Philip Glass (ja, ich bin das), zum anderen sollen die Trauergäste auf der Beerdigung nochmal so richtig kathartisch trauern und weinen, damit sie danach mit ihrem Leben weitermachen können.
Das Pathos ist mir ein bisschen peinlich, aber ich habe ja seinerzeit auch den Freund, mit dem ich nach vielen Jahren mal wieder ins Heimatdorf meiner spanischen Familie fuhr, dazu gebracht, beim Reinfahren in seinem Auto den Ben Hur-Soundtrack zu spielen. Wenn Pathos, dann richtig.

Quelle: Flow-Magazin.

Zu den Fragen 641-660.
Zu den Fragen 681-700.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 18. Februar 2019 – Endwintermontag

Dienstag, 19. Februar 2019 um 6:26

Ein montäglicher Montag. Früh aufgewacht, für den Weg in die Arbeit statt Wintermantel meinen Ledermantel getragen, weder Mütze noch Handschuhe. Was vielleicht ein bisschen verfrüht war, zu Sonnenaufgang frostete es noch.

Zu Mittag Karotten-Kohlrabigemüse vom Vortag – ich hatte mir nach dem Kochen einen Teil abgezweigt, den ich mit Essig und Öl anmachte. Dazu fränkisches Brot.

Im noch Hellen die Arbeit verlassen, Einkaufsstopp beim Vollcorner. Heimgekommen zum Licht der blauen Stunde.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell mit Pilzen und Auberginen gefüllte mexikanische Tortillas, mit Tomatensoße und Käse überbacken. Zum Nachtisch Billigpralinen und Schokolade.

Ich schaltete den Fernseher gleich nach der Tagesschau aus, da ich den Roman für die donnerstägliche Leserunde durchbekommen wollte: James Baldwin, If Beale Street could talk. Was ich auch ohne Mühe schaffte.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 17. Februar 2019 – Sonne + Schneeglöckchen und Krokanten = Frühling

Montag, 18. Februar 2019 um 6:50

Verkatert aufgewacht – obwohl ich nichts getrunken hatte. Das kenne ich aber, nenne ich Partykater.

Draußen zeichnete sich mit Sonne und Milde ein Frühlingstag ab, ganz wundervoll. Ich bloggte gemütlich und ausführlich, machte mich dann fertig zu einem Isarlauf vom U-Bahnhof Thalkirchen weg.

Viele, viele Menschen an der Isar, von denen so viele mit dem Auto dorthin kommen mussten, dass Stau war und alles zugeparkt. Die Wege waren deutlich nasser und schlammiger als erwartet, es lag auch noch überraschend viel Schnee, der in der Sonne vor sich hin sulzte.

Wie immer: Nach der ersten Pfütze, wenn die Füße nass sind, werden alle anderen Pfützen egal.

Kampf der Autoscooter-Optik (vielen heißen Dank für den Begriff, ich denke ihn jedes Mal beim Betrachten der Schuhe; die erste Kampfhandlung war das Wechseln der Schnürsenkel gewesen).

Nach Duschen und Frühstück (Quark und Joghurt mit Maracuja) ging ich zu einer Spazierverabredung: Theresienwiese. Schon von Weitem hörten wir Beethovens “Ode an die Freude” live gespielt, mit der Zeit identifizierte ich mindestens Trompete und Kontrabass als Quelle.

Vor der Ruhmeshalle sahen wir dann, woher die Musik kam: Die Bavaria wurde gerade für Film- und Fotoaufnahmen von fünf Musikerinnen genutzt, neben Trompete und Kontrabass spielten Saxophon, Geige und Klarinette.

Kollegin von hinten.

In den Vorgärten der Stadthäuser um die Theresienwiese sahen wir Schneeglöckchen und Krokanten – hiermit ist Frühling (auch wenn es sehr wahrscheinlich nochmal schneit).

Zurück daheim las ich Internet, wusch Bettwäsche etc., tauschte die Lattenroste meines Betts (auf meiner Seite war eine Latte lose und dadurch nicht mehr so stabil).

Abends gab es mittelfränkische Bratwürste von Vortag: Wir hatten zehn Stück roh mitgenommen. Dazu Karotten-Kohlrabigemüse aus Ernteanteil. Zum Nachtisch griff ich das Kilo Pralinen aus Fabrikverkauf an:

Sie schmeckten nicht besonders gut (Stollwerck), aber als Diätkind werde ich wohl nie eine Menge Schokolade antreffen, die mir zu groß erscheint.

Im Fernsehen ließen wir den Tatort laufen – der sich als überraschend interessant entpuppte. “Murot und das Murmeltier”, so war schnell klar, war eine Groundhog Day-Folge; ich wollte schon Augen rollen, denn das kann man eigentlich nicht mehr machen, doch zum einen mag ich ja nicht-realistisches Erzählen, zum anderen kann man das ja auch gut machen – und das gelang meiner Meinung nach.

§

Wie Technik Menschen zusammenbringt:
“17. Februar 2019
Nach siebeneinhalb Jahren geht mein Plan auf”.

§

Mek macht sich Gedanken, warum er welchem Bettler Geld gibt.
“[am Halleschen Tor]”.

Aus dem Bauchgefühl heraus habe ich immer jene Leute belohnt, die nett geschnorrt haben oder diejenigen die tolle Musik gespielt haben, also Leute die etwas in mir auslösen oder Leute die trotz Armut etwas bewegen oder etwas können.
Aber das ist natürlich falsch. Obdachlos wird man in der Regel weil man gar nichts kann, weil man unsympathisch ist oder weil man nichts auf die Reihe kriegt, nicht mal ein nettes Lächeln, ich bin der Meinung, dass man denjenigen Geld geben muss, die nichts können, die schlecht drauf sind, und auch Trinkern, Holgi sprach in einer seiner WRINT-Sendungen mal darüber, dass man auch Trinkern einfach Geld geben soll, auch wenn man weiß, dass sie es eh versaufen werden. Um sie von diesem Stress zu erlösen den Obdachlosigkeit mit sich bringt, damit sie einfach trinken können, damit es ihnen kurzfristig besser geht, Obdachlosen Geld zu geben ist schließlich keine Investition, sondern man gibt einem Obdachlosen Geld um ihn für eine kurze Zeit vom Stress seines unheimlich anstrengenden Lebens zu lösen. Das klingt so sinnvoll: es ist keine Investition.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 16. Februar 2019 – Fränkischer Samstag

Sonntag, 17. Februar 2019 um 10:30

Den gestrigen Samstag verbrachte ich zusammen mit Herrn Kaltmamsell im Fränkischen, nämlich bei der Familie eines Freunds aus Adelsdorf in Mittelfranken. Er wohnt ebenfalls in München und bringt jedes Jahr eine Gruppe Freunde im Haus seiner Eltern zusammen, um fränkisch zu kochen und zu essen, prakisch von früh bis spät.

Uns fuhr er auch noch selbst hin: Da wir kein Auto haben, seine fränkische Heimat aber recht weit ab von Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln liegt, holte er uns frühmorgens ab. Wieder war ich fasziniert, wie anders die Strecke München-Nürnberg von Auto/Straße aus aussieht; unter anderem blickten wir die ersten 100 Kilometer lang auf dreispurigen zäh dichten bis stehenden Verkehr in die Gegenrichtung: Die Farbe vieler Autokennzeichen deutete auf Ferienanfang in den Niederlanden.

Am Zielort lernten wir Familie kennen, bevor unser Freund sich in die Küche zurückzog, um den ersten Teil der Tageskulinarik vorzubereiten, während sein Mann uns zu Einkaufsgelegenheiten mit Fabrikverkäufen fuhr: Tee, Gewürze und das Einkaufserlebnis des Tages – Pralinen- und Schokoladenbruch kiloweise in Tüten. Während ich vergangenes Jahr bei Haribo in Bonn die Kilotüten dann doch stehen ließ, weil sie uns bei genauerer Überlegung zu viel waren, hatte ich diese Befürchtung bei Schokolade keine Sekunde lang.

Im sonnigen Wintergarten des Elternhauses fanden sich nach und nach Freunde des Gastgebers aus München und dem Fränkischen ein, es gab die erste Mahlzeit: Fränkische Bratwurst aus der Herstellung eines verwandten Metzgers, serviert als Sauere Zipfel in einem würzigen Sud und gebraten mit Sauerkraut, dazu ein helles und mit Anis gewürztes Weizenmischbrot, das “römisch” genannt wurde (“des gibt’s nur am Wochenend”) sowie ein Roggenbauernbrot aus dem Holzbackofen.

Meine ersten Sauren Zipfel, ich fand sie köstlich.

Den Kaffeeundkuchen hängten wir gleich dran, ich entdeckte Prasselkuchen (mit Mürbteig) und mochte ihn sehr.

Zum jährlichen Frankentag mit Freunden gehört, wie wir lernten, ein Besuch der Fabrikverkäufe der benachbarten Sportartikelhersteller, der gesamte Trupp fuhr in Autos nach bei Herzogenaurach. Ich lernte auch, dass Sportartikel zumindest im Fabrikverkauf höchstens noch Randprodukte dieser Hersteller sind, am ehesten im Bereich Fußball zu finden; die angebotene Kleidung war eher für den nicht-sportlichen Alltag gedacht. In einem weiteren, Hersteller-übergreifenden Fabrikverkauf fand ich aber zwei sehr günstige Schwimmanzüge, die mich zusätzlich zu meinem aktuellen, noch voll funktionsfähigen auf die nächsten 15 Jahre versorgen dürften.

Abendliche Krönung der Kulinarik: Karpfenessen. Der Gastgeber hatte einen großen Tisch für Freunde und Familie in Willersdorf reserviert, im seiner fundierten Überzeugung nach ersten Karpfenhaus der Region, nämlich im Gasthof der Brauerei Rittmayer.

Als Vorspeisen hatte der Sohn der Gegend schon vor Wochen eine Spezialität bestellt, von der ich noch nicht gehört hatte: Ingreisch, der Karpfenrogen, paniert und frittiert, serviert mit ebenso zubereiteten Flossen (auf dem Foto bereits weitgehend weggefuttert) – großartig.

Der Karpfen wurde angeboten: Müllerin Art, gebacken, blau und pfeffergebacken. Ich entschied mich für den gebackenen, um einen möglichst nahen Vergleich zu meinem Standardkarpfen in Bierteig zu haben, den ich aus Unteremmendorf im Altmühltal kenne. Abgefragt wurde beim Bestellen nicht nur die gewünschte Zubereitungsart (die es alle auch für die Servierform als Filet gab), sondern auch die gewünschte Größe des halben Karpfens (hohe Kunst des Karpfenhalbierens, damit beide Hälften auch einen halben Kopf – Backerl! – und Schwanz bekommen): Abgerechnet wurde nämlich nach Karpfengewicht. Hier die mittlere Größe, die auf zwölf Euro kam.

Er schmeckte ganz hervorragend mit seiner butterschmalzigen, kräftig gewürzten Semmelbrösel-Panade, tatsächlich noch zarter und saftiger als mein Referenzkrapfen.

Mein Nachbar hatte sich für Karpfen blau entschieden (oben Salzkartoffeln, Butter, Merrettich).

Er ließ mich probieren: Das mag tatsächlich die ideale Zubereitung sein, kam dem Charakter des Karpfenfleischs noch mehr entgegen.

Ich trank dazu alkoholfreies Weizen – da mir morgens die Migräne ob des Proseccos am Vorabend drohend den Finger gezeigt hatte (Hackebeil übers rechte Auge), ließ ich einen Test bleiben, welchen fränkischen Weißwein der gebackene Karpfen wohl am liebsten mag.

Nach einem letzten Espresso und vielen herzlichen Umarmungen zerstreute sich die Gruppe, unser Gastgeber nahm uns in zwei Stunden Autofahrt unter klarem Sternenhimmel wieder mit zurück nach München.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 15. Februar 2019 – Sonniger Start ins Wochenende

Samstag, 16. Februar 2019 um 7:18

Nach gutem Schlaf durch einen weiteren blauhimmligen Sonnenaufgang in die Arbeit.

Wie so oft am Freitag zog sich der Arbeitsnachmittag wie Bewegung in Gelee. Ich ging pünktlich, besorgte auf dem (mützenlosen!) Heimweg im Vollcorner Teile des Abendessens.

Nachdenken darüber, wie es kommt, dass ich mit steigendem Alter in persönlichen Dingen immer unkontrollierbarer emotional mitgenommen werde (privat persönlich, in Arbeitsumgebung schaffe ich meist, nichts persönlich zu nehmen – die meint ja nicht mich, sondern meine Rolle dort). Das ist nämlich ganz schön anstrengend.

Daheim feierte ich mit Herrn Kaltmamsell den Start ins Wochenende, unter anderem mit Prosecco (wir probierten ihn mit einem Schuss Cointreau – und erzeugten damit eine mäßig attraktive Fanta-Note; ein Schuss Apricot Brandy hingegen war nett).

§

23 Jahre alt, aber schön zu lesen: Michael Althens Nachruf auf Gene Kelly.
“Der Mann im Regen.”

via @EveRoll

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https://youtu.be/JpCLxnVpgbo

Fred Astaire sehe ich hingegen völlig anders als Althen; unter anderem konnte Astaire sehr wohl auch allein seine Kunst und Poesie entwickeln.

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https://youtu.be/tLZ1GL-H8A4
die Kaltmamsell