Fotos

Journal Mittwoch, 15. Mai 2024 – Prework-Isarlauf

Donnerstag, 16. Mai 2024

Noch früherer Wecker, ich wollte mal wieder vor der Arbeit Laufen gehen, und gestern war der letzte schöne Tag vor Eintrübung angkündigt.

Ich wachte dann sogar vor Weckerklingeln auf – erleichtert, denn ich schwamm wieder in Angst

Das Fertigmachen für Sport fiel mir leicht, ich freute mich auf den Lauf.

Park mit alten Bäumen, durch die Sonne scheint, links ein paar Geräte eines Spielplatzes

Das Haupttor zum Alten Südfriedhof stand zu meiner Überraschung offen – doch es war das einzige Tor, ich kam am anderen Ende nicht raus und musste zurücklaufen.

Alter, parkähnlicher Friedhof

Alter Grabstein mit einer Frauenfigur, die in der Hand eine echte rote Rose hält

Es wurde trotzdem ein wunderbarer Lauf in frischer Luft und dem Licht der frisch aufgegangenen Sonne. Einziges, aber großes Ärgernis: Mein Kopf war zu 95 Prozent mit Arbeitsdingen beschäftigt (völlig unnötig, keine Probleme derzeit), grad dass ich mir keine E-Mails mit Selbsterinnerungen in die Arbeit schickte.

Wieder waren die Wege um halb sieben nahezu leer, ab sieben schlagartig belebter.

Holzplankenweg zwischen Bäumen vor blauem Himmel

Sonniges Flussbett mit Bäumen, im Vordergrund eine Brüstung

Flaucher

Pfad zwischen Laubbäumen, hinter denen die Sonne scheint

Idealer Lauf-Untergrund.

Ich beschränkte mich auf 70 Minuten, um den restlichen Tagesablauf nicht zu schief werden zu lassen. Tatsächlich kam ich nach zackigem Marsch nur 40 Minuten nach meinem üblichen Start im Büro an. Dort war bereits das eine oder andere aufgelaufen und ich geriet erst mal in ein wenig Hektik, doch nichts war angebrannt.

Zwischen zwei Online-Terminen Mittagscappuccino bei Nachbars, dann geschäftliche Einkäufe im Supermarkt (Bewirtung für eine Besprechung war bewilligt worden, aber mangels Inhouse Catering muss das Zeug halt selbst organisiert werden, wenn Auftrag an einen externen Caterer überdimensioniert wäre). Als Mittagessen hatte ich einen Apfel und eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt dabei.

Emsiger Nachmittag, ich bekam richtig was weggeschafft. Das Wetter begann umzuschlagen, erst mal mit einem ordentlichen Regenguss. Als ich nach Feierabend in die Innenstadt marschierte, war es allerdings schon wieder trocken und nur ein wenig kühl.

Ich genieße es ungemein, dass ich dieses Jahre einen richtigen und schönen Frühling erleben darf, etwas zwischen 8-Grad-Regen und 28-Grad-Hitze – das sich deutlich anders anfühlt und deutlich anders riecht als Sommer.

Braunes Eichhörnchen auf frisch gemähter Wiese

Niedlichkeitsattacke vorm Bavariapark.

Ich kaufte fürs Abendessen ein: Spargel samt Peripherie. Daheim machte ich mich gleich an die Zubereitung von Folienspargel mit Eierhacksauce. Schmeckte ganz ausgezeichnet. Nachtisch Schokolade.

§

Was man nicht alles aushalten muß, bis man endlich zu alt für alles ist.

Das und noch mehr hier.

§

Wie alte Leute (also wie ich) zu 80er-Musik tanzen.

Selbstverständlich, wie denn sonst? Deshalb fände ich viel interessanter zu sehen, wie meine Nifften darauf tanzen. (Brüderchen, das ist ein Arbeitsauftrag.)

Hier noch viel viel mehr davon. Und ich sehe in allen erst mal den/die 16-18-Jährigen, die ich damals in Discos, auf Partys traf.

Journal Dienstag, 14. Mai 2024 – Didier Eribon, Sonja Finck (Übers.), Eine Arbeiterin

Mittwoch, 15. Mai 2024

Wieder eine gute Nacht, doch wieder endete sie in einer unangenehmen Angstphase.

Nochmal Sonnen-Power draußen, ich marschierte in kurzen Ärmeln in die Arbeit (eine Jacke wäre wirklich angenehm gewesen, doch ich war wieder zu faul zum Heimschleppen).

Die Lösung meines Problems mit der Handyzahl-App (VIMPay übrigens, mit der meine Bank, die Sparda, zusammenarbeitet), von der eine erforderliche und angeblich abgeschickte TAN nie eintraf, nicht bei Dutzenden Versuchen und über mehrere Tage: Ich hatte am Sonntag an die Service-Adresse geschrieben, die am Montag zurückschrieb, “richte die PushTAN-Verbindung bitte nochmals anhand der folgenden Anleitung ein”. Stellte sich heraus: Ich hatte diese Funktion nie eingerichtet. Und wie ich bei neuerlichem Aufruf der App herausfand, ist sie auch gar nicht erforderlich, jetzt gab es eine Möglichkeit, auch ohne weiterzukommen. UX-Hölle in Lehrbuch-Qualität.

Emsiger Vormittag, aber ich hatte Zeit für einen Mittagscappuccino im Westend.

Cappuccinotasse auf einem Holztresen vor einem Fenster, durch das man eine sonnenbeschienene Straße und ein altes Haus sieht

Zu Mittag gab es einen Kanten selbstgebackenes Brot und Mango mit Sojajoghurt.

Der Nachmittag war zäh, doch ich schaffte Dinge weg (und fand nicht heraus, wie ich für Outlook-Besprechungen Agenda und Protokolle in OneNote bastle, die nicht nur zu meinem persönlichen OneNote führen). Außerdem plagten mich Schwäche und Schwindel – wie ich aus meinem Blog weiß, bekomme ich den besonders häufig im Mai.

Nach Feierabend nahm ich eine U-Bahn in die Innenstadt, ließ mir bei einer Ärztin ein Rezept auf die Krankenkassenkarte laden, kaufte ein wenig im Kaufhaus ein und im Drogeriemarkt, kurz vor daheim noch Erdbeeren am Standl.

Ernteanteil war aufgegessen, Herr Kaltmamsell hatte Nachtmahl beim (deutschen) Traditionschinesen Shanghai am Stachus beschlossen. Da gingen wir hin.

Restauranttisch am Fenster im 1. Stock, draußen ein Schild "Chiina Restaurant Shanghai", drinnen am Tisch liest ein Mann die Speisekarte

Eine weiße Schüssel mit gebratenen Auberginenstücken, rechts davon eine Servierplatte mit Grünem Stengelgemüse

Oben ein weißer Teller mit Tofustückem in roter Sauce, unten eine Schalte Reis

Wir teilten uns Wasserspinat mit Knoblauch, Aubergine mit wenig Hack, Mapu Tofu – sehr schön unterschiedlich und aromatisch.

Zurück daheim gab es noch reichlich Erdbeeren und ein wenig Schokolade.

Im Bett begann ich neue Lektüre: Joseph Roth, Hiob.

§

Didier Eribon, Sonja Finck (Übers.), Eine Arbeiterin.
Didier Eribon schreibt über die letzte Lebensphase seiner Mutter, der titelgebenden Arbeiterin. Diesmal belustigte es mich beinahe, wie Eribon zutiefst menschliche und zwischenmenschliche Dinge mit den Werkzeugen der Soziologie analysiert (das tat er ja schon in Rückkehr nach Reims, hier besprochen). Zum Beispiel seine Schilderung, wie seine Eltern, die einander nicht ausstehen konnten, all die Jahrzehnte ihrer Ehe ein Bett teilten: Das sei halt durch ihre Zugehörigkeit zur Arbeiterklassen bedingt, in der Alternativen undenkbar gewesen seien. (PurzelchenCherie: Die Alternative ist in praktisch allen Klassen undenkbar.)

Aber auch so bewegte es mich zutiefst, wie seine Mutter am Umzug ins Pflegeheim zerbricht. Ebenso wie Eribon damit hadert, ob das durch einen Umzug in ein offeneres Wohnen für Alte ein paar Jahre zuvor hätte verhindert werden können, den seine Mutter im letzten Moment verweigerte. Eribon erkennt, wie müßig diese Frage ist, denn seine Mutter wollte halt einfach nicht.

So vieles läuft darauf hinaus, dass Menschen nun mal auch im hohen Alter und mit schwindender Kontrolle über ihren Körper immer noch eigenverantwortliche und mündige Menschen sind. Selbst wenn ihre eigenen Entscheidungen ihnen schaden. So kommt es oft zu tragischen Situationen, in denen nicht abzusehen ist, was größeren Schaden anrichtet: Der selbstverantwortliche Beschluss, allein in der eigenen Wohnung zu bleiben (auch wenn die Selbstversorgung nicht mal mit externer Pflegehilfe gesichtert werden kann, auch wenn jede Erkrankung, jeder Sturz schwerwiegende Folgen haben kann). Oder der Umzug ins Seniorenheim unter dem noch so liebevollen Druck der Anghörigen (“Es ist besser für dich.”), der mit Aufgabe der Selbstbestimmung einher geht, mit komplettem Wechsel von Alltag, Kontakten, Gewohnheiten – dem Verlust der eigenen Welt.

Und dem ultimativen Verlust von Zukunftsaussichten: Ohne Zukunft gibt es kaum ein Konzept von Selbstwirksamkeit, in einem Pflegeheim ist die Zukunft zu Ende.

Die Zeit ist stehen geblieben. Es ist kein auf die Zukunft gerichteter Entwurf mehr möglich, nicht einmal auf die unmittelbare Zukunft.

Wichtig ist in meinen Augen Eribons Hinweis darauf, dass den Pflegeheim-Bewohnenden die Möglichkeit zur Gruppenbildung, Solidarität, zum Protest gegen das System genommen ist, sollten sie mit den Umständen unzufrieden sein: Immobil und aus dem Bett heraus, ohne selbstbestimmte Kontakte lässt sich keine Revolte anzetteln. (Oder müssen wir uns auf den ersten über WhatsApp organisierten Aufstand der Patient*innen im Pflegeheim gefasst machen?) Eribon schildert, wie seine Mutter ihm und seinen Brüdern aus dem Pflegeheim-Bett Nachrichten auf den Anrufbeantworter sprach:

Meine Mutter weinte und beschwerte sich, aber sie konnte nicht für sich selbst sprechen, konnte sich kein Gehör verschaffen, zumindest nicht öffentlich. Ihre Klage gelangte nicht aus ihrem Zimmer nach außen.

(…)

Wie sollen alte Menschen, vor allem, wenn sie ihre körperlichen und manchmal auch einen Teil ihrer geistigen Fähigkeiten verloren haben, sich versammeln, sich als Gruppe mobilisieren, sich als “Wir” begreifen, und sei es nur, indem sie ihre Interessen an eine Gewerkschaft oder Partei deligieren?

Und doch stolperte ich über die soziologische Analyse der Verbindung Eribons mit seiner Mutter:

Man darf die sozialen Beziehungen – einschließlich der sich im Lauf der Zeit verändernden innerfamiliären Beziehungen – nicht psychologisieren, sondern muss sie im Kontext von Klassenverhältnissen betrachten.

Mir scheint dieser Satz unvollständig: Wenn man was erreichen/erkennen will? Oder es fehlt: Sonst…
Da ich weder Psychologin bin noch Soziologin, kann ich mir die feuilletonistische Ansicht leisten, dass eine Mischung von beiden Erklärungssystemen den größten Erkenntnisgewinn verspricht.
Kann es sein, dass Eribon seine Trauer soziologisieren möchte und dabei herzzerbrechend scheitert?

Doch Eribon knöpft sich auch seine eigenen philosophischen Lehrmeister*innen vor (u.a. Sartre) und weist ihnen nach, dass viele ihrer gesellschaftlichen Konzepte, gar Forderungen alte Menschen als Protagonist*innen ausschließen, mit alten Menschen vor Augen einfach nicht mehr funktionieren. Er beschließt sein Buch mit einem leidenschaftlichen Appell, greise Menschen nicht zu übersehen und denen eine Stimme zu leihen, die sich in ihrer letzten Lebensphase nicht mehr selbst Gehör verschaffen können.

Journal Montag, 13. Mai 2024 – Arbeitsturbulenter Wochenstart

Dienstag, 14. Mai 2024

Gut geschlafen, nur kurz vor Weckerklingeln in eine Angst-Phase geglitten.

Draußen wundervolles Wetter mit blauem Himmel und Deko-Wölkchen. Auch wenn es morgens noch ganz schön frisch war, ließ ich die Jacke daheim, um sie auf dem Heimweg nicht schleppen zu müssen. Seit einigen Tagen lustige neue Schmerzen beim Gehen: Es sticht in der rechten unteren Ferse und im linken Ballen.

Im Büro startete ich den Rechner – und fuhr sofort Achterbahn. Ich musste einen Querschuss umlenken, obwohl er in dem bestand, was mir an meinem Job am meisten Spaß macht. Doch es ging gestern wirklich, wirklich nicht. Auch deshalb ärgerte ich mich über dysfunktionales Outlook: Die Anfrage war eigentlich eine halbe Stunde vor meinem Arbeitsende vergangenen Mittwoch abgeschickt worden, da hätte ich noch einiges möglich machen können. Wie ein paar weitere E-Mails war sie aber erst deutlich später tatsächlich in meinem Postfach gelandet. (Und nein: Ich werde nicht wieder anfangen, an freien Tagen regelmäßig nach meinen Berufs-Mails zu gucken.)

Entsprechend turbulenter Vormittag mit auch schlechten Nachrichten. Ich nahm mir dennoch Zeit für einen schnellen Mittagscappuccino bei Nachbars.

Mittagessen eher früh, damit ich einen 13-Uhr-Termin schaffte: Eine Scheibe selbst gebackenes Brot, Mango mit Sojajoghurt.

Es ging munter mit Achterbahn weiter, um halb drei war ich eigentlich fix und alle. Aber die Arbeit halt noch nicht. Ab jetzt machte ich sie mit wenig Konzentration, brauchte entsprechend lang dafür.

Ich ging rechtzeitig für meinen Feierabendtermin bei der Wachsenthaarerin – wo ich auch diesmal 20 Minuten warten musste, bis eine Walk-in-Kundin fertig war. Inzwischen bin ich verärgert und frage mich, ob ich die Terminvereinbarung nicht bleiben lassen sollte und auch einfach in den Laden schneien, wenn es mir reinpasst.

Lebensmitteleinkäufe, dann ging ich einem Impuls nach: Ich hatte in der Vorwoche aus dem Augenwinkel in einem Bekleidungsladen im Forum Schwanthalerhöhe Kurzarm-Oberteile gesehen, die mir für Herrn Kaltmamsell sehr gut gefielen (und dass er nicht viele intakte besitzt, weiß ich als Wäscheverantwortliche des Haushalts). Jetzt sah ich diese attraktiven Stücke allerdings nicht im Laden: Die Angestellte, der ich sie beschrieb, erzählte, dass sie dieses Modell bereits zum Rücksenden verpackt habe – öffnete die Kiste allerdings für mich, und ich konnte ihr das Shirt in zwei Varianten abkaufen.

Blühende Bäume vor einem alten Haus

Endlich sah ich die blühenden Robinien nicht nur, sondern roch sie auch zumindest leise. Die Luft war herrlich frühlingshaft mild, ich brauchte wirklich keine Jacke.

Bei meiner Heimkehr war es dann allerdings so spät, dass ich keine Zeit mehr für Gymnastik hatte. (Herr Kaltmamsell freute sich über den Shirt-Kauf für ihn.)

Brotzeitvorbereitung, Salat angemacht, das restliche Abendessen kam von Herrn Kaltmamsell: Er servierte die roh eingefrorenen Gnocchi gegart mit Käsesauce.

Gedeckter Tisch mit weißem Teller, darin Gnocchi mit weißer Sauce, eine Schüssel mit grünem Salat

Schmeckte ausgezeichnet, man kann Gnocchi also einfrieren, ich werde Herrn Kaltmamsell zu Großproduktion treiben. Nachtisch viel Schokolade.

Vor dem frühen Zu-Bett-Gehen mit Lesen hielt ich auf dem Balkon Ausschau nach Fledermäusen, hatte bald Erfolg (SO NIEDLICH!).

§

Wegen dieser Begebenheit:

Bitte sehen Sie sich dieses Filmchen an: Gerade bei nicht-alten Menschen werden Schlaganfälle zu oft nicht gleich erkannt.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/SmZZLGnbWxc?si=PRVhvXAh7Bnyze_5

Journal Sonntag, 12. Mai 2024 – Nochmal von Ammer- zu Starnberger See gewandert

Montag, 13. Mai 2024

Gut geschlafen, früh aufgewacht, war mir recht. Draußen ein weiterer Sonnentag, wie angekündigt.

So hatte ich nach dem Bloggen noch Zeit zum Internetlesen und Einfrieren des halben Brotes.

Halbierter Brotlaib

Mein Rezept dafür steht jetzt hier.

Und trotzdem schaffte ich eine S-Bahn kurz nach halb zehn hinaus nach Herrsching am Ammersee: Ich wollte die Wanderung vom vergangenen Wochenende in die Gegenrichtung laufen. Da Herr Kaltmamsell arbeiten musste, war ich allein unterwegs.

Problemlose Anreise, ich las unterwegs die Wochenend-SZ.

Dorfansicht mit blühender Robinie, Bach und altem Haus

Herrsching sonnig, verfrühlingt und hübsch.

In einem hellgrünen Wald ein Baum mit verschlungenen Wurzeln

Der knapp einstündige Anstieg nach Andechs durchs Kienbachtal gemütlicher, als ich erwartet hatte – bislang kannte ich diesen Abschnitt nur abwärts.

Von einer Anhöhe Blick auf ein Dorf mit Zwiebelturm in Voralpenlandschaft

Aussicht von Andechs auf Erling.

Frau mit Brille und Kappe vor Voralpenlandschaft

Wander-Selfie!

Barocker Kirchenturm in Weiß mit rosa Ornamenten

Sonnige Wiese mit Weg, im Hintergrund eine Klosteranlage mit Zwiebelturm, im Vordergrund eine Laterne

Hinter Andechs einige Milane beim Termiksuchen, ich sah sie ziemlich nah. Einer rief mehrfach, vielleicht kann ich jetzt Milanrufe identifizieren.

Ich wanderte gemütlich vor mich hin, es waren deutlich mehr Menschen unterwegs als am Samstag vor einer Woche – die meisten davon auf dem Fahrrad, davon ca. 90 Prozent mit Elektroantrieb. Es ging sich wunderbar in milder Luft und angenehmer Sonne ohne Hitze, dafür mit Brise. Ich hatte mich gründlich und hochfaktorig sonnengecremt, wagte also Ärmellosigkeit.

Hinter sonniger Wiesenlandschaft ein Gutshof

Rothenfeld.

Rucksack und Wasserflasche im Schatten eines Baumes

Brotzeitpause am Bacherl in Aschering nach gut zweieinhalb Stunden. Es gab selbstgebackenes Brot mit Frischkäse, den Apfel dazu hatte ich in der S-Bahn einer Frau geschenkt, die um Essen bettelte.

Drei Verkehrsschilder vor einer Hecke, das oberste zeigt ein durchgestrichenes Pferd, dass gerade kackt
Aschering hat ganz eigene Verkehrsprobleme.

Ein paar Mal hörte ich unterwegs einen Kuckuck – definitiv kein Stadt-Sound.

Ab Aschering wurde es wirklich bevölkert, gemütliches und versonnenes Gehen war nicht mehr möglich, und ich schaltete um auf Sport.

Ein lichter, riesiger Laubbaum in der Sonne, links ein Seeufer, rechts im Hintergrund ein Haus, dazwischen Menschen an Bierbänken

Am Maisinger See.

In der Maisinger Schlucht überholte ich viele Familiengruppen, die meisten mit Lagekontrolle beschäftigt, einige mit der Erstellung von Foto-Dokumentation des Ausflugs. Niemand nahm den volltönenden Kuckuckruf wahr und wies Kinder darauf hin (oder fand ihn nicht erwähnenswert?).

In Starnberg musste ich nur wenige Minuten auf die nächste S-Bahn warten (llegar y besar el santo).

Riesiger See in der Sonne, im Vordergrund ein Steg, im Hintergrund Segelboote und im Dunst die Alpenkette

Aber Zeit für ein Abschiedsfoto vom Starnberger See hatte ich. Für die 16 Kilometer hatte ich diesmal mit einer ausgiebigen Pause deutlich unter fünf Stunden gebraucht, das letzte Drittel war ja auch eher Marschieren als Wandern gewesen. Problemlose und pünktliche Heimfahrt.

Daheim Häuslichkeiten und müüüüde. Ich verkniff mir eine späte Siesta, um den Nachtschlaf nicht zu gefährden. Auf dem Balkon las ich – und entdeckte möglicherweise einen frisch gebauten Eichhörnchen-Kobel in der Linde davor.

Zwischen Ästen eines Laubbaums ein welker Laubhaufen, verstärkt mit Holzwolle

Mit seiner Superduper-Kamera machte Herr Kaltmamsell ein Foto davon.

Als Nachtmahl brauchten wir auf: Herr Kaltmamsell briet aus den restlichen Ernteanteil-Kartoffeln Bratkartoffeln, dazu gab es Käsereste.

Im Fernsehen fanden wir nichts, das auch nur nebenher erträglich gewesen wäre. Statt dessen las ich weiter in Eribons Eine Arbeiterin, setzte die Lektüre im Bett fort.

Journal Samstag, 11. Mai 2024 – Wahlhilfegeschult in neuer Rolle

Sonntag, 12. Mai 2024

Früh aufgewacht, aber erfrischt, und überhaupt kam mir das sehr entgegen.

Unter anderem kam ich so kurz nach neun los auf meine Laufrunde durch einen herrlichen Frühlingstag, wundervolle klare Luft, mit leichten Beinen. Ich nahm dieselbe Runde wie schon am Donnerstag: Alter Südfriedhof, Westermühlbach, Flaucher, Maria Einsiedel und zurück.

Spielplatz in einem Park mit alten Bäumen, kleinsieht man darin zwei Kinder und eine Erwachsene

Der Nußbaumpark wurde bereits bespielt.

Park-ähnlicher Friedhof im Sonnenschein mit wenigen alten Grabsteinen

Kleineres viereckiges Graffiti an Brückenpfelier, darauf eine Kloschüssel und die Wörter "Dead" und "shit"

Unter der Braunauer Eisenbahnbrücke.

Blick durch Bäume auf sonnenbeschienenen Fluss

Blick auf FLusslandschaft unter einer Eisenbahnbrücke durch, die mit Graffiti bemalt ist, dahinter am Horizont zwei Türme eine Kirche

Ich bog auf dem Rückweg wieder zum Bäcker ab und stellte fest, dass das Glockenbachviertel wuselte: Tag der Hofflohmärkte, das Angebot bordete über und wurde rege angenommen.

Frühstück schon um zwölf: Apfel, Körnersemmel. Die frühe Uhrzeit war meinem Nachmittagstermin geschuldet: Wahlhilfeschulung für die Europawahl am 6. Juni, ich absolvierte zum ersten Mal die Schulung zur Wahlvorsteherin (werde als stellvertretende solche fungieren). Nachdem mich der letzte Einsatz bei der Landtagswahl sehr gestresst hatte, wollte ich mir das ja eigentlich nicht mehr antun. Doch Europawahl ist wirklich die einfachste Wahlhilfe (mit der war ich seinerzeit auch eingestiegen), das ging nochmal.

Die Schulung fand im Gebäudekomplex des KVR statt, ich mäanderte durch den wundervollen Frühlingstag im Schlachthofviertel hin.

In einem Seminarraum Blick auf Leinwand, auf der steht "Herzlich willkommen zur Schulung für Vorstehende im Wahlraum"

Blick aus einem modernen verglasten Treppenaus auf eine alte Häuserzeile

Die Schulung war spannend (auch wenn ich gerne nochmal Schriftführung übernommen hätte: es gibt neue Wahlkoffer, neue Software), ich lernte einiges auf vielen Ebenen, auch auf der menschlichen. Und ich erfuhr, dass die Landtagswahlhilfe vergangenes Jahr nicht nur mich besonders anstrengend war, aus denselben Gründen.

Auf dem Rückweg schlenderte ich und nahm mir die Zeit für Fotos.

Altmodische Ladenfront in Altbau, darüber ates Schild "Obst Lebensmittel Gemüse", davor steht ein Hollandrad

Altmodische Ladenfront in Altbau mit altem Schild "Waschmittel", rechts neben Laden ein roter Kaugummiautomat

Moderne Kirchentür in schlichter Mauer, Schrift "St. Andreas"

Blick in sonnige Stadtstraßenkreuzung mit Radler und weißem Auto, ganz im Hintergrund einer Straße sieht man die Bavaria

Im Nußbaumpark begegnete ich mehr als einer Sorte… ähm… Hörnchen in Bäumen.

Baumstamm mit Eichhörnchen

Baumkuhle mit Ratte

Das untere war nur eines einer Dreier-Gruppe.

Daheim gleich mal Brotteig geknetet – da der Buttermilchbecher nicht mehr voll war, ergänzte ich mehr Wasser.

Während der Brotteig sein Ding machte, also Gehen, setzte ich mich auf den genau richtig temperierten Balkon. Auf dem Weg zur Schulung hatte ich am Volkstheater Werbung für die aktuelle Inszenierung von Dürrenmatts Besuch der alten Dame gesehen – Check ergab einen sehr spannenden Ansatz. Da Herr Kaltmamsell sich in letzter Zeit etwas offener für Theaterbesuche zeigte, fragte ich ihn, ob er mich begleiten würde – und kaufte uns dann gleich zwei Tickets (die allerletzten für die Vorstellung, läuft für’s Volkstheater, was?).

Und weil mich die Empanada so gefreut hatte, schrieb ich das Rezept auf meine Rezeptseite.

Fürs Nachtmahl sorgte Herr Kaltmamsell: Es gab persisches Rhabarberlamm, Rhabarber aus Ernteanteil.

Gedeckter Tisch mit weißem, gefüllte Teller - Reis und Ragout, darüber große Pfanne mit Ragout, kleiner Topf mit Reis

Rhabarber, Lamm und Minze passten gut zusammen, insgesamt ist das aber nicht mein Lieblingsgeschmack. Nachtisch Schokolade.

Das Brot gelang gut:

Aufsicht auf einen schwarzen, eisernen Topf, darin ein beim Backen aufgerissener Brotlaib

Im Fernsehen stolperte ich in den Disney-Trickfilm Vaiana (englischer Originaltitel Moana. Why.). Er gefiel mir so gut, dass ich den Rechner zuklappte und ihn mit ganzer Aufmerksamkeit ansah: Ein pures Märchen mit einigen wunderschönen Ideen – allein die erzählenden Tatöwierungen! Und was die Animation mit dem Protagonisten Wasser gemacht hat, ist atemberaubend.

§

Margaret Atwood ist einem Alter (84), das mich sofort besorgt macht, wenn ich länger nichts von ihr höre. Zu meiner Beruhigung stellt sie sich in dem Interview mit Lisa Allardice im Guardian als quicklebendig heraus:
“‘I can say things other people are afraid to’: Margaret Atwood on censorship, literary feuds and Trump”.

“I’m a kind of walking opinion poll,” she says. “I can tell by the questions that people ask me what’s on their minds. What is the thing they’re obsessing about at the moment.” The backwards turn of women’s rights, with the ruling just this month that the 1864 total ban on abortion be enforced in Arizona, for example, is high on the list. But as always she is careful to stress that there is no one answer to questions about the future for women. “I have to ask which women? How old? What country? There are many different variations of women.”

§

In der vergangenen Zeit berichten Medien immer wieder über “Trends”, von denen ich vorher nichts wusste – und verstehen darunter Themen, die besonders viel durch Social Media gereicht werden. Fachmann Jens Scholz erklärt den Denkfehler des Mechanismus’ in einem Mastodon-Thread.

Journal Freitag, 10. Mai 2024 – St. Brück mit Schwimmen, Balkon, Pediküre

Samstag, 11. Mai 2024

Gut geschlafen, wäre auch über Weckerklingeln um sechs so gewesen, doch ich wollte ja gerne Herrn Kaltmamsell Milchkaffee machen.

Hell wurde es zu einem sonnigen Tag, das freute mich. Für meine geplante Schwimmrunde konnte ich dennoch nicht ins Dantebad, das wird noch bis nächsten Dienstag überholt.

Ich kam recht früh los, ließ mich aber leider durch das Hoppeln von roter Ampel zu roter Ampel auf der Schleißheimer Straße nerven, auch durch Leute, die zu zweit ratschend nebeneinander radelten und Überholen ohne Lebensgefahr unmöglich machten.

ABER! Die Bahnen im Olympiabad waren eher leer, das Schwimmen lief leicht und nahezu schmerzfrei (ein bisschen Schulter und Kreuz ist immer).

Auf dem Heimweg machte ich einen Umweg für Einkäufe auf der Schwanthalerhöhe. Sherry-Essig scheint ganz aus der Mode gekommen zu sein: Die drei (!) Regale mit Essig im dortigen Edeka waren zur Hälfte von schier unendlichen Varianten Aceto balsamico und “Condimento” belegt – aber kein Sherry-Essig.

Bei Ankunft zu Hause packte ich Einkäufe aus – und war erstmal beschäftigt: Ein Becher Buttermilch war zur Hälfte ausgelaufen (ins Badetuch, mir ist ein komplettes Rätsel, wie er sich daran hatte aufpieksen können).

Es war mild genug für Aufenthalt draußen geworden, ich befreite den Balkon mit dem Staubsauger von den gröbsten Spuren der Unwetter an den Tagen zuvor.

An sich hatte ich für den Nachmittag vor meinem Pediküre-Termin noch einen Museumsbesuch unterbringen wollen, entschied mich dann aber gegen potenzielle Hetzerei und für Gammeln. Frühstück um halb zwei: Apfel, Empanada vom Vorabend – der Teig ist wirklich super, schmeckt auch am nächsten Tag noch und ist saftig.

Blick über eine Balkonmauer hinweg, im Vordergrund ein Stück Zeitung auf Tisch, auf dem Balkon grüne Pflanzen, im Hintergrund die Wipfel von sonnenbeschienenen Bäumen.

Ausführliche Zeitungslektüre statt Kunstfoyer der Versicherungskammer (was ich aber hoffentlich noch nachhole).

Irgendwann kam Herr Kaltmamsell aus der Arbeit, erzählte ein wenig, ging an seinen Schreibtisch zum Weiterarbeiten. Ich wiederum spazierte ins Westend zu meiner Kosmetikerin und ließ mir endlich mal wieder die Füße richtig schön machen. Es war mild genug für Jackenlosigkeit – und Sandalen, damit der frische Lack auf den Fußnägeln auf dem Rückweg keinen Schaden nahm. Ich hatte meinen glitzernden Disco-Lack dabei, weil der einfach so viel länger hält als konventionelle Farblacke (und weil er Spaß macht).

Zurück daheim turnte ich eine Runde Yoga-Gymnastik mit viel Dehnung für den durchschwommenen Oberkörper.

Aufs Wochenende wollten wir mit Maibowle anstoßen, seit dem Besuch bei meinen Eltern am Donnerstag hatte ein Sträußchen Waldmeister vor sich in gewelkt. Erst nach gut 24 Stunden hatte er leisen Waldmeisterduft abgesondert – der Waldmeister aus dem Töpferl, den wir in den vergangenen Jahren mehrfach besorgt hatten, war da deutlich schneller und intensiver gewesen.

Herr Kaltmamsell hatte das Sträußchen für anderthalb Stunden in trockenen Weißwein gesteckt, jetzt kam es raus, der Weißwein wurde mit Pizzolato Moscato Spumante Dolce aufgegossen.

Zwei lächelnde Gesichter prosten mit Sektschalen in die Kamera, im Hintergrund sonnige Bäume

Im Alkohol schmeckte man den Waldmeister dann aber deutlich.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell die Radieserln aus Ernteanteil verarbeitet. Weil sie mir roh inzwischen nicht mehr bekommen (wie nach dem Essen von Radi muss ich anschließend aufs Unangenehmste Rülpsen und nein, Einsalzen hilft nicht), hatte er Radieschensuppe gekocht.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund ein weißer Suppenteller mit einer hellrose Suppe, dahinter eine Glasschüssel mit grünem Salat.

Schmeckte ok, Suppe mit Sauerrahm immer gut. Den restlichen Ernteanteil-Salat hatte ich mit Zitronensaft-Dressing angemacht, dazu gab es je ein weiteres Stück Empanada vom Vorabend. Nachtisch ein wenig Erdbeeren, viel Schokolade.

Herr Kaltmamsell guckte die Promi-Tanzshow auf RTL, ich ließ mich statt davon lieber von Didier Eribons Ausführungen über alte Menschen deprimieren, die am Ende ihres Lebens durch Übersiedlung in ein Pflegeheim endgültig gebrochen werden.

Journal Donnerstag, 9. Mai 2024 – Christi Himmelfahrt mit Empanada-Erfolg

Freitag, 10. Mai 2024

Gut geschlafen, einmal von einem einparkenden alten Dieselauto geweckt worden. Draußen waren die Straßen noch nass, doch der Regen hatte aufgehört.

Abends wollte ich Thunfisch-Empanada machen, noch ein Versuch, diesmal mit diesem Teig aus den Kommenteren. Da ich wahrscheinlich nicht rechtzeitig für Start am Nachmittag daheim sein würde, knetete ich den Teig morgens (Hefe mit etwas Zucker und Wasser einzeln anspringen lassen) und stellte ihn zum Gehen in den Kühlschrank. Ich brauchte schonmal deutlich mehr Wasser als im Rezept angegeben, um zu einer überhaupt knetbaren Konsistenz zu kommen.

Kurz nach Mittag wollte ich zu meinen Eltern nach Ingolstadt fahren, also machte ich mich schon kurz nach neun fertig zu einem Isarlauf; dieser nicht ganz so lang wie sonst, damit ich am Samstag für einen weiteren fit bin.

Es war kühl, also kehrte ich zurück zu langen Laufhosen. Ich lief direkt ab Haustür über den Alten Südfriedhof nach Thalkirchen. Fitness ok, aber das ganz große Vergnügen stellte sich nicht ein.

Parkrand mit blühenden Bäumen, im Hintergrund Straße

Die Robinien blühten, waren aber noch zu regennass für Duft.

Park-artiger Friedhof mit wenigen alten Grabsteinen zwischen hohem Gras und Bäumen

Ausgang eines Fußgängertunnels, aus dem man in eine Grünanlage sieht

Auf einem langen, breiten Fußgänger-Holzsteg mit verschiedenfarbigen Planken, der vor der Fotografin liegt und in Bäume führt

Grüne Flussaue mit Pfaden, blühenden Büschen, rechts der Fluss

Flusslandschaft mit Pfaden, darauf von hinten eine Gruppe Männer in Funktionskleidung, Kappen und Rucksäcken mit zwei Bollerwagen, jeder hate eine Bierflasche in der Hand

Überraschende Begegnung: Bollerwagenmännergruppe mit Bierflaschen in der Hand, noch in der stummen Phase, es ertönte das Gewummer von Oktoberfestmusik aus einem Lautsprecher. (In Bayern eigentlich unüblich.)

Blick auf FLusslandschaft unter einer Eisenbahnbrücke durch, die mit Graffiti bemalt ist, dahinter am Horizont zwei Türme eine Kirche

Blick von Brücke auf Fluss mit trübem Wasser, links am Ufer Bäume, im Hintergrund Türme

Blick von der Wittelsbacherbrücke Richtung Deutsches Museum, man sah der Isar die Regenfälle der Vortage an.

Auf dem Rückweg Semmelkauf. Dabei kämpfte ich mit der Bezahl-App auf meinem Handy, die plötzlich eine PIN haben wollte (zum Glück nach Semmelzahlen), von der ich nichts wusste, dann eine Zwei-Wege-Identifikation, auf die ich mich einließ, doch die angeblich abgeschickte TAN (an die korrekte Handy-Nummer) kam bei mehreren Versuchen in einer Stunde nicht an. Ich gab auf und werde halt vorerst wieder die Maestro-Karte zum Zahlen mitnehmen.

Zum Frühstück schon um zwölf gab es Apfel, zwei weiche Eier, eine Breze – leider hatte die Bäckerei gerade keinerlei Körndlsemmeln gehabt.

Mit einer Regionalbahn fuhr ich nach Ingolstadt (Storchsichtung am Himmel bei Baar-Ebenhausen): Ich brachte meiner Mutter ausgemusterte Sommerkleidung, im Gegenzug wollte ich von dem reichlichen Waldmeister im elterlichen Garten mitnehmen.

Hopfengarten in sonniger Landschaft

Unterwegs Hopfencheck in der Holledau: Er rankt bereits die Drähte hinauf.

Hopfengarten von näher

Das Wetter wurde auf der Fahrt nach Norden immer schöner und sonniger. Beim meinen Eltern ließ es sich im schattigen Garten frierfrei sitzen.

Während meine Mutter meine Sommerkleidung durchprobierte, zu unserer beider Freude passten einige Kleider, die ihr auch gefielen, testete ich das zweiteilige Kleid, dass sie mir 1984 für meinen Abschlussball genäht hatte: Ein Kandidat für die Jahrhunderthochzeit im August. Es ließ sich sogar schließen, saß allerdings ausgesprochen prall. Ich bin halt wirklich keine 16 mehr – und unter anderem einige Zentimeter größer.

Nahaufnahme winziger Früchte an einem Baum, im Hintergrund die Terrasse eines Reihenhauses

Der vor zwei Jahren gepflanzte Mirabellenbaum trägt bereits Früchte.

Plaudern mit Mutter im Garten, Besichtigung der Ländereien mit Vater – der Zwetschgenbaum mit den köstlichsten Zwetschgen der Welt sieht leider sehr ungesund aus. Schon nach zwei Stunden spazierte ich zurück zum Bahnhof. Diesmal dauerte die Fahrt deutlich länger als geplant, “Grund dafür sind unbefugte Personen auf der Strecke”, was mir durchaus Gewaltfantasien bereitet.

In München war es immer noch deutlich kühler als in Ingolstadt. Dass das Wetter sich in diesen nur 80 Kilometer voneinander entfernten Städten oft deutlich unterscheidet, ist immer wieder spannend, sie gehören zu verschiedenen Wetterzonen: München ist Alpenrand, Ingolstadt Donaugebiet.

Daheim machte ich mich an die Empanada. Die Füllung aus der Lameng: Ernteanteil-Zwiebeln und Knoblauch in reichlich Olivenöl weich gegart, dazu ein wenig eingelegte geröstete Paprika (waren übrig), gewürzt mit Pimentón de la vera (süß und scharf) und Safran, dazu kamen Dosenthunfisch und Ernteanteil-Spinat (vorgegart und kleingeschnitten).

Der Hefeteig war eine Stunde vorher aus dem Kühlschrank gekommen, war darin schön aufs Doppelte aufgegangen und ließ sich gut handhaben (klebte nicht, war nur mittelmühsam auszurollen).

Zu meiner großen Erleichterung bekamen wir ein sehr gutes Abendessen, und ich habe nach all den Fehlversuchen wieder ein brauchbares Empanada-Rezept (ich weiß einfach nicht mehr, wie ich sie zu Studienzeiten immer wieder mühelos hinkriegte). Jetzt kann ich bei der Füllung nach Herzenslust variieren, Konstante ist eigentlich nur Pimentón de la vera. Nachtisch Schokolade.

Ins Bett mit Freude auf den freien Brückentag.

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Mit großem Unwohlsein beobachte ich, wie die Einschätzung des aktuellen Nahost-Koflikts auch in informierten und reflektierten Kreisen immer parteiischer wird, in die eine oder andere Richtung. In manchen Social-Media-Accounts sah ich in den vergangenen Wochen live immer engere Filter für Informationen, immer krassere Scharz-Weiß-Zeichnung, bis mich wütende sprachliche Entgleisungen zum Stummschalten brachten.

Avner Ofrath versucht sich in Merkur an einer besonnenen Einordnung und Analyse:
“Anatomie der Gewalt”.

Noch nie in der Geschichte des Israel/Palästina-Konflikts wurden Menschenleben so gleichgültig, so rücksichtslos behandelt wie in den letzten Monaten.

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Kurze Erinnerung, dass die Forschung zu Transsexualität keine aktuelle Erfindung ist und 1933 erstmal duch Nazis unterbrochen wurde: Am 6. Mai jährte sich die Nazi-Razzia im Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, inklusive Vernichtung der Bibliothek:
“Nazis raid Sexology Institute”.

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Das British Museum nutzt auf instagram die Met Gala für einen Abgleich
“Who wore it better: A-listers versus art history!”