Archiv für Juli 2009

Wer den Schaden hat, soll wenigstens spotten dürfen

Mittwoch, 15. Juli 2009

Im Juni konnte ich meine Abonnenten-Vorstellung an den Kammerspielen nicht wahrnehmen: Zum dritten Mal (von insgesamt sieben Terminen) fiel sie auf einen der wirklich wenigen Mittwochabende, die ich beruflich fest verplant war; diesmal war ich gleich die ganze Woche weg. Also gab ich mein Abo-Ticket dem Mitbewohner zur Nutzung. Der allerdings spontan doch keine Lust hatte.

Gestern erbat ich mein Ticket zurück, denn demnächst steht mein letzter Termin der Spielzeit an. Der Mitbewohner sah mich verständnislos an. Und schlagartig wurde uns das grundsätzliche Missverständnis klar: Der Mitbewohner kennt das Prinzip Theaterabo nicht. Also sah er meine Spielzeitkarte als gewöhnliche Eintrittskarte für eine Vorstellung an – und warf sie nach dem Junitermin weg.

Noch ringe ich mit mir, ob ich mich mit der Deutsche-Post-Kultur der Kammerspiel-Aboverwaltung auseinandersetzen soll, um rechtzeitig an einen Ersatz zu kommen. Oder statt dessen auf viereinviertel Stunden dramatisierten Fallada verzichte.

Dinner for One

Dienstag, 14. Juli 2009

Über Señora Dilíchas bin ich auf die Vorstellung eines Buches gestoßen: What We Eat When We Eat Alone. Welch wundervolle Idee: Zu sammeln, was Menschen einzeln essen.

Ich zum Beispiel tendiere zu Vereinfachung, wenn ich nur mir etwas zubereite. Samstagabend zum Beispiel machte ich mir mein geliebtes Ofengemüse (diesmal Zucchini, Auberginen, gelbe Paprika sowie eine Zwiebel in jeweils groben Stücken, drei Zehen Knoblauch gehackt – alles auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech – mit Salz, Pfeffer, Kräuter der Provence und reichlich Olivenöl vermischt – 20 bis 30 Minuten in den 200 Grad heißen Backofen). Zwar essen wir das so blank auch mal zu zweit; meistens gibt es aber eine Beilage dazu, meist Brot oder Couscous.

Typisches Alleinessen ist bei mir auch ein Käseteller, den ich mir in einer der vielen Feinkostabteilungen der Münchner Innenstadt oder beim Basitsch zusammenstelle; dazu Gurke, Karotten, frische Paprika. Weiterer Klassiker: Rührei mit irgendwas, meist Käse, aber auch mal Tomaten. Was ich essen möchte, weiß ich allerdings fast immer schon vorher – es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass der Kühlschrank etwas enthält, von dem ich nichts weiß.

Eher tagsüber als abends und eher am Wochenende schneide ich mir nach dem Sport auch gerne eine große Schüssel Obst der Saison klein und vermische es mit Andechser Joghurt, manchmal zusätzlich mit einer Hand voll Nüssen.

Was ich praktisch nie allein mache: Wein zum Essen trinken, auch wenn mir nicht ganz klar ist, warum eigentlich.

Mögen Sie mir in die Kommentare schreiben, wie Ihr Dinner for One aussieht? Oder in Ihr Blog?

Großbürgerlicher Punk

Sonntag, 12. Juli 2009

Ach, was weckt diese Geschichte in der Wochenendbeilage der SZ Begehrlichkeit! Johannes von Weizsäcker schreibt über das Really Terrible Orchestra (RTO) in Edingburgh1 : Großbürgerliche Erwachsene neideten ihren Kindern den Spaß, den sie ganz offensichtlich in ihren Schulorchestern hatten, waren selbst mit ihren irgendwann erlernten Instrumenten viel zu schlecht für selbst die unergeizigsten Laienorchester. Also machten sie 1996 ihr eigenes Orchester auf, dem sie die absehbar schlechte Qualität sicherheitshalber gleich in den Namen schrieben. Und wie die Briten nunmal gestrickt sind, lieben sie dieses Orchester: „Beim Edingburgh Festival zählt es inzwischen jedes Jahr zu den Hauptattraktionen.“

Ich will auch sowas! Was geht mit einem Deutschen Blogger- und Twittererorchester? Untertitel: Professionell ist was anderes. Frau Klugscheisser (die Musikerin gelernt hat und eigentlich für viel Blödsinn zu haben ist) könnte dirigieren. Irgendwo ganz hinten im Kleiderschrank versteckt sich noch meine versilberte Yamaha-Querflöte, die ich in die Waagschale werfen könnte. Geprobt wird vier Mal im Jahr jeweils ein Wochenende durch: einmal in Berlin, einmal in Düsseldorf, einmal in Hamburg, einmal in München. Ein bisschen Vivaldi werden wir doch hinkriegen! Und einmal gibt es ein Konzert – vielleicht zur Verleihung des Best-of-the-Blogs-Awards der Deutschen Welle?

  1. Leider nicht online. Und wegen dem Kommentarfeierabend, der die Ladenöffnungszeiten der 80er liberal erscheinen lässt, konnte ich auf der SZ-Website noch nie kommentieren, gnarf. []

Das müssen mehr als 24 Stunden gewesen sein

Sonntag, 12. Juli 2009

Der gestrige Samstag war in seinem Inhaltsreichtum, wenn auch banalen Inhaltsreichtum, so erstaunlich, dass ich doch noch einmal tagebüchlich werde.

Morgens griff ich mir den Einkaufskorb, um den am Vortag beim Hermannsdorfer bestellten Ochsenschwanz abzuholen (ein regional beziehender Biometzger, der jederzeit alles anbietet, wäre mir verdächtig). In Jeans, Ringelshirt und roten Sandalen fühlte ich mich dabei hübsch und dynamisch wie aus einer Du-darfst-Werbung. Auf dem Rückweg kaufte ich noch Obst und Gemüse beim Eck-Araber, entdeckte bei dieser Gelegenheit im Kühlregal ein Glas Quarkkugeln mit Minze in Öl vom libanesischen Hersteller Chtoura Garden (hm, auch das Tahini und die gemischten Nüsse, die ich dort kaufe, kommen aus dem Libanon – vielleicht ist der Araber gar kein Araber, sondern ein Libanese? Grüßt man im Libanon auch mit „Salaam“?), die ich zum Probieren mitnahm. Beim Kassieren gab mir der immer freundliche Ladenbesitzer noch den Rat, den ebenfalls eingesteckten Feta unbedingt mit Wassermelone zu kombinieren.

Mit Schwimmzeug auf dem Rücken und zum ersten Mal meinem Flyboy-Helm auf dem Kopf radelte ich zum Olympiabad – der bunte Himmel enthielt neben blauen Flecken zwar auch einige bedrohlich dunkle Wolken, aber ich hatte solche Sehnsucht nach Fahrradfahren. Ungestört brustschwamm und kraulte ich meine drei Kilometer, radelte anschließend trocken und ohne eine einzige lebensbedrohliche Situation heim.

Zu Käse, Gemüse und Obst las ich mich in Ian McEwans On Chesil Beach hinein. Als mir trotz großem Interesse an der Handlung die Lider schwer wurden, legte ich mich zu einem Stündchen Siesta hin. Noch vor wenigen Jahren gehörte ein Schläfchen zu meinem Standardwochenende, doch inzwischen hat sich dieses Bedürfnis verloren. Während sich der Mitbewohner für eine aushäusige Abendveranstaltung fertigmachte, las ich McEwans Roman (doch eher Novelle, würde ich sagen) zu Ende.

Mit der traurigen Geschichte von On Chesil Beach im Kopf machte ich mich ans Bügeln, hörte dazu die Musik von Crouching Tiger, Hidden Dragon sowie von Chocolat. Die Sommerwäsche von drei Wochen brauchte dann doch zweieinhalb Stunden – und das, obwohl nichts besonders Kompliziertes (Rüschen, Falten), noch Ekliges (Material, das mit niedriger Bügeltemperatur nicht richtig glatt wird, bei höherer Temperatur aber sofort verschmurgelt) dabei war. Parallel wusch ich mit Wollprogramm mein weißes Bouclé-Jackett, dessen Reinigung die Reinigung verweigert hatte: Mit chemischer Behandlung würde es nicht sauber, hatte es geheißen, durch echtes Waschen könnte es einlaufen. Nun, liebe Reinigung: Im Moment sieht alles danach aus, dass das Vorbehandeln der Flecken mit Handseife und feuchtes Aufhängen auf passendem Bügel mir zu einem tadellos sauberen Jackett verholfen haben, das ich nicht mal zurechtbügeln muss.

Spätes und entspanntes Abendessen in Form von Ofengemüse – ein letztes Mal mit reichlich Knoblauch, bevor die Zwänge des Arbeitslebens mich wiederhaben – vor dem Fernseher, der mir unerwarteterweise ein hochinteressantes Karajan-Porträt lieferte (3sat, ja ich zahle gern Gebühren).

Verstehen Sie jetzt, dass ich mich abschließend nahezu so lässig fleißig wie Frau… äh… Mutti fühlte?

Stepspaß

Samstag, 11. Juli 2009

Der Urlaubstag gab mir Gelegenheit eine Stepaerobicstunde in einem anderen Fitnessstudio der von mir frequentierten Kette wahrzunehmen. Und nach langem konnte ich mich endlich entspannt und wutfrei austoben: Die Vorturnerin ist eine von der nüchternen Sorte, die sich nie zu Späßen oder Anfeuerungen hinreißen lässt, und ihre Choreografie war nicht nur rund und komplex, eine ausgewogene Mischung zwischen High- und Low-Impact (mit Sprüngen und ohne), sie war auch sehr sauber aufgebaut und immer mit Ansagen begleitet. Zudem verwendet diese Hüpfdame gerne Musik mit orientalischen Elementen – zeitweise sausten und stiegen wir zu Klängen über unsere Bretter, die man sonst aus den Dreier-BMWs zwischen den Süpermarkets an der Goethestraße jodeln hört. Die Stunde machte großen Spaß.

Außerdem bietet der Turnsaal diesen Ausblick auf München (links das große Dach des Gasteigs, rechts daneben der Turm des Alten Peter, auch die Frauenkirche kann man sehen, links daneben Rathausturm und Theatinerkirche).

studioblick

Best practice: Guerillamarketing

Freitag, 10. Juli 2009

Heute Morgen geriet ich auf dem Weg zum Turnen wieder in Horden von ausgewiesenen Zeugen Jehovas. Was im Grunde vorbildliches Guerillamarketing bedeutete: Ich habe noch nie so viele unübersehbare Mitglieder welcher Vereinigung auch immer in U- und S-Bahnhöfen wahrgenommen. Und so gruselig ich religiöse Gruppen mit antidemokratischen Strukturen auch finde: Ich war beeindruckt, wie vielfältig sich diese konkrete zeigte. Junge, alte, viele Familien, mit allen möglichen Sprachen, hässlich, hübsch, geschminkt und aufgetakelt (ich dachte, das sei in dieser Ideologie unerwünscht, weil sündig), schlicht und sportlich. Zudem erheblich weniger störend als die Massen katholischer Jugendlicher, die vor ein paar Jahren die Münchner Innenstadt überrannten. Insgesamt also richtig gute PR für den Verein.

Englischer Einfluss

Dienstag, 7. Juli 2009

An einem Abend gingen wir in Brighton nicht aus zum Essen, sondern holten uns eine Brotzeit im Supermarkt Waitrose. Darunter war ein Schälchen mit Hummus Maroccan Style, das ganz ausgesprochen gut schmeckte – erheblich würziger als das Hummus, das ich gewohnt war. Ich memorierte die Zutatenliste und versuchte mich heute am Nachkochen. Mit Erfolg, das Zeug war so gut, dass höchstens zwei Drittel in der Servierschüssel landeten. So habe ich es gemacht.

Hummus_Marokkanisch

Das Wetter (München übt sich wieder im Dauerregen) und die dann doch angeschlagene Gesundheit machen mich so schlapp, dass ich heute nicht mal Lust hatte, Schwimmen zu gehen. Es wird doch nichts Ernstes sein.


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