Essen & Trinken

Journal Sonntag, 12. Januar 2025 – Selfielauf an der Isar

Montag, 13. Januar 2025

Der Morgen wurde Tag zu einem fahlen Grau. Ich machte es mir dennoch gemütlich, bloggte, las, trank café con leche, Wasser, Tee.1

Ein Isarlauf war gesetzt, ich horchte in mich, nach welcher Strecke mir war: Ich wünschte mir weite Blicke, also nahm ich die U-Bahn nach Thalkirchen, um von der Großhesseloher Brücke und durch die kahlen Bäume vom Isarhochufer schauen zu können.

Dann hatte ich auch noch eine Foto-Idee (ein schneefreier, trüblichtiger Wintertag bot ja nicht viel): Die regelmäßig gesehenen und fotografierten Motive – aber als Selfie-Hintergrund. Dabei bemerkte ich mal wieder meine mangelnde Selfie-Routine, ich stellte mich ziemlich an.

Frau in Laufkleidung fotografiert sich in einem Spiegel an Gleisen in einem dunkelblau ausgekleideten U-Bahnhof

Spiegelsefie am Sendlinger Tor ging noch.

Selfie einer rotnasigen Frau mit Brille und Mütze, hinter ihr das Gitter einer Brückenbrüstung über einem winterlich kahlen Flusstal

Auf der Großhesseloher Brücke.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel das Isartal

Pullach.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel eine Winterwiese und ein Hydrant

Auf dem Rückweg kurz vor der Großhesseloher Brücke.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr hölzernes Geländer, daran ein hölzerner St. Nepomuk

Mit Brückenheiligem Nepomuk an der Floßlände.

Links angeschnitten Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, rechts eine Winterwiese, ein Zaun

Hier am Isarwerk beim Hinterbrühler See lagerten hinterm Zaun bis vor einigen Wochen schlichte Steine der Alten Münchner Hauptsynagoge zwischen, vor 85 Jahren auf Befehl von Hitler abgerissen, die bei Bauarbeiten unter der Großhesseloher Brücke gefunden worden warden. Jetzt waren sie abtransportiert worden.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel ein kahler Baum und ein Kanal

Isarwerk.

Frau in Laufkleidung fotografiert sich in einem Spiegel an Gleisen in einem hellgelb-hellgrün ausgekleideten U-Bahnhof

U-Bahnhof Thalkirchen.

Besser als das Selfie-Aufnehmen ging das Joggen selbst: Ich lief ab dem zweiten Drittel so leicht wie schon lang nicht mehr, hätte nach meiner 1 Stunde und 45 Minuten locker weiterlaufen können. Fröhliche Heimfahrt.

Frühstück kurz nach zwei: Äpfel, Orangen, eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Butter und gekochtem Schinken.

Wie angekündigt kam nachmittags die Sonne raus. Ich freute mich über die zusätzliche Wärme im Wohnzimmer, denn unerklärlicherweise fror ich trotz Heizung und dicker Kleidung.

Warm wurde mir erst beim Kochen: Gestern durfte ich in Abwesenheit von Herrn Kaltmamsell fürs Sonntagessen sorgen (er würde abends heimkommen), und ich hatte Lust auf klassische Lasagne gehabt, erstellte sie aus der Lameng wie zu Studienzeiten (Hackfleischsauce, Bechamel, Parmesan). Erstmal Ragú mit viel Gemüseschnippeln, und bis ich das Stück bockharten alten Parmesan gerieben hatte, brauchte ich keinen dicken Wollpulli mehr.

Yoga-Gymnastik – das 30-Tage-Programm “Center” von Adriene gefällt mir auch nach der 11. Folge sehr gut. Vielfältiges Aufräumen, u.a. weil am Montag nach drei Wochen Pause wieder Herr Putzmann kommt.

Die Lasagne gelang weitgehend (für meinen Geschmack hätte sie saftiger sein können), schmeckte gut. Nachtisch Schokolade.

Im Bett Deniz Ohde, Streulicht ausgelesen: Gefiel mir gut, dazu schreibe ich noch.

§

Es ist viel davon die Rede, dass gerade die medizinische Pflege auf ausländische Fachkräfte angewiesen ist. Doch wie ihr Alltag in unserer rassistischen Gesellschaft2 aussieht, fragt kaum jemand. Ich schenke Ihnen einen Krautreporter-Artikel, der genau das tut:
“Rassismus und Identität
‘Manche wollen sich nicht mal die Windeln von mir wechseln lassen'”.

  1. Aus einer gemischten Packung Beutel aromatisierter Tees war mir Grüntee mit Minzaroma in die Finger geraten, und ich wundere mich, warum man die eine Art Tee – Grüntee – mit dem Geschmack eines anderen Tees – Pfefferminztee – aromatisiert, anstatt gleich den anderen Tee aufzubrühen. Oder die beiden Tees zu mischen, falls man Pfefferminztee mit Koffeein haben möchte. []
  2. Ja, auch Sie gehören dazu, und auch ich. []

Journal Mittwoch, 8. Januar 2025 – Geackert, draußen winterliche Nässe

Donnerstag, 9. Januar 2025

Mich hatte wieder ein Ohrwurm erwischt: Nachdem sie bei Schwiegers wie so oft gelaufen war, spielte mein Hirn mir nachts bei jedem leisen Aufwachen Dvořáks Sinfonie “Aus der Neuen Welt” vor, den alten Gassenhauer. Weil bereits in der Schule durchgenommen, kenne ich sie sehr gut und hörte dabei jedes einzelne Instrument. (Beim Aufschreiben jetzt spielt mein Hirn sofort wieder los, gna. Besonder stark klebt es an diesen einen Triolen.)

Arbeitsweg im Stockdunklen (Andeutung eines Hellwerdens am Himmel kurz vor Ziel) und unter Regenschirm.

Am Schreibtisch Fortsetzung des Vortags: Zwar kamen kaum neue Querschüsse, aber es gab so viel auf einmal zu tun, dass es mir schwer fiel, einen klaren Gedanken zu fassen und ich wie eine Stubenfliege ständig die Richtung meiner Tätigkeit änderte. Im Lauf des Vormittags sah ich mich langsam raus und konnte geordneter, somit zackig wegarbeiten. Ich schaffte sogar die erste Treppenrunde des Jahres in den 16. Stock und ging raus auf einen Mittagscappuccino ins Westend.

Sehr erhöhter Blick auf eine Großstadt mit modernen Bürohäusern, davor Bahngleise, düster dunstiger Himmel, ein paar Schneeflocken

Ausblick vom 16. auf München. Aus dem Augenwinkel sah ich den ganzen Tag Niederschlag draußen, um die Mittagszeit hatte er vage die Form von Schnee.

Längsblick auf ein tiefes Fensterbrett vor Schaufenster, darauf ein ausgestrecktes Bein in Jeans mit goldenem Schnürschuh, eine Tasse Cappuccino, vor dem Fenster nasser Fußweg

Guter Cappuccino im Stray.

Mittelspätes Mittagessen: Hüttenkäse, Orangen vom adoptierten Baum (sensationell köstlich und süß!).

Den Nachmittag ackerte ich durch, hatte aber auch eine lang vorbereitete Besprechung, in der die Erleichterung meiner Arbeitslast das Ziel war. Durch die wurde es allerdings wieder ziemlich spät, bis ich meinen Rechner runterfahren konnte.

Keine Einkaufsrunde nach Feierabend, denn Herr Kaltmamsell hatte unsere Liste bereits leergekauft. Also direkt nach Hause (leichter Regen, wirklich kein schönes Draußenwetter). Daheim hängte ich frisch durchgelaufene Wäsche auf, turnte eine Einheit Yoga-Gymnastik (sehr angenehme Flows), bereitete die Brotzeit für Donnerstag vor.

Herr Kaltmamsell servierte köstliches Abendessen:

Aufsicht auf einen weißen tiefenTeller, darin bunte gemüsesuppe mit mittelgroßen Muschelnudeln

Müllsuppe1 mit reichlich Wintergemüse und Nudeln (vegan bis auf den Parmesan drüber). Nachtisch Pralinen, Plätzchen.

Im Fernsehen hatte Herr Kaltmamsell einen Film mit Lilo Pulver von 1959 aufgestöbert, Das schöne Abenteuer, wir freuten uns an ihr und der naiven Niedlichkeit des Drehbuchs (wenn Sie mal einen jüngeren Horst Tappert sehen wollen?).

  1. Ich danke Frau Brüllen sehr herzlich für diese Bezeichnung der Gemüsebrühe, für die wir Gemüseschalen/-wegschnitte und Kräuterreste in der Gefriere sammeln. []

Journal Montag, 6. Januar 2025 – Dreikönigstag in Familie

Dienstag, 7. Januar 2025

Gut geschlafen, von Wecker aus aufsteigender Angstwelle geholt worden.

Für einen Feiertag recht früh machten Herr Kaltmamsell und ich uns fertig: Wir waren mit meinen Eltern bei Schwiegers in bei Augsburg zum Mittagessen verabredet, hatten vereinbart, dass wir zwei für Vorspeise und Hauptgericht sorgen würden, meine Eltern für die Nachspeise, die lieben Schwiegers (Gastgeber und Gastgeberin mit Leib und Seele, nur dass der Leib altersgemäß mittlerweile nicht mehr ganz so kann wie die Seele – was ein Familientreffen ja wirklich nicht verhindern muss) steuerten gedeckten Tisch und Getränke bei.

Herr Schwieger holte uns vom Bahnhof ab, in Herrn Kaltmamsells Elternhaus bekamen die Eltern den Zugang zur Küche streng verboten. Ich briet den Braten Farsumagru an (abends schrieb ich das Rezept in der Koch-Ecke meines Blogs auf), Deckel drauf – und dann setzten wir uns zum Ratschen zusammen.

Als meine Eltern eintrafen, gab es Sekt zum Anstoßen, dann servierte Herr Kaltmamsell als Vorspeise Krabbencocktail mit Chicorée (hatte ich in diesem Haus kennengelernt). Der Braten war wohl geraten, dazu hatte ich (fertige) Gnocchi im Tomatensauce gemacht.

Auf einem Teller links Gnocchi mit Tomatensauce, rechts eine Scheibe gefüllte Riesenroulade

Im Glas ein schöner Zweigelt aus Württemberg. Gemütliche Gespräche um anstehende Pläne, Familie, Freunde. Herr Schwieger servierte Espresso, eine kleine Weile später gab es als Mischung aus Nachtisch/Kaffeeundkuchen die Zimttorte, die meine Mutter mitgebracht hatte. Video-Telefonat mit der US-Verwandtschaft im Staat New York (routiniert checkte Herr Schwieger, ob man schon anrufen konnte, wurde mit einem fröhlichen “Good morning!” begrüßt), ein Schneesturm hatte die Ostküste getroffen: Wintersituation bei der Verwandtschaft im bewältigbaren Rahmen.

Vorm Esszimmerfenster sah ich Dreikönige vorbeiziehen, eigentlich vier, sie hatten offensichtlich einen Reservekönig dabei (so halten Monarchien viel länger!) – auf Mastodon wurde ich informiert, dass die vierte Figur mit Goldfolienkrone vermutlich der Sternträger war (klar, woher sollen die Könige sonst wissen, wohin es geht?).

Meine Eltern brachten uns zurück zum Bahnhof, Rückkehr ins sehr milde München noch bei Tageslicht.

Wäschewaschen, Yoga-Gymnastik – aber es half ja nichts, ich musste mich auf den ersten Arbeitstag am Dienstag einstellen, mochte mein Herz dabei auch noch so sinken. Brotzeitvorbereitungen, Kleidungsüberlegungen (aber auch zur Aufmunterung Feierabendpläne).

Kleines Abendbrot mit Käse und restlichem Hummus, zum Nachtisch mitgebrachte Weihnachtsplätzchenreste.

Journal Sonntag, 5. Januar 2025 – #WMDEDGT

Montag, 6. Januar 2025

Freier Tag, ich kann die Nachwelt wieder bereichern durch meine Teilnahme an Frau Brüllens #wmdedgt – “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”. (Weil das später mal eine einzigartige Materialsammlung für Kultur- und Gesellschaftsgeschichte ist.)

Das nächtliche Wetter verlief erstaunlich präzise wie vorhergesagt: Beim Klogang wenig nach Mitternacht schneite es dick, es lagen bereits einige Zentimeter (die zweimal lärmend geräumt wurden), bei Aufstehen am dunklen Morgen regnete es, das Tageslicht machte Tropfen an dem Bäumen sichtbar. Ich hörte die Räumfahrzeuge zum dritten Mal durchlärmen. Nächste Lärmrunde: Der im Regen schmelzende Schnee auf den Wegen des Parks gegenüber wurde geräumt.

Ich hatte einen Laufrunde geplant und freute mich sehr auf diese Draußenbewegung. Doch der Regenradar war eindeutig: Auf Stunden keine Regenpause absehbar, zudem waren matschige Wege wahrscheinlich. Vielleicht illustriert das meinen Bewegungsdrang, der die Grundlage meiner “Sportlichkeit” ist, die von Dritten gern und irrtümlich als “Disziplin” bezeichnet wird: Ich holte mir meine Laufrunde, wenn auch unter einigen Mühen.

Wieder bekam die neue Laufregenjacke ihren Einsatz, ich fuhr damit und mit Schirmmütze (Brillenschutz) zum Odeonsplatz und lief um den Hofgarten in den Englischen Garten. Schon nach wenigen Metern zeigte sich, dass die Herausforderung nicht in der Nässe von oben bestand: Die Wege waren in verschiedenem Maß rutschig, überall stand tief Wasser oder Schneematsch.

Fußweg unter Wasser izwischen schneebedeckten Wiesen und kahlen Bäumen

Es bestätigte sich wieder: Nur die erste Pfütze ist unangenehm. Wenn die Füße eh nass sind, machen die nächsten fast nichts mehr aus. Und das gute Mesh-Gewebe der Laufschuhe sorgt dafür, dass das Wasser nicht in den Schuhen steht, sondern abfließt.

Auf einer großen Schneefläche zwischen hohen, kahlen Bäumen in düsterem Licht: Grasende Gänse

Immer wieder musste ich mich an tieferes Atmen erinnern, bei dieser Glitschigkeit hielt ich verkrampft die Luft an. Meine Vernunft reichte sogar, auf den Aufstieg zum Monopteros und die Aussicht von dort zu verzichten, er würde zu gefährlich glatt sein.

Schneematschiger Fußweg mit Fußspuren zwischen kahlen Bäumen, er führt auf eine Brückenunterführung zu

An der Isar testete ich meine vertraute Strecke, doch nachdem ich mehrmals beim Ausrutschen fast gefallen wäre, kehrte ich um. Und verlegte mich auf geräumte gepflasterte oder asphaltierte Wege, Hauptsache griffig. So lernte ich mal wieder eine neue Strecke kennen.

Geräumter Fußweg zwischen verschneiten Grünanlagen neben großer Straße

Geräumter, nasser Fußweg durch eine Wiese, darüber Nebeldunst, darum kahle Bäume

Auf der hellroten Wand eines Wohnhauses ein Mosaik eines altertümlichen Astronomen, der mit einem Fernrohr in die Sterne schaut

Schöne Kunst am Bau in der Liebergesellstraße entdeckt – aber nicht herausgefunden, welcher Astronom hier dargestellt ist und warum (hat jemand eine Spur?).

Den Mittleren Ring entlang werde ich aber sehr wahrscheinlich unter normalen Umständen nicht nochmal laufen. Genau dieselbe Strecke nahm ich dann zurück. Und überlegte mal wieder Wohnungseinrichtungskonstellationen, die ein ästhetisch möglichst wenig störendes Aufstellen eines Crosstrainers einschließen, der bei einem Wetter wie dem gestrigen die deutlich lieber Variante Bewegungsdrangausleben gewesen wäre.

Park mit verschneematschten Wegen, über einen geht gerade eine Reihe Gänse

Goose crossing. Selbst die Gänse schritten im Gänsemarsch vorsichtig.

Das letzte Rutsch- und Wasserstück im Englischen Garten ersetzte ich allerdings durch den Gehweg die Ludwigstraße entlang zum Odeonsplatz.

Selfie einer Frau mit Brille, Schirmmütze, gelber Kapuze unter der ockerfarbenen Fassade einer Barockkirche unter Regenhimmel

Fazit: Die neue Regenjacke tut ihren Job super, hilft aber nicht gegen Matsch von unten. Daheim versuchte ich so wenig Nässe wie möglich in der Wohnung zu verteilen, bis ich es in die Dusche schaffte.

Vor Frühstück brühte ich mir noch eine große Tasse Filterkaffee auf, der mir gesüßt und mit Milch ausgezeichnet schmeckte. Kurz vor zwei gab es dann Äpfel, zwei verschiedene Sorten – und ich war mal wieder geflasht, wie unterschiedlich sie schmeckten und sich kauten; inzwischen erscheint es mir als immer größerer Frevel, Obst zu Smoothies zu vereinheitlichen anstatt seinen Eigengeschmack zu genießen. Außerdem frühstückte ich Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus.

In einem Wohnzimmer mit Riemchenparkett steht ein Bügelbrett vor dem Fenster, darauf ein schwarzes T-Shirt

Ich nutzte das Tageslicht für Bügeln mit Musik.

Dann fasste ich mir ein Herz und sah in den beruflichen E-Mail-Eingang (am montäglichen Feiertag würde ich nicht dazu kommen) – was dann unerwartet wenig schlimm war! Über die Weihnachtsferien hatte tatsächlich fast niemand gearbeitet, ich wusste jetzt aber über zwei Dinge Bescheid, und sah neben den bereits bekannten nur zwei kleine neue Jobs für den Dienstagmorgen. Erleichterung.

Eine Einheit Yoga-Gymnastik (derzeit habe ich den Eindruck, bei jeder Einheit Rückschritte zu machen, egal ob in Kraft, Stabilität oder Gelenkigkeit), Vorbereitungen Heilig-Dreikönig-Essen bei Schwiegers. Zum einen erstellte ich eine Tomatensauce wie hier, zum anderen eine italienische Riesenroulade Farsumagru wie hier – nur dass ich beim Fleischkauf an einen wenig geschickten Metzger geraten war: Die Riesenroulade war ungehobelt geschnitten, sehr unregelmäßig dick und mit Löchern, das konnte ich mit dem Fleischklopfer nicht ausgleichen. Im Endergebnis war der Braten derart geflickt mit Zahnstochern, dass er an einen Heiligen Sebastian erinnerte. Kühlgestellt bis zum nächsten Tag.

Fürs Nachtmahl sorgte wieder Herr Kaltmamsell:

Auf einem grünen Tischset ein großer Glasteller mit hellem Püree, dunklerem Püree, Kartöffelchen, grobstückigem Chutney

Hummus, spannend gewürztes Dhal, Ernteanteil-Kartöffelchen aus dem Speisefön mit Lime Chutney – das zufällig vegane Gegenprogramm zum Vorabend im Haxengrill.

Schreck beim Essen: Der Strom in der gesamten Wohnung fiel aus. Das Treppenhaus war nicht betroffen, Klingeln bei der Nachbarin ergab, dass auch sie keine Probleme hatte. Wir gruben uns durch Bücher zum Sicherungskasten durch: Die Hauptsicherung war rausgeflogen, ließ sich auch nicht zurückschalten. Das musste an einem Elektrogerät liegen, Herrn Kaltmamsell fiel ein, welches wir gestern unüblicherweise genutzt hatten: den Airfryer, unseren Speisefön. Sobald der ausgesteckt war, konnte ich die Sicherung wieder aktivieren. Die Recherche, ob der Vorfall vom Gerät selbst oder von der (sonst nie genutzten) Steckdose ausgelöst wurde, verschoben wir.

Nachtisch Viallini (Weihnachtsgeschenk, köstlich!) und Pralinen. Früh ins Bett zum Lesen.

§

“Housing first” hat sich als wirkungsvolles Mittel gegen Obdachlosigkeit erwiesen – das wusste ich. Woher der Grundgedanke kommt und dass das Konzept bereits in den 1980ern entwickelt wurde, war mir nicht klar. Wie so vieles andere darüber, das Manuela Heim für die taz recherchiert hat:
“Eine moralische Verletzung”.

Housing First sollte den Umgang mit Obdachlosen revolutionieren. Nun gilt das Konzept in seiner Heimat als gescheitert.

Journal Samstag, 4. Januar 2025 – Wohnen, Lesen, Fleischessen

Sonntag, 5. Januar 2025

Gut geschlafen (trotz echter Cola am Abend zuvor!), ich ließ mich aber wieder eher früh vom Wecker wecken, um langsam zurück in den Rhythmus der Arbeitswoche zu kommen.

Vorteil des dann doch bedeckten Himmels beim Schneewandern am Vortag: Keine entzündete Augen. Ich hatte erst abends gemerkt, dass ich die eingesteckte Sonnenbrille gar nicht getragen hatte, der Schnee hatte also nicht geblendet.

Tagesplanung: Lebensmitteleinkäufe, Schwimmen, Frühstück, Lesen, Yoga-Gymnastik, Abendessen mit Freunden im Haxengrill. Doch schon bei Morgentoilette vor Einkäufen merkte ich, dass ich eigentlich keine Lust auf Schwimmen hatte. Die endgültige Entscheidung verschob ich auf nach Einkäufe und zog los zum Viktualienmarkt. Dort beim Metzger Eisenreich erfolgreiche Besorgungen für Heilig-Drei-König bei Schwiegers (wir kochen). Das Thermometer am Juwelier Fridrich in der Sendlinger Straße zeigte -4 Grad an.

Vor knallblauem Himmel und sonnenbeschienen von links: Backstein-Rückseite einer alten Kirche, alte Arkaden mit Bäckern und Metzgern, ein weißer alter Turm mit fünf Spitzen

Frostige Sonne über Metzgerzeile, Rückseite von St. Peter und Altem Rathaus.

Da ich ohnehin in die Lebensmittelabteilung des Kaufhauses am Marienplatz wollte, sah ich mich auch dort im Obergeschoß nach der verflixten schwarzen Cordhose um, für die noch vor drei Monaten zuvor so viel Werbung in alle Online-Kanäle geschossen worden war.

Und weil ich auch dort nichts dergleichen sah, recherchierte ich daheim halt online – aber meine Kombination von Kriterien ist wohl aus: Meine Größe, keine reine Kunstfaser, Breitcord, schwarz, weites Bein (von mir aus mit Bundfalten), Bund mit Knopf/Reißverschluss/Gürtelschlaufen (also kein Gummibund oder wie ich lernte: “Jump-In-Modell”). Dass ich die vor Kauf gerne anprobiert hätte, strich ich halt von der Wunschliste. Schließlich fand ich sogar eine wie aus der Werbung vor drei Monaten in meiner Größe, jetzt bin ich gespannt, ob sie passt.

Weiterhin stellte sich keine Schwimmlust ein. Statt ins Olympiabad zu fahren, machte ich also Herrn Kaltmamsell und mir einen weiteren Milchkaffee und las im Wohnzimmer, das von fahler, schräger Wintersonne beleuchtet wurde. Das bereitete mir Freude, das Umplanen war eine gute Entscheidung gewesen.

Frühstück um halb zwei: Äpfel, (geschmacksneutrale) gelbe Kiwi, Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus.

Lesenachmittag, mal am Tisch vorm Rechner, mal mit Kindle auf dem Sofa. Unter anderem Orbital von Samantha Harvey ausgelesen. Hm. Es muss enorm Spaß gemacht haben, für diesen Roman um eine sechsköpfige Besatzung der ISS und ihren Alltag zu recherchieren und ihn zu schreiben. 24 minutiös beschriebene Stunden, in denen wir in personal erzählten Abschnitten die einzelnen Menschen auch ein wenig kennenlernen, in denen die Erzählinstanz lyrische Gedanken über DIE ERDE ausbreitet.

Zu lesen fand ich den Roman aber nicht so interessant, es passiert halt nichts – auch wenn ein Tornado, den die Astronaut*innen beobachten, sowas wie einen Spannungsbogen reinbringen soll.

Wegen des ausgefallenen Schwimmens fühlte ich mich nicht genug gereinigt: Nach einer Einheit Yoga-Gymnastik ließ ich mir ein rares Vollbad ein – und erinnerte mich an eine Vitamin-C-Gesichtsmaske, die ich mal im BodyShop geschenkt bekam. Für die Zeit im heißen Wasser der Wanne legte ich mir also ein nasses Papier mit Augen- und Mundlöchern aufs Gesicht (eine andere Gelegenheit als Vollbad kann ich mir für sowas nicht vorstellen).

Mit Herrn Kaltmamsell marschierte ich durch weiterhin frostige Luft zum Haxengrill hinterm Alten Rathaus, wo unsere Freunde schon auf uns warteten. Den Tisch zu bekommen, muss ein echter Kampf gewesen sein, das Lokal ist durchgebucht. So aber freuten wir uns auf das Wiedersehen seit viel zu lange und auf einen Fleisch-Abend.

Der Service hatte unser Herz, noch bevor wir uns setzten: Der begleitende Hund bekam ohne Bestellung als Allererstes einen Wassernapf serviert. Diese Aufmerksamkeit zog sich durch den ganzen Abend. (Ein wenig anstrengend war allerdings der sehr laute Raum, wir konnten uns nur mit erhobener Stimme unterhalten.)

In einer weiten weißen Schüssel viele ganze Kopfsalatblätter, dazwischen Radieschenscheiben und geröstete Scheiben Breze, neben der Schüssel ein Kännchen weißes Dressing

Herr Kaltmamsell und ich fingen mit dem Kopfsalat-Kopf für zwei an: Gut!

Auf einem hellen Holztisch von vorne nach hinten: ein Teller mit Scheiben dunklem Fleisch in dunkler Sauce, darin ein Semmelknödel, ein Schälchen Wirsinggemüse, ein halb volles Glas Bier, ein Teller mit einer halben Schweinshaxe

Da ich Schweinshaxe hin und wieder im Biergarten esse, bestellte ich eine Portion Kalbshaxe: Exzellentes Fleisch, großartige Sauce, guter Wirsing mit Biss, nur der Semmelknödel war für meinen Geschmack zu kompakt (die Schweinshaxe sieht man gegenüber, sie wurde als “die beste seit Jahren” gelobt mit Schwerpunkt auf wirklich röscher Kruste). Dazu trank ich ein wenig ins Augustiner-Sortiment hinein: Je eine Halbe Dunkles, Edelstoff, Alkoholfreies, für dieses Abend genau richtig.

Ich hatte sogar noch Kapazität für Nachtisch (als einzige am Tisch).

In einem weiten, tiefen Teller Vanillesauce, darin ein Streifen Apfelstrudel, darüber ein wenig Sahne und einige rote Johannisbeeren

Apfelstrudel, an dem mich vor allem die offensichtlich selbstbereitete Vanillesauce (also mit Ei, nicht aus dem Packerl) begeisterte. Ein schöner Abend.

§

Wahrscheinlich wirklich nur interessant für Menschen, die zum Jahreswechsel 1999/2000 (dem ersten, den ich in München erlebte) bereits Nachrichten verfolgten: Der Guardian analysiert die Panik vor dem Y2K-Chaos vor 25 Jahren.
“‘All people could do was hope the nerds would fix it’: the global panic over the millennium bug, 25 years on”.

After 25 years, it might be hard to recall just how big a deal the bug – now more commonly called Y2K – felt then. But for the last few years of the 90s, the idea that computers would fail catastrophically as the clock ticked over into the year 2000 was near the top of the political agenda in the UK and the US. Here was a hi-tech threat people feared might topple social order, underlining humanity’s new dependence on technological systems most of us did not understand. Though there are no precise figures, it’s estimated that the cost of the global effort to prevent Y2K exceeded £300bn (£633bn today, accounting for inflation).

(…)

Curiously enough, to this day experts disagree over why nothing happened: did the world’s IT professionals unite to successfully avert an impending disaster? Or was it all a pointless panic and a colossal waste of money? And given that we live today in a society more reliant on complex technology than ever before, could something like this happen again?

Unter anderem mag das Thema ein frühes Beispiel dafür sein, dass populistisch gedrehte Medienthemen das Vertrauen in Wissenschaft beschädigen, deren Fakten zur Heraufbeschwörung von Horroszenarien missbraucht werden. Denn auch wenn Expert*innen wussten, dass das Risiko gering war und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden, fragten Medienschaffenden sie halt typischerweise: “Was ist das Schlimmste, das passieren kann?” Und die Fachleute antworteten fachgerecht.1 Ihre Antwort auf die Frage: “Wie groß ist denn die Gefahr?” (“Klein.”) wäre zu wenig schlagzeilenträchtig gewesen.

The problem is, it’s impossible to prove why something didn’t happen.

(…)

Still, when asked whether we learned our lessons from Y2K, every person interviewed for this piece gave the same answer: no. While our IT systems may be more robust today (and even this is a point of contention), we have not learned how to communicate more judiciously about technology. “Every new thing is hailed as if it’s going to either save the world or destroy it,” Loeb says. “What gets lost is the complexity of what’s happening in between.”

§

Aufschlussreiches Interview mit Piotr Cywiński, dem Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau (€):
“80 Jahre Befreiung des KZs:
‘Auschwitz ist viel näher, als es scheint'”
.

Worum geht es in Ihrer Arbeit hauptsächlich? Um die Vermittlung des Holocaust oder eher um das Gedenken an die Opfer?

Um beides. Unsere Gedenkveranstaltungen erwecken weniger Aufmerksamkeit, je mehr Zeit vergeht. Dem wirken wir entgegen. Das Ziel ist es, bei unseren Besuchern das Bewusstsein zu wecken für das, was passiert ist. Denn nichts ist für immer gewonnen. Wenn ich an Tagungen teilnehme, geht es mir um das Gefühl der Verantwortung, um die moralische Besorgnis über die eigenen Entscheidungen. Wenn Sie diese moralische Angst bei Ihren eigenen Handlungen nicht spüren, dann hat die Erinnerung an Auschwitz nichts gebracht.

(…)

Die letzten Überlebenden von Auschwitz sind wichtige Zeugen, die bestätigen können, dass es Auschwitz tatsächlich gegeben hat. Wie bereiten Sie sich auf die nahe Zukunft vor, wenn es keine Zeugen mehr geben wird?

Die Überlebenden haben ihren Job gemacht. Sie haben Tausende Bücher publiziert und Zeugnis abgelegt. Sie haben mit jenen Menschen gesprochen, die über Auschwitz reden wollten, sie haben ihr ganzes Leben der Erinnerung gedient. Es ist Zeit, dass wir erwachsen werden und uns selbst um diese Geschichte kümmern. Auch wenn das nicht einfach wird. Es ist unsere Geschichte, unsere Verantwortung. Wir können nicht mehr nur den Überlebenden zuhören.

§

Malte Welding fasst einige seiner Beobachtungen als Vater zusammen:
“Vier Kinder”.

via @texasjim

  1. Gestand das nicht mal ein Wissenschaftsjournalist? Dass er in Interviews oder auf Pressekonferenzen, deren Themen er nicht wirklich begriff, einfach frage: “Was ist die schlimmstmögliche Folge?” – um Stoff für Berichterstattung zu bekommen? []

Journal Donnerstag, 2. Januar 2025 – Schwimmen, gescheiterte Einkäufe

Freitag, 3. Januar 2025

Recht gut geschlafen (auch in dieser Nacht wurde noch vereinzelt geböllert, Feuerwerkshersteller müssen Rekordumsatz erzielt haben), interessant geträumt.

Vor einem knallblauen Himmel mit breiten pinken Streifen: Die Silhouette eines modernen Kirchturms, darunter nächtlicher Park mit kahlen Bäumen, eine Straße

Vor einem Himmel aus Orange in verschiedener Grellheit links ein moderner Kirchturm, davor Park aus kahlen Bäumen, eine Straße, am linken Rand angeschnitten Balkone

Zum Sonnenaufgang war Eos rosenfäustig im Einsatz, im Gegensatz zu ihr hatte ich noch frei. Meiner Mastodon-Timeline entnahm ich, dass ich damit zu einer privilegierten Minderheit gehörte (danke, Betriebsrat!).

Gestriger Sportplan war Schwimmen, an einem Werktagvormittag schien mir das Risiko von Neujahrs-Vorsatzsportler*innen nicht allzu hoch. Das Wetter freundlich, trocken und mild: Ich nahm zum Olympiabad mal wieder das Rad (vorher nach der langen Pause ordentlich aufgepumpt – wieder Dank an die Nachbar*innen, die ihre Superduper-Pumpen zur freien Verfügung im Fahrradkeller lassen). Belohnt wurde ich mit dem Glück eines sowohl Hin- als auch Rückwegs ohne Martinshörner oder lebensgefährliche Situationen, nur einmal bog ein fußgehender Mensch mit langen, offenen Haaren (Funktion Scheuklappen) vor mir unvermutet auf den Fahrradweg, mein Schreckensruf verhinderte eine Kollision.

Das Schwimmen lief so mittel, wie beim Laufen am Vortrag fühlte ich mich auch hier nicht so richtig fit und langweilte mich ein wenig, schwamm extra schneller, um meine 3.000 Meter rumzukriegen.

Direkter Weg nach Hause, dort packte ich nur schnell aus und machte mich dann auf eine Einkaufsrunde zu Vollcorner und Drogeriemarkt.

Frühstück kurz nach zwei: Rührei (mussten weg) mit Manchego-Käse, Mandarinen. Ich stimmte per WhatsApp mit meinem Bruder das Programm für Freitag ab: Wir wollten im Voralpenland wandern.

Nachdem mich in dieser Herbst-/Wintermode von allen Seiten schwarze Breitcord-Hosen mit weitem Bein angesprungen hatten, die mir gut gefielen, wollte ich mir jetzt im Schlussverkauf eine gönnen und ging nochmal raus in die Innenstadt. (Ich besitze zwar bereits eine schwarze Hose, eine Jeans, und die hebt noch, ist bereits einmal nachgefärbt, doch in einem Haushalt ist dann doch Platz für mehr als eine schwarze Hose.)

Doch vielleicht habe ich mir diesen Trend nur eingebildet: In drei Läden, darunter der Ludwig Beck mit sehr großer Auswahl, fast keine Cordhosen, genau ein Modell schwarze Cordhose, dieses aber mit schmalem Cord und schmalem Bein. Dann halt nicht.

Beim Eataly ein wenig italienische Lebensmittel aufgestockt, u.a. Parmesan. Panettone gab es zu meiner Enttäuschung keinen mehr (die deutsche Bäckereien hier verscheuern immer noch ungerührt und unreduziert Weihnachtsplätzchen und Stollen), dann auf dem Heimweg ziemlich nassgeregnet worden.

Die nächste Runde Yoga-Gymnastik: Nachdem es dieses Jahr kein neues 30-Tage-Programm von Adriene gibt, wiederhole ich “Center” von 2023 – irgendwie habe ich meine Notizen dazu verschmissen, habe keine Erinnerung daran, ist also wie neu.

Draußen war der Regen zu nassem Schneefall geworden.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Pasta e fagioli nach Rachel Roddy.

Aufsicht auf einen weißen tiefen Teller mit breitem Rand, darin mittelgroße Muschelnudeln und braune Bohnen, darauf Chiliflockenu  nd geriebener Käse, rechte neben dem Teller eine rote Stoffserviette, darauf ein Suppenlöffel

Ausgesprochen köstlich. (Dass ich vergessen hatte, den eigens gekauften Salat dazu zu bereiten, merkte ich erst danach.) Nachtisch Hutzelbrot und Pralinen.

§

Zuguck-Sport ist mir egal, nicht egal ist mir, wenn weibliche Zuguck-Sportlerinnen diskriminiert werden. Und zum Beispiel die Siegerin im Skispringen statt eines Preisgelds – wait for it – Duschgel und Handtuch erhält. Hier ein WDR-Clip darüber.

Journal Mittwoch, 1. Januar 2025 – Neujahrslauf in die Sonne, Nachdenken über Gammelgemüse

Donnerstag, 2. Januar 2025

Meine Güte, so viel wurde in München wirklich noch nie geböllert: Trotz Ohrstöpseln, geschlossenem Fenster, dicht herabgelassenem Rollladen wachte ich um Mitternacht auf, die Frequenz und Lautstärke der Explosionen kannte ich zuvor nur aus dem Kino von Kriegsfilmen.

Auch die hinterhergelesene nächtliche Timeline berichtete an allen Stellen Deutschlands über noch nie dagewesene Knallerei – oder wie tagesschau.de titelte:
“Meistens friedlich – aber auch Tote und Angriffe”.
Jaja, ich weiß, ist halt Brauchtum und unsere Kultur, die fünf Toten sind einfach der bissl Schwund, den’s immer gibt (oder Anwärter auf den Darwin Award).

In Wien war es offensichtlich so viel ruhiger, dass ich Ideen für den nächsten Jahresendurlaub bekam.

Dann aber sehr lang geschlafen, zu echtem Morgenhell aufgestanden. Der 1. Januar wurde ein herrlich sonniger Tag.

Auch wenn ich keinen großen Bewegungsdrang verspürte, setzte ich meinen Plan eines Neujahrslaufs an der Isar um: U-Bahn nach Thalkirchen.

Tunnelausgang ins Sonnige, draußen kahle Bäume

Ausgangsblick, hoffentlich Symbolbild fürs Jahr.

Der Boden glitzerte frostig, doch die Luft war mild – anfangs befürchtete ich schon, ich könnte mit Mütze, Halstuch und Handschuhen zu dick angezogen sein, doch es war dann doch (inklusive Sonnenbrille) genau richtig.

Gelbes Wehrgebäude mit rotem Dach an Wasser, darauf Schwäne in verschiedenen Verrenkungen

Weiß zugefrorener See, sonnenbeschienen und von kahlen Bäumen umgeben, links angeschnitten ein Baumstamm, im Hintergrund eine Holzhütte, die in den See ragt

Hinterbrühler See.

Sehr erhöhter Blick von Brücke in ein winterliches sonniges Flussbett mit zwei Strömen, Schatten der Brücke und einigen Spaziergänger*innen

Blick von der Großhesseloher Brücke nach Norden.

Vor der Metallbrüstung zu einem steilen Abhang zwei Menschen, die hinausschauen, sie blicken auf eine Flusslandschaft, vage im Hintergrund eine Bergkette

Pullach, Blick aufs Isartal nach Süden Richtung Alpenkette.

Ich fühlte mich nicht ganz fit und kam innerlich nicht recht zur Ruhe, genoss aber die schräge Wintersonne, in der ersten Hälfte meiner 100 Minuten Lauf auch die erstaunlich leeren Wege.

Bei aller Sonne: Die Böllerei-Nacht hatte mords Feinstaub zur Folge.

Screenshot der Handy-Wetter-App für Wetter, darauf u.a. "München 8 Grad sonnig, Luftqualität sehr schlecht" und eine farbige Karte davon

Daheim Frühstück um zwei im sonnendurchfluteten Wohnzimmer: Apfel, Walnussbrot mit Butter und Honig.

Fürs Abendessen durfte ich sorgen, es sollte Schupfnudeln (Kartoffeln aus Ernteanteil) mit Sauerkraut (Ernteanteil) geben. Das Garen der Kartoffeln brachte mich ins Nachdenken. Sie sind in dieser Ernte wirklich schlecht, nicht nur sehr klein (alles außer Kochen mit Schale verbietet sich, nur so bleibt überhaupt Kartoffel übrig), sondern haben auch viele zu beseitigende Stellen, die das Pellen nach Garen mühsam machen – fast können wir froh sein, dass auch noch deutlich weniger als im Durchschnitt geerntet werden konnten. Da lernt man von den Eltern oder aus Büchern Warenkunde, um Gemüse in möglichst hoher Qualität zu erkennen und zu kaufen – doch dann baut man selbst an (kenne ich vom elterlichen Gemüsegarten in meiner Kindheit) oder beteiligt sich an einem Anbau wie ich an der Genossenschaft Kartoffelkombinat, und plötzlich muss man halt mit dem zurechtkommen, was es gibt.

Das halte ich für sehr nützlich und eine Zukunft der Nahrungsmittelversorgung, doch ist die Kochlehre bislang nicht darauf ausgerichtet. Ganz alte Kochbücher enthalten noch den haushaltlichen Aspekt, bieten unter anderem Rezepte zur Resteverwertung an oder geben Tipps, wie aus nicht perfektem Fleisch (z.B. von einem älteren Tier) ein schmackhaftes Gericht wird. Aber gibt es das heute noch? Sind die erfolgreichen Gammelgemüse-Influencerinnen bislang einfach nur an mir vorbeigegangen?

Der Schupfnudelteig (erprobtes Rezept aus Nicky Stichs Sweets für Mohnnudeln) wurde auch noch zum allerersten Mal klebrig, ich plagte mich sehr beim Formen der Nudeln und beim Garen im Wasser, ohne dass sie zerfielen. Ich bereitete sie schon nachmittags vor, damit sie für das eigentliche Gericht gebraten werden konnten.

Den sonstigen sonnigen Nachmittag und frühen Abend verbrachte ich unter anderem mit Foto-Archivierung 2024 und einer Runde Yoga-Gymnastik, die letzte eingemerkte Folge mit Jessica Richburg – mal sehen, was ich danach turne.

Das finale Zusammenbauen des Nachtmahls schob ich Herrn Kaltmamsell zu (Kartoffelnudeln braten, mit Kraut vermischen). Ich hätte schon wieder Lust auf Alkohol gehabt, konkret auf Rotwein – doch der passte zum Glück überhaupt nicht zu Schupfnudeln mit Sauerkraut, so fiel mir der Verzicht nicht zu schwer.

Auf grünem Tischset großer Glasteller, darauf Sauerkraut vermischt mit Fingernudeln, rechts davon rote Stoffserviette mit Messer und Gabel

Schmeckte dann doch hervorragend. Nachtisch Hutzelbrot und Pralinen.