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Journal Donnerstag, 27. November 2025 – Launeverhagelung, aber Bürgerversammlung

Freitag, 28. November 2025

Erster Gedanke bei Weckerklingeln nach gutem Nachtschlaf: Erst Donnerstag.

Noch ein düsterer Morgen, aber dieser war trocken.

Auf den Rhythmus des Arbeitswegs in Luftlinie über die Theresienwiese muss ich mich erst wieder einstellen, freute mich aber bereits über den weiten Blick.

Auf dem Winter-Tollwood die wirklich ambitionierten Craft-Projekte.

Arbeitsstart auch nach Sichtung des E-Mail-Postfachs wie geplant.

Leider verhagelte mir dann etwas die Arbeitslaune, was ich hatte kommen sehen, wogegen ich Mittel ergriffen hatte, was dennoch in einem Ausmaß schief ging, dass ich die Fassung verlor und ein Beinausreißen fürs Retten komplett verweigerte. Was mich genauso unglücklich und wütend machte, wie es das Beinausreißen bewirkt hätte. (Hoffentlich nicht so lang?) Plus Wut-Kopfweh.

Da ich mich vor Wut eh nicht konzentrieren konnte, rannte ich raus auf einen Mittagscappuccino. Bei Rückkehr hatte ich mich etwas beruhigt und konnte meinen eigentlichen Job für gestern wieder aufnehmen.

Mittagessen: Apfel, Banane, Hüttenkäse.

Nachmittags kam die Sonne raus, ich sah sogar noch blauen Himmel, bevor es früh Nacht wurde. Der innere Wutausbruch hinterließ große Kraftlosigkeit, ich musste mich zum Nötigsten zwingen. Abends fand die jährliche Bürgerversammlung meines Stadtbezirks 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt statt, nach zwei Jahren Pause hatte ich fest vor teilzunehmen. Jetzt schwankte ich, weil ich einen Termin-Job nicht abgeschlossen hatte. Doch dann beschloss ich, dass dieser Scheißtag mich nicht auch noch von Dingen abhalten sollte, die mein eigentliches Leben ausmachten (außerdem hatte Herr Kaltmamsell diesmal sein Mitkommen angekündigt) und verschob die Erledigung auf Freitagfrüh.

Ohne Einkäufe direkt über Theresienwiese nach Hause, dieser Rückweg führte mich an dem Mini-Christkindlmarkt am Bavariapark vorbei.

Daheim schnelles Brotzeitvorbereiten, Herr Kaltmamsell hatte aus eben abgeholten Ernteanteil-Karotten ein Kokos-Curry gekocht, das er mit Reis servierte (sehr gut!), dann machten wir uns zügig zur Bürgerversammlung in der Turnhalle einer Schule beim Gärtnerplatz auf.

Details erzähle ich morgen, doch es war wieder so! wert, diesen Einblick in meine Nachbarschaft und in Münchner Stadtverwaltung zu bekommen. Gegen Ende wurde mir aus einer Antwort aus dem Mobilitätsreferat der Fachbegriff “freilaufende Rechtsabbieger” geschenkt, von der ohnehin sensationellen Isabel Strehle, Leiterin des Geschäftsbereichs Verkehrs- und Bezirksmanagement – aus deren Stellungnahmen ich auch sonst sehr viel lernte.

Um halb elf waren wir zurück daheim, vor so viel Input und Aufgekratztheit konnte ich allerdings lange nicht einschlafen.

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Interessanter Statusreport in der Zeit über Frauen in Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft:
“Wozu der Stress für 300 Euro mehr?”

via Draußen nur Kännchen

Ein selten angesprochener Aspekt:

Sie ist nicht die Einzige, die auf ein weiteres Karriereproblem von Frauen neben Kindern hinweist. “Viele Frauen wissen, wie wichtig ein Treffen mit den Chefs sein kann, haben aber Angst, dass dadurch ein falscher Eindruck entsteht”, sagt Karin Heinzl, die das Frauennetzwerk MentorMe gegründet hat. Für ihren Job spricht Heinzl oft mit Mitarbeiterinnen verschiedener Unternehmen, die sich fragen, wie sie aufsteigen können. Immer wieder würden sie ihr berichten, dass die entscheidenden Gespräche in Restaurants oder Bars geführt würden. “Aber eine Frau, die ihren Chef nach Feierabend auf ein Glas Wein trifft? Das hat für viele einen unangenehmen Beigeschmack.” Bei einer Beförderung bekämen dann häufig die Männer den Job, die kein Treffen verpassen. “Der Chef präferiert jemanden, dem er bereits vertraut”, sagt Heinzl. “Offen kommuniziert wird das nicht.”

Ich denke da an Zeiten meines früheren Lebens, in denen ich Chef und männlichen Vize regelmäßig zusammen auf ein Bierchen verschwinden sah. Da dachte ich mir zwar auch irgendwann Get a room, aber mit einer weiblichen Vize wäre das komplett undenkbar gewesen.

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Bosetti über Konstantin Wecker und Macht. Die zweite Hälfte, in der sie generell vor Bühnenmenschen warnt (sich selbst eingeschlossen), ist das eigentlich Kluge dieser Folge.

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https://youtu.be/Djz9q-Rfc-I?si=ipRGLpALqfa-bX3L

Journal Sonntag, 23. November 2025 – Sonniges Novemberklirren

Montag, 24. November 2025

Dank verdunkeltem Schlafzimmer wieder fast zehn Stunden Schlaf bekommen – unerwartet, weil ich dazwischen eine ganze Weile von Reizhusten wachgehalten wurde (WTF?). Außerdem war es im Park vorm Schlafzimmer so laut (Menschenlärm – und das bei dieser eisigen Kälte?), dass ich trotz geschlossener Fenster Ohrstöpsel brauchte.

Ich stand auf zu frostigem Sonnenschein, wie schön!

Laufen bei Frost tut mir erfahrungsgemäß nur bei niedrigen einstelligen Minusgraden gut, ab zweistelligen und darunter protestieren meine Lungen mit Schmerzen. Deshalb freute ich mich, dass das Wetter gestern in diesen Bereich fiel und nahm eine Tram zum Tivoli – dachte sogar an eine Sonnenbrille. Ab Haltestelle Paradiesstraße trabte ich an die Isar und nach Norden. Schnell merkte ich allerdings dass meine Bronchien immer noch empfindlich waren. Mir fiel mein dünner Halsschlauch ein und ich zog ihn über Mund und Nase – umgehende Wirkung, so kann ich vielleicht auch bei noch stärkerer Kälte laufen. Allerdings löste er Pandemie-Flashbacks aus: Meine Brille beschlug über dem improvisierten Atemschutz. Auf dem Rückweg beschlug sie so sehr, dass ich die Mund-Nasen-Bedeckung lieber runterzog, ich wollte ja nicht stürzen.

Doch es wurde schon auch ein schöner Lauf: Nachdem ich auf dem Rückweg etwas schwächelte, hatte ich doch noch Kraft und Lust auf knapp zwei Stunden (in denen ich nicht mal 18 Kilometer weit kam – nur damit sie mein Tempo einschätzen können). Die Wege waren gut genutzt von Läufer*innen und Spaziervolk, wenigen Radler*innen. Das riesige Verbrenner-Auto auf Höhe Oberföhring in deutlich schneller als Schritttempo verstörte mich allerdings, für Pkw-Verkehr ist der Weg eigentlich gesperrt.

Tram zurück nach Hause, dort ausführliche Körperpflege (aus dem Fußbad wurde dann doch ein Vollbad, ich sehnte mich nach heißem Wasser). Dadurch war es schon halb drei durch, als ich mich zum Frühstück setzte: Körnersemmel mit Käse, Orange mit Joghurt.

Nachmittag mit Wäschewaschen, Lesen. Der Himmel zog langsam mit Wolken zu.

Große Lust auf Yoga, doch die nächste Folge im 30-Tage-Programm (ich checke gerne vorher mit Durchscrollen) wäre eine sehr sportliche gewesen. Sonst hochwillkommen, wenige Stunden nach einem so ausführlichen Lauf allerdings nicht das Passende: Ich sah durch mein gespeichertes und kommentiertes Stortiment, entschied mich für eine Stretch-and-Relax-Folge von Jessica Richburg.

Zum Abendessen war Herr Kaltmamsell aushäusig, ich machte mir restlichen Zuckerhut als Salat, dazu Eier und Salami. Nachtisch ein Rest Apple Crisp und Schokolade.

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Ach da schau her: Es ist gar nicht mein Arbeitgeber, sondern ein Trend! SZ-Magazin über Kollektivitis:

Endlose Termine und Abstimmungsschleifen prägen den Alltag in vielen Büros. Jeder Vorschlag wird zerredet, alles dauert ewig. Warum kann niemand mehr allein arbeiten und entscheiden?

“Sollen wir dazu kurz teamsen? Bitte nicht!”.
(Und lautes Auflachen beim Autoren-Abbinder.)

§

Übers Sterben. Hier erzählt Journalistin Tatiana Schlossberg von ihrem eigenen an Leukämie und welchen Einfluss ihr Cousin, US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy, Jr., darauf hat:
“A Battle with My Blood”.

For my whole life, I have tried to be good, to be a good student and a good sister and a good daughter, and to protect my mother and never make her upset or angry. Now I have added a new tragedy to her life, to our family’s life, and there’s nothing I can do to stop it.

(…)

I watched from my hospital bed as Bobby, in the face of logic and common sense, was confirmed for the position, despite never having worked in medicine, public health, or the government.
Suddenly, the health-care system on which I relied felt strained, shaky. Doctors and scientists at Columbia, including George [her husband], didn’t know if they would be able to continue their research, or even have jobs. (Columbia was one of the Trump Administration’s first targets in its crusade against alleged antisemitism on campuses; in May, the university laid off a hundred and eighty researchers after federal-funding cuts.) If George changed jobs, we didn’t know if we’d be able to get insurance, now that I had a preëxisting condition. Bobby is a known skeptic of vaccines, and I was especially concerned that I wouldn’t be able to get mine again, leaving me to spend the rest of my life immunocompromised, along with millions of cancer survivors, small children, and the elderly. Bobby has said, “There’s no vaccine that is safe and effective.” Bobby probably doesn’t remember the millions of people who were paralyzed or killed by polio before the vaccine was available. My dad, who grew up in New York City in the nineteen-forties and fifties, does remember. Recently, I asked him what it was like when he got the vaccine. He said that it felt like freedom.

As I spent more and more of my life under the care of doctors, nurses, and researchers striving to improve the lives of others, I watched as Bobby cut nearly a half billion dollars for research into mRNA vaccines, technology that could be used against certain cancers; slashed billions in funding from the National Institutes of Health, the world’s largest sponsor of medical research; and threatened to oust the panel of medical experts charged with recommending preventive cancer screenings. Hundreds of N.I.H. grants and clinical trials were cancelled, affecting thousands of patients. I worried about funding for leukemia and bone-marrow research at Memorial Sloan Kettering. I worried about the trials that were my only shot at remission. Early in my illness, when I had the postpartum hemorrhage, I was given a dose of misoprostol to help stop the bleeding. This drug is part of medication abortion, which, at Bobby’s urging, is currently “under review” by the Food and Drug Administration. I freeze when I think about what would have happened if it had not been immediately available to me and to millions of other women who need it to save their lives or to get the care they deserve.

Journal Samstag, 22. November 2025 – Ernsthaft frostig, aber drinnen warm

Sonntag, 23. November 2025

Nächtliches Herablassen des Rollladens erleichterte langen Schlaf, ich stand nur wenig verkatert auf (mehr von Geselligkeit als Alkohol). Draußen kümmerliche Schnee-Überzuckerung, Aussicht auf viele Monate Fahlheit vorm Fenster.

Wie ich mir die Wintermonate schönrede, Teil viele: In kahlen Bäumen sehe ich die Eichhörnchen viel besser. Gestern zum Beispiel eines beim Zeitungholen morgens vorm Haus: Dunkelbraun und angemessen propper und rund gefuttert.

Wieder diese Illusion: Ach, wenn ich um acht aufstehe, bin ich locker zwei Stunden später startklar für Schwimmen. Nein. Weil Geschirrspüler ausräumen und neu füllen, Milchkaffee kochen, bloggen, dazwischen mit Herrn Kaltmamsell über den Vorabend reden und was mir sonst so durch den Kopf geht, weiterbloggen, Tee kochen, Wohnung räumen, unter anderem Tischverlängerungsplatte zurückräumen (wir hatten schon so lange keine größere Gruppe Gäste mehr gehabt, dass mir Freitagabend nicht auf Anhieb eingefallen war, wo die wohnt – mein erster Gedankenblitz “auf dem Wandschrank in meinem Zimmer” stellte sich zum Glück als korrekt heraus).

Verrücktheit des Tages: Ich blies meine Schwimmpläne ab. Als ich schon gepackt hatte und auf dem Weg zur Morgentoilette war, ging ich im Kopf die weiteren Schritte des Tages durch, und als mir klar wurde, dass es beim Kauf der Frühstückssemmeln bereits deutlich nach zwei sein würde, fühlte sich der Tag gehetzt an – schließlich wollte ich noch Stollen backen. Statt dessen also gemütliche Morgentoilette und Einkaufsrunde inklusive Frühstückssemmeln.

Ich spazierte im Frost extra Umwege, um auf dem Viktualienmarkt und in der Sendlinger Straße Touristen zu gucken. Am Hackenplatz blieb ich eine Weile stehen und sah nach oben: Ich hatte im wintergrauen Himmel eine blaue Lücke entdeckt.

Die Christkindlmarktbuden waren noch deutlich im Werden: Anders als in Hamburg startet diese Phase in München in deutlicherer Sichtweite von Advent (die meisten Standorte öffnen dieses Jahr am Freitag, 28. November).

Zudem: erster Praxistest Apple Pay. Vergangene Woche war die Kreditkarte eingetroffen, die ich als Sparda-Kundin dafür benötige, Inbetriebnahme am Handy brauchte nur eine Extra-Schleife, weil ich dafür eine Kundennummer nachschlagen musste, die nichts mit meiner üblichen zu tun hat. Die gestrigen Einkäufe zahlte ich dann alle mit Handy – völlig problemlos, ohne Werbeunterbrechungen und ohne vorheriges Aufladen der App wie beim vorherigen Dienstleister. Ich warte aus reinem Aberglauben noch ein Weilchen und weitere Praxiseinsätze, bis ich ich Account und App dieses Vorgänger-Dienstleisters lösche.

Daheim also Stollenbacken nach dem vertrauten Rezept von Bäcker Süppke.
Die Küche wurde überraschend hell: Draußen kam tatsächlich die Sonne raus.

Während der Stollenteig ging, gab es um zwei Frühstück: Gelbe Kiwi, Körnersemmel mit Chili-Käse – nur eine von den beiden Semmeln, die ich gekauft hatte, weil ich davon unerwartet satt wurde (fehlendes Schwimmen?).

Nachmittag mit Stollenbacken, Zeitunglesen – alles in Muße und mit Zeit sogar für längere Blicke aus dem Fenster, um zum Beispiel Krähen beim Flug ins Abendrosa nachzusehen. Dabei sehr erfreulich: Ich bekam die Wohnung problemlos warm.

Abends nochmal Kücheneinsatz: Aus den Ernteanteil-Äpfeln bereitete ich zum Nachtisch Apple Crisp.

Während der Ofenphase eine Einheit Yoga, ich genoss sie.

Erste Male: Bettelbesuch vom Roten Kreuz an der Wohnungstür. Als es abends klingelte, hoffte ich auf die ersehnte Crowdfarming-Lieferung (siehe unten), doch die junge Frau mit Tablet in der Hand wollte mich als Spenderin gewinnen. Ich reagierte freundlich mit der Behauptung, das würde ich mir überlegen (an der Haustür unterzeichne ich gar nichts, was erlaube), recherchierte aber nachher, ob es sich überhaupt um etwas Seriöses handelte: Ja, das Rote Kreuz bettelt auch an Haustüren.

Zum Nachtmahl gab es nach einem Calvados-Tonic als Aperitif herrliche Curry-Reste vom Vorabend plus Postelein-Salat aus Ernteanteil, zum Nachtisch Apple Crisp mit flüssiger Sahne (die Haferflocken-Streusel besonders dunkel, weil ich Muscovado-Zucker verwendet hatte).

Gestern sollte ein Crowdfarming-Paket geliefert werden, Mangos und Avocados. Zustellung war eigentlich für Freitag angekündigt gewesen, Freitagabend hieß es, dass sie auf Samstag verschoben werde. Gestern Abend sah ich zweimal im ganzen Haus und vor dem Tor nach (ich hatte die Option Abstellen vor der Wohnung gewählt): nichts. Zweimal morgens Verladen und abends Ausladen, zwei Tage in Eiseskälte hätten mich schon bei gestriger Lieferung gespannt auf den Zustand der Ware gemacht – jetzt rechne ich nicht mehr damit, dass ich verzehrbaren Inhalt erhalte.

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Lesetipp aus der Wochenend-Süddeutschen 1: “Wie konnte aus der ‘Renaissance der Bahnhöfe’ so ein Debakel werden?” Gerhard Matzig analysiert, was der immer schlechtere Leumund deutscher Großinnenstädte mit Bahnhofsbaustellen zu tun hat (€):
“Man versteht nur noch Bahnhof”.

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Lesetipp aus der Wochenend-Süddeutschen 2: Die Rubrik “Kostprobe”, also die Restaurantkritik im Münchner Lokalteil, gibt es seit 50 Jahren. Die lese ich eigentlich immer, habe schon manchen wertvollen Hinweis bekommen und schätze die Inhaltsstruktur, der ich entnehmen kann, ob das Lokal etwas für mich ist oder nicht (so mag ich auch Roman-Rezensionen) – Berichte über Landgasthöfe zum Beispiel, für deren Anfahrt ein Auto nötig ist, lasse ich gleich aus.

Aus diesem Anlass erzählen die anonymen Koster*innen (Kern des Konzepts) von ihren Erlebnissen (€):
“Guten Appetit! Oder lieber doch nicht?”

Diese Anekdote aus den 50 Jahren gefiel mir besonders:

Journal Freitag, 21. November 2025 – Offizieller erster Schnee, Currys mit Gästen

Samstag, 22. November 2025

Recht gute Nacht, aber Freude aufs Ausschlafen am Wochenende.

Weitere Handgriffe zur Vorbereitung der Wohnung auf Gäste – nicht wegen “was sollen die sonst denken?!”, sondern weil Gäste es bei uns möglichst schön haben sollen. Was bei mir regelmäßig den Wunsch auslöst, es selbst auch immer so schön in der Wohnung zu haben und zu nachhaltigerem Aufräumen führt.

Zum ersten Mal Arbeitsweg in kompletter Winterkleidung mit langem Wintermantel, warmer Mütze, warmen Handschuhen, Stiefeln.

Zum emsigen und etwas durcheinanderen Arbeitsvormittag gehörten auch Einkäufe. Weg zum Mittagscappuccino in Wintergrau mit vereinzelten winzigen Schneeflocken.

Im Töpferatelier Maria Cepissakova gegenüber vom Stray in der Gollierstraße neue Tonkunst, die mich von der Ferne sehr an von Hagens Körperwelten erinnerte.

Zu meinem Mittagessen (Trockenpflaumen, eingeweichtes Muesli mit Joghurt) wurden die Schneeflocken größer und dichter. Das Licht typisch dezemberlich, mein Gemüt verschattete sich jahreszeitsgemäß.

Pünktlicher Freitagsfeierabend, Heimweg über ein paar Vollcorner-Einkäufe in leichtem Schneefall.

Räumen und Vorbereiten für die Abendessensgäste (Arbeitskolleg*innen von Herrn Kaltmamsell), die Wohnung duftete bereits wundervoll nach den Currys, die Herr Kaltmamsell kochte.

Es klingelte pünktlich, ein heiterer Abend mit gutem Essen begann: Gin Tonic zum Aperitif und zur Wohnungsführung, dann Palak Paneer (mit Blattspinat besonders gut), Butter Chickpeas, Chicken Tikka, Paneer Tikka, Dhal, gefülltes Pfannenbrot, Reis. Im Glas ein frischer Rheinhessischer Riesling. Als Dessert servierte Herr Kaltmamsell zu meiner großen Freude Sticky Toffee Pudding. Dazu rege Unterhaltung, über die Arbeit wurde tatsächlich am wenigsten gesprochen. Zu fotografieren vergaß ich völlig, jetzt erst fällt mir ein, dass ein Gruppenfoto vom Abend – auch noch so gestellt – später sehr gefreut hätte. Vielleicht denke ich zukünftig bei Einladungen dran.

Abschied im Pulk gegen halb zwölf, mit Herrn Kaltmamsell räumte ich noch ein halbes Stündchen und brachte Wohnung und Küche zumindest in einen Zustand, zu dem man am nächsten Morgen gern aufstehen würde.

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In der Süddeutschen zu 80 Jahren Nürnberger Prozesse fünf spannende Portraits (€):
“Fünf Frauen, die Weltgeschichte schrieben”.
Es geht um eine Völkerrechtlerin, eine Auschwitz-Überlebende, eine Technikerin und eine Übersetzerin.

§

Auf Bluesky ein Thread, der in Erinnerung ruft, wie viel Schattierungen von Übergriffigkeit und sexueller Gewalt an Universitäten und im Berufsleben Frauen klein halten. Ich schaffte es nicht, alle Replys zu lesen, meine Stimmung war eh schon dunkelgrau).

Mein Appell an Männer, die ihr sowas niemals tätet: Es reicht nicht, diese Täter-Männer zu verachten. Denkt darüber nach, wie ihr sie davon abhalten könnt. Spannt Antennen auf in eurem Arbeitsumfeld für Kollegen, die sich daneben benehmen, für Mädchen und Frauen, die bestimmte Männer meiden. Ich habe zum Beispiel erst Jahrzehnte nach der eigenen Schulzeit erfahren, dass die Lehrer, die ich halt creepy fand, nicht nur das waren.
In diesen Fällen entsteht der Schaden übrigens nicht durch not all men, sondern durch Ablenkung der Aufmerksamkeit auf die (real existierenden) Fälle von Falschbeschuldigungen – die extrem selten sind.

Mal wieder wichtig: Nur dass Ihnen das als Frau nie passiert ist, bedeutet nicht, dass die betroffenen Frauen irgendwas falsch gemacht haben oder gar selbst schuld sind. Und wenn Ihnen persönlich zudem solche Geschichten nie erzählt werden, bedeutet das nicht, dass es sie in Ihrem persönlichen Umfeld nicht gibt.

§

Der neue Stuttgarter Bahnhof wird auch weiterhin erstmal nix, die Verschiebungsmeldungen haben ungefähr denselben News-Wert wie 50 Jahre lang die Verschiebungsmeldungen zum neuen Berliner Flughafen. Der aber, und das möchte ich allen Stuttgarter*innen und allen Bahnfahrenden zur existenziellen Aufmunterung unbedingt anreichen, Ende 2020 TATSÄCHLICH IN BETRIEB GENOMMEN WURDE!!! Daran halte ich mich ja auch bei der Baustelle München Hauptbahnhof fest, die weit niedriger unterm Radar ins Unendliche fliegt als Stuttgart 21.
Der schwäbische Comedian Fabi Rommel raffte sich dennoch zu einem Kommentar auf.

Journal Mittwoch, 19. November 2025 – Mit jemenitischem Abendessen

Donnerstag, 20. November 2025

GUT GESCHLAFEN! Nur einmal Klogang, kurz vor Weckerklingeln erfrischt aufgewacht, das war schön.

Während sogar Rheinhessen die ersten Schneeflocken des Winters meldete, hatte es die Münchner Innenstadt gerade mal zu Frost geschafft. Dafür gab es bei uns blauen Himmel und Sonne.

Stand der Theresienwiese. Gesperrt ist sie nach fünf Monaten Oktoberfest-Aufbau, -Toben, -Abbau aber immer noch.

Emsiger Vormittag, ich fühlte mich nützlich und an der richtigen Stelle. Erster nennenswerter Mittagscappuccino der Woche im Westend inklusive Marsch durch helle, kalte, Winterluft.

Zu Mittag gab es am Schreibtisch Kiwi, Banane, eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt.

Emsiger Nachmittag, der sich durch besonders geschickte Work-arounds erfolgreich anfühlte. Allerdings länger schon gar nicht vermisstes Feature: Schwindel.

Nach Feierabend Lebensmitteleinkauf in größerem Umfang (u.a. wegen Stollenbacken am Wochenende), auch hoffte ich, dass endlich Meyer Lemons auftauchen würden. Leider enttäuschten mich die Obstregale.

Zu Hause packte ich nur schnell aus: Mit Herrn Kaltmamsell war ich zu aushäusigem Abendessen verabredet, wir wollten ein jemenitisches Lokal in der Landwehrstraße ausprobieren, das sommers wie winters sehr gut besucht ist, das Bab Al Yemen (anders als für die Süddeutsche in ihrer Restaurantbesprechung läuft es für uns Anwohnende ja unter local food).

Wir bestellten eine Zusammenstellung von vier Vorspeisen (frischen Auberginen-Salat, Hummus, Baba Ganoush und eine Paprika-Creme, dazu hausgemachtes Fladenbrot), außerdem ein Okra-Gericht in Tonschüssel und – nicht abgebildet, wurde später serviert – gewürztes, geschmortes Lamm. Alles schmeckte sehr gut. Das nächste Mal werde ich aber einen der frischen Fruchtsäfte statt Ayran dazu bestellten: Die Gläser, die an uns vorbeitragen wurden, sahen sehr verlockend aus. (Alkohol gibt es hier gar nicht, jemenitischen Tee traute ich mich nicht wegen Koffein).

Daheim noch ein wenig Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen von Granta India, unter anderem ein Interview mit Salman Rushdie, der 1980 zu den allerersten im Granta Magazine veröffentlichten Autor*innen gehört – allerdings, wie sich hier herausstellt, unfreiwillig (kostenlos online lesbar):
“Reclaiming the Territory”.
Nie vergessen, wie witzig Rushdie ist.

Journal Montag, 17. November 2025 – Langsame Winterwerdung

Dienstag, 18. November 2025

Wieder eher unruhige Nacht, vor allem wegen Körperlichkeiten, diese Mini-Erkältung (jajaja, Covid-Test ist längst erledigt) will einfach nicht fort- und dann wegschreiten. Ein Wachwerden war dem kompletten Zuschwellen der Nasenschleimhäute geschuldet, ich blies eine Seite mit Nasenspray frei.
Doch meine Träume nahmen die Jimmy-Somerville-Doku auf: Ich arbeitete als seine Hubschrauber-Pilotin und flog ihn zu Konzert-Orten. Gefiel mir im Traum gut!

17. also schon, wir arbeiten den November ab, das Jahresende rückt in Sichtweite.
Spiele zum ersten Mal seit Jahrzehnten mit dem Gedanken Silvester zu feiern, nämlich zu feiern, dass ein weiterer Kalender voll Leben geschafft ist.

Über Nacht hatte es geregnet, war allerdings nicht wirklich kalt geworden. Wieder kam ich barhäuptig ins Büro, netterweise auch in einer Regenpause.

Über den Vormittag wurde der Regen stärker – dringend nötig, der Wasserstand der Isar liegt erschreckend niedrig. (Durfte mich das immer stärkere Dauerprasseln ans Bürofenster dennoch nerven, Gefühlspolizei?)

Wegen Sauwetters Mittagscappuccino in-house, aber schneller Einkaufsgang zum Lidl, Regenschirm reichte. Die Temperatur war deutlich gesunken, für den späten Nachmittag zeigte die Vorhersagen-App neben Tropfen Sternchen.

Mittagessen: Apfel, selbstgebackenes Brot, Rest Apfelmus mit Sojajoghurt.

Es war November. Es war Montag. Die Selbstaufmunterung musste zu verschärften Mitteln greifen.

Neue Abenteuer in Online-Medizin: Ich brauche ein Rezept von meiner Hausarztpraxis. Der vorherige Versuch einer reinen Online-Abwicklung scheiterte daran, dass ich in diesem Quartal nicht persönlich in der Praxis gewesen war und meine Krankenkassenkarte deshalb für dieses Quartal noch nicht eingelesen war. Das wird auch in Zukunft hoffentlich bei fast jeder Rezeptbestellung so sein, sonst wäre ich ja schlimm genug krank gewesen für einen Arztbesuch. Diesmal schickte ich eine Rezeptbitte per Online-Formular der Praxis ab (netterweise gibt es eine Möglichkeit außerhalb von Doctolib – das wir wirklich lieber meiden wollen).

Noch am selben Tag die Nachricht, ich könne mit meinem Kassenkärtchen vorbeikommen, alles bereit. Das mache ich Dienstag nach der Arbeit und berichte.

Zu Feierabend aber keine Sternchen, beim Losegehen nichtmal Tropfen. Ich marschierte zackig gegen die Kälte für eine Besorgung in die Innenstadt (Weißweingläser beim Kustermann: wir haben am Freitag Abendessensgäste, und die ungeschicktere im Haushalt hat die Weißweingläser bis auf vier zerschmissen), für die letzten zehn Minuten brauchte ich dann doch den Regenschirm.

Zu Hause Yoga – das tat gestern ganz besonders gut.

Als Nachtmahl (Ernteanteil war bis auf ein paar Kartoffeln weg) servierte Herr Kaltmamsell Spaghetti Carbonara.

Ganz wunderbar. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich aß zwei solche Teller voll. Nachtisch Kekse und Schokolade.

Bettlektüre ist derzeit die aktuelle Ausgabe Granta mit Schwerpunkt Indien; das Vorwort kündigt literarische und Sachtexte aus verschiedenen Sprachen Indiens an, skizziert den aktuellen Stand der literarischen Produktion vor dem politischen Hintergrund eines sich festigenden Ein-Parteien-Systems.

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Wenn Dienstleister-Kunden-Gespräche ehrlich geführt würden.

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Materializität ist bei Fotokunst ja ein besonders interessanter Knackpunkt: Was macht das Werk eigentlich aus? Die Datei? Nur die bearbeitete Version? Oder doch nur der Abzug, den man in eine Galerie oder ein Museum hängen kann? Nur wenn er von Fotograf/Fotografin veranlasst wurde?

“Gedanken zur Paris Photo
Nein, es ist noch nicht Geschichte”.

via @malomalo

Dass alle reproduzierbare Kunst limitiert werden muss, ist nicht mehr als eine Konvention: Skulptur, Grafik, Fotografie, Video. Tatsächlich erkennt man daran (nur), dass diese Kunst bereits unter den Bedingungen des Marktes zur Welt gekommen ist. Das war bei der Fotografie vor 1975 selten der Fall. Weil man den Grad der Produktion und Verbreitung nicht benennen, manchmal nicht einmal ahnen konnte, wurde der Begriff “Vintage Print” erfunden. Dieses Zertifikat allerdings fabrizieren die Galerien selbst. Die Definition ist nicht per se unseriös, aber darunter verbergen sich mehrere Schichten von “Provenienz”, die Motiv, Material, Kontext und Beschriftung betreffen.

Journal Sonntag, 16. November 2025 – Letzte Novembermilde, arte-Dokus

Montag, 17. November 2025

Gut geschlafen mit nur einmal Wachwerden, das war schön. Aufgestanden zu letzter Morgenröte und einem sonnigen Tagesanbruch.

Die Bronchien drückten weiterhin belastet, der Brustkorb fühlte sich weiterhin zu eng an, doch nachdem mich das am Samstag nicht von Schwimmgenuss abgehalten hatte, setzte ich auch meine Laufpläne um. Draußen zogen zwar langsam Wolkenschleier vor den blauen Himmel, aber es war immer noch mild genug für langärmliges Kapuzenoberteil, keine Mütze oder Handschuhe.

Als Strecke nahm ich die ab Haustür über Alten Südfriedhof an die westliche Isar, über Flaucher, Thalkirchen, unter der Großhesseloher Brücke weiter nach Süden, zurück bis U-Bahn Thalkirchen. Knapp zwei Stunden, von denen sich die erste ganz ok anfühlte, Bewegung halt, die zweite aber immer leichter und fröhlicher, ich lief sogar am Ende ein wenig schneller – ein ganz seltenes Bedürfnis.

Beim Erinnern ans Olympiabad vom Samstag: Gibt es beim Kraulschwimmen vielleicht auch die Stile archaisch, klassisch, hellenistisch? Mit archaisch als waagrecht stromlinienförmige Wasserlage, nur Arme und Beine bewegen sich? Klassisch mit einer zusätzlichen beweglichen Achse, vielleicht der Schultergürtel? Und hellenistisch mit allen Achsen in alle Richtungen?

An einer roten Ampel sah ich den beschrifteten Wagen eines Pferdehufschmieds – näherliegend als Pferdemetzgerei: Wenn es in der bayerischen Landwirtschaft stark steigende Pferdehaltung gibt, bekommt auch dieser Beruf Aufschwung und Zukunft. Ergänzt durch das neue Berufsbild Pferdesytlist*in?

“Wir schießen Satelliten in den Weltraum!”, hatte ich am Samstag gekeift, als die letzte der drei Lämpchen über der Spüle den Geist aufgab und damit von insgesamt fünf Lichtern über der Küchenzeile nur noch eines funktionierte, “aber wir schaffen immer noch keine verlässliche Beleuchtung von Küchenzeilen!”
Doch als ich vom Laufen heimkam, hatte Herr Kaltmamsell alle drei repariert. ❤️
Vorerst. (Nur bei einem Lämpchen war es übrigens das Leuchtmittel, was allerdings sensationell fieslig auszutauschen ist.)

Frühstück kurz nach halb zwei: Apfel, Brot mit allgäuer Schimmelkäse, Brot mit Butter und Zuckerrübensirup.

Dieses Rezept für blitzschnelle Mousse au chocolat ausprobiert – vor allem, damit ich den offenen Tab endlich schließen konnte.

Noch ein offener Tab: Nach einer kleineren Runde Bügeln (für das ich kurz nach vier bereits alles verfügbare künstliche Licht benötigte) sah ich mir eine arte-Doku über drei Tänzer*innen der Pariser Oper an, die wie alle Tänzer*innen dort mit 42 in Rente gehen müssen. Die Doku begleitet sie in den Wochen vor ihrem allerletzten Auftritt und ein wenig danach. Gefiel mir gut, vor allem weil die Solo-Tänzer*innen Alice Renavand und Stéphane Bullion sowie Aurélia Bellet aus dem Corps sich als sehr unterschiedliche Menschen erweisen. Hier in der Mediathek:
“Abschied von der Oper”.

Yoga gestern wieder eher ruhiges Dehnen, war ok. Zum Nachtmahl nutzte Herr Kaltmamsell den kleinen Kopf Blaukraut aus Ernteanteil und machte daraus Blaukraut-Linsen mit (gekauften) Spätzle – gut! Nachtisch Apfel-Schokoladen-Mus (ok, brauche ich aber nicht nochmal) und Süßigkeiten.

Abendunterhaltung eine arte-Doku über Jimmy Somerville aus der Mediathek:
“Jimmy Somerville – Smalltown Boy”.

Eine weitere Beleuchtung der Schwulenbefreiung in den 1980ern – und eines sehr besonderen Menschen. Unter anderem wusste ich nicht, dass Somerville kein Musiker war: Für einen Film seines Schwulen-Teenager-Vereins in London brauchte es Musik, niemand hatte Geld für die Rechte an existierender Musik, also schrieben sie die selbst – und Jimmy sang perfekt los, genau so, wie wir es dann von Bronski Beat hörten.

Schön fand ich die Erzählungen seiner Weggenossinnen, allein schon um zu sehen, wie Menschen heute aussehen, die in den 1980ern Stars und sehr cool waren (Spoiler: älter, viel älter cool). Und ich lernte, wie ausgesprochen unwahrscheinlich es ist, dass wir je weitere Musik von Jimmy Somerville bekommen: Er hat damals nach zehn Jahren Karriere wirklich komplett aufgehört.

§

Wien: Wie die wunderschöne Villa Rezek aus den 1930ern (fürs Wohnen ist die Moderne eine meiner Lieblings-Epochen) museal restauriert wurde.
“Dieser Architekt rettete die Villa Rezek in Wien vor dem Abriss”.