Eher unruhige Nacht, unter anderem wegen lauter Menschen vorm Schlafzimmerfenster, das ich irgendwann genervt schloss, das Abgewöhnen der Ohropax wird noch Zeit brauchen (aber es ist wohl notwendig, der Haut meiner Gehörgänge geht es schon viel besser).
Ich stand zu dunklem Himmel und Regen auf, doch ein Blick auf den Regenradar zeigte mir, dass es bis zu meinem Isarlauf trocken werden würde. So war es dann auch. Ich nahm eine U-Bahn nach Thalkirchen, hatte sogar noch Zeit, den endlich fertigrenovierten Bahnsteig am Sendlinger Tor zu fotografieren.

Von Thalkirchen aus lief ich isaraufwärts. Es war mild, mit Weste über langärmligem, leichten Shirt, Schirmmütze, leichten Handschuhen war ich zur langen Laufhose richtig angezogen.

Unter der Großhesseloher Brücke stand ein Espressowagerl, das gut Geschäft machte.

Blick Richtung Pullach (und Alpen).

Eine überraschende Anemone, die mich sehr freute. Leider konnte ich sie nicht schärfer erwischen: Links geht ein steiler Abgrund hinunter zur Isar.

Urgewalt Schneemassen

Weiteres Naturerlebnis: Ich sah am Isarwerkkanal zwischen Schleusenwärterhäusl und Thalkirchner Brücke eine Wasseramsel tauchen. Erst nahm ich einen kleineren Vogel wahr, der über das Wasser auf meine Uferseite zuflog. Doch er landete nicht am Ufer, sondern stürzte kurz davor ins Wasser. Bei weißer Unterseite und braunem Rücken plus diesem Verhalten vermutete ich eine Wasseramsel, als sie denselben Flug in die Gegenrichtung wiederholte und wieder tauchte, war ich sicher.
Mein Körper machte die gut 95 Minuten Lauf gut mit, die Wege waren mit nur wenigen Pfützem leicht laufbar. Mit Semmeln fuhr ich U-Bahn zurück nach Hause. Frühstück um halb zwei: Apfel, zwei Semmeln.
Endlich mal wieder Papierablage. Die kleine Lade, in der ich Rechnungen, Amtsbriefe etc. sammle, hätte sogar noch ein bisschen Platz gehabt, dank Digitalisierung reicht es, wenn ich Ablage alle zwei Jahre mache.

Katharina Seisers Österreich express ausgelesen, und das Lesen der Texte war wie erhofft der Hauptspaß. Ich erkannte Katha nämlich sehr wieder, allein schon an den vielen schönen Wörtern, die ich zum Teil von seinerzeit aus ihrem Blog kenne (auf das auch referenziert wird). Es ist ein wundervoll persönliches Kochbuch, und weil das zur Person gehört, enthält es eine Fülle an ebenso leidenschaftlichen wie pragmatischen Tipps und Kniffen.
Zu den Powidl-Pofesen weist Katharina Seiser darauf hin, dass die in alten Kochbüchern auch mal “Parfesen” heißen.
“Hätte ich gern auch hier als Titel gehabt, erlaubt mir aber meine Lektorin nicht.” <3
Das Leseband liegt bei den Spinatpfannkuchen, die möchte ich als Erstes machen. Für die meisten anderen Einmerker braucht es erst die passende Saison der Zutaten.

Wieder ordentlich Miete abgewohnt und -geguckt.
Die nächste Einheit des diesjährigen 30-Tage-Yoga-Programms von Adriene hatte ich bereits als zehn Minuten reines Rumsitzen erkannt. Nach dem Lauf brauchte ich nicht unbedingt zusätzliche Bewegung und ließ mich darauf ein, verzichtete aber aufs Umziehen und setze mich im Strickkleid auf die Matte.
Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch wunderbar zartes Rindergulasch, dazu cremige Polenta. Nachtisch Schokolade; diesmal erinnerte mich Herr Kaltmamsell rechtzeitig daran, dass ich auch vor Überfressen aufhören könnte.
Früh ins Bett zum Lesen, ich hatte mir in der Stadtbücherei Ewald Arenz, Der große Sommer ausgeliehen.
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Maximilian Buddenbohm hat an der Jahreshauptversammlung seiner Schrebergartensiedlung teilgenommen und weist zurecht darauf hin:
Demokratie fängt tatsächlich da an, wo man sie gerne belächelt, siehe auch Elternabende. Zwei Spiegelungen fallen mir auf, das Große im Kleinen: Zum einen ist die Demokratie auch hier anstrengend und erfordert Sitzfleisch, Geduld, das Aushalten anderer Meinungen, Kompromisse und die bemerkenswerten Leistungen von Menschen, die sich tief, tief ins Kleingedruckte wagen.
“Kleine Jahresfortschrittsmeldung”.
Das sehe ich auch so, deshalb mein Appell: Gehen Sie auf Betriebsversammlungen, Jahreshauptversammlungen der Organisationen, denen Sie angehören, auf Bürgerversammlungen, Info-Veranstaltungen zu Projekten in Ihrer Ortschaft oder Ihrem Stadtviertel, kurz, nehmen Sie an der Demokratie teil, Hingehen und Zuhören ist schon mehr als nichts.
Dort kann man nämlich Demokratie auch mal live und schnell erleben. Zum Beispiel erinnere ich mich an eine Bürgerversammlung meines Stadtbezirks 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt; jeder Bewohner, jede Bewohnerin des Bezirks können hier Anträge stellen, und wenn die Mehrheit der Anwesenden einen Antrag annimmt, muss sich der Stadtrat damit befassen. Einmal gingen fünf nicht mehr junge Männer nach vorne zur Antragsstellung, stellten sich breitbeining ums Mikrofon auf, einer verlas laut und entschlossen ihren Antrag (nach meiner Erinnerung, so viel Klischee ist leider, sprachen sie sich gegen eine bereits beschlossene Abschaffung von Parkplätzen in ihrer Wohnstraße aus), abgeschlossen von einer angedeuteten Drohung (irgendwas mit großem Unmut, der herrsche und der bei Ablehnung Folgen haben könnte). Als über diesen Antrag abgestimmt wurde, hoben alle im Saal bis auf die fünf Männer ruhig und kommentarlos ihr Stimmkärtchen bei “ablehnen”. So einfach war das. Und es fühlte sich sehr beruhigend an, wie schnell wir aus dem wahrscheinlich einschüchternd gemeinten Auftritt die Luft rausgelassen hatten.
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Benjamin Hindrichs hat sich für Krautreporter angesehen, welche Pläne eine potenzielle Trump-Regierung für die nächste Regierungsperiode hat (als Abonnentin darf ich Ihnen diesen Artikel schenken):
“Der Gorilla im Raum: Trump ist nicht das größte Problem”.
Im Hintergrund arbeiten die Republikaner daran, die US-Demokratie massiv umzubauen. Das zeigt unter anderem ein 920 Seiten langes Dokument einer ultrakonservativen Denkfabrik, das detaillierte Maßnahmen für eine republikanische Präsidentschaft 2025 enthält. Es ist Teil eines größeren Projekts und würde es Trump – und theoretisch auch dessen Konkurrentin Nikki Haley – überhaupt erst ermöglichen, Gegner:innen zu verfolgen, die Medienfreiheit einzuschränken und das Militär im eigenen Land einzusetzen.
Ähnliches hatte ich schon vom USA-Korrespondenten der Süddeutschen, Christian Zaschke, gelesen, aber dieser Artikel steht halt hinter einer Bezahlschranke:
“Fürchtet euch”.
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Mein Mastodon ist super, Folge 8 (wir sind ja noch nicht so lange zusammen unterwegs).
Wenn in der rbb-Berichterstattung über die Gegen-rechts-Demo in Berlin ein Schild auftaucht, von dem ich vorher über meine kleinen Internet-Freundinnen schon wusste.
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Wie mit RickRolling “Never gonna give you up” das Leben von Rick Astley ein zweites Mal veränderte: “The Legendary Song That Became the Rick Roll “.
