Archiv für Februar 2024

Journal Donnerstag, 8. Februar 2024 – Unangebrachte Gefühlsachterbahn

Freitag, 9. Februar 2024

Guter Schlaf, erfrischt kurz vor Weckerläuten aufgewacht. Herrn Kaltmamsell in aller Schnelle und Kürze Eindrücke des Theaterabends Der Sturm / Das Dämmern der Welt geschildert, überraschende Zusatzinfos bekommen.

Das Draußen war düster und regnerisch, in milder Luft kam ich aber trocken ins Büro.

Beim Check meiner E-Mails festgestellt, dass einige (!) vom Mittwoch von anderen Absendern kamen, als ich es in Erinnerung hatte – das war dann vielleicht doch eine leichte Migräne, diese Art von Wahrnehmungsverschiebung kenne ich sonst nicht.

Sehr aufregendes Online-Meeting am Vormittag – es ist ganz erstaunlich, wie lange es dauerte, bis mein Adrenalinpegel danach wieder auf Normal stand. Das killte auch den Mittagscappuccino, zum späten Mittagessen gab es eingeweichtes Muesli mit Joghurt, außerdem gelbe Kiwi (habe mal ausprobiert, ob man die Schale mitessen kann: Nur wenn man sehr gern intensiv kaut. Und nichts gegen einen anschließenden Klotz im Bauch hat) und Clementine. Espresso holte ich um zwei mit einer Abteilungs-eigenen Maschine nach. (Herz so: HÖNNNNNN! HÖNNNHÖNNN!)

Doppelt wach war ich nachmittags, weil ich entdeckte, dass ich Mist gebaut hatte (in einem PDF nicht weit genug gescrollt). Mal sehen, wie viel und welche Art Ärger ich dadurch verursacht habe. Aber dass mich gestern alles emotional unverhältnismäßig mitnahm, machte mich inzwischen misstrauisch: Konnte das ebenfalls ein Migräne-Symptom sein? Irgendwas an meinem Gesamtsystem war offensichtlich außer Balance. (Also: Noch mehr als sonst eh.)

Kurz vor Feierabend erlebte ich einen Faschingsausbruch an völlig unerwarteter Stelle. Ich finde ja Verkleiden super. Ich finde Faschingsbälle super. (Think Spatzl im Monaco Franze.) Und doch habe ich vor Jahrzehnten das letzte Mal Münchner Fasching mit seinen Bällen gefeiert. Vielleicht, so dachte ich, fehlt mir einfach nur die Freundin, die mich endlich mal wieder in einen Faschingsball mitzieht. Doch könnte, so lernte ich gestern, der Rempler aus ganz anderer Richtung kommen.

Auf dem Heimweg kaufte ich schlimmes Industriegemüse fürs Abendessen, doch wir hatten beide SOLCHE Lust auf Salat und ich wollte in nicht mehr als einen Supermarkt einbiegen. Zu Hause Häuslichkeiten, dann eine Runde Yoga-Gymnastik, die hauptsächlich aus laaangen Dehnhaltungen für die Hüfte bestand. Zum Nachtmahl machte ich Romana-Salat, rote Paprika und eine Crowdfarming-Avocado (immerhin!) mit einem Kirschbalsamico-Walnussöl-Dressing an. Außerdem gab’s Käse, danach Süßigkeiten.

Vorfreude aufs lange Faschingswochenende mit vier arbeitsfreien Tagen am Stück.

Journal Mittwoch, 7. Februar 2024 – William Shakespeare / Werner Herzog, Der Sturm / Das Dämmern der Welt

Donnerstag, 8. Februar 2024

Gute Nacht, nur die letzte Stunde vor Wecker mit leichterem Schlaf.

Es kündigte sich wieder ein schön heller Tag an.

Vormittags in der Arbeit kämpfte ich gegen bleiernde Müdigkeit, die ich mir überhaupt nicht erklären konnte. Für meinen Mittagscappuccino ging ich also extra weit, frische, kühle Luft (Mütze brauchte ich sehr wohl) und Koffein ließen mich deutlich wacher an den Schreibtisch zurückkehren. Mittagessen später: eine dicke Scheibe Schokoroggenbrot, vorgeschnippelte Blutorange und Grapefruit.

Kurzer Nachmittag, Feierabend mit Minusstunden, denn mein Abo an den Münchner Kammerspielen schickte mich am Abend ins Theater (und ich musste ja herausfinden, dass ich keine Energie für diese Termine habe, wenn ich normal lang arbeite). Auf dem Heimweg kaufte ich im Süpermarket Verdi Obst, dann in einem arabischen Nussladen in der Landwehrstraße gesalzene Pistazien und eine Nussmischung mit Safran.

Blöderweise war aus der bleiernen Müdigkeit des Vormittags jetzt massiver Schwindel geworden, ich befürchtete bereits nach Jahren ohne eine Migräne. Daheim legte ich nur kurz ab und verräumte meine Einkäufe, dann ging ich ins Bett – mit der traurigen Option, den Theaterabend bleiben zu lassen, wenn es mir nicht besser gehen würde.

Doch als ich nach einer guten Stunde aufstand, war der Schwindel tatsächlich weg, ich fühlte mich fit. Herr Kaltmamsell hatte auf meine Bitte das Nachtmahl vorverlegt, er servierte Nudeln mit Linsen (LINSEN!) und Ofenkarotten. Dann musste ich schon los, an den Kammerspielen erwartete mich William Shakespeare / Werner Herzog, Der Sturm / Das Dämmern der Welt (ich hatte bemerkt, dass mich mittlerweile eine Aufführungsdauern von drei Stunden nicht mehr schreckt). Ich marschierte (dann doch in den so schön marschierbaren Turnschuhen und nicht in Theater-Pumps) durch angenehme Abendluft zur Maximilianstraße.

Wieder wusste ich vor dem Angucken nichts über die Inszenierung. Mein Interesse basierte vor allem darauf, dass ich Shakespeares Tempest weder je gelesen noch gesehen hatte (nicht mal Greenaways Prospero’s Books), es aber über Herrn Kaltmamsells Erzählungen und Referenzen kannte, er spricht oft von der Geschichte. Der Bezug zu Werner Herzog ergab sich aus der Inszenierung (Dank an die Dramaturgie von Claus Philipp und Tobias Schuster), im Programmheft heißt es:

Hausregisseur Jan-Christoph Gockel verschneidet Shakespeares Stück mit Werner Herzogs neuem Roman “Das Dämmern der Welt”. Darin erzählt Herzog die Geschichte des Soldaten Hiroo Onoda, der 29 Jahre lang auf einer Insel den Zweiten Weltkrieg weiterkämpft. Alle Nachrichten darüber, dass der Krieg zu Ende ist, hält er für Fälschungen.

Das Bühnenbild (Julia Kurzweg) eher karg, im Zentrum zunächst ein Schiffsmast, genutzt wurde die Bühne selbst mit ihrer Veränderbarkeit. Später tauchte auch das ganze Schiff auf, ein rostiger und offensichtlich schon lang untergegangener Kahn, und zwar buchstäblich von unten aus der Bühne geholt.

Miranda und Ferdinand aus Der Sturm wurden von Marionetten dargestellt (Michael Pietsch ist auch Puppenbauer und -spieler), Miranda von einer verstörend kaputten Marionette, Nebenfiguren lagen als Marionettenköpfe auf der Bühne herum, Darsteller*in von Caliban (Michael Pietsch) und Ariel hoben sie auf und sprachen für sie.

Gestern sah ich auch wieder eine aktuell häufig verwendete Technik: Statt eines Vorhangs wurde vor der Bühne eine durchsichtige Projektionsfläche herabgelassen, die das Bühnengeschehen verdoppelte. Darauf wurden abgefilmte Ausschnitte des Bühnengeschehens vergrößert, zum Beispiel die Marionettenfigur der Miranda, die sonst zu klein für gute Sichtbarkeit gewesen wäre. Oder es wurde Handlung gezeigt, die hinter oder unter der Bühne spielte – die Transparenz der Projektionsfläche ermöglichte gleichzeitiges Verfolgen des Bühnengeschehens.

Zentrale thematische Elemente: Krieg (u.a.: Gibt es überhaupt Frieden? Oder wird andauernder Krieg nur hin und wieder durch die Illusion von Frieden unterbrochen?), Vergebung, Bilder, Rache, Hierarchien.

Herausragender Darsteller war Bernardo Arias Porras, den ich noch nicht kannte – er spielte Werner Herzog auf verschiedenen Ebenen (Lebensgeschichte erzählend, im Dschungel handelnd, Filmweisheiten predigend), mit seiner großgewachsenen, dürren Physis extrem weit weg von der Herzogs, immer wieder mit dieser leichten selbstvergessenen Überkandideltheit, die Männerfiguren wie ihn ein bissl bemitleidenswert machen. Ich werde die nächsten München-Tatorts gucken müssen, Kammerspiel-Talente wie Bernardo Arias Porras tauchen dort recht verlässlich in größeren Nebenrollen auf.

Erst heute Morgen erfuhr ich von Herrn Kaltmamsell, dass Werner Herzog heutzutage vor allem durch seine Auftritte in US-amerikanischen Fernsehserien bekannt ist. Gestern auf der Bühne ergab sich am Anfang des Stücks eine angenehme Verwirrtheit durch den “Herzog”, von dem bei Shakespeare die Rede ist, und seinem Namen.

In der Pause spazierte ich durchs Foyer und genoss das Gebäude.

Der Vorhang der Kammerspiele, extrem selten zu sehen.

Hinter der Bartheke im Obergeschoß.

Nach der Pause fiel fiel die Inszenierung in meinen Augen ein wenig ab, Ariel-Darstellerin Katharina Bach trug in Bardamenkostüm und Stand-up-Modus Gedanken zu Krieg und Frieden vor, dann wurden um und auf dem kreiselnden Schiff Handlungs- und Gedankenstränge aufgeräumt.

Rascher Heimweg durch leichten Regen, das eigentlich interessante Publikumsgespräch mit dem Regisseur musste ich auslassen (Momente, in denen ich euch Nachtmenschen beneide).

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In Spanien gibt es eine Kampagne #TengoNombre – #ichhabeeinenNamen: Geschäftsleute wollen nicht mehr bloß “der Eck-Chinese” sein.
“‘I’m not the Chinese on the corner’: Barcelona’s shopkeepers reclaim their names”.

Journal Dienstag, 6. Februar 2024 – Rarer Homeoffice-Tag

Mittwoch, 7. Februar 2024

Eigentlich von Frühlingsvogellärm in den Morgenstunden wach geworden, aber nicht wach genug, dass ich aufgestanden wäre und das Fenster geschlossen hätte – vielleicht gewöhne ich mich auch daran.

Alles ganz anders, weil Arbeit von daheim. Die Zeit des üblichen Arbeitswegs nutzte ich für eine Runde Gehampel mit dem Fitness Marshall. Ich kam ein wenig ins Schwitzen, bin aber doch Generation Aerobic, bevorzuge auch bei Cardio kontrollierte Bewegungen und klare Ansagen (die Entwicklung von Aerobic hat mich verloren, als sie Richtung Zumba abbog). Auch Kalendersprüche brauche ich bei Cardio-Training nicht.

Duschen, Arbeitsplatz auf dem Esstisch aufgebaut. Erst jetzt merkte ich, dass ich mit diesem neuen Gerät noch nicht im heimischen WLAN war und alle Zugänge erstmal einrichten musste. Erstes Abarbeiten, daneben Handgriffe am Schokoladenroggenbrot (doppelte Menge für zwei Laibe, damit sich das Heizen des Ofens lohnte, nicht vorhandenes Dinkelmehl 630 durch Weizen 550 ersetzt).

Schon um neun klingelten die Brandmeldeaustauscher, die diesen Heimarbeitstag erzwungen hatten, sie waren innerhalb weniger Minuten durch.

Da ich mich erinnerte, wie sehr ich bei Heimarbeit immer friere, trug ich Thermoshirt unterm dicksten Pulli – was mir diesmal sehr bald zu warm war! Ich drehte die Heizung runter. Das mag am herrlichen Sonnenschein draußen gelegen haben, der durch die großen Wohnzimmerfenster wärmte – und blendete.

Das Brot sah gut aus.

Die Arbeit war dann doch so emsig, dass ich erst um zwölf zu meinem Mittagscappuccino kam: selbst zubereitet und in die Schale gegossen, in der ich die Schokolade fürs Brot geschmolzen hatte. Das verschob auch das Mittagessen: Erst um eins kochte ich mir Porridge, aß es mit Blutorangen und Joghurt. (Kein Wunder, dass das eine beliebte Armenspeise war, es ist immer wieder beeindruckend, wie viel Brei eine Tasse Haferflocken ergibt – der dann auch noch ordentlich sättigt.)

Meinen Zimmerpflanzen tat der Tag Arbeit daheim gut: Während Telefonaten fiel mein Blick immer wieder auf sie, und ich entdeckte unter anderem gelbe und trockene Blätter, die ich anschließend entfernte. Doch unterm Strich will ich bitte auch weiterhin zum Arbeiten ins Büro, daheim ist daheim und NICHT Arbeit. Damit begründe ich schließlich die komplette Schmucklosigkeit meines Büros: “Ich wohn hier nicht.” (Zur Sicherheit: Menschen sind gerade in diesem Thema seeeehr verschieden, bitte arbeiten Sie wo und wie es Ihnen Freude bereitet.)

Ich machte pünktlich Feierabend, wollte unbedingt noch raus ins schöne Wetter. Im Ledermantel, ohne Mütze und Handschuhe ging ich auf Einkäufe: Käse am Viktualienmarkt, Mehle im Hofbräuhausmühlenladen (bei einer Verkäuferin, die ich noch nicht kannte, mit der ich über bayerische Dialektausdrücke ins Ratschen kam und die sich als Tochter eines Müllers in der Holledau herausstellte).

Zurück daheim turnte ich nochmal die zackige Yoga-Gymnastik vom Vortag. Das Abendessen servierte diesmal ich: Selbstgemachtes Brot mit verschiedenen Käsesorten und einer spontan mitgenommenen italienischen Salami. Danach passte nicht mehr viel Schokolade rein.

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Spannendes Hörstück im Deutschlandfunk:
“Die Macht der Container
Reedereien bestimmen den Lauf der Weltwirtschaft”.

Vieles wusste ich aus meiner beruflichen Zeit in der Branche (Schiffsmotoren), doch seither ist sie noch extremer geworden – und kaum jemand macht sich Gedanken darüber. Für mich am interessantesten: Die beiden Journalistinnen Maaike Goslinga und Maite Vermeulen haben es in Rotterdamm auf eines der gigantischen Containerschiffe geschafft und konnten mit Besatzung sprechen (in meinem früheren Leben konnte ich mal eine Reportage über philippinische Seeleute in Auftrag geben, einen anderen Artikel darüber, wie die Erfindung von Containern die Infrastruktur von Städten innerhalb kurzer Zeit veränderte).

Journal Montag, 5. Februar 2024 – Arbeitstag mit Sonne

Dienstag, 6. Februar 2024

Gut geschlafen, zehn Minuten vor Wecker aufgewacht. Der Tag brach mit schönsten Blautönen an (und einer dekorativen Mondsichel).

Ein emsiger Arbeitstag, das gefiel mir gut. Mittagscappuccino bei Nachbars, fürs Rüberspazieren unter blauem Himmel und in Sonnenschein ließ ich den Ledermantel an seinem Bürohaken. Leichtfertig, wie sich herausstellte, so warm war es (eigentlich zum Glück) dann doch nicht.

Mittagessen Avocados mit rosa Grapefruit, köstlich.

Nachmittags mehr Emsigkeit, dennoch sah ich links von mir vor weiterhin strahlend blauem Himmel drei Falken ums Nachbarhochhaus fliegen.

Zu Feierabend packte ich meinen Arbeitsrechner ein: Am Dienstag würde ich daheim arbeiten müssen, da in unsere Wohnung jemand zum Austausch der Rauchmelder vorbeikommen würde. Ich hasste schon jetzt alles daran (angefangen von fehlendem Arbeitsplatz) und hatte mich den ganzen Nachmittag gesorgt, ich würde irgendein benötigtes Ausstattungsteil im Büro vergessen.

Auf dem Heimweg Einkäufe im Vollcorner. Schönstes Abendpink über dem Westrand der Theresienwiese inklusive Silhouette der Bavaria, und in einem Villengarten am Bavariaring sah ich die ersten Schneeglöckchen der Saison.

Zu Hause die nächste Folge Yoga-Gymnastik, diese überraschend zackig und erstmals durchgehend das, was ich unter dem Titel des diesjährigen Programms eigentlich verstehe: Flow, also bei jedem Ein- und Ausatmen eine Bewegung.

Um dem Arbeiten von daheim aus etwas Positives abzugewinnen, plante ich am Dienstag Brotbacken: Gestern setzte ich Vorteig und Sauerteig für Schokoladen-Roggenbrot an.

In der Gefriere hatten wir noch eine Portion Quiche-Teig gehabt, der Ernteanteil hatte Rosenkohl gebracht: Auf dieser Basis machte Herr Kaltmamsell zum Abendessen Rosenkohl-Quiche mit Apfel und Haselnuss.

Schmeckte sehr gut, zumal Herr Kaltmamsell deutlich mehr Zitronenschale in die Füllung gerieben hatte.

Abends bekam ich mit: Es ist die nächste Demo gegen Rechtsextremismus in München terminiert: Sonntagabend auf der Theresienwiese.
“Kundgebung gegen Rechtsextremismus:
München plant ein ‘Lichtermeer’ für die Demokratie”

Demokratietechnisch wohne ich wirklich ausgesprochen praktisch. (Ich gehe von Handylampen aus statt der Kerzen wie 1992?)

Journal Sonntag, 4. Februar 2024 – Beifang aus dem Internetz

Montag, 5. Februar 2024

Eher unruhige Nacht, unter anderem wegen lauter Menschen vorm Schlafzimmerfenster, das ich irgendwann genervt schloss, das Abgewöhnen der Ohropax wird noch Zeit brauchen (aber es ist wohl notwendig, der Haut meiner Gehörgänge geht es schon viel besser).

Ich stand zu dunklem Himmel und Regen auf, doch ein Blick auf den Regenradar zeigte mir, dass es bis zu meinem Isarlauf trocken werden würde. So war es dann auch. Ich nahm eine U-Bahn nach Thalkirchen, hatte sogar noch Zeit, den endlich fertigrenovierten Bahnsteig am Sendlinger Tor zu fotografieren.

Von Thalkirchen aus lief ich isaraufwärts. Es war mild, mit Weste über langärmligem, leichten Shirt, Schirmmütze, leichten Handschuhen war ich zur langen Laufhose richtig angezogen.

Unter der Großhesseloher Brücke stand ein Espressowagerl, das gut Geschäft machte.

Blick Richtung Pullach (und Alpen).

Eine überraschende Anemone, die mich sehr freute. Leider konnte ich sie nicht schärfer erwischen: Links geht ein steiler Abgrund hinunter zur Isar.

Urgewalt Schneemassen

Weiteres Naturerlebnis: Ich sah am Isarwerkkanal zwischen Schleusenwärterhäusl und Thalkirchner Brücke eine Wasseramsel tauchen. Erst nahm ich einen kleineren Vogel wahr, der über das Wasser auf meine Uferseite zuflog. Doch er landete nicht am Ufer, sondern stürzte kurz davor ins Wasser. Bei weißer Unterseite und braunem Rücken plus diesem Verhalten vermutete ich eine Wasseramsel, als sie denselben Flug in die Gegenrichtung wiederholte und wieder tauchte, war ich sicher.

Mein Körper machte die gut 95 Minuten Lauf gut mit, die Wege waren mit nur wenigen Pfützem leicht laufbar. Mit Semmeln fuhr ich U-Bahn zurück nach Hause. Frühstück um halb zwei: Apfel, zwei Semmeln.

Endlich mal wieder Papierablage. Die kleine Lade, in der ich Rechnungen, Amtsbriefe etc. sammle, hätte sogar noch ein bisschen Platz gehabt, dank Digitalisierung reicht es, wenn ich Ablage alle zwei Jahre mache.

Katharina Seisers Österreich express ausgelesen, und das Lesen der Texte war wie erhofft der Hauptspaß. Ich erkannte Katha nämlich sehr wieder, allein schon an den vielen schönen Wörtern, die ich zum Teil von seinerzeit aus ihrem Blog kenne (auf das auch referenziert wird). Es ist ein wundervoll persönliches Kochbuch, und weil das zur Person gehört, enthält es eine Fülle an ebenso leidenschaftlichen wie pragmatischen Tipps und Kniffen.

Zu den Powidl-Pofesen weist Katharina Seiser darauf hin, dass die in alten Kochbüchern auch mal “Parfesen” heißen.
“Hätte ich gern auch hier als Titel gehabt, erlaubt mir aber meine Lektorin nicht.” <3

Das Leseband liegt bei den Spinatpfannkuchen, die möchte ich als Erstes machen. Für die meisten anderen Einmerker braucht es erst die passende Saison der Zutaten.

Wieder ordentlich Miete abgewohnt und -geguckt.

Die nächste Einheit des diesjährigen 30-Tage-Yoga-Programms von Adriene hatte ich bereits als zehn Minuten reines Rumsitzen erkannt. Nach dem Lauf brauchte ich nicht unbedingt zusätzliche Bewegung und ließ mich darauf ein, verzichtete aber aufs Umziehen und setze mich im Strickkleid auf die Matte.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch wunderbar zartes Rindergulasch, dazu cremige Polenta. Nachtisch Schokolade; diesmal erinnerte mich Herr Kaltmamsell rechtzeitig daran, dass ich auch vor Überfressen aufhören könnte.

Früh ins Bett zum Lesen, ich hatte mir in der Stadtbücherei Ewald Arenz, Der große Sommer ausgeliehen.

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Maximilian Buddenbohm hat an der Jahreshauptversammlung seiner Schrebergartensiedlung teilgenommen und weist zurecht darauf hin:

Demokratie fängt tatsächlich da an, wo man sie gerne belächelt, siehe auch Elternabende. Zwei Spiegelungen fallen mir auf, das Große im Kleinen: Zum einen ist die Demokratie auch hier anstrengend und erfordert Sitzfleisch, Geduld, das Aushalten anderer Meinungen, Kompromisse und die bemerkenswerten Leistungen von Menschen, die sich tief, tief ins Kleingedruckte wagen.

“Kleine Jahresfortschrittsmeldung”.

Das sehe ich auch so, deshalb mein Appell: Gehen Sie auf Betriebsversammlungen, Jahreshauptversammlungen der Organisationen, denen Sie angehören, auf Bürgerversammlungen, Info-Veranstaltungen zu Projekten in Ihrer Ortschaft oder Ihrem Stadtviertel, kurz, nehmen Sie an der Demokratie teil, Hingehen und Zuhören ist schon mehr als nichts.

Dort kann man nämlich Demokratie auch mal live und schnell erleben. Zum Beispiel erinnere ich mich an eine Bürgerversammlung1 meines Stadtbezirks 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt; jeder Bewohner, jede Bewohnerin des Bezirks können hier Anträge stellen, und wenn die Mehrheit der Anwesenden einen Antrag annimmt, muss sich der Stadtrat damit befassen. Einmal gingen fünf nicht mehr junge Männer nach vorne zur Antragsstellung, stellten sich breitbeining ums Mikrofon auf, einer verlas laut und entschlossen ihren Antrag (nach meiner Erinnerung, so viel Klischee ist leider, sprachen sie sich gegen eine bereits beschlossene Abschaffung von Parkplätzen in ihrer Wohnstraße aus), abgeschlossen von einer angedeuteten Drohung (irgendwas mit großem Unmut, der herrsche und der bei Ablehnung Folgen haben könnte). Als über diesen Antrag abgestimmt wurde, hoben alle im Saal bis auf die fünf Männer ruhig und kommentarlos ihr Stimmkärtchen bei “ablehnen”. So einfach war das. Und es fühlte sich sehr beruhigend an, wie schnell wir aus dem wahrscheinlich einschüchternd gemeinten Auftritt die Luft rausgelassen hatten.

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Benjamin Hindrichs hat sich für Krautreporter angesehen, welche Pläne eine potenzielle Trump-Regierung für die nächste Regierungsperiode hat (als Abonnentin darf ich Ihnen diesen Artikel schenken):
“Der Gorilla im Raum: Trump ist nicht das größte Problem”.

Im Hintergrund arbeiten die Republikaner daran, die US-Demokratie massiv umzubauen. Das zeigt unter anderem ein 920 Seiten langes Dokument einer ultrakonservativen Denkfabrik, das detaillierte Maßnahmen für eine republikanische Präsidentschaft 2025 enthält. Es ist Teil eines größeren Projekts und würde es Trump – und theoretisch auch dessen Konkurrentin Nikki Haley – überhaupt erst ermöglichen, Gegner:innen zu verfolgen, die Medienfreiheit einzuschränken und das Militär im eigenen Land einzusetzen.

Ähnliches hatte ich schon vom USA-Korrespondenten der Süddeutschen, Christian Zaschke, gelesen, aber dieser Artikel steht halt hinter einer Bezahlschranke:
“Fürchtet euch”.

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Mein Mastodon ist super, Folge 8 (wir sind ja noch nicht so lange zusammen unterwegs).

Wenn in der rbb-Berichterstattung über die Gegen-rechts-Demo in Berlin ein Schild auftaucht, von dem ich vorher über meine kleinen Internet-Freundinnen schon wusste.

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Wie mit RickRolling “Never gonna give you up” das Leben von Rick Astley ein zweites Mal veränderte: “The Legendary Song That Became the Rick Roll “.

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https://youtu.be/oADU2PIzhD0?si=6x6_Uxp4_QNFNl6L

  1. Ist in der Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern als Pflicht enthalten: Artikel 18. “In jeder Gemeinde hat die erste Bürgermeisterin oder der erste Bürgermeister mindestens einmal jährlich, auf Verlangen des Gemeinderats auch öfter, eine Bürgerversammlung zur Erörterung gemeindlicher Angelegenheiten einzuberufen.” []

Journal Samstag, 3. Februar 2024 – Durchgenossenes Frühlings-Intermezzo

Sonntag, 4. Februar 2024

Mit wenig Geräuschstörung ausgeschlafen, zum 7-Uhr-Läuten von St. Matthäus war der Himmel schon deutlich morgendlich.

Plan war wieder Schwimmen gewesen, doch als ich nach Bloggen, Milchkaffee, Wasser, Tee, Mastodonlesen kurz vor zehn den Rechner zuklappen wollte, kam ich auf die Idee, einfach mal nicht zu schwimmen. Nach kurzem Panikanflug wegen selbstverständlich umgehend zerbröselnder Fitness freute ich mich über die resultierenden neuen Möglichkeiten bei wolkenlos sonnigem Wetter (Herr Kaltmamsell war mit einem “zu warm” von seiner Laufrunde heimgekommen) und begann umgehend zu gammeln.

Um halb zwölf war ich dann aber doch sauber, desodoriert, geschminkt, gekleidet und startklar. Erster Anlass fürs Losspazieren: Espressobohnenkauf im maxvorstädter San Lucas.

Unterwegs sah ich nach der größer werdenen Baulücke in der Schillerstraße, die mit dem Campus für Geo- und Umweltwissenschaften gefüllt werden soll.

Diesmal trank ich im San Lucas auch einen Mittagscappuccino.

Über Umwege nach Hause, Entzücken über die dicht besetzten Außenplätze der Gastronomie, Sonnebrillenquote bei mindestens 90 Prozent, wir sind hier schließlich in München.

Frühstück um halb zwei: Bananen, viele. Nämlich alle restlichen kanarischen, die letzte Hand des Pakets hatte angefangen, von oben schimmlig durchzufaulen. Was mag ich nur bei der Lagerung falsch gemacht haben? Außerdem gab es selbstgebackenes Brot aus der Gefriere (das letzte Viertel 7-Pfünder), eine Scheibe mit Gänseschmalz, eine mit Butter und Orangenmarmelade.

Anlass für ein weiteres Losspazieren: Erwerbung eines Küchen-Thermometers für Flüssigkeiten (z.B. Wasser fürs Brotbacken, Zucker, Lemon-Curd). Das High-end-Thermometer, das Herr Kaltmamsell zuletzt für teuer Geld gekauft hatte, erwies sich als Montags-Modell, funktionierte von Anfang an nicht richtig, wackelte, fiel dann auseinander. Im Kustermann, den auch ich ansteuerte, schimpfte die Verkäuferin, weil er es nicht zurückgebracht und reklamiert hatte. Ich ließ mir ein anderes, nur halb so teures emfehlen (das die Küchengeräte-Abteilung auch selbst benutzt).

Das Thermometer am Juwelier Fridrich in der Sendlinger Straße zeigte um halb drei 13 Grad im Schatten an.

Im Nussbaumpark meine ersten Winterlinge des Jahres.

Den Nachmittag über hatte ich bei Zeitung- und Buchlesen Muße, immer wieder aus den Fenstern zu schauen, durch die Zimmer voller Sonnenlicht zu spazieren. Die Miete für diese wunderschöne Wohnung mit ihren sensationellen Ausblicken ist zwar trotzdem zu hoch, aber ich freue mich immer wieder und sehr daran. (Krähenschwärme vor Abendrosa hinter kahlen alten Bäumen!)

Derzeit sehe ich wieder regelmäßig auf die Live-Kamera am namibischen Wasserloch (ein automatischer Account auf Mastodon, @NamibDesertBot, postet immer wieder Fotos und erinnert mich daran).

Gestern die Sensation: Ich sah zum ersten Mal einen Sekretär (ein Greifvogel) am Wasserloch, den ich im Berliner Tierpark kennengelernt hatte.

Vorgezogene Yoga-Gymnastik, denn gestern war ich fürs Nachtmahl verantwortlich: Es gab nach Jahren mal wieder Unsichtbaren Salat (merken: Zubereitung dauert etwas mehr als eine Stunde). Da ich immer wieder damit gehadert hatte, dass sich der Honig nicht recht in der Vinaigrette lösen möchte, drehte ich die Zubereitungsreihenfolge um und startete damit; während ich die anderen Zutaten putzte und schnippelte, hatte er genug Zeit dafür. Und ich nehme nur vier statt der sechs angegebenen Datteln: Die guten Medjool-Datteln vom Vollcorner oder Verdi sind so riesig, dass sechs davon alles andere mit Süße erschlagen würden (und nicht mehr unsichtbar blieben).

Dazu einen Orange Wine vom Claus Preisinger, Giesinger Berg 2022, der so brutal orangig war, dass er mich an ein gutes IPA erinnerte, also an Bier.

Die Süßigkeiten zum Nachtisch waren zu viel, ich lerne es nie.

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Warum naturwissenschaftliche Methodik für die Beurteilung komplexer gesellschaftspolitischer Probleme ungeeignet ist: Florian Aigner schreibt über
“‘Aber eine Studie hat gesagt!’ – die Scheinwissenschafts-Falle”.

Bei komplexen Themen lässt sich fast jede Meinung mit irgendwelchen Studien belegen – auch wenn die Meinung gefährlicher Unsinn ist.

(…)

Auch mit Fakten kann man lügen – wenn man einen kleinen Teil der Fakten isoliert betrachtet, obwohl sich nur im Kontext mit vielen anderen Fakten ein sinnvolles Gesamtbild ergeben würde.

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Ein herrlich nerdiger Artikel über das Verschwinden der grafischen Unterscheidung checkbox / radio button:
“In Loving Memory of Square Checkbox”.

Journal Freitag, 2. Februar 2024 – Lichtmess mit neuen Ohrringen im Schmock

Samstag, 3. Februar 2024

Derzeit versuche ich mir die Ohropax abzugewöhnen, ich hoffe darauf, dass Abstinenz das juckende Ekzem in meinen Gehörgängen abheilen lässt. Nach einigen Nächten mit geschlossenem Fenster, weil draußen eh strenger Frost, bin ich jetzt übergegangen zu gekipptem Fenster. Ich übe also Einschlafen beim Geräusch eines jodelnd nicht anspringenden Autos (wach genug für die Verwunderung, dass es das noch gibt, nächstes Mal nehme ich es auf) oder bei Unterhaltungen unterm Schlafzimmerfenster. In der Nacht auf gestern schreckte ich nur einmal auf bei Geschrei vorm Fenster.

Ein düsterer Tag, hin und wieder regnete oder tröpfelte es. Die Flure des Bürohauses waren Freitag-typisch wenig besetzt. Aber es waren Leute da, an die ich den Hinweis reden konnte, dass gestern, 2. Februar, Lichtmess war.

An diesem Tag endete das Dienstboten- und ‘Knechtsjahr’. Das Gesinde bekam den Rest seines Jahreslohnes ausbezahlt und konnte – oder musste – sich eine neue Dienststelle suchen oder das Arbeitsverhältnis beim alten Dienstherrn, üblicherweise durch Handschlag, um ein weiteres Jahr verlängern.

Aber dann traute ich mich doch nicht nachzusehen, wie lange die Schlange vorm Büro von Oberstchefs für diesen Handschlag war.

Trotz unwirtlichem Draußen ging ich einen weiteren Weg zu meinem Mittagscappuccino. Die milde Luft tat auch mit ein paar Regentropfen darin gut.

Mittagessen zurück am Schreibtisch: Laugenzöpferl, Bananen, Orange.

Nach Feierabend ausführliche Lebensmitteleinkäufe fürs Wochenende beim Vollcorner. Auf dem Heimweg besuchte ich Anlass 1 meines Geld-um-mich-werfens Anfang Januar: Ich holte in der Poster-Galerie meine sechs gerahmten Grafiken ab, bekam gleich mal Experten-Tipps fürs Hängen und Filzkleberchen für die Rahmenecken (damit sie keine Spuren auf der Wand hinterlassen, wenn ich hin und wieder umhängen möchte).

Zu Hause eine neue Folge Yoga-Gymnastik, auch diesmal mit der regelmäßigen Aufforderung “notice how you feel”: Auf jeden Fall belustigt, wenn ich aus der Brücke Wirbel für Wirbel absinken soll und die ersten fünf Halswirbel durch lautes Knacken beweisen, wie sorgfältig ich der Anleitung folge.

Feinmachen fürs aushäusige Abendessen mit Herrn Kaltmamsell und Ausführen von Anlass 2 meines Geld-um-mich-werfens Anfang Januar: Meine neuen Ohrringe von Alessandra Pizzini.

(Ja, ich brauche eigentlich einen Haarschnitt, lasse diesmal aber noch ein paar Wochen Material für Mal-was-Anderes wachsen.)

Auf Facebook assoziierte jemand Radiolarien, das gefiel mir sehr gut. Ich war an Elektronen erinnert gewesen, die um einen Atomkern schwirren.

Reserviert hatte ich im Schmock (Website immer für einen neuen Lacher gut, derzeit u.a.: “Sternegastronomie”). Wir gingen zu Fuß, das Volkstheater liegt noch näher als gedacht.

Erstmal stießen wir mit Cremant auf den neuen Job von Herrn Kaltmamsell an. Er war gestern erstmals am neuen Einsatzort gewesen, Übergabe Vorgängerin, Kennenlernen Kolleg*innen, davon erzählte er den Abend über.

Aus dem vertrauenserweckend übersichtlichen Winter-Menü wählten wir erstmal die israelisch-arabischen Vorspeisen für uns beide.

Die Vorspeisen schmeckten gut, litten allerdings unter der Vermischung, weil alle auf einen Teller gehäuft (in Tel Aviv wurde sie vor zehn Jahren immer in Einzelschälchen serviert). Besonders gut war das frische Pita.

Als Hauptspeise hatte Herr Kaltmamsell gefüllte Maishähnchenbrust mit Ofengemüse, ich geschmorte Lammschulter mit Safran-Kartoffelstampf und Okra – schön winterlich herzhaft. Dazu eine Flasche israelischer Gamla Merlot, der schön passte.

Für Nachtisch waren wir eigentlich viel zu satt, ließen uns aber doch von der herzlichen und aufmerksamen Bedienung die Karte bringen und teilten uns ein Kardamom-Zimt-Parfait mit besonders fruchtiger Clementinen-Sauce.

Auch nach Hause gingen wir zu Fuß, der Spaziergang war eine Freude.

Nachtrag: Unter der Rechnung vom Schmock.

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Seit Kurzem folge ich auf Mastodon der Seemannsmission – und das stellte sich sehr schnell als gute Idee heraus.
Allein aus dieser von der Seemannsmission verlinkten 4-Minuten-Doku habe ich so viel gelernt!
“Fern von maritimer Romantik: Der Alltag von Seeleuten”.
(“Im Hamburger Seemannsklub Duckdalben” – <3)

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WOCHENENDEEEEEE!