Gut geschlafen, aber schon um halb sieben aufgewacht.
Ein Lichtblick: Die Zeitung war da!
Ich hatte mir den Tag freigenommen und las nach kurzem Bloggen erst mal die Twitter-Timeline der Nacht nach und die Zeitung. Außerdem hatte ich Zeit für eine ausgiebige und anstrengende Runde Krafttraining.
Eigentlicher Anlass des freien Tages aber war die Wahlhilfeschulung gewesen; es hatte auch Online-Termine gegeben, ich hatte mich dennoch für eine Präsenzschulung Auffrischung für Schriftführende im Wahllokal angemeldet. Vorher packte ich noch meine Tasche für den Ausflug, den ich mit Herrn Kaltmamsell nachmittags antreten würde, nach der Schulung würde es schnell gehen müssen.
Ich radelte unter grauem Himmel raus nach Obersendling, wo in einer schwer zu findenden Etage in einem von zahlreichen Gebäuden eines Industriezentrums ein Konferenzzentrum mit dem Schulungsraum lag. Den Ort kannte ich zum Glück von der letzten Schulung Anfang 2020, ich musste diesmal weniger suchen.

Ausblick aus Schulungsraum.
Wieder war ich sehr beeindruckt von der Vorbereitung des Münchner Wahlamts: Jetzt gibt es auch kleine Filmchen, auf denen Schriftführende zum Beispiel die Bedienung des Wahlkoffers nachschlagen können. Falls Sie Interesse am Schulungsmaterial haben: Hier alles online. Zackig und wohldurchdacht führten eine Trainerin und ein Trainer durch die Infos, unter anderem lernte ich, dass es durchaus Unterschiede zwischen den gesetzlichen Regelungen von Kommunal- und von Bundestagswahl gibt, z.B. bei der Wertung eines Stimmzettels als gültig oder ungültig.
Heimradeln in immer größeren sonnigen Abschnitten, zu Hause stellte ich nur das Rad unter und griff nach meiner Reisetasche: Wir fuhren ins ins Altmühltal, genauer nach Riedenburg.
Ein überfüllter Zug brachte uns bis Ingolstadt Nord, ich aß zwei Äpfel. Von dort nahmen wir den Regionalbus, der uns eine Stunde über die Dörfer nach Riedenburg fuhr. Die Busfahrt entwickelte sich gleich mal zu einem Urlaubserlebnis – von Reisen in entfernte Kontinente bringen Backpacker doch auch immer tolle Geschichten von Fahrten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln mit, das liefern auch die auf dem eigenen Kontinent.
Uns fuhr ein eher junger Busfahrer mit Hipsterbart und Trucker-Kappe – den Typus kenne ich aus Stadtbussen gar nicht hinterm Steuer. Er grüßte uns beim Einsteigen herzlich und kam offensichtlich aus der Gegend: Unterwegs grüßte er nämlich alle Naslang Bekannte: In einem Neubaugebiet hinter Kösching war es eine junge Familie vor Einfamilienhaus, die kurz freundlich angehupt wurde und achthändig winkte, später ein Radler neben der Landstraße, auch ein Traktorfahrer auf einem Feld war unter denen, die einen herzlichen Huper bekamen und ebenso herzlich zurückwinkten. Wie in England wurde beim Aussteigen gedankt und gegrüßt.
Wir kamen durch neue Einfamilienhaussiedlungen, deren zahlreiche Baustellen die entschlossen fortschreitende Bodenversiegelung in Oberbayern dokumentierten (Hochwasserschutz? Welcher Hochwasserschutz?), durch den Speckgürtel der Audi-Gegend Ingolstadt, dann aber auch durch alte und durchaus lebendige Dörfer nördlich des Donautals – die mir aus meiner Zeitungszeit vor 30 Jahren noch gut bekannt waren.


Sandersdorf



Die Rosenburg über Riedenburg, eines unserer Ziele am Samstag.
Wir waren zweieinhalb Stunden von Tür zu Tür unterwegs; mit dem Auto wäre das wahrscheinlich höchstens eine Stunde schneller gegangen, da wir erst mal aus der Münchner Stadtmitte raus hätten müssen.
In Riedenburg bezogen wir unser Zimmer und schauten uns dann ein bisschen im Ort um; ich kam auch an der Lokalredaktion vorbei, in der ich während meines Studiums als Urlaubsvertretung gejobbt hatte.


Unsere Unterkunft hatte ich nach dem Restaurant darin ausgesucht: Forsts Landhaus. Wir setzten uns als erste Gäste zum Abendessen, denn wir hatten großen Hunger. Und aßen ausgezeichnet. Als Apertitif nahmen wir Sekt mit hausgemachtem Quittensaft, Gruß aus der Küche war ein wenig Schweinebauch in japanischer Sauce mit Rote-Bete-Salat. Die Wirtin empfahl uns zu unserer Essenswahl einen deutschen Rotwein: einen württemberger Konvent Dürrenzimmern Lemberger-Merlot, den ich blind nie als deutschen Wein eingeordnet hätte und der uns sehr gut schmeckte (kräftig und nelkig).

Meine Vorspeise war Makrele mit Linsen und Avocado-Creme.

Herr Kaltmamsell hatte Pfifferling-Terrine.

Als Hauptspeise hatten wir beide Jura-Lamm ausgesucht, dass mit Zucchini, Pilzen und gebratener Polenta serviert wurde.

Mein Nachtisch: Cassis-Parfait in Schokomarzipan-Mantel.

Herr Kaltmamsell bekam Mango-Mousse mit gebackenen Pfirsichen.
Wir hatten sehr gemütlich über mehrere Stunden gegessen und waren jetzt sehr satt – und froh, dass wir nur zwei Stockwerke bis ins Bett gehen mussten.
§
Schafbäurin Helen Rebanks zeigt ihren Vormittag auf dem Hof (Schafbauer James Rebanks ist auf Lesereise in Norwegen) als Story auf instagram.
So gefallen mir die Stories auf instagram am besten, ein Mix aus Filmchen und Bildern, manchmal erklärende Untertitel. Womit ich leider weiterhin nichts anfangen kann: Minutenlanges Sprechen in die Kamera (ich bin fast nie in einer Situation, in der ich den Ton anmachen kann, und selbst dann gleicht das Podcasts – für die ich nur alle paar Wochen eine Gelegenheit finde), reihenweise Re-Posten der Twitter-, Tiktok- und instagram-Posts von Leuten, denen ich nicht folge (ich nehme an, das hat die Hinweis-Funktion, die früher Blog-Einträge hatten). Das heißt natürlich nicht, dass man die Stories-Funktion nicht so verwenden soll – ich begrüße grundsätzlich, dass alle Web-Funktionen für alles verwendet werden. Es heißt nur, dass ich bedaure, keinen Zugang zu den enthaltenen Informationen zu haben, vor allem zu den in die Kamera geredeten. 
die Kaltmamsell