Journal Montag, 13. September 2021 – Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings, 18 Jahre Bloggen
Dienstag, 14. September 2021 um 6:30Seit Sonntagabend litt ich unter meiner Vergesslichkeit, die mich am Samstag beim Wandern wieder den Moskitos ausgeliefert hatte: Die Dutzende Stiche im Nacken, hinter den Ohren und an den Händen meldeten sich schmerzhaft. Aber sie waren nicht so schlimm, dass sie meinen Nachtschlaf gestört hätten (Fenistil FTW!), ich schlief nochmal gut (gegen den Partylärm mit Live-Band aus dem Nußbaumpark hatte ich allerdings die Fenster schließen müssen).
Das Gucken einer Show, in der die Kanzlerkandidat*innen in einem Fernseh-Studio von TV-Moderator*innen befragt miteinander reden sollen, gehört auch weiterhin nicht zu meiner politischen Meinungsbildung. Ich komme ja schon schwer damit zurecht, wie sich auf Twitter Zuschauer*innen über Fragmente daraus ereifern (und dass dafür das Wort “Triell” erfunden wurde – obwohl ich selbst ja selbst gerne mal Wörter erfinde, die mir praktischer erscheinen als der Bestand) – manchmal träume ich von einem ausschließlich schriftlich durchzuführenden Wahlkampf.
Milde Temperaturen, am Himmel Sonne und Wolken bei meinem frühen Fußmarsch in die Arbeit.
Mittags Quark mit Pfirsichen und Birne.
Fast pünktlicher Feierabend, denn ich war mit Herr Kaltmamsell fürs Kino verabredet. Auf dem Heimweg Einkäufe im Drogeriemarkt, zu Hause servierte der Herr zum frühen Abendessen ein Blumenkohl-Curry Alu Gobi, nach einem neuen, tomatigeren Rezept, aber auch sehr gut. Zum Nachtisch bestrich ich mir schnell eine Scheibe frisches Weißbrot mit Quittengelee.
Wir radelten durch den Spätsommerabend zum Cinema: Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings. Ich amüsierte mich ausgesprochen gut, endlich mal ein fast durchgehend Asien-stämmiger Cast in einem Marvel-Superheldenfilm. Und ich mochte die Überraschungen gegen die erwarteten Topoi: Der Schurkenvater schaut gut aus und guckt freundlich, der komische Sidekick des Helden, gespielt von der großartigen Awkwafina, ist weiblich – und keine Liebesgeschichte, sondern Freundin. Der selbstreflektive Humor. Die Musikmischung aus asiatischen Versatzstücken und Gangster-Rap. Außerdem freue ich mich immer wieder über Michelle Yeoh, seit sie mich vor 20 Jahren in Crouching Tiger, Hidden Dragon zum ersten Mal verzauberte. Schauspielerisch stiehlt allerdings Ben Kingsley als britischer Schauspieler Trevor allen die Show, meine Güte ist der gut (das hatte er ja schon bei seinem ersten Auftauchen im Marvel-Universum in Iron Man 3 getan). Nach dem gelungenen Black Widow also noch ein guter Superheldenfilm der Phase 4 (wie Fanboy Herr Kaltmamsell die nennt). Ich empfehle die Rezension in der Süddeutschen von Doris Kuhn: “Prügelei im Märchenwald”.
Heimradeln durch eine sternenklare Spätsommernacht.
Ende August wurde dieses Blog 18 Jahre alt, ich erspare Ihnen alle Scherze über Volljährigkeit (ob Sie mir vielleicht sogar die Behauptung glauben würden, dass ich alt genug für Erinnerung an Volljährigkeit mit 21 bin?).
We’ve come a long way. Von den Anfangszeiten mit Besucherzählern und Gästebüchern (nicht bei mir, aber grundsätzlich), mit Runterrechnen aller Bilder, weil die Seite sonst so lange geladen hätte, und Internetzugangszeit doch teuer war. Über all die Jahre, in denen eigentlich nur andere Bloggerinnen und Blogger hier lasen und kommentierten. Der Übergang zu ausschließlich längeren Texten, weil kurze Bemerkungen und reine Link- oder Foto-Posts zu Twitter gewandert waren. Die Veränderung der Bloglandschaft: Erst durch die Professionalierung Einzelner mit PR-Sponsoring (lange vor Erfindung des Begriffs “Influencer”) und durch Unternehmensblogs, dann weil die früheren persönlichen Blogtexte allmählich zu Facebook umzogen, auch weil man dort die Sichtbarkeit für ausgewählte Leser*innen regulieren konnte.
Mein Blog ist ein komplett überholtes Modell, das es noch nie brauchte, das deshalb auch nie Schule machte, ein Relikt aus den Aufbruchzeiten des Web, als es noch Verheißung war und nicht Bedrohung. Ich genieße seine Irrelevanz immer noch als Freiheit und tippe hartnäckig in diese völlig egale Ecke des Internets, damit es wenigstens einen kleinen Garten in den unendlichen Weiten des Webs gibt, in dem die Utopie des “Everybody has a voice” weiterlebt. Auch wenn die tägliche Bloggerei leicht zwanghafte Züge hat. Dank allen, die hier mitlesen, die sich beteiligen.




























