Journal Dienstag, 27. Juli 2021 – Beifang aus dem Internetz

Mittwoch, 28. Juli 2021 um 6:36

Gute Nacht mit nur einer unruhigen Phase, ich wachte frisch auf – die Mückenstiche hatten sich beruhigt. Dankbarkeit für echte Medizin mit Antihistaminikum. Auch tagsüber plagten mich die Stiche nicht mehr so wie am Montag, selbst die größten Beulen schwollen ab; ich hatte auch Bremsen (bayr. “Brema”) auf mir erschlagen und fürchte, zwei oder drei haben mich erwischt.

Nach dem Regenabend war der Morgen fast klar, doch die Tage sind bereits merklich wieder kürzer.

Wolkensaum wie Meeresgischt.
Die Mauersegler überm Westend sind noch da.

Mittags aß ich die restlichem Soba-Nudeln vom Vorabend – nu, Buchweizennudeln sind eh nicht fürs Konzept “al dente” gemacht, das Gericht wurde mit Durchziehen über Nacht eher besser und schmeckte immer noch ausgezeichnet. Außerdem die andere Hälfte Netzmelone.

Nach der Arbeit spazierte ich in sonniger Wärme in die Fußgängerzone: Ich sah vergeblich nach Schreibwaren und kaufte auf dem Viktualienmarkt erfolgreich Wachauer Marillen und fränkische Kirschen – 22 Euro für nicht mal drei Pfund heimisches Obst (tiene música?).

Daheim ein wenig Rückenyoga und ein wenig Maniküre, zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell gebratene Auberginen asiatisch, zum Nachtisch gab es die Aprikosen und Kirschen, die hervorragend schmeckten (aber 22 Euro hervoragen? hmmmm).

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Textilforscher Kai Nebel antwortet auf die Frage:
“Wie ungesund ist unsere Kleidung?”
(Spoiler: Nicht.)

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“Tips from the Emergency Room: YOU SHOULD GET VACCINATED”.
Wirklich einfach erklärt, mit ganzen vielen Emojis.

via @stedten*hopp

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Die Angst der Stadtkinder, auf dem Land alles falsch zu machen.

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Das ist dann doch eine Leistungssport-Geschichte, die mir gefällt:
“Ein echtes Olympia-Wunder”.

Die unbekannte Hobby-Rennradlerin Dr. Anna Kiesenhofer (promivierte Mathematikerin) errang eine olympische Goldmedaille, weil die Stars sie übersahen und deshalb nicht attackierten: Die Niederländerin Annemiek van Vleut merkte erst im Ziel und nach Siegesjubel, dass sie Silber statt Gold gewonnen hatte.

via Draußen nur Kännchen

(Husch, husch, weg war’s, des Schneckerl!)

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Sie erinnern sich vielleicht an @EleanorMorton, wie sie einen mittelmotivierten Reiseführer am Loch Ness darstellte?

No na, ihr Reiseführer durch St Andrews University sprüht auch nicht gerade vor Elan.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 26. Juli 2021 – Schnackenfraß

Dienstag, 27. Juli 2021 um 6:17

Nacht mit Loch, als ich um halb drei von mehrstimmigem Gröhlen aus dem Park aufwachte und dann nicht mehr einschlief. Fenster zu (neben den ohnehin immer Ohropax) und eine halbe Stunde Lesen halfen.

Emsiger Morgen mit Ausräumen Geschirrspüler, Abhängen Wäsche, Pflanzengießen. Draußen war es eher grau.

Auf dem Weg in die Arbeit sah ich überm Westend ganz viele Mauersegler in einer Gruppe. Jetzt können sie jeden Tag verschwinden, vielleicht war das bereits das Sammeln zum Abflug.

Meine Mückenstiche! Ich konnte mich den Tag über nicht recht entscheiden, welche der ausgewachsenen Schnackenstich-Quaddeln1 mit drei Zentimeter Durchmesser und rotem Hof (in meiner Familie “Platschari” genannt, an das Wort hatte ich schon lange nicht mehr gedacht) die schlimmsten waren (die kleineren, unter anderem im kurzen Nackenhaar, in den Augenbrauen und im Ohr, zählen diesmal schon nicht): Die an den Waden, in den Kniekehlen, am Handrücken, am Hals, hinter den Ohren oder zwischen den Schulterblättern? Mittags (es war sonnig und warm geworden) besorgte ich in der Apotheke Fenistil und ignorierte die Anleitung der Apothekerin, nach der ich es nur dreimal am Tag auftragen sollte: Ich schmierte bei jedem großen Jucken und Brennen. Für das Zerstechenlassen am Samstag beim Wandern – wahrscheinlich hatte ich noch nie so viele Mückenstiche gleichzeitig – habe ich bei der Natur mindestens eine Flugreise gut. Finde ich.

Zu Mittag gab’s Pumpernickel mit dick Butter und eine halbe Bio-Netzmelone (weich, aber nahezu geschmacksneutral, Geruchstest geht im Biospupermarkt mit Maske halt nicht, ich lass das einfach mit dem Melonekaufen).

Nachmittags zogen sich Wolken zusammen. Doch sie brauchten bis fast sieben Uhr, bis ein Gewitter mit Regen fertig war.

Da war ich schon daheim und hatte eine Einheit Yoga absolviert. Anschließend eine systematische Runde Gel auf Mückenstiche, jetzt konnte ich dafür unbekleidet genug rumlaufen. Selbst den sonst unbehelligten Herrn Kaltmamsell hatten die Biester erwischt: Auch er bat geplagt um das lindernde Gel.

Vorm Haus stehen seit vergangener Woche zwei mittelgroße Bagger sowie lange, isolierte Rohre mit Durchmesser 60 Zentimeter startklar. So spannend, wo genau sie verbuddelt werden!

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell wieder einen meiner Wünsche erfüllt: Kalte Sobanudeln mit viel Gemüse und Erdnuss-Sauce.

Zum Nachtisch ein paar Erdbeeren und viel Schokolade. Früh ins Bett, um weiter Sigrid Nunez, The Friend zu lesen, das mir gut gefällt.

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Dieses Zitat von Marlen Haushofer.

  1. Im Bayrischen sind “Schnacken” Moskitos. []
die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 25. Juli 2021 – Schwimmrunde unter grauem Himmel

Montag, 26. Juli 2021 um 6:33

Gut und lang geschlafen mit nur einer unruhigen Phase. Das Draußen war gemischt grau und mittelkühl.

Gemütlich und ausführlich gebloggt.

Ich hatte eine Reservierung fürs Dantebad und freute mich aufs Schwimmen. Das Wetter machte es unwahrscheinlich, dass ich anschließend ein Sonnenbad würde nehmen können. Es war sogar so düster, dass ich gespannt war, auf welche Weise ich wohl nass werden würde, denn ich nahm das Rad raus zum Bad. Panoramastrecke über Hackerbrücke und Rot-Kreuz-Platz.

Schwimmen war dann körperlich super, ich gönnte mir 2500 Meter (für die ich 75 Minuten brauchte, in der Zeit bin ich früher schon mal 3000 geschwommen), musste mir das gemütliche Weiterschwimmen richtig verkneifen. Psychisch ein bissl anstrengend wegen vieler Spielzeug- und Gymnastik-Schwimmender. Beim anschließenden Duschen, Trocknen und Cremen meldeten sich nach und nach die Mückenstiche vom Vortag: Es waren viele. Blöderweise hatte ich schon Samstagabend beim Blick in die Hausapotheke festgestellt, dass ich die fast volle Tube Wund-und-Stich-Gel weggeworfen hatte – weil überm Verfallsdatum. Und nicht ersetzt. Ich behalf mich mit dem Gurken-Minze-Körpergel vom Body Shop, kühlte zumindest.

Das Wetter hielt, beim Heimradeln sah ich sogar Sonne. Und stieg nach Längerem mal wieder vom Rad, um ein besonders schönes Hausnummernschild zu fotografieren.

Münchner Jugendstil, ich muss doch mal diesen Spaziergang machen.

Zum Frühstück gab’s den Bagel mit Frischkäse, den ich mir am Samstag eigentlich als Brotzeit für die Wanderung gekauft hatte, und ein paar Tomaten.

Nachmittag mit Zeitunglesen auf dem Balkon (aus Linde und Ahorn davor immer noch Meisenbettelfiepen) sowie anderthalb Stunden Bügeln mit Musik (ich hatte 1. vergessen, dass ich von Madonna Confessions on a dancefloor und Ray of light habe oder warum, 2. wie gut mir die gefallen).

Während der Himmel immer dunkler wurde, zog es mich nochmal raus zu einem kleinen Schaufensterbummel. Blöderweise entdeckte ich dabei endlich einen Esstischstuhl, der mir wirklich, wirklich gefällt. Sie sehen am Preis, warum ich mich nicht darüber freue. (Herr Kaltmamsell, als ich ihm das Bild im Internet zeigte: “Für wie viele Stühle ist das?”) Twitter lotste mich zu Typ-ähnlichen Modellen, die mir klarmachten: Nein, mir gefällt nicht dieser Stil, sondern genau dieser Stuhl aufgrund vieler Details.

Max-Joseph-Platz.

Mit den ersten Regentropfen kam ich heim, doch es hörte bald wieder auf.

Zum Sonntagsessen hatte ich mir Schweinsbraten gewünscht, Herr Kaltmamsell servierte Schweinshaxe. Sie schmeckte hervorragend und wurde begleitet von Karotten, Zucchini und Chinakohl-Salat, alles aus Ernteanteil. Nachtisch Schokolade.

Beim abendlichen Räumen-für-den-Putzmann entdeckte ich die ersten erntereifen Stangenbohnen!

Ins Bett mit schmerzenden Mückenstichen, am bösesten hinter den Ohren und an den Innenseiten der Unterarme.

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Auch die Süddeutsche-Redaktion war von der Arbeit der Münchner Bezirksausschüsse fasziniert – und begleitete einen ein Jahr lang (€):
“Hände hoch!”

Wer meldet sich heute noch für die Lokalpolitik, ohne Aussicht auf Ruhm, Geld oder Macht? Ein Jahr im Münchner Bezirksausschuss 11, wo im kleinen Kreis die große Demokratie zusammen sitzt.

§

Die Seite Drei der Wochenend-Süddeutschen portraitierte den Hydrologen Luis Samaniego, der am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig über Dürre, über Bodenfeuchte, über Flutkatastrophen in Europa forscht. Und nicht gehört wird (€):
“Wollt ihr’s wirklich wissen?”

Beste Überschrift zum Thema hatte aber die Zeit (€):
“Vor uns die Sintflut”.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 24. Juli 2021 – Abenteuerwandern von Tutzing nach Herrsching

Sonntag, 25. Juli 2021 um 9:14

Endlich mal wieder Balkonkaffee.

Gestern war ein Wandertag geplant, nach drei Jahren mal wieder von Tutzing am Starnberger See nach Herrsching am Ammersee. Der Tag war zum Großteil als sonnig und heiß angekündigt, also wählte ich eine kurze Wanderhose und ein Trägertopp, cremte mich entsprechend sorgfältig mit hochfaktorischem Sonnenschutz ein.

Was ich nicht im Blick hatte: Mückenschutz. Auf den bisherigen Wanderungen waren Stechmücken nicht mal in Erscheinung getreten, ich hatte das unter Artensterben verbucht. Gestern aber hatte es direkt vor unserer Ankunft in Tutzing gegen elf einen Regenguss gegeben, der Boden war ohnhehin nass – und schon nach wenigen Metern bemerkte ich mein Versäumnis. Die folgenden sechs eigentlich schönen Wanderstunden verbrachte ich mit wedelnder und schlagender Steckmücken-Abwehr, beim zwanzigsten erfolgreichen Mückenmord auf Schultern, Armen, Hals, Ohren, Gesicht, Beinen hörte ich auf zu zählen, und das waren nur die, die ich erwischt hatte. Gerne hätte ich öfter Blümchen genauer angesehen, Ausblicke genossen, doch bei jedem Stehenbleiben hatte ich die Biester in Dreier- bis Fünfer-Formation auf der Haut. So stelle ich mir August in Schweden vor. Da die Stiche bei mir meist erst nach 24 Stunden richtig zu jucken beginnen, sehe ich mich die Nacht auf Montag bereits in Ganzkörper-Fenistil verbringen. (Herr Kaltmamsell war zum einen bekleideter, zum anderen interessieren sich Moskitos generell wenig für ihn.)

Die schönen Abenteuer der Wanderung: Reichlich Tiersichtungen. Beim Deixelfurter See sahen wir weit vor uns auf dem Weg etwas sitzen, was ich zunächst für eine junge Katze hielt; als es über den Weg sprang, wurde klar: ein Wiesel oder Iltis. Auf den ersten Metern im Wald hatte Herr Kaltmamsell bereits einen Grasfrosch entdeckt, dem wir eine Weile zusahen. Später kamen dazu: Eine mächtige Schnecke auf einem Zweig, freilaufende Schweine, Kühe auf Weiden und im Stall, Eichelhäher, viele Schwalben, mindestens ein Bussard.

Zauberhafter Start der Wanderung: Himbeerweg in Tutzing.

Über Tutzing offensichtlich arg steiniger Boden.

Diesmal fanden wir endlich den Weg um den Deixlfurter See und seine Nachbarseen, oft nur durch schmale Stege getrennt; bei den letzten Versuchen hatten wir den schmalen Zugang verpasst. Doch die letzten zehn Minuten war das ein fast nicht sichtbarer Pfad durch Schilf und Gestrüpp – meine nackten Beine bekamen ordentlich Brennnessel ab, die ich noch nachts im Bett spürte. (Herr Kaltmamsell setzte fest, dass wir das Stück künftig wieder auslassen würden: “Wo kein Weg ist, soll man nicht gehen.”)

Verkehrsgesperrte Straße hoch zum ehemaligen Warnamt X Kerschlach.

In Gut Kerschlach kurz vor zwei machten wir die erste Rast: Ich bekam mit, dass das Café Tagesbar seit Februar nach Umgestaltung von neuen Pächtern bewirtschaftet wird. Wir tranken einen guten Cappuccino.

Dieses Blümchenfoto kostete mich wahrscheinlich zwei weitere Mückenstiche.

Kloster Andechs erreichten wir gegen vier. Da wir auf der beliebten Wanderung bis dahin fast keine anderen Wanderer und vor allem fast keine Radler*innen angetroffen hatten, hoffte ich auch hier auf deutlich weniger Menschen als sonst – präpandemisch wäre an einem schönen Sommerwochenende vor lauter Reisebussen und ihren Inhalten kein Durchkommen gewesen. So war es dann auch, wir setzten uns auf der funktionalen überdachten Freifläche zu einem Radler und zur zweiten Rast.

Neue Abenteuer, als wir das letzte Stück am Ufer des Ammersees entlang gingen. Am Ende dieser knappen Stunde standen wir unerwartet vor Wasser: Der vertraute Uferweg war fast knietief geflutet. Uns kam eine ebenso überraschte Radlfamilie entgegen, die die Schuhe ausgezogen hatte und Rad schiebend watete. Also Wanderstiefel und Socken in die Hände und los. Das kühle Wasser fühlte sich sehr angenehm an, doch meine Prinzessinenfüßchen hatten mit dem steinigen Boden zu kämpfen. Anschließend im Gras Socken und Schuhe wieder angezogen – doch nach der nächsten Biegung stellte sich heraus, dass das voreilig gewesen war: Noch ein überflutetes Stück. Diesmal stand das Wasser aber nur knöcheltief, ich ging einfach mit Stiefeln durch, sie hatten sich ja schon mehrfach als wasserfest erwiesen.

Foto: Herr Kaltmamsell. Diesen Übergang auf Steinen (deutlich vor den überfluteten Passagen) kannten wir.

Einkehrschwung in Herrsching beim Andechser Hof. Appetit hatte ich zwar immer noch nicht, doch die vernünftig bestellten Nudeln mit Pfifferlingrahm schmeckten dann doch.

Wir beendeten die Wanderung, wie wir sie begonnen hatten: mit Regen. Schon beim Warten auf die S-Bahn sahen wir Blitze über den Hügeln, auf der Fahrt wurde der Regen immer stärker, bei jedem Halt kamen mehr nasse Wanderer und Radlerinnen hereingeflohen. In München gönnten wir uns für das letzte Stück vom Bahnhof nach Hause eine Straßenbahn, wurden aber auf den wenigen Metern im Freien recht nass. Da wir eh heimkamen, zogen wir die Wanderjacken gar nicht erst aus dem Rucksack.

Wohlige Dusche und Eincremen mit kühlendem Gurken-Minz-Gel.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 23. Juli 2021 – Nachdenken über Parkplatzbedürfnisse

Samstag, 24. Juli 2021 um 8:48

Wackligere Nacht, denn zu meiner Einschlafzeit klang noch ungewöhnlich laute Live-Musik aus dem Nußbaumpark herein, dann wachte ich von lauter Fröhlichkeit auf der Straße auf und konnte nur schwer wieder einschlafen, kurz nach fünf war die Nacht schon zu Ende.

Aus dem zunächst wolkigen Morgen wurde bald ein sonniger.

Morgendunst über der Theresienwiese. Die Karussels gehören zur Aktion “Sommer in der Stadt”.

Wie nötig sind die Parkplätze im Viertel wirklich? Nach diesem Foto von @formschub sah ich mir die unter Bäumen parkenden Autos mit Anwohnerparkausweis mal an, die ich auf meinem Weg in die Arbeit passiere: Ich schätzte, dass fast die Hälfte davon mindestens seit einigen Tag dort steht, einige sicher seit Wochen. So ist es ja auch bei den Anwohnerparkplätzen vorm eigenen Wohnhaus: Wochenlang unbewegte Privat-Pkw oder Wohnmobile. Es fällt mir schwer zu verstehen, dass auch nur die Mehrzahl davon “nunmal aufs eigene Auto angewiesen” sein soll (auch wenn ich Leute kenne, bei denen es tatsächlich so ist), wenn so viele private Blechkisten in einer Gegend mit hervorragender Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr öffentlichen Raum besetzen (wer aufs Auto angewiesen ist, fährt es fast täglich). Kostet ja auch nur 30 Euro pro Jahr.

Zu Mittag gab’s Pumpernickel mit Butter, außerdem zwei große Flachpfirsiche und zwei Pflaumen – endlich richtig gutes und aromatisches Obst. Allerdings auch ein bisschen zu viel, ich fühlte mich anschließend vollverklebt. Dabei hielt ich mich eigentlich für Süßigkeiten-geübt. Unangenehm: Gestern packte mich eine Glut-Attacke nach der anderen, bereits am frühen Nachmittag hatte ich fünf gezählt. Mit dem Standardbegriff “Hitzewallung” kann ich weiterhin nichts anfangen; ich fühle mich eher wie eine X-Men, die von innen glüht und sich lieber nicht mal am Bürostuhl anlehnt, um den nicht anzusengen. Im Gegenzug fröstle ich dazwischen auch bei Sommerhitze bis Gänsehaut. Hormone, Oida! Aber die fand ich ja schon vorm Klimakterium Scheiße.

Ich machte pünktlich Feierabend und spazierte über eine große Schleife im herrlichen Westpark nach Hause.

Blick aufs Café Gans am Wasser.

Heimweg über die Theresienwiese.

Hochsommerlicht und -temperaturen wollen in meinen Augen einfach nicht mit Volksfest zusammenpassen.

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell mal wieder beim Herrmannsdorfer Entrecôte gekauft. Er servierte es mit den restlichen neuen Kartoffeln aus Ernteanteil und Schnittlauf-Sauerrahm.

Im Glas ein Biowein aus Mallorca, den ich im Mittemeer entdeckt hatte: Binigrau e negre, Merlot mit Mantonegro. Schön würzig, das Holz schmeckte ich gar nicht, ein untypischer Spanier.

§

Architektur-Philosoph Matthias Warkus erklärt, wer warum auf Wohnen in Altbau abfährt – und was wir eigentlich unter Altbau verstehen.
“Altbau oder nichts: Warum viele meinen, dass an Dielenboden und Stuck kein Weg vorbeiführt”.

via @goncourt

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 22. Juli 2021 – Geschenke per Post

Freitag, 23. Juli 2021 um 6:32

Nachts fast sechs Stunden am Stück tief geschlafen, das war schön. Aufgewacht in einen frischen Sommermorgen.

Mittags lauerte ich vor meinem Rechner auf einen Schwimm-Slot in Schyren- oder Dantebad, währenddessen schaute ich nach, ob es wohl schon einen Wiedereröffnungstermin fürs Olympiabad gibt, und fand heraus: IST SCHON OFFEN! Doch für Sonntag erjagte ich einen Slot im Dantebad.

Mittagessen waren ein Laugenzöpferl sowie Pfirsiche mit Joghurt.

Nach Feierabend ging ich über den Vollcorner nach Hause, Einkäufe Obst, Tomaten, Milchprodukte.

Daheim freute ich mich über eine halbe Stunde Yoga, einmal durchgedehnt.

Mit der Post waren Geschenke gekommen: Eine Blogleserin hatte mir nach Nachfrage zwei Freikarten für die Münchner Bäder geschickt (danke! eine werde ich gleich am Sonntag einsetzen), und Bov Bjerg hatte mir die Neuauflage seines Roman-Erstlings Deadline zukommen lassen (große Freude, vielen Dank).

Eines der 224 verkauften Exemplare der ersten Auflage (der Rest wurde bei einem Lagerbrand vernichtet) besitze ich ja als immer noch sehr rührendes Geschenk eines weiteres Bloglesers und hatte es gern gelesen (hier unten hatte ich darüber geschrieben, hier gibt es mehr Info zum Roman, die Buchpremiere in Berlin verpasse ich leider, ich reise erst in der Woche danach an), jetzt darf es sich im Regalabschnitt mit der Bücherkategorie “Bücher von Blogger*innen und Twitter*innen” (wahrscheinlich keine sehr häufige Bibliothekskategorie) ans neue kuscheln.

Zum Abendessen bereitete ich aus frisch geholtem Ernteanteil pinken Chinakohl-Salat mit Joghurt-Sesamöl-Dressing und ein paar zugekauften Tomaten. Danach reichlich Schokolade.

Die Tagesschau berichtete über den zehnten Jahrestag der Terrormorde von Utøya – und nannte dabei konsequent den Namen des rechtsextremen Täters nicht. Das begrüßte ich sehr, auch vor dem Hintergrund, dass er sich bis heute als Held sieht und mit seinen Terrorakten weltweite Strahlkraft erreichen wollte.

§

Lustiges Spiel entdeckt: Eine Website, auf der man aktuelle Hochwasserrisiken nachschauen kann, und zwar die richtig offizielle der Bundesanstalt für Gewässerkunde:
“Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten in Deutschland (Status aktuell)”.

So sieht dort München aus:

Und so meine Geburtsstadt Ingolstadt:

Zumindest meine Familie lebt im ungefährdeten Gebiet.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 21. Juli 2021 – Feierabend draußen, mehr aus der Bürgerversammlung

Donnerstag, 22. Juli 2021 um 6:26

Schlechte weil unruhige Nacht, entsprechend benebelt war mein Morgen.

Ich nahm mir überm Morgenkaffee die Zeit zum Bloggen über die Bürgerversammlung, kam ich halt eine halbe Stunde später als sonst ins Büro. Draußen war Sommer.

Beim Mitschreiben mit Füller in einem Meeting verwendete ich erstmals Gender-Sternchen (ohne nachzudenken) – ging besser als erwartet, hielt mich weniger auf als erwartet. Aber vielleicht wechsle ich bei Handschrift doch zu einem schnelleren + statt *.

Zu Mittag gab es zwei Hände voll Datteltomaten, außerdem Flachpfirsich mit Sahnequark. Nachmittags viel Basteln in einer Excel-Tabelle und Nachdenken über Work-arounds.

Nach der Arbeit war ich mit Herrn Kaltmamsell verabredet, im Westpark trafen wir uns im Café Gans am Wasser. Ich checkte mit der lokalen App ein (dieselbe wie im Biergarten Aumeister, sie kannte meine Daten schon), aß in wunderbar goldenem Licht einen Teller gegrilltes Gemüse mit Humus und Fladenbrot, trank Rhabarberschorle.

Schöner Spaziergang nach Hause über die Theresienwiese, die immer noch rege für Sport und Rumsitzen genutzt wird.

Daheim noch eine Runde Schokolade als Nachtisch.

Ein wenig Nachklapp zur Bürgerversammlung am Dienstagabend, unter den Anträgen/Anfragen gab es einiges Interessantes. (Aber Vorsicht: Ich bin keine verlässliche Quelle, weil ich zum einen kein Korrektiv in Form einer Redaktion habe, außerdem war ich durch vorzeitiges Gehen weder bei allen Wortmeldungen anwesend noch bei den Antworten aus der Verwaltung oder bei den Abstimmungen.)

Zwei Anträge/Anfragen (das wurde diesmal nicht deutlich unterschieden, das hat man wohl erst bei der Abstimmung wirklich gemerkt, denn nur über Anträge wird abgestimmt) fragten nach Häusern: Ein Bewohner Pettenkoferstraße 25 war vom Abriss seines Wohnhauses bedroht; ein Anwohner der Gegend Schubertstraße (zweigt von der Theresienweise ab) fragte nach einem Gebäude, das mir vor Jahren beim Spazierengehen als wunderschön aufgefallen war und damals auch gerade renoviert wurde. Bis ich bei weiteren Spaziergängen über die Jahre merkte, dass sich nichts am Renovierungsstatus änderte – das war in Wirklichkeit eine malerische Ruine.

Gestern auf dem Heimweg gleich mal fotografiert.

Auf der Bürgerversammlung wurde sich erkundigt, warum diese Häuser denn nicht von der Stadt gekauft würden. Da Zeite Bürgermeisterin Habenschaden in ihrem Vortrag die städtische Wohnungsbaupolitik gerühmt hatte und unterstrichen, dass die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften kontinuierlich Wohnhäuser aufkauften, hätten mich ihre Antwort und die Kriterien für Ankauf interessiert.

Ein Künstlerkollektiv beantragte auf der Bürgerversammlung, dass die Stadt ein Gelände (“Freiraum”) zum Feiern findet, damit Gärtnerplatz und Isarauen von Müll und Lärm entlastet werden.

Zweimal hörte ich Anträge, die Stadtbäche freizulegen, interessant fand ich den Antrag auf eine Mülleimer-Task-Force, an die man überquellende Mülleimer melden kann.

Was sich wiederholte: Immer wieder und gerade von Menschen, die bereits seit Jahrzehnten im Viertel wohnen, kamen Hinweise auf eine immer aggressiveren Atmosphäre unter immer mehr Menschen, egal ob im Verkehr oder bei Lärm.

Neuheit im Ablauf: Auf der Leinwand für die Eingangs-Präsentationen wurden Fotos und sonstige Illustrationen gezeigt, die die Antragstellenden eingereicht hatten.

Nachtrag: Hier der Bericht der Süddeutschen über die Bürgerversammlung Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.

die Kaltmamsell