Journal Montag, 28. Januar 2019 – Goldene Blogger 2019 und sonstige tolle Menschen

Dienstag, 29. Januar 2019 um 10:31

Ich schlief wunderbar, hatte mir gegen eventuelle Störungen auch die Ohren verplöppelt. Als ich mich ausgeschlafen fühlte, durchaus aber bereit war, weit vor der angepeilten Aufstehzeit um acht noch ein wenig zu ruhen, sah ich auf die Uhr. Und blickte auf „10:51“. Fast elf Stunden am Stück hatte ich zuletzt im Spanienurlaub vor anderthalb Jahren geschlafen, auf dem Grund dieses Hauses muss einst das Dornröschenschloss gestanden haben.

Mit der bezaubernden Gastgeberin und der anderen Übernachtungsgästin trank ich Kaffee, plauderte und erfuhr Interessantes unter anderem über Fotografie. (Tolle Menschen sind toll.) Irgendwann verließen die beiden Damen für ihre Tagesgeschäfte das Haus, ich bloggte und las im Internet herum, bis ich dann doch mal Frühstückshunger bekam. Zur inneren Auswahl standen das Mogg in der Ehemaligen jüdischen Mädchenschule und der Berliner Ableger des Tel Aviver Benedict. Ich entschied mich fürs Benedict, unter anderem weil ich das Mogg schon kannte.

Um halb vier bekam ich problemlos einen Tisch und ließ mir meinen Liebling Eggs florentine servieren. Ich las, fühlte mich wohl, wurde freundlich bedient – wenn auch konsequent auf Englisch mit verschiedenen unenglischen Akzenten. Ein erstes Mal für mich.

Da ich das Bedürfnis nach Bewegung und Durchlüftung hatte, ging ich zur abendlichen Verleihung der Goldenen Blogger zu Fuß. Ich sah nach Langem mal wieder die Gedächtniskirche, spazierte an Zoo und Tiergarten entlang – in leider immer stärkerem Regen. Aber die Bewegung tat mir tatsächlich so gut wie erhofft.

Im Telefonica Barcamp verbrachte ich die nächsten Stunden sehr vergnügt, traf Blogger meiner Pleistozän-Generation, dazu etwas später dazugekommene.

Mit einer wieder gleichzeitig albernen, angemessenen und professionellen Show wurden die Goldenen Blogger vergeben, hier das Ergebnis. Besonders freute ich mich für Frau Nessy und Augen geradeaus, u.a. weil ich die Menschen dahinter kenne und schätze, aber auch für Juramama, deren hier bereits verlinkter Text „Raus aus meinem Uterus. Der § 219a und seine Freunde.“ zum Blogtext des Jahres gekürt wurde.

Gleich nach der Show machte ich mich auf den Weg zu meiner Unterkunft: Ich wollte unbedingt noch ein wenig Zeit mit meiner Gastgeberin verbringen. Das war wieder eine sehr schöne Zeit, ich nahm mir (neben dringend ersehnten Lebensdatenabgleich) viel Liebe und Flausch mit, aber auch einige kluge und daher zwickende Hinweise, die ich verarbeiten muss (ich habe irgendwann mal gelesen, dass der Weg zu Genesung immer durch schlechtes Gewissen führt – und ein solches versuche ich doch mit viel Aufwand zu vermeiden, weil es ohnehin einer meiner Grundbausteine ist).

Beste weitergereichte Lebensweisheit dieses Abends aber, zu sticken aufs nächste Sofakissen:
„If you hang around long enough, you become a legend by default.“

Wenn das mal nicht für uns Dinosaurierblogger und -bloggerinnen gilt.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 27. Januar 2019 – Berlin gibt mir zu essen

Montag, 28. Januar 2019 um 13:18

Gemütlicher Morgen, gemütliche ICE-Fahrt nach Berlin mit ausgesprochen herzlichem und jovialen Zugchef (Lektüre: Wochenend-SZ, Ijoma Mangolds Das deutsche Krokodil; Proviant: Nussschnecke, Frischkäsesemmel, Mango mit Joghurt), pünktliche Ankunft.

Berlin empfing mich mit nassen Straßen, aber trockener Luft, die gastgebende Freundin mit einem weiteren, sehr kennenlernenswerten Übernachtungsgast und Törtchen von Du Bonheur.

Abends war ich mit Frau Indica verabredet. Sie hatte ein sehr vokalarmes Lokal für unser Treffen vorschlagen, das Brlo Brwhouse – das sich als echter Volltreffer herausstellte (was Wunder: die Dame isst von Berufs wegen auswärts und weiß, wo es sich lohnt). Nicht nur gab es eine große Auswahl selbst gebrauter Biere – mit eingehender Beratung, die für mich auf der Basis der Ansage “bitte ein IPA, ich mag’s gerne sehr hopfig” ein sehr schönes, laut Herrn Bedienung mit Hanfblüten gebrautes Bier ins Glas brachte. Sondern auch eine ganz bemerkenswerte Speisekarte, die sich auf abgefahrene Gemüsegerichte konzentrierte:

Ich entschied mich für den gebackenen Sellerie mit Erdnusscrumble und Mayonnaise aus fermentiertem Lauch, dazu die Quark-gefüllte Pirogge mit roter Bete und den Japanischen Eierstich mit Mangold und gepufftem Malz.

Hier übrigens ich beim Posten der Aufnahme.
Es schmeckte sensationell: Rauchig-cremiger Sellerie! Dazu die Majo und Erdnussknusper! Und der würzige Eierstich mit bitterem Mangold! Ich frage mich ja ohnehin seit Jahren, warum ambitionierte Restaurantküche sich nicht viel mehr und hauptsächlich um Gemüse kümmert – einfach weil sich so viel Aufregendes damit machen lässt. Im gestrigen Fall hatten die Gerichte auch definitiv genug Umpf für das IPA als Begleitung. (Die Frau Bedienung, die ich beim Zahlen vollschwärmte, merkte an, dass es durchaus Gäste gebe, die sich eine Brauereigaststätte nur mit Schweinshaxen vorstellen könnten und unzufrieden seien.)

Frau Indica und ich brachten einander auf neuesten Stand – unter anderem erfuhr ich, dass sie keineswegs gar nicht mehr bloggte, sondern lediglich ihren RSS-Feed wieder zum Laufen bringen muss.

Selig und entspannt schaukelte ich in der U-Bahn zurück in die Unterkunft, freute mich über ein letztes Stück Fußweg durch die Nacht.

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Heute Abend werden wieder die Goldenen Blogger verliehen, das sehe ich mir dieses Jahr auch ohne Nominierung wieder live an. Hier finden Sie die Liste der Nominierungen für das Jahr 2018. Und wenn Sie mögen, können sie von der Ferne per Stream zugucken.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 26. Januar 2019 – Lauf im Winterregen

Sonntag, 27. Januar 2019 um 8:42

Schon die ganze vergangene Woche hindurch denke ich: Wie lang ist noch Januar? Noch zwei Wochen?! Ach ja, der Januar ist ja der längste Monat im Jahr – diesmal merke ich das nicht erst in der letzten Januarwoche.

Morgens im Bett überlegte Tante Migräne, ob sie nicht doch nochmal zu Besuch kommt, waren ja diesen Januar erst drei Mal. Doch nach einer Tasse Milchkaffee trollte sie sich zum Glück.

Brot gebacken, mit Herrn Kaltmamsell recherchiert, wie ich die Adware auf meinem Rechner (Macintosh!) wegkriege – sehr friedlich und ohne gegenseitiges Anfauchen (das sind die einzigen Situationen, in denen wir einander nicht mit humorvollem Wohlwollen behandeln). Es wird sich zeigen, ob wir den Bösewicht gefunden haben.

Draußen tropfte und schneite es, dennoch hatte ich große Lust auf einen Lauf – erst den zweiten in diesem Januar. Ich ging raus über den Südfriedhof zur Isar und lief Richtung Thalkirchen. Draußen verschwand aus dem Schneeregen bald der Schnee, zum Ausgleich wurde er stärker. Er tropfte meine Brillengläser voll, dann beschlugen sie auch noch – schon vor Thalkirchen steckte ich sie weg: Auf den mit festgetretenem Schnee glatten Wegen brauchte ich unbedingt Sicht.

Die letzte halbe Stunde tröpfelte es nur noch, es wurde dann doch nicht der vielleicht allererste Isarlauf komplett ohne Foto.

Wasserstand immer noch sehr niedrig.

Nachmittags Bügeln und Lesen, bis es Zeit war zu einer Geburtstagsfeier aufzubrechen: Ein Fünfzigster wurde bejubelt, mit vielen erstklassigen Musikbeiträgen der Gäste von Geschichten und Diashow über Jazz und Gemeinschaftsgesang bis Querflötenduett.

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Götz Alys Rede im Thüringer Landtag zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2019. Aly greift ein paar Einzelbiografien von ganz normalen Wehrmachtsoldaten heraus und belegt, dass die Täter fast alle waren, dass die schweigende Mehrheit und die Mitläufer die vielfältigen Grauen des Nationalsozialismus erst ermöglichten.

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Noch was Leichtes zum Wochenende: Der instagram-Account von Kevin Meredith aka lomokev aus Brighton ist für mich immer wieder Quell der Freude. Unter anderem weil er die Mitglieder seines Swimming Club fotografiert, bei ihren täglichen Schwimmrunden auch jetzt im Winter. Zum Beispiel gestern die “Brighton Swimming Club Angels”. Ich kann einen Kommentar unter dem Foto nachvollziehen: “can’t believe how your photos make me want to join the winter swimming gang.”

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 25. Januar 2019 – Das Lied der Magnete

Samstag, 26. Januar 2019 um 9:46

MRT-Termin in Arbeitsnähe um 6.45 Uhr – Frühaufsteherinnen warten auch als Kassenpatientinnen nicht lang auf Hightech-Diagnostik. Verzichten aber auf Kaffeetrinken daheim.

Obwohl ich nur anderthalb Stunden vor meiner üblichen Zeit unterwegs war, sah ich eine andere Welt: Keine Schulkinder, alles deutlich stiller (im Bavariapark hatten sich in den Tagen davor die Vögelein trotz Schnee und Frost bereits an Frühlingsgesängen versucht), die Herrschaften, die in der Unterführung an der Theresienwiese übernachten, schliefen alle noch, von deren sonst immer friedlichen Hunden war einem meine Nähe verdächtig und er schlug Alarm.

Die Mitarbeiterinnen der Radiologie sahen allerding nicht anders aus als Personal mit Arbeitsbeginn zwei Stunden später.

Wieder fiel mir auf, dass das Geräusch der MRT designt klingt, vor allem weil ich mindestens fünf deutlich verschiedene hörte. Aber wenn man es designen könnte, würde eine Ingenieurin es doch eher möglichst leise machen. Klopfen, Brummen, Schnarren, Surren, Fauchen – vor allem die letzten beiden klangen wie Star Trek.

Später fand ich auf spektrum.de eine Erklärung: “Warum ist ein Kernspintomograf so laut?” Doch wie so oft in der Physik fehlen mir die Basics, um sie wirklich zu verstehen (dass man die Vibration der Spulen hört, kann ich noch nachvollziehen, aber: Magnete machen Geräusche?).

Kurzes Befundgespräch mit dem Radiologen: Keine Veränderung meiner vorgefallenen Bandscheiben im Vergleich zu den Aufnahmen vor drei Jahre. Das ist einerseits gut, weil keine Verschlechterung sichtbar. Andererseit sind ja die Ausfälle mehr geworden.

(Und ich habe mal wieder aktuelle Fotos von mir.)

Das war alles wohl organisiert und flink verlaufen, so kam ich deutlich früher als sonst in die Arbeit – und holte erst mal den Morgenkaffee nach. Martina Schwarzmanns “Deaf’s a bissal mehra sei” verfolgte mich als Ohrwurm durch den Vormittag.

Das Wetter machte auf Winter, warf hin und wieder mit Schneeflocken um sich, Temperaturen aber nur knapp unter Null.

Feierabend machte ich noch bei Tageslicht, nachdem ich meine Umgebung rundum und mehrfach auf meine Urlaubsabwesenheit Montag und Dienstag vorbereitet hatte. Einkaufsabstecher in einen Edeka für Süßkram und assortierte Wochenendbeginnsdrinkmöglichkeiten: Saftorangen, Sahne, verschiedene Tonic Waters. Damit bot ich Herrn Kaltmamsell bei der Heimkehr an: Mimosa (mit vorrätigem Prosecco), Gin & Tonic, Green Monkeys – oder vorrätige Weine. Er entschied sich für Mimosa, wollte aber erst noch kochen (es war noch nicht mal sechs), ich plante ja auch Brotbackschritte.

Also guckten wir Vorabendkabarett aus dem Internet: 45 Minuten aus Martina Schwarzmanns aktuellem Programm “Genau richtig” (indem sie unter anderem darlegt, wie nützlich es ist zu lügen).

Dann gab’s Mimosa (der uns ein wenig enttäuschte, weil wir beide etwas entweder Süßeres oder Frischeres erwartet hatten), und zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell das vor einer Woche eingelegte Corned Beef-Fleisch gegart – eine Hälfte gekocht (links), die andere im Ofen gebraten.

Schmeckte sehr unterschiedlich, beides aber sehr gut.
Zum Nachtisch viel Süßkram.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 24. Januar 2019 – Nur Arbeit

Freitag, 25. Januar 2019 um 5:38

Gut geschlafen, das war schön.

Wieder Frost, gestern kam zwischen dem Hochnebel allerdings manchmal die Sonne heraus. Auf dem Heimweg schneite es eine Runde.

So eine Woche, in der ich gar nicht zum Sport komme oder sonst irgendwas abends unternehme, besteht ja dann nur noch aus Arbeit. Das fühlt sich traurig und grau an.

Vormittags eine Hand voll Dörrpflaumen, mittags rote Paprika mit Manouri, schon drei Stunden später wieder Hunger: Hüttenkäse und Granatapfelkerne. Abends gabs Zuckerhut aus dem gestrigen Ernteanteil, mit Räucherlachs und Mandarinenstücken, davor machte uns Herr Kaltmamsell Martinis aus dem aktuellen Lieblingsgin Botanist – dafür ist er sogar zu blumig.

Fernseher lief nach dem donnerstäglichen Quer weiter, gezeigt wurde ein Auftritt der Kabarettistin Martina Schwarzmann. Die hatte sich mir mit ihrem seinerzeitigen (2006) Metzgereifachverkäuferinnenhit “Deaf’s a bissal mehra sei?” eingebrannt. Vorsatz, Martina Schwarzmann dringend mal live zu sehen.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 23. Januar 2019 – Beifang aus dem Internetz

Donnerstag, 24. Januar 2019 um 6:56

Vor Wecker aufgewacht, guten Milchkaffee getrunken, in frostiger Kälte in die Arbeit gegangen. Ein weiterer hochnebliger Tag.

Ziemlich viel Wahnsinn für einen Tag im Büro, möglicherweise standen die Sterne gestern im Bild Spinner.

Mittagessen: Am Vorabend gekochter Buchweizen (in süß), den ich morgens mit Joghurt vermischt hatte. Snacks: Vormittags Trockenpflaumen, nachmittags Grantapfelkerne und Nüsse.

Nach spätem Feierabend trug ich mein Sportzeug heim, auch gestern fühlte ich mich zu wacklig für einen Einsatz.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Krautkrapfen (Ernteanteilsauerkraut), davor hatten wir den ganzen Jamón (Weihnachtsgeschenk) angeschnitten.

Abend-Entertainment: Im Fernsehen kam ein Krimi mit Fritzi Haberlandt, deren Fangirl ich seit Erbsen auf halb sechs bin. Hanebüchene Handlung, aber viel wundervolle Fritzi Haberlandt.

§

Seit einigen Jahren steht Milliardär George Soros im Mittelpunkt zahlreicher Weltverschwörungstheorien. Wer ihn dort hingestellt hat und warum man für erfolgreiche machiavellische Wahlkampagnen einen Gegner braucht, zeichnet dieser aufschlussreiche und gruslige Artikel von Hannes Grassegger nach, der seit einigen Tagen durch mein Internet gereicht wird:
“Der böse Jude”.

§

Josh Ellis befasst sich mit den Amish und ihren Einsatz von Technik. Er findet heraus, dass man sich davon durchaus Aspekte abschauen kann.
“Appropriate Technology”.

At first, I was surprised to discover that the Amish do not simply reject technology — but upon reflection, of course they don’t. Everything humans invent to solve problems we can’t solve solely with our minds or our bodies is, by definition, technology.
(…)
But nor do they simply set some sort of arbitrary cutoff point, pick a year and say: nothing past this date. What they do, which is far more interesting, is this: when presented with a technology, they look at it, consider it, and decide whether it has any value to their community and under what circumstances.

Interessant ist halt was passiert, wenn man sich dem Effizienzdiktat unserer Gesellschaft1 einfach mal entzieht – und wie sehr das in uns drinsteckt, sehe ich jedes Jahr beim gemeinschaftlichen Sugoeinkochen im Kartoffelkombinat, wenn fast ausnahmslos alle Beteiligten sofort Prozessketten entwickeln, mit denen man das möglichst effizient abwickeln kann. Selbst musste ich vor vielen Jahren erst langsam das Vergnügen an Uneffizienz lernen und dass ich mich im Privaten vielleicht vom beruflichen (und im Grunde ja doch nur Gewinnmaximierungs-orientierten) Effizienzdiktat befreien darf (dabei gehe ich zu Fuß schon immer lieber schöne Wege als kürzeste). Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen ich selbst meiner Freizeit Effizienz abverlangt habe, in denen ich so fertig war, dass ich systematisch nach Erholungsmethoden recherchierte, die möglichst schnell und sicher funktionieren sollten. Das war sehr, sehr krank.

Und ich sehe durchaus den Wahnsinn in Sportmaschinen, die mir Bewegung ermöglichen – in einer Welt, in der Maschinen dafür entwickelt wurden, dass ich möglichst wenig Körperkraft einsetzen muss.

§

Schon am Dienstag in der Süddeutschen: Ein Interview mit einem Umweltpsychologen an der FH Dortmund und der Ruhr-Universität in Bochum, Marcel Hunecke (€).
“‘Flugreisen sind die ökologische Keule'”.

Darin zahlreiche alltagsfreundliche Tipps für klimaschonendes Verhalten inklusive dem klaren Hinweis:

Flugreisen sind immer die ökologische Keule, die am Ende einer individuellen Umweltbilanz droht. Mit Flügen, vor allem in die Ferne, reißen wir gewissermaßen alle Umweltentlastungen ein, die wir meist mit viel Mühe im Alltag erreicht haben. Das sollte Menschen klar sein, denen es wichtig ist, nachhaltig zu leben.

Hunecke hilft mir auch bei meinem Nachdenken darüber, ob die wachsende Mobilität der Menschheit seit der Aufklärung eine Hauptursache gesellschaftlichen Fortschritts ist (Kennenlernen anderer Kulturen und Lebensweisen, allgemeiner Gewinn an Wissen und Erkenntnis) oder ihr Untergang (Umweltzerstörung durch Verkehrsinfrastruktur, Emissionen, Zerstörung von lokalen Strukturen und Netzen durch Touristenmassen). Denn er weist darauf hin, dass Reisen als zvilisatorische Bereicherung schlicht anders aussähe als im Moment:

Zeit einplanen. Länger am Ort bleiben, um wirklich mit einer Kultur in Kontakt zu kommen, das braucht Wochen, eher Monate. Das Schlimme ist der kurze Flug für einen Tag nach Paris, dann drei Wochen nach Thailand. Das sind in erster Linie Konsumerlebnisse und damit Teile einer wirtschaftlichen und nicht einer kulturellen Globalisierung. Diese Konsumreisen werden wir uns aus ökologischen Gründen auf Dauer nicht leisten können.

Mit diesem Schwerpunkt an Klimafreundlichkeit ist auch der oft gehörte Vorwurf zu entkräften, nachhaltigen Lebensstil müsse man sich erst mal leisten können, ökologisches Bewusstsein sei elitäres Distinktionsmerkmal: Fliegen als sei es Busfahren und regelmäßige Fernflüge als gravierendste Beiträge zur Erderwärmung können sich arme Menschen gar nicht leisten; sie sind typischer Lebensstil einer Elite mit Geld, die im Bioladen einkauft. Es ist also umgekehrt viel mehr so, dass man sich klimaschädliches Verhalten erst mal leisten können muss.

§

Auch wenn ich nicht plane, nach Moskau zu ziehen (Winter von Oktober bis April?!): Katrin Scheib notiert kurz vor ihrem Rückzug nach Deutschland, was man wissen sollte.
“Du willst also nach Moskau ziehen”.

  1. Wozu es im schlechten Fall führen kann, zeigt das Gesundheitswesen – möglichst effiziente Pflege. []
die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 22. Januar 2019 – Zähe Woche

Mittwoch, 23. Januar 2019 um 6:55

Ab Mittag in Leuchtbuchstaben vor dem inneren Auge: Oh Gott, es ist erst Dienstag!

Das hatte zum einen damit zu tun, dass ich den Vormittag in drei anstrengenden Besprechungen verbrachte, zum anderen damit, dass ich mich körperlich nicht auf der Höhe fühlte: schwummerig schwindlig.

Dabei war ich morgens nach passabler Nacht aus einem ausgesprochen interessanten Traum aufgewacht, in dem ich in einem Reiseblog von einer spanischen Insel gelesen hatte, auf der die Bars und die Atmosphäre noch so seien wie im Festlandspanien vor 30 Jahren. Das Blog war zwar nervig PR-lastig, doch die sommerlichen Fotos der Insel lösten große Sehnsucht in mir aus.

Wetter: Eisig hochneblig, trocken. Zum Mittagessen eine Blutorange und eine Mandarine mit Manouri, der letzte Kanten des am Samstag gebackenen Brots.

Die enorme Wackeligkeit ließ mich den Abendsport abblasen; schon am Nachmittag war mir klar, dass Sport keine gute Idee wäre.

Statt dessen ging ich nach spätem Feierabend beim Süpermarket Verdi vorbei, kaufte Paprika zur Brotzeit, Granatäpfel, Mandarinen, Mangostin.

Morgens hatte ich die Roten Bete aus Ernteanteil gekocht, abends machte ich mir daraus (Herr Kaltmamsell war aushäusig) Suppe mit Kokosmilch. Ich hatte bereits vergessen, wie köstlich die schmeckt und genoss sie sehr.

Nach der Tagesschau herumgeschaltet, bis ich an Tron Legacy hängen blieb – nur wegen der Musik: Während in Tron das Set Design die Hauptrolle spielt, ist sein Nachfolger im Grunde nur das Video zum epochalen score von Daft Punk.

Nicht erst beim Abschminken erinnerten mich Schmerzen an eine blöde Entzündung am Auge (bayr. Werlaug).

die Kaltmamsell