Archiv für Oktober 2014

Journal Donnerstag, 23. Oktober 2014 – Begegnung beim Friseur

Freitag, 24. Oktober 2014

Das Wetter war weiterhin greislich, fast den ganzen Tag regnete es. Und es war kalt geworden, ich trug Handschuhe auf dem Fußweg in die Arbeit.

Im Büro war ich den ganzen Tag allein: Chef und eine Kollegin hatten Urlaub, zwei Kolleginnen arbeiteten von Zuhause aus, der Praktikant war immer noch krank. Es war so viel zu tun, dass das nicht auffiel. Mittags holte ich mir schnell Käse und ein paar Tomaten aus dem Supermarkt.

Abends Friseurtermin. Als ich hereinkam, sah ich im Wartebereich eine Bloggerin sitzen, die sogar eher selten in München ist. Wir kannten uns schon vorher persönlich, ich freute mich sehr über die Begegnung, und wir hatten sogar noch ein Viertelstündchen zum Plaudern.
Die Haare sind jetzt wieder angemessen KURZ!

Aus dem Spinat des Ernteanteils bereitete der Mitbewohner zum Nachtmahl Pizza und erlebte Abenteuer mit dem jetzt ja deutlich höher heizbaren, neuen Backofen (u.a. ist das Backpapier nicht auf diese hohen Temperaturen ausgelegt und zerfällt zu Asche). Die Pizza war köstlich.

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Computerwissenschaften, Informatik, Programmieren – typische Männerdinge, zumindest will es das Stereotyp so. Interessanterweise war das vor den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts durchaus anders: Der Anteil von Frauen in Computerwissenschaften an US-amerikanischen Universitäten stieg sogar steiler als ihr Anteil in Rechtswissenschaften. Warum hörte das auf?
“What Happened To Women In Computer Science?”

(Tipp: PCs)

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Morgens herzlich gelacht, noch vor dem Duschen:
“Das Servicedesk und ich”.

Unterschätzen Sie nie den IT-Fachbegriff “IRGENDWIE”. (Und Hartnäckigkeit.)

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Apropos Stachelschwein: Hier knapp drei Minuten, in denen einer aufs Allerniedlichste Kürbis frisst. Mit Niedlichgeräuschen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/cILZ_cB3_so

via @anneschuessler

Right now – Wiederholung 8

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Kleine Serie, hier begonnen, vom Erfinder ganz anders gemeint, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012 und 2013 fortgesetzt.

Ich lese … dieses Jahr anscheinend recht wenig – meine Bücherliste steht bei der halben Anzahl, die ich sonst um diese Zeit im Jahr erreiche. Gleichzeitig werfe ich dieses Jahr so viele Süddeutsche Zeitungen nach Wochen ungelesen weg wie seit Magisterprüfungszeiten nicht mehr. Lese ich statt dessen mehr Internet? Glaube ich nicht, mein Feedreader quillt über, immer öfter leere ich ganze Sektionen ungelesen. Irgendjemand klaut mir Lesezeit, denn ich unternehme genauso wenig wie immer.

Ich trage … einen orangen Frotteebademantel (vor über zehn Jahren bei ebay ersteigert) und dunkelrote Burlington-Kniestrümpfe, die ich seit Gymnasialzeiten besitze.

Ich habe … immer noch diesen kleinen Schnupfen – der sich allerdings vergangene Nacht die linke Nasenseite vornahm und die zugehörigen Nebenhöhlen mit einer Vehemenz kaperte, dass ich von den Schmerzen aufwachte. Und mich erinnerte, dass ich eben geträumt hatte, ich hätte mich in der Arbeit krank gemeldet. Allerdings in der alten Arbeit.
Ich danke hiermit der Pharmaindustrie von Herzen für Nasentropfen und Aspirin. (Geht mir weg mit “Naturheilmitteln” – bei mir überzüchtetem Wesen wirkt nichts, was nicht einmal durch die Chemiefabrik gegangen ist.)

Ich höre … die Straßenkehrmaschine, die die Wege von Herbstlaub und sturmgebrochenen Zweigen befreit.

Ich trinke … Milchkaffee auf der Basis von Dinzlerbohnen der Sorte “Espresso Venezia” – schmeckt mir sehr gut.

Ich esse … auch heute vermutlich bis Mittag nichts – erst habe ich keinen Appetit, dann mag ich vor lauter Stress nichts essen. Wenn dann das Hungerbauchweh zu sehr stört, löffle ich vermutlich einen Becher Hüttenkäse: Schmeckt mir, sättigt auf Stunden, und ich habe das gute Gefühl, meine Muskeln mit einem Eiweißstoß versorgt zu haben. Mal sehen, was mir dann noch als eigentliches Mittagessen einfällt; derzeit ist nichts im Haus, was ich als Brotzeit mitnehmen könnte.

Ich stehe … sehr selten. Sitzen, laufen, radeln, liegen tue ich erheblich öfter.

Ich gehe … so gern zu Fuß, dass ich mich darüber ärgere, mit den meisten meiner Schuhe keine weiten Strecken beherzt laufen zu können. Nächste Existenzform: Woman in sensible shoes.

Ich lache … abends zumindest jeden Tag über Teile meiner Twittertimeline.

Ich sehe … ein schwaches Licht am Ende des Tunnels, traue mich aber nicht, ihm zu trauen.

Ich mag … jeden Morgen wieder nach dem Aufstehen auf dem Küchenbalkon kurz die Draußenluft schnuppern. Noch riecht sie jeden Morgen anders, bald wieder einige Monate einfach nur kalt.

Ich schreibe … seit zwei Monaten Tagebuchblog und habe den Eindruck, das tut mir gut.

Ich weiß … einerseits immer mehr Fakten (und habe eine Theorie zur Vergesslichkeit alter Menschen: Die wissen einfach durchs Langegelebthaben so viel, dass nicht alles im Arbeitsspeicher sofort abrufbar ist – das Gehirn muss immer mehr auslagern, wo es zwar noch vorhanden ist, aber schwer zugänglich. Dummerweise sind die Kriterien für die Lagerung chaotisch und noch deutlich unterforscht.), andererseits genausowenig, wo es hingehen soll, wie schon in den vorherigen 35 Jahren.

Ich möchte … noch mindestens einmal eine große Veränderung im Leben.

Journal Dienstag, 21. Oktober 2014 – Langgehantelt

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Nach längerer Pause wegen Lustlosigkeit mal wieder morgens zum Kraftttraining in Gruppe mit Langhanteln geradelt. Neue Musik, neue Choreografie – und eine Vorturnerin, die letzteres noch nicht draufhatte und wirre Anweisungen gab. Das und ihre anfänglichen Probleme mit der Musikanlage führten dazu, dass sie die Stunde überzog und ich noch vor dem Dehnen Spielzeug aufräumen und raushuschen musste, um rechtzeitig in die Arbeit zu kommen. Doch alle Übungen liefen reibungslos, keine Ausfälle im linken Arm.

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Regnerisches Wetter, erst im Lauf des Tages wurde es trockener. Mittags in immer noch milder Luft zum Einkaufen spaziert, unter anderem die erste der jetzt regelmäßig erscheinenden deutschen Ausgaben Wired besorgt. Ich lese im Grund in einer Printblase, wenn ich ausschließlich Magazine kaufe, in denen Menschen schreiben oder in denen über Menschen geschrieben wird, die ich persönlich kenne.

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Es gibt Kunden, die allem misstrauen, was man abrechnet (“Was? Sieben Stunden soll das gebraucht haben?!”). Und dann gibt es Kunden, die für Alltäglichkeiten so tief dankbar sind (“Großartig! Die Liste stimmt mit meiner überein! Das ist wirklich eine ganz hervorragende Zusammenarbeit.”), dass ich mich bestürzt frage, welche Erfahrungen sie wohl vorher gemacht haben.

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Wenn Sie wie ich in Brighton verliebt sind, sollten Sie dringend die Fotos von lomokev verfolgen, auf instagram. Unter anderem ist er Mitglied des Brighton Swimming Club und macht Bilder im Wasser:
“‘I Dare the Wave, A Life to Save’ released by MiniClick”

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Ohrwurm des Tages (von einer Mixkassette, die mir mein Bruder 1995 aufnahm und die “Malta Schalta Mix” hieß):


“Malta Schalta” hieß die die Mischung, weil er sie mir zu Weihnachten schenkte, das ich mit einer Freundin auf Malta verbrachte, und weil das Stück “6 Mark 50” von Badesalz drauf war.

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Dinge, die mich sofort zum Kreischen bringen (innerlich natürlich, ich bin eine Dame): Fortschritte in der Entwicklung eines echten Hoverboards.

Journal Montag, 20. Oktober 2014 – Stockholmeuphorie

Dienstag, 21. Oktober 2014

Na gut, dann ist das da in den oberen Atemwegen, was ich seit Samstag ignoriere, halt doch eine kleine Erkältung. Weil ich erst letzte Woche laut sagte, dass ich dieses Jahr noch gar nichts hatte. Aber wirklich nur eine kleine.

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Sportpause für den durchwanderten, durchjoggten Körper. Im Lauf des Tages nur zweimal Treppen gelaufen, dafür aber acht Stockwerke inklusive denen über dem Büro.

Dieser Euphorieschub, wenn nach wochenlangem Termingeschubse (elf Termine zwischen jeweils durchschnittlich zehn sehr terminverplanten Menschen auf drei Kontinenten arrangieren, inhaltlich bei den Terminen nicht mitdenken können, die Menschen nicht kennen) ein Nottermin an der Zusage eines Menschen hängt, und der dann zusagt. So sehr habe ich mich noch über kein Beförderung gefreut. Hat auch was von Stockholmsyndrom.

Was ich auf jeden Fall in diesem Job gelernt habe: Es hat nichts damit zu tun, wie gern oder ungern ich etwas tue – ich werde mich immer fürs Ergebnis verantwortlich fühlen und bei Nichtgelingen leiden wie ein Hund.

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Sonst kenne ich lustige Autogeschichten nur von novemberregen. Diesmal hat mek eine geschrieben (falls Sie den Herrn noch nie erlebt haben: mit leicht niederländischem Akzent gelesen vorstellen):
“autofahrschwierigkeiten”.

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Was gegen Stereotypen hilft, begrüße ich immer. Diese Fotoserie von Vatern und Töchtern im Iran gehört dazu.
“Iranian Fathers and the Diverse Daughters They’ve Raised”.

While Motlaq doesn’t think the relationship between fathers and daughters in Iran is too different from those in other countries, she was keen to use it as a way to highlight the country’s “diversity of families, opinions, and classes of society.”
(…)
“My culture may have lots of weakness and things that I don’t agree with, but, whatever it is, it’s far from the current image that the media have been created for people of the world,” she said. “When you live outside Iran, you get tired of those wrong perceptions, those weird questions and dark images people have about your country. They judge everything based on that false information. I think knowing the reality and truth is very important even if it’s bitter sometimes.”

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Wunderschöner Tanz auf Spitzenschuhen, und die Menschen, die diese Schuhe machen – sehr anrührend:
“The Perfect Fit
Far from the dance studio, craftsmen hammer and form ballet shoes with their own rough grace”.

All the ballerinas get dodgy feet, don’t they, so I get dodgy hands from making the shoes.

via @ankegroener

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Nach Zombie Run kommt Tampon Run. Ja, genau was Sie jetzt denken.
“Taking Aim at The Tampon Taboo
Girl coders give video games a new spin.”

The goal is to stop police from chasing you, using nothing but a bloody tampon as your weapon. This may seem strange to some, but as the girls so aptly explained, what is even stranger is the idea that, as a society, we accept guns as commonplace while menstruation remains taboo.

The girls got the idea for Tampon Run from an incident involving last year’s anti-abortion case in Texas. State police confiscation of feminine hygiene products such as tampons and maxi pads in fear that women would throw them on the Senate floor. While women were asked to hand over their tampons, people holding handguns with concealed carry permits were expedited through the checkpoint.

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Ich finde interessant, die Diskussion über die Folgen von Einwanderung auch in anderen europäischen Ländern zu verfolgen. Zum Beispiel in UK. Ein Artikel im Guardian befasst sich mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Einwanderung von EU-Bürgern:
“Immigration: Could we – should we – stop migrants coming to Britain?
Britain is convulsed with anxiety about immigration, with claims of too many EU citizens coming here, the benefits system being abused and wages being forced down. An expert on immigration looks at the evidence”.

The government’s own figures show that migrants are about half as likely to be in receipt of a DWP out-of-work benefit as people born here. Many migrants from the EU, however, are in low-paid work (including self-employment) and so receive tax credits; as the numbers settling here permanently have grown, and they start having kids, this has become quite a significant phenomenon. But it’s not benefit tourism.

Journal Sonntag, 19. Oktober 2014 – Sonniges Isartal

Montag, 20. Oktober 2014

Die Morgenbrötchen gelangen auch beim zweiten Mal nicht so recht: Der Teig war wieder kaum aufgegangen, und die Semmeln wurden zu dunkel. Nächstes Mal deutlich längere Stockgare? Das eigentlich Aufregende war die erste Nutzung des Dampfeinstoßes im neuen Ofen. Die Programmierung war ein wenig kompliziert – ich bin halt Computerbildschirme gewohnt, auf denen ich jederzeit einen Überblick über meine Eingaben habe. Doch das Bedampfen funktionierte.

Dafür klappte mein Plan, diesen angekündigten letzten Spätsommertag nochmal für eine Wanderung zu nutzen. Ich fuhr nach Icking, um über das Isarhochufer nach Wolfratshausen zu spazieren, untenrum im Isartal und übers Ickinger Wehr zurück. Ich hatte Glück: Trotz Lokführerstreik kam ich reibungslos nach Icking.

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Bussarde hörte ich und sah sie bis zu dritt auf Thermik fliegen. Nicht gefasst war ich allerdings auf Lamas.

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In Wolfratshausen machte ich ein Päuschen bei Cappuccino und Apfelschorle, um mich herum Paare und Familien beim Kirchweihessen.

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Das Ickinger Wehr.

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Der Heimweg war dann eher länglich: Fast eine Stunde wartete ich am Ickinger S-Bahnhof, bis eine unbestreikte Bahn mich zurück nach München brachte. Ich hatte die halbe Wochenendezeitung als Lektüre dabei: So eine Zeitung ist ja anders als ein Buch eine flexibel lange Lektüre, Ziehharmonika-artig – im Alltag durchblättert, Überschriften gecheckt, selektiv gelesen, werden mit steigender Not immer mehr der Artikel gelesen; irgendwann locken auch Biowetter und Impressum zum Lesen.

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Abends Fleischpflanzerl (spontaner Einfall: mit Feta gefüllt). Ich wollte, dass alle gleichzeitig fertig wurden und benutzte zwei Pfannen. Die zweite Pfanne stellte sich als untauglich heraus, sie produzierte Fleischpflanzerlgröstl. Dazu aus dem Ofen Butternutkürbisscheiben.

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Ein Dominik-Graf-Polizeiruf: Nach der positiven Überraschung vom Vorabend nun eine Enttäuschung, die reichlichen Anspielungen an Guttenberg rissen das nicht raus. Das gute Drehbuch stammte von Sathyan Ramesh, das gestrige von Günter Schütter. Werde ich mir merken, beide Namen.

Journal Samstag, 18. Oktober 2014 – nochmal Spätsommer

Sonntag, 19. Oktober 2014

Selbst das wenige Außenlicht, das es nur sehr indirekt mit Nordfenster und zu zwei Dritteln herabgelassenem Rollladen in mein Schlafzimmer schaffte, war beim Aufwachen um sieben unverwechselbar: Es kündigte einen strahlenden Sonnentag an. Nach einem Morgenkaffee radelte ich zur Luitpoldbrücke, um von dort meinen Isarlauf nach Unterföhring und zurück zu starten. Ein traumhafter Lauf in der Sonne – von der Leinthalerbrücke aus sah ich nach Süden deutlich den Wendelstein -, körperlich unbelastet.

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In lustiger Kleidung Einkaufen gegangen, vorbei an vielen, vielen Menschen in Straßencafés.

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Nachmittags merkte ich, dass ich nach dem Freitagabend über französischem Essen mit einer Freundin nicht ganz genug geschlafen hatte und legte mich zu einer Siesta hin – in den letzten Jahren habe ich sehr selten dieses Bedürfnis, freue mich umso mehr, ihm nachgeben zu können.

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Zeitunglesen im sonnigen Wohnzimmer. Die neue SZ am Wochenende macht einen sehr guten Eindruck. Ausführliche Wochenendzeitungen habe ich ja Anfang der 90er während meines Auslandsjahrs in Großbritannien kennengelernt und schätzte es dort sehr – mit weniger als drei Wochenendblättern kam ich sonntags nie vom Morgenschwimmen zurück ins Student House. Doch seither haben sich meine Lesegewohnheiten sehr verändert; mal sehen, wie sich das auf das Lesen dieses neuen Formats auswirkt.

Allerdings wünschte ich, ich hätte das Streiflicht nicht angeschaut: Mit launigen Stereotypen über Internetnutzer, die kein wirkliches Leben haben, wurde die Hetzjagd gegen Anita Sarkeesian lächerlich gemacht, die ja nur der jüngste Auswuchs von Terror gegen Feministinnen ist:

Viel zu befürchten hat Frau Sarkeesian aber nicht. Wer ihr etwas antun wollte, müsste die virtuelle Welt verlassen. Doch wer so tief darin lebt, hat längst vergessen, wo eigentlich der Ausgang war.

Ernsthaft? Ja, die Süddeutsche ist stolz auf ihre interne Meinungspluralität. Aber da ich weiß, wie viele Menschen in der Redaktion inzwischen das Internet kennen, es klug nutzen, darin leben, wundert mich schon sehr, dass es immer noch keine Filter gibt, die das Rausplärren solch geballter Ignoranz verhindern. Das Streiflicht, bezeichnenderweise nicht namentlich gekennzeichnet, steht wie keine andere Rubrik für die Zeitung. Dieser vorgestrige Blödsinn macht das ganze Blatt lächerlich.

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Den späten Nachmittag in der Küche verbracht:

Apfelschlangerl nach Katharina Seiser gebacken. Gelernt: Pink Lady ist kein guter Kuchenapfel (war mir vor Jahren mal empfohlen worden, hatte ich deshalb ausprobiert, wird aber leider gummig hart), anderthalb Kilo Äpfel sind zu viel Füllung, die Rolle platzte im Ofen auf.

Neuen Joghurt angesetzt, derzeit esse ich pro Woche mindestens ein Kilo.

Morgenbrötchen nach Lutz Geißler angesetzt.

Zum Nachtmahl Kartoffel-Kohlrabi-Eintopf gekocht. In jüngster Zeit entdecke ich die klassische Einbrenn als Geschmacksgeber für Gemüsegerichte und -suppen. Sie scheint mir der zeitgenössischen Alltagsküche völlig abhanden gekommen zu sein, nachdem sie in der Generation meiner Mutter an fast alles kam. Vielleicht hat Letzteres zu Ersterem geführt?

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Abends im Fernsehen in den Dominik-Graf-Krimi “Reiche Leichen” reingeschnuppert – und angenehm überrascht hängen geblieben: Überdurchschnittlich gutes Drehbuch, vor allem sehr schöne Dialoge, unpeinliche bis gute Schauspielkunst, Andreas Giebel strahlt genau die grundmenschliche Wärme aus, die es für seine Rolle brauchte. Aus der Schönheit des Starnberger Sees genau richtig viel gemacht, ohne Kitschgrenzen zu reißen.

Journal Donnerstag, 16. Oktober 2014 – Huhn

Freitag, 17. Oktober 2014

Trotz Regen in die Arbeit geradelt (ich musste besonders früh da sein), dann halt mit Umhang.
Aus einer gefürchteten und unangenehmen Sache rausgekommen, in dem ich auf die Frage “Do you want to be here?” mit “No, I don’t.” antwortete. Das war ja einfach – nur dass ich halt normalerweise nicht gefragt werde und die Option Nein nicht existiert.

Beim Lidl geschmunzelt:

Zum Nachtmahl den Spinat aus dem Ernteanteil mit Nudeln, Sahne und geräucherter Makrele kombiniert – geht sehr gut.

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Eine Bäuerin in Oregon erzählt vom Fleischessen und vom Schlachten. Auch ich hoffe, dass ich beim Anblick meiner Fleischmahlzeit nie den Gedanken auslasse: Das war mal ein Tier und hat gelebt. Und jetzt ess ich’s.

“Farm Confessional: What Butchering Your Animals Really Feels Like”

It will always be uncomfortable, just like taking a dying animal to be euthanized: You know, and they don’t. You question your motives, as you should; or at least I do, year in and year out. But I come back to the same decision each time: I am part of nature, not above it. I choose to be within the food chain, not to stand outside of it.

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Wie absolut großartig graue/weiße Haare aussehen können, zeigt Jamie Lee Curtis (und schaut auf diesem Bild ihrem Herrn Papa sehr ähnlich).

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Die aktuelle Diskussion ums Eizelleneinfrieren befremdet mich ein wenig – geht es wirklich darum, dass zwei US-amerikanische Großunternehmen (die vorbildlich familienfreundliche Arbeitsverhältnisse haben) ihre Mitarbeiterinnen dabei finanziell unterstützen? Und die das selbstverständlich aus kapitalistischem Selbstinteresse tun, wie alles andere auch. Oder wird einfach die blanko Unnatürlich!-Karte gezogen, die historisch besonders schnell bei der Hand war, wenn Frauen sich Selbständigkeit erkämpften.

Auch hier geht es überhaupt nicht um mich, ich kann den Wunsch nach Fortpflanzung nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Weiß aber, dass der Rest der Menschheit ihn definitorisch hat (die Ausnahmen sind statistisch nicht relevant). Höre ich also einer zu, die das mit den Eizellen gemacht hat, Nicola Abé:
“Gefrorene Zeit.”

Für mich der Schlüsselsatz:

Sicher ist ein Kinderwunsch stets auch egoistisch. Allerdings sehe ich nicht, wieso er bei Frauen, die sich Eizellen einfrieren lassen, egoistischer sein soll als bei anderen.

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Sie haben nichts zu verbergen? Auch nichts, was missverständlich wirken könnte? Wollen Sie sich das nicht nochmal gründlich überlegen?
Das Nuf kennt beobachtende Instanzen, die sie durch eigene Schlüsse in sehr unangehme Situationen gebracht haben: “Mama Leaks”.

Selbst Dinge, die eigentlich nie geschehen noch jemals ausgesprochen wurden, haben ausreichend Potenzial zum Rechtfertigungsalbtraum zu werden. Einfach weil das Kind etwas beobachtet und sich selbst einen Reim auf die Geschehnisse macht, die nicht unbedingt dem tatsächlichen Tathergang wiedergeben müssen.

Und das stellen Sie sich jetzt bitte mit bösen Absichten dahinter vor. Immer noch nichts zu verbergen?