Journal Montag, 28. Juni 2021 – Wandersouvenir

Dienstag, 29. Juni 2021 um 6:36

Meh, wieder ein schlafloses Loch in der Nacht, das ich erst mit Wälzen (abwechselnd frierend mit Decke bis unters Kinn und schwitzend freigestrampelt), dann mit Lesen verbrachte.

Auch diesmal hatte ich mir (neben ein paar Mückenstichen) ein Souvenir an den Unterschenkeln erwandert:

Diesmal recherchierte ich gründlicher. Ausführliches Googlen inkl. Bildersuche ergaben: Purpura d’effort (vulgo Wanderkrätze – völliger Blödsinn, es sind keine Krätzmilben beteiligt) heißt der rote Ausschlag, den ich seit einigen Jahren nach Wanderungen in Wanderstiefeln an meinen unteren Beinen beobachte. Ich brauche nicht mal große Hitze, die benötigte Temperatur entsteht möglicherweise im Stiefelschaft. Die Medizin weiß nicht genau, woher das kommt oder was man dagegen tun kann (in Wanderforen natürlich verschiedenste Tipps, jedes “bei mir hat geholfen” trifft auf “bei mir nicht” – bitte beherrschen Sie sich), nur dass dieser Ausschlag vor allem “bei Frauen mittleren Lebensalters” auftritt und nicht schlimm ist. Hmpf.

Wunderbar frische Luft am letzten sonnigen Sommermorgen vor angekündigtem Wetterumschwung.

Mittags gab es Pumpernickel mit Butter, die erste Gurke aus Ernteanteil der Saison, besonders köstlich.

Emsiger Arbeitstag, aber ohne Hektik. Draußen wurde es mittelheiß.

Auf dem Heimweg kehrte ich für einen Einkaufsabstecher im Supermarkt ein, ich kaufte die gemeinsame Liste leer. Direkt vor Zuhause große Freude: Alle Baucontainer waren weg!

Daheim gönnte ich mir eine Runde Yoga für den oberen Rücken, die sich als recht zackig herausstellte – mache ich nochmal.

Mit der Post war ein Neuzugang in meinem Sport-Maschinenpark eingetroffen:

Eine Pilatesrolle. Ich probierte gleich mal die vom Orthopäden angeordnete Übung aus (längs rücklings drauflegen, seitlich ausgestreckte Unterarme und Kopf in den Boden drücken) und genoss dann Rumrollen – Übungen in dieser Haltung hatte ich schon in der Nach-Reha gerne gemocht.

Herr Kaltmamsell servierte ein spannendes Abendessen: Fenchel-Linsen-Curry, denn der Ernteanteil hatte reichlich Fenchel gebracht. Da auch eine Menge Fenchel-Grün dabei war, ließ er den Dill weg. Wurde mit Vollkornreis serviert, schmeckte ausgezeichnet.

Zu Joëls Montagsfrage fällt mir diesmal sogar etwas ein (witzigerweise sprach ich gestern über genau dieses Thema mit jemandem, dem ich zum 20. Geburtstag gratulierte):

Wann wurde dir bewusst, dass du erwachsen geworden bist? Gab es ein Ereignis, das dich das spüren ließ, und wie fühlte sich das an?

Das war mein 20. Geburtstag, der bislang einschneidendste meines Lebens. Ich war Zeitungsvolontärin, machte gerade Station beim Lokalradio, lebte seit einem Jahr allein. Und mich traf wie ein Schlag an diesem Geburtstag die Erinnerung, wie ich als 16-jährige 20-jährige gesehen hatte: Als erwachsene Frauen. Und das war ich jetzt also. Das Gefühl dazu: Kindheit und Jugend waren vorbei, ab sofort konnte ich das “SELBER!” nicht mehr nur behaupten, sondern es wurde vorausgesetzt. Diese Verantwortung drückte mich geradezu nieder.
Gleichzeitig bin ich bis heute überzeugt, dass ich dieses “erwachsen” bloß spiele und ich jederzeit auffliegen könnte.

§

Zu dem Missständen im Nußbaumpark, neben dem ich wohne, hatte ich in der nächsten Bürgerversammlung ein Projekt beantragen wollen, dass sie auf der Basis heutiger Forschungsergebnisse analysiert und mögliche Lösungen erarbeitet. Stellt sich heraus: Genau so ein Forschungsprojekt wurde gerade abgeschlossen, die Ergebnisse wurden vergangene Woche im Stadtrat vorgestellt.
“Ideen für ein attraktives Bahnhofsviertel”.
Jetzt würde ich allerdings gern noch die Studie selbst lesen, ich arbeite daran.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 27. Juni 2021 – Sonnige Wanderung von Kirchseeon nach Aying

Montag, 28. Juni 2021 um 6:33

Bis sieben geschlafen, das machte die unruhige Phase mittendrin wieder wett.

Der Himmel war morgens bedeckt, die Temperatur perfekt für das gestrige Vorhaben: Wandern von Kirchseeon nach Aying.

Während Herr Kaltmamsell den Vormittag noch zum Arbeiten nutzte, trank ich meinen Morgenkaffee auf dem Balkon und bloggte.

Foto: Herr Kaltmamsell.

Sogar für eine Runde Yoga war noch Zeit, bevor ich mich wanderfertig machte. Zum Frühstück gab’s ein Stück Mangold-Coca vom Vorabend und eine Banane.

Mittlerweile war es auch sonnig geworden.

Die S-Bahn-Fahrt nach Kirchseeon wurde zu einem kleinen Abenteuer: Im U-Bahnhof Stachus lasen wir die Anzeige, dass unsere S6 Richtung Ebersberg erst ab Ostbahnhof fahren würde. Kein Problem, an den Ostbahnhof fahren reichlich Bahnen. Dort war die gewünschte S6 auch für in wenigen Minuten angezeigt. Doch eine Durchsage schickte uns an ein entferntes Gleis (“heute abweichend”). Mit zahlreichen anderen Passagieren hasteten wir also an dieses Gleis – und standen eine Weile ratlos herum, denn es kam keine S-Bahn, auf der Anzeige stand lediglich eine Regionalbahn. Ich lief zurück zum vorherigen Gleis und erfuhr vom Durchsage-Herrn (Kabuff mit Gegensprechanlage), dass die nächste S6 nun doch am angekündigten Gleis abfahren würde, es aber an dem entlegenen Gleis keine Lautsprecher für Durchsagen gebe. Also rannte ich zurück dorthin und machte die Durchsage persönlich. Und zwar mehrmals bei an verschiedenen Stellen des Bahnsteigs, damit auch alle die Info mitbekamen. Ab dann verlief die Fahrt aber reibungslos.

Das Wandern war sehr schön, auch wenn ich die Strecke schattiger in Erinnerung hatte. Es war erfreulich wenig los, und mit den Radler*innen arrangierten wir uns größtenteils gut.

Bei Deinhofen wurde schon geerntet (was nur?). In dieser Gegend ließen wir auch mehrfach schicke Traktoren mit Anhänger vorbei, Landwirtschaft kennt halt kein Wochenende.

Teich mit Seerosen und deutlich hörbaren Fröschen. Wer hat bloß festgelegt, dass die im Deutschen “quak” sagen? Das ist sehr weit weg vom tatsächlichen “räbb”.

Villa am Rand von Moosach, die ich jedesmal bewundere und im Geiste mit Schriftstellerinnen und Malern im 19. Jahrhundert bevölkere.

Problematisch war auch dieses Mal wieder der Abschnitt zwischen Oberseeon (gleich hinterm Steinsee, an dem gestern eine Menge Badevolk war) und Schlacht: Wir haben immer noch keinen wirklich guten Weg gefunden (der in der ursprünglichen Wanderbeschreibung existiert nicht mehr), diesmal kamen wir südlich von Schlacht aus dem Wald auf eine Landstraße, die wir ein ganzes Stück entlang gehen mussten. In Schlacht rasteten wir.

Mit dieser Aussicht.

Aber wie’s halt ist, wenn man Pause beschließt, “sobald die nächste Bank kommt”: Es kommt keine. Diese war die erste 20 Minuten nach Pausenbeschluss.

Bei Kastenseeon hatte ich 2013 meine ersten Belted Galloways gesehen. Mittlerweile scheint dieser Hof einen ganzen Rinderzoo zu haben, selbst ich Laie konnte fünf Rassen unterscheiden.

Ich bin eine lästige Wanderbegleitung: Nicht nur bleibe ich ständig stehen um zu fotografieren, sondern auch, um Beeren zu naschen (gestern erwischte ich eine reife Walderdbeere) und an Rosen zu schnuppern. Doch gestern war ich um letzteres froh: Die obige Rose roch exakt wie das allererste Parfum, das ich je besaß, ein Fläschchen Rosenparfum, das mir meine Oma schenkte. Ich war noch so klein, dass ich nie auf die Idee kam, mich damit zu betupfen (das taten nur Große), schraubte aber immer wieder das Fläschchen auf, um an dem wundervollen Duft zu schnuppern.

Das Familienbad Kastenseeoner See war sehr voll – zumindest die Liegewiesen, im See selbst sah ich nur wenige Köpfe. Bei Lindach blieben wir länger stehen: Über einer Wiese, die gerade gemäht wurde, kreisten fünf mächtige Greifvögel.

Nach knapp fünf Stunden ohne große Mühe erreichten wir Aying, schön wie immer. Nach den derzeit üblichen Pandemie-Formalien ließen wir uns im Biergarten nieder und bestellten die Brotzeitteller.

Übersichtlicher als früher (siehe hier unten, Pressack traut sich wohl niemand mehr), dafür ohne Überfressung zu schaffen. Dazu für mich eine Apfelschorle und eine Halbe Dunkles Bier.

Rückreise mit der S-Bahn ohne Abenteuer, ich freute mich darauf, die sommerliche Wandermischung aus Schweiß, Dreck und Sonnencreme abzuduschen.

§

Nicht nur die bayerischen schönen Landschaften ächzen unter rücksichtslosem Inland-Tourismus (von dem auf der gestrigen Wanderung zahlreiche selbstgemachte Schilder zeugten, mit denen Anwohner wildes Parken, Müllhaufen und scheißende Hunde fernzuhalten versuchten, an Stalleingängen sah ich rot-weißes Absperrband – was IST mit den Leuten?!). Mein favorite shepherd James Rebanks schreibt im Guardian über die Zustände im englischen Lake District:
“Camper vans, crowds, hanging dog poo bags: can the British countryside cope this summer?”

Like many who live in tourist honeypots, we have long bemoaned the impact of visitors. We grumble about their driving, their parking, and their aimless milling about in inconvenient places. During lockdown, people felt that they had got their community back. No procession of tourists past their front door with Alpine walking sticks and enough mountaineering kit for an assault on Everest. No folks peering into their home. No camper vans blocking their drive, or knocking their wing mirrors off in the narrow lanes. No noisy crowds on the village green, eating ice-creams. No idiots jostling elderly residents with their backpacks in the post office. No dog mess hanging from trees in “recyclable” plastic bags, waiting for the dog-poo fairies to bin it. No one urinating on their drive late at night, heading back to B&Bs from the pub. And no dickheads using satnav to climb mountains, then having to call out (and risk the lives of) mountain rescue volunteers when they get stuck on rocky crags in the freezing rain wearing only T-shirts and trainers. There was a sense of relief to be done with all those hassles for a while.

(…)

Places of beauty are always “contested”; they have layers of use and meaning to a whole range of people. With so many demands on a landscape, perhaps we need to think more creatively about how to manage those tensions. Charging for entry and using technologies such as number-plate recognition could make things easier; we could use the proceeds to help manage the area, supporting local communities and traditional farming, repairing footpaths, and undertaking ambitious environmental restoration projects.

Als Nutzerin von teilweise spektakulär angelegten und ehrenamtlich gepflegten Wanderstrecken in ganz Europa hätte ich überhaupt nichts gegen eine Gebühr (siehe Kurtaxe?).

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 26. Juni 2021 – Zurück im Schyrenbad

Sonntag, 27. Juni 2021 um 9:04

Zwar unterbrochen, aber ausgeschlafen. Draußen frische Sonne.

Erst mal Bettwäsche und Handtücher in die Waschmaschine, dann wartete ich bei Bloggen, Internetlesen, Morgenkaffee und Morgentee aufs Wärmerwerden.

Gegen halb elf schien mir der Sonnenschein kräftig genug, ich brach auf ins Schyrenbad (kurzer Umweg über die Reinigung). Dort war auch nach einem Jahr Pause alles vertraut, nur dass auf der großen Liegewiese im hinteren Teil einige Bereiche ungemäht geblieben waren und dort die Wiese fast hüfthoch stand: Durch die Beschränkung des Zutritts über Tagestickets braucht es ja weniger Liegefläche.

Auf den drei Schwimmbahnen Betrieb wie extrapandemisch, also überschaubar. Ich kraulte gut und schmerzfrei, gönnte mir zu den peplanten 2000 Metern zusätzlich 200 – und wurde prompt mit einem Krampfversuch in den Waden bestraft.

Im Wasser war mir kalt geworden (weil ich nicht noch nicht wieder schnell schwimmen kann?), umso mehr genoss ich anschließend den Sonnenschein. Abgetrocknet, eingecremt und in trockenem Bikini hörte ich Musik (ich glaube, ich sollte mehr Musik hören, sie tut mir gut) und schlief ein bisschen.

Gegen zwei wurde ich unruhig und packte zusammen. Auf dem Heimweg besorgte ich Obst und Semmeln, kam an einigen Stadtführungen vorbei (auch sonst sehe ich an Menschen mit Touristenblick, dass der Fremdenverkehr in München wieder eingesetzt hat), in einer hörte ich die irrige Behauptung, das sei der Glockenbach – Leser*innen dieses Blogs kennen meinen wiederholten Hinweis, dass man im Glockenbachviertel den Westermühlbach fließen sieht. Der Glockenbach verläuft, wie zahlreiche andere Stadtbäche, unterirdisch.

Zum Frühstück gab’s zwei Semmeln, den Nachmittag verbummelte ich auf dem Balkon mit Zeitunglesen. Herr Kaltmamsell ging nach vielen Monaten Pandemie-Pause zu einem Ukulele-Treffen (im Freien, Ostpark), ich durfte fürs Abendessen sorgen. Der Ernteanteil hatte eine große Portion Mangold enthalten, den ersten der Saison, also gab es Coca de verdura.

Nachdem ich die Coca in den Ofen geschoben hatte, duschte ich Chlor und Schweiß gründlich ab, cremte mich ebenso gründlich ein, um später beim Schlafengehen so frisch wie mein Bettzeug zu duften.

Drinks des Abends: Tinto de verano.

Vergeblich versuchte ich mich zu erinnern, seit wann diese Mischung aus Rotwein und Limo überhaupt einen Namen hat. In meinen Kindheitsurlauben in Spanien stand beim Essen halt immer neben der Flasche Rotwein die Flasche Gaseosa (sah damals so aus, war süßes Limo ohne Aroma), und man mischte sich das halt, Kindern wurde die Gaseosa mit einem Schuss Rotwein rosa gemacht.

Nachtisch Schokolade.

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Das Paradies der Corona-Freiheit, Australien, ist es nicht mehr.
“Australia’s biggest city heading into two-week hard lockdown to contain Delta coronavirus outbreak”.
Aber: Es wird weiter eisern an der No-Covid-Politik festgehalten. Dieser Lockdown wurde bei einer Neuinfektionszahl von 33 landesweit am Freitag verhängt.

Nachdem die Delta-Variante sich in Portugal rasch verbreitet, wurde in Deutschland zumindest für Reiserückkehrende von dort Quarantäne verhängt – die sehr wahrscheinlich genauso wenig überprüft wird wie bisherige Einreisequarantäne.

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Alle Pläne, die ich vom zukünftigen Münchner Hauptbahnhof sehe, haben eine riesige Lücke: Fahrräder inkl. Fahrradparkplätze. Das war wiederholt Thema auf Bürgerversammlungen (der Hauptbahnhof gehört zu meinem Wahlbezirk) und ich werde dafür sorgen, dass das auch auf der nächsten so ist. Die Dichte des Münchner Fahrradverkehrs steigt steil, seit Corona noch steiler – doch nirgends sind Fahrradparkplätze oder Radlverkehrsführung sichtbar.
Im niederländischen Utrecht passierte bei der Renovierung des Hauptbahnhofs (des größten der Niederlande mit den meisten Passagieren) genau das Gegenteil: Das Fahrradparkhaus am Bahnhof ist so riesig, dass es drinnen Fahrradwege gibt. Oder, wie dieses Filmchen betitelt wurde: In Utrecht fährt man nicht mit dem Rad zum Bahnhof, sonder mit dem Zug zur Fahrrad-Station! *SCHLUHUCHZ!*

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Schönes Portrait von Rita Moreno zu ihrem anstehenden 90. Geburtstag: Tänzerin, Schauspielerin, Filmproduzentin (u.a. der Spielberg-Neuverfilmung von West Side Story, deren Verfilmung von 1961 ihr den Oscar für ihre Anita eintrug), Bürgerrechts-Aktivistin.

“Rita Moreno: Pathbreaker, Activist and ‘A Kick in the Pants’”.

Moreno, who is Puerto Rican by birth and Hollywood by steely determination, occupies a singular place in the cultural firmament.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 25. Juni 2021 – Mehr Urlaubspläne: Berlin

Samstag, 26. Juni 2021 um 8:23

GUT! geschlafen, wäre sicher auch noch nach dem Weckerklingeln gegangen, das mich aus einem bizarren Traum holte, in dem Celeste Barber zu meiner weitverzweigten Familie gehörte, die sich in Nordspanien zu einem großen Treffen auf einem Ausflugschiff vereinte.

Mein Termin bei der nahegelegenen Hausärztin war erst nach acht, das verschaffte mir Zeit für eine ausführliche Einheit Rumpftraining mit FitnessBlender.

Ärztingespräch, Blutabnehmen mit Plaudern über Stand des Impfinteresses (immer noch höher als Impfdosen, wobei manche wohl nur in der Praxis geimpft werden wollen und sich um keine andere Möglichkeit bemühen), Fußmarsch in die Arbeit durch kühle Temperatur und wunderbar frische Luft. Vor der Corona-PCR-Teststelle Verkehrsmuseum standen die Leute Schlange bis fast ans Ende des Bavariaparks. Hoffentlich nur der Uhrzeit geschuldet (sonst passiere ich den Platz ja anderthalb Stunden früher), nicht der Ankunft der Delta-Variante.

Mittags gab es Pumpernickel mit dick Butter und einen Apfel, nachmittags ein Stück schwarze Schokolade (ich finde die Edeka-Eigenmarke 85% richtig gut).

Das Wetter war weiterhin sonnig und weiterhin weit entfernt von heiß, also durch und durch wunderbar. Ich erweiterte meinen Heimweg zu einem Spaziergang über den Westpark.

Café Gans am Wasser von zwei Seiten. Ich hatte noch eine weitere Stimmung von einer Anhöhe aus eingefangen, aber wie seit einigen Monaten immer wieder hatte das Smartphone ein komplett unscharfes Foto produziert (das ist ja nun etwas, was ich wirklich nicht von einer Software erwarte).

Zu Hause entspanntes Yoga. Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Kuh auf Wiese, wobei die Kuh ein Flanksteak aus der Pfanne war und ich als Wiese restliche Blattsalate aus Ernteanteil anmachte.

Ich hatte große Lust auf ein Glas Rotwein (und beschloss, das würde IMPF schon nicht kaputtmachen), es gab den Klassiker Conde de Valdemar, einen 2012er.

Für den Nachtisch gingen wir nochmal raus und holten uns je zwei Kugeln Eis in der Waffel beim Jessas. Die Draußenplätze vor allen Lokalen waren dicht besetzt, es wurden halt Pullis und Jacken getragen.

Donnerstagabend hatte ich Teil 2 unseres diesjährigen Sommerurlaubs gebucht: Nach dem Wanderurlaub im Bayerischen Wald geht es eine Woche nach Berlin. Für Berlin habe ich ja eine Liste mit Wunsch-Unternehmungen, gestern buchte ich davon endlich die Show im Friedrichstadtpalast. Außerdem klickte ich meine Wunschliste Restaurants durch – auch in Berlin wird es mittlerweile eng, weil ich so Vieles wiedersehen will, aber auch Neues ausprobieren. Dazu kommt natürlich die lange Liste von Menschen, die ich in Berlin treffen möchte.

§

Hausrotschwanz als Hausbesetzer, ein Twitter-Thread.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 24. Juni 2021 – Neue Frau Physio

Freitag, 25. Juni 2021 um 6:41

Ich war früh ins Bett gegangen, da viele Zweit-Impflinge besonders tiefen Schlaf nach IMPF2 berichtet hatten und ich den auskosten wollte. Aber: Lügenimpfung, ich schlief schwer ein und hatte ein langes lästiges Schlafloch in der Nacht. Auch ansonsten keine Impfreaktionen bis auf den erwartungsgemäß schmerzenden Arm. (Auch ich könnte auch die Idee kommen, dass die Impfung ohne deutliche Reaktion weniger wirkt – aber das ist ganz sicher nicht so. Die einzige Muss-Reaktion ist der Schmerz um die Einstichstelle – check.)

Durch die langen Wachphasen bekam ich mit, dass es in der Nacht weiter heftig regnete. Morgens war es aber trocken und kühl.

Ich absolvierte wieder brav die Orthopädenübungen, obwohl mir danach der betroffene Muskelbereich auf Höhe Brustwirbelsäule wieder erst richtig weh tat. Ein paar Mal mache ich das noch (evtl. ja Wunder), dann probiere ich das mit dem Auf-den-Körper-hören und lasse es.

Obwohl es stark abgekühlt hatte, ließ ich die Jacke daheim: Ich bewegte mich auf dem Weg in die Arbeit genug, dass ich nicht fror.

Mittags gab es eine Breze und Quark mit Orange, ich war sehr satt.

Unangenehm: Ich hab ja auch noch Nacken und Schulter (was meine Laienmeinung im Zusammenhang mit den obigen Beschwerden sieht, aber ich habe ja auch nicht 16 Jahre studiert bis zum Facharzt Orthopädie). Das führte dazu, dass ich den ganzen Tag das Gefühl hatte, mein Kopf sei ungeheuer schwer.

Früher Feierabend, um zu meiner ersten Krankengymnastik-Einheit wegen Hüfte zu gehen. Die neue Frau Physio entschied sich nach meiner Schilderung und ein paar Bewegungstests für Anfassen: Lockern, Drücken, Ausstreichen, sie entdeckte in der OP-Narbe eine verhärtete, sehr schmerzempfindliche Stelle. Die Behandlung kam mir entgegen, denn im Gegensatz zu Übungen daheim kann ich das eben nicht selber tun.

Ich war früh zu Hause, auf dem hastigen Weg schaute ich immer wieder besorgt in die dunklen Wolken über mir – es regnete tatsächlich erst nach meiner Heimkehr. Die zusätzliche Zeit nutzte ich für ausführliche Pediküre: Die professionelle Behandlung hatte über fünf Wochen gehalten.

Inzwischen habe ich die Berufung zur Wahlhelferin bekommen, wieder als Schriftführerin, aber in einem Wahllokal in der Nähe, in dem ich noch nie war. Diesmal dachte ich daran, mich gleich für eine der Pflicht-Schulungen anzumelden (es gibt Kurzschulungen für Routiniers wie mich und ausführliche Schulungen für Einsteigende am Zähl- und Übermittlungs-Computer, beides in Präsenz- und Online-Version).

Eigentlich markiert das Gericht, das es zum Nachtmahl gab, den Start der Balkonabendessen, aber irgendwie passte das dieses Jahr nicht so recht: Salade niçoise. Herr Kaltmamsell machte ihn gestern mit Blattsalat aus Ernteanteil, er schmeckte auch drinnen und ohne ein Glas Rosé dazu. Nachtisch Schokolade.

Vor dem Schlafengehen füllte ich die Waschmaschine mit Weißem und programmierte sie für den Morgen. Das notiere ich nur wegen eines persönlichen Rekords: Die weiße Caprihose musste erst nach fünf Mal Tragen (ganztags) in die Wäsche. Ist das dieses “erwachsen”?

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 23. Juni 2021 – IMPF2

Donnerstag, 24. Juni 2021 um 6:30

Guter Schlaf! Im Blog zu quengeln hilft!

Es hatte deutlich abgekühlt, für Balkonkaffee war es zu kalt (und noch nass vom nächtlichen Regen).

Ankleiden für IMPF2. Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf Abendkleid, zumal ich mir nicht sicher war, ob es noch passen würde. Ich hatte mich schon so weit gebracht einzusehen, dass auch ich nicht alles gnadenlos durchziehen muss, was ich einmal angekündigt habe, dass ich nicht jegliche Glaubwürdigkeit verlieren würde. Aber dann stellte ich beim Browsen durch meine Kleiderschränke fest, dass mir keine Impf-taugliche Alternative einfiel: Das ärmellose Abendkleid mit geh-freundlichen goldenen Pantoffeln war tatsächlich die beste Option.

Flohmarktkauf, original 1960er, als eine Frau in meinem Alter schon seit einigen Jahren Oma war und niemals ihre welken nackten Oberarme gezeigt hätte.

Eine Stunde Büroarbeit, dann machte ich mich auf Richtung Impfzentrum. Ein wenig geriet ich in Hektik, weil ich den falschen Zubringerbus von Messestadt West zum Impfzentrum rausgesucht hatte: Dieser brachte mich nur zum Anfang der Straße, den Rest musste ich zu Fuß erhasten. Reichte dann aber noch dicke, wie beim ersten Mal war alles perfekt organisiert. In der Schlange zur Erstimpfung auffallend viele junge Menschen.

Die Impf-Ärztin fragte mich, was ich beruflich mache, und guckte auf meine Antwort “Sitzen” irritiert. Ich bin gewohnt, dass diese Frage von Mediziner*innen sitzende oder stehende Tätigkeit oder schwerer körperliche Arbeit herausfinden will und kürze deshalb ab – aber diese Fragerin wollte vielleicht Smalltalk machen?

Beim Stempel-Abholen für den Impfpass dann endlich: “SIE haben aber ein schönes Kleid an.” Geht doch, jetzt konnte ich antworten: “Ist ja auch ein festlicher Anlass.”

Während der Wartezeit auf Sofortreaktionen (es war von zehn statt der 15 Minuten bei Erstimpfung die Rede) scannte ich mit der Corona-Warn-App die QR-Codes für den digitalen Impfnachweis: Völlig problemlos – aber ich finde die stetig erweiterte App sowieso super und verstehe das Gemaule darüber nicht. Dann meldete ich das ZweitIMPF gleich mal in der SafeVac-App des Paul-Ehrlich-Instituts.

Kurzer Einblick in die Arbeit meines Immunsystems.

Die Rückfahrt verlief problemlos.

Und dann erjagte ich in meiner Mittagspause auch noch einen Schwimmslot im Schyrenbad für Samstag – das war ja gestern wohl mein Glückstag. Zu Essen gab es Nackthafer mit Gemüse vom Vorabend und einen Apfel. Danach wurde ich sehr müde, nachdem ich das aber auch an vorherigen Nachmittagen hatte, will ich die Müdigkeit nicht aufs Impfen zurückführen.

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, die Temperatur war angenehm. Zum Abendessen ging ich mit Herrn Kaltmamsell zu Servus Habibi, jetzt nicht mehr zum Mitnehmen, sondern vor Ort im Sitzen bestellt und gegessen.

Labneh, Fatoush, BabaGanoush, Brotfladen, später kam noch ein Schüsselchen mit Labneh mit gebratenen Pilzen dazu. Auch diesmal schmeckte es ausgezeichnet. Dazu genoss ich den Blick auf die Schwanthalerstraße, die ich ganz besonders mag: Ungestylt, voller Geschmacklosigkeiten – aber diese mit großer Geste, nicht so poplig wie in der Vorstadt oder der Provinz, dazwischen historische Gebäude, vor allem aber die bunteste Menschenmischung Münchens.

Auf dem Heimweg erwischte uns das Gewitter, das bereits seit Stunden gedräut hatte. Wir rannten zwischen den Regentropfen durch, wurden nur mittel nass.

Doch am Abend brach dann ein heftigeres Gewitter mit Sturzbächen aus.

§

Fünf Jahre nach dem Brexit-Referendum blickt ARD-Korrespondentin Annette Dittert auf damals zurück – und auf die derzeitigen Auswirkungen:
“‘Über Nacht war alles anders'”.

Das sind ganze Industriezweige, die derzeit wirklich ums Überleben kämpfen. Vor allem kleinere Betriebe kommen mit den komplizierten Zollformularen einfach nicht zurecht. Gerade die Fischer wurden vor dem Brexit ja sehr umworben: dass sie dann mehr fischen könnten, weil sie nicht mehr die Gewässer mit den EU-Fischern teilen müssten. Nicht gesagt wurde ihnen, dass sie ihren Fisch dann nicht mehr verkaufen können, da die Exporte in die EU durch aufwändigen Papierkram beim Zoll jetzt für sie kaum mehr möglich sind. Die britische Regierung lässt die britischen Fischer bislang weitestgehend allein damit – und viele werden das nicht überleben.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 22. Juni 2021 – Schwarzer Adler

Mittwoch, 23. Juni 2021 um 6:32

Diesmal keine großen Löcher im Schlaf, selbst nach dem vierten Aufwachen um fünf schlief ich nochmal ein, little blessings. Das Gewitter hatte die Draußenluft wunderbar gereinigt und gekühlt.

Wieder morgens die Orthopädenübungen – wenig überraschend sind die Rückenschmerzen so unangenehm wie bisher, stören mich immer wieder beim Atmen.

Auf der Theresienwiese blauen jetzt die Wegwarten, drumrum ein Hauch Lindenparfum.

Zum Gegencheck des ersten Eindrucks den Vormittags-Cappuccino wieder mit Hafermilch bestellt: Doch, schmeckt mir gut, ich mag ja auch Hafermilch.

Mittags ein Laugenzöpferl sowie Flachpfirsich (weitgehend geschmacklos) mit Joghurt, nachmittags ein großes Stück schwarze Schokolade.

Das Wetter sah immer wieder gewittrig aus, einmal regnete es kurz, doch auf dem Heimweg war es schon wieder recht warm (deutlich jackenlos). Ich erledigte kurz Einkäufe fürs Abendessen, denn Herr Kaltmamsell brauchte für den angekündigten Nackthafer (aus Ernteanteil) mit Gemüse noch den Gemüseanteil (Tomate, Gurke, Paprika, Schnittlauch, Zitrone). Den gab es nach meiner Yoga-Einheit (diesmal sanfter). Danach viel Schokolade, während draußen wieder Regen eingesetzt hatte.

Für den Abend hatte ich eine in meinem Internet viel besprochene Doku vorgemerkt:
Schwarzer Adler, die Geschichte schwarzer Fußballnationalspieler*innen im weißen DFB-Trikot.

Sie stellte sich als richtig, richtig gut gemachter Dokumentarfilm heraus: Sehr aufwendig, originelles Konzept, klug gemacht. Zur Sprache kommen nur die Sportlerinnen und Sportler, um die es geht, aus drei Fußballer*innengenerationen. Es gibt keine Erklärtexte, nur kurze Zwischentitel; die Sach-Informationen ergeben sich aus den Aussagen, aus Archivbildern, aus Ansichten von Stadien und Vereinslogos (für Kenner*innen der Bundesliga-Geschichte ergeben sich dadurch vermutlich zusätzlich vielsagende Hintergründe, doch auch ohne diese fühlte ich mich nicht außen vor).

Die 99 Minuten Film sind einfach schon durch die Protagist*innen fesselnd: So viele unterschiedliche Persönlichkeiten von zurückhaltend bis Showman, von ernst bis spaßig – aber durchwegs alle überraschend analytisch, selbstreflektiert und sehr wortgewandt (Vorsatz: mir ab sofort jede Häme über angeblich beschränkten Intellekt von Profi-Fußballern verkneifen).

Das Ergebnis ist bitter, bestürzend, traurig, auch wenn ich mir nie Illusionen über den Rassismus in unserer Gesellschaft und im deutschen Profisport gemacht habe (allein schon die Beschreibung von Gerald Asamoah, wie er als Einwanderer aus Ghana in Deutschland überhaupt erst das Konzept Rassismus lernte – am eigenen Erleben). Immer wieder enthält die Doku Originalausschnitte aus alten Fernsehsendungen (u.a. Aktuelles Sportstudio, das den Film mitpräsentiert) mit superpeinlichen weil rassistischen und sexistischen Fragen und Moderationen – die sofort bei mir das Erschrecken auslösten, was uns in 20 Jahren wohl rückblickend superpeinlich sein wird weil diskriminierend.

Empfehlung, auch wegen der vorbildlichen Herangehensweise ans Thema.

§

Hahahaha – es gibt ja DOCH eine schnelle und legale Methode, aus den Anwohnerparkplätzen in der Innenstadt gemütliche Lebenszonen zu machen (*klickt Gebrauchtwagenangebote durch*).

die Kaltmamsell