Bücher 2020

Mittwoch, 30. Dezember 2020 um 15:07

Dieses Jahr ergab sich deutlich mehr Zeit zum Bücherlesen als in den Jahren zuvor. Was nur in den letzten beiden Monaten mit der Pandemie zu tun hatte, sonst mit meiner Hüft-Arthrose: Statt ausgiebigem Joggen, Schwimmen oder ganz-, wenn nicht sogar mehrtägigem Wandern las ich. Empfehlungen sind mit * markiert, die anderen gefielen mir gut genug, sie bis zu Ende zu lesen.

Mein Lesejahr war geprägt von Marieluise Fleißer, die mich mit allem beeindruckte, was sie schrieb. Zufällig hingegen war die Häufung von Romanen, die im England der ersten Hälfte 20. Jahrhundert spielten.

Meine gesammelten Buchbesprechungen finden Sie übrigens seit einiger Zeit auf Goddreads.

1 – Nancy Mitford, The Pursuit of Love*
Ich war von Anfang an sehr angetan von dieser nach Judith Kerr weiteren und ganz anderen Sicht auf die Zeit Ende der 30er, Anfang der 40er in Europa. Nancy Mitford hat nach eigenen Angaben viel von ihrer eigenen Familiengeschichte für diesen Roman genutzt, in dem der Landadel noch ungebildeter und blasierter dargestellt wird als bei P.G. Wodehouse. Und doch spricht die Erzählerstimme gleichzeitig voller Zuneigung von der Hauptfigur Linda, die im Schloss ihres Vaters aufwächst, nie eine Schule besucht – und so in Zeiten ohne Massenmedien wirklich weltfremd groß wird. Wir erleben die Zeiten des spanischen Bürgerkriegs, der Vorkriegszeit in Paris und der Bombenangriffe auf London diesmal über die Geschichte einer naiven und rücksichtslosen Person, die einfach durchs Leben getrieben wird. Das Vorwort meiner Ausgabe (eine Sammelausgabe von drei Mitford-Romanen) ist von Philip Hensher und beginnt:

Nancy Mitford’s novels have always repelled as many people as they have enchanted, and the criticism they have drawn has not often been good-natured in tone.

Ich kann gut nachvollziehen, wenn sich jemand an der Frivolität von The Pursuit of Love stößt, doch in meinen Augen zeichnet der Roman ein wundervolles Sittengemälde, umso glaubwürdiger, weil die Autorin Teil der direkt und indirekt karikierten Gesellschaftsschicht war.

2 – Ayọ̀bámi Adébáyọ̀, Stay with me

3 – Bov Bjerg, Serpentinen*
Hier ausführlich besprochen. Mit wachsendem Abstand gefiel es mir immer besser.

4 – Ali Smith, Autumn

5 – Thomas Bernhard, Der Untergeher

6 – Nancy Mitford, Love in a Cold Climate

7 – Bov Bjerg, Deadline

8 – Marieluise-Fleißer-Gesellschaft (Hrsg.), Fleißers Ingolstadt. Eine literarische Topographie*
Eine Besprechung findet sich hier unten.

9 – Granta 150, There Must Be Ways to Organise the World with Language

10 – Maya Angelou, I Know Why the Caged Bird Sings*
Hier ausführlich besprochen.

11 – Marieluise Fleißer, Erzählungen*
Sie haben mich mitgenommen, diese bitteren Geschichten, fast alle aus dem eigenen Leben. Die frühesten spielen kurz nach dem Ersten Weltkrieg, die letzten in den 1950ern. Alle sind sie sehr ingolstädterisch, nicht nur durch die Ortsmarken: Ich kenne diese kleinen, erbärmlichen Leute, meine polnische Großmutter lebte in dieser Gesellschaft.

Es sind Wörter wie Knochen, die Fleißer für ihre Texte verwendet, in diesen Erzählungen wie in ihren Dramen. Ein verhochdeutschtes Oberbayerisch, mal aus der Perspektive des Mädels oder der jungen Frau, aber auch mal aus der Perspektive des Burschen. Starrsinnig und selbstsüchtig sind sie allesamt, jeder und jede ums eigene Überleben besorgt. Es gibt kein Erbarmen, keine Gemeinschaft, keine Wärme, keine Leichtigkeit. Was Wunder, dass Fleißer in Ingolstadt als Nestbeschmutzerin galt.

12 – Kathrin Passig, Strom und Vorurteil

13 – Aldous Huxley, Brave new world*
Hier ausführlich besprochen.

14 – Ferdinand von Schirach, Kaffee und Zigaretten

15 – Volker Kutscher, Der nasse Fisch

16 – Carolin Emcke, Wie wir begehren

17 – Matt Ruff, Lovecraft Country*
Hier die ausführliche Besprechung, einer meiner Favoriten des Jahres.

18 – Mark Holt, Munich ’72. The Visual Output of Otl Aicher’s Dept. XI*
Ausführliche Besprechung hier unten.

19 – Granta 151, Membranes

20 – Kathrin Passig, Aleks Scholz, Handbuch für Zeitreisende*
Hier besprochen.

21 – Elizabeth Strout, Olive, again

22 – Ted Chiang, Stories of your life and others*
Ausführliche Besprechung hier.

23 – Natascha Wodin, Sie kam aus Mariupol
(Mein massives Problem mit diesem Buch habe ich hier beschrieben. Ich bin immer noch aufgebracht.)

24 – Zoë Beck, Paradise City*

25 – Nancy Mitford, The Blessing*
Der dritte Roman des Sammelbands Nancy Mitford in unserem Haus, 1951 veröffentlicht. Wieder spielt er in der frivolen Atmosphäre der reichen, alteingesessenen Elite Englands und Frankreichs. Im Mittelpunkt diesmal die (auch hier) hübsche, aber ungebildete und hohlköpfige Grace aus reichem Hause, die im zweiten Weltkriegs den hochadligen Franzosen Charles-Edouard heiratet. Mit dem bald geborenen Sohn ziehen sie nach Paris, wir lesen vom reichen, geselligen Leben dort. Unkonventionell und witzig ist die Titelfigur: Als „the Blessing“ bezeichnet seine Mutter nämlich den Sohn Sigismond. Und den baut Mitford zum herrlichen Gegenstück des Little lord Fauntleroy aus (das Stück wird explizit erwähnt): Als nämlich seine Eltern sich trennen (Grace hat ihren Mann im Bett mit einer anderen gesehen) und seine Mutter nach England zurückgeht, erkennt der dann siebenjährige Sigismond, dass er in dieser Konstellation das beste Leben hat. Seine beiden Eltern setzen alles daran ihn zu verwöhnen, er bekommt jeden noch so absurden Wunsch erfüllt – während die beiden zu guten Zeiten hauptsächlich miteinander beschäftigt waren und wenig Aufmerksamkeit für ihn übrig blieb. Als versucht er durch Lügen und Intrigen sicherzustellen, dass die beiden nicht wieder zueinander finden. Dass ist wunderbar wider die Konventionen solch leichter Romane gemacht und passt zum hintergründig bissigen Tonfall der detaillreichen Schilderungen. Vergnügliche Lektüre.

26 – Margaret Atwood, Surfacing*
Dichte Informationen und Beschreibungen, menschliche Beobachtungen, viele Fakten zum Leben in kanadischer Wildnis – sehr wahrscheinlich fundiert, Atwood selbst ist in solch einer Umgebung groß geworden. Eigentümliche Sprache, eine eigentümliche Perspektive, eine seltsame Hauptfigur, die den Anschluss an die Realität verliert. Einer der wirklich guten Atwoods.

27 – Kinky Friedman, A Case of Lone Star

28 – Stefan Geyer, Andrea Diener (Hrsg.), Süß, sauer, pur

29 – Kent Haruf, Benediction

30 – J.L. Carr, How Steeple Sinderby Wanderers Won the FA Cup

31 – James Baldwin, Axel Kaun, Hans-Heinrich Wellmann (Übers.), Giovannis Zimmer

32 – Granta 152, Still Life

33 – Halldór Laxness, Hubert Seelow (Übers.), Das gute Fräulein

34 – George Orwell, Nineteen Eighty-Four*

35 – Karosh Taha, Im Bauch der Königin*
Hier unten besprochen.

36 – Polly Hobson, Katharina Boje (Übers.), Fünf Kugeln im Kamin*
Sehr erfreuliche Rückkehr zu einem Liebling meiner späten Kindheit.

37 – Irène Némirovsky, Die Familie Hardelot

38 – Susanna Schwager, Die Frau des Metzgers*
Hier besprochen.

39 – Rebecca Makkai, The Great Believers*
Ein weiterer Favorit des Jahres, hier besprochen.

40 – Connie Willis, Doomsday Book

41 – Mary Wesley, The Camomile Lawn

42 – Celeste Ng, Little Fires Everywhere*
Ausführliche Besprechung hier.

43 – Alicia Alice LaPlante, Turn of Mind*
Die Grundidee ist wirklich gut und hervorragend umgesetzt: Wir begleiten den ganzen Roman über Dr. Jennifer White aus Ich-Perspektive, eine orthopädische Chirurgin in Ruhestand. Das Besondere an dieser Perspektive: Jennifer ist dement, die Geschichte wird mit ihren verworrenen Alzheimer-Schnipseln erzählt. Und: Ihr wird offensichtlich vorgeworfen, dass sie ihre beste Freundin Amanda ermordet hat, ihr anschließend mit chirurgischer Kunstfertigkeit vier Finger einer Hand entfernt. Wir folgen Jennifer durch bessere Tage, an denen sie mit ihren beiden erwachsenen Kindern halbwegs vernünftig kommunizieren kann, durch die immer häufigeren schlechten Tage, an denen sie völlig ohne Orientierung ist, manchmal triggern Details Erinnerungen an ihre Vergangenheit und wir erfahren dadurch Vorgeschichte. Im selben Maß, in dem Jennifer in ihrer Erkrankung versinkt (jetzt lebt sie längst in einem Pflegeheim), wird die implizite Erzählerstimme deutlicher und übernimmt, lässt die anderen Romanfiguren genug sagen, um den Fall schließlich aufzuklären.

44 – James Rebanks, English Pastoral*
Mehr dazu hier unten.

45 – Marieluise Fleißer, Eine Zierde für den Verein*
Die erste Fassung von Fleißers einzigem Roman erschien 1931, er spielt sehr erkennbar und örtlich verwurzelt in meiner Geburtsstadt Ingolstadt.

Die Geschichte des jungen Gustl Gillich, aus dessen Perspektive meist erzählt wird, stadtberühmter Schwimmer, der gerade seinen eigenen Tabakladen eröffnet hat. Der Frieda Geier kennenlernt, eine selbständige junge Frau, die als Handelsvertreterin nicht nur für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgt, sondern auch die Schulbildung ihrer jüngeren Schwester finanziert. Die karge und wortarme Romanze zwischen den beiden geht nicht gut.

Sperrig und eigentümlich erzählt Fleißer ihre Geschichte und ihre Figuren, unrund und überhaupt nicht gefällig – doch gehört das genau so. Die Bilder, die Fleißer mit Wörtern erzeugt (deren Schreibung sie oft wider orthografische Regeln verändert), erinnerten mich immer wieder an expressionistische Malerei (nicht an expressionistische Literatur): Die zugefrorene Donau, über deren tauende Schollen ein Bub springt / wie ein paar Schwimmvereinsburschen nachts den Pionieren am Künettegraben Balken vom Brückenbau stehlen / der Tabakhändler, der an einem Wintermorgen hinter den Eisblumen seines Schaufensters verschwindet.
Wie viel sie immer miterzählt! Bücher aus lang vergangenen Zeiten transportieren ja immer sehr viel Hintergrundinfo, weil sie aus einer anderen Welt kommen, doch das ist meist eine unbeabsichtigte Nebenwirkung. Fleißer aber will ganz viel miterzählen: Straßen, Häuser, Landschaft, wie es auf dem Wochenmarkt zugeht, wo der Zug nach Passau entlang fährt. Scharfsichtig wie eine Magnum-Fotografin hält sie bedeutsame Momente fest, die für eine Zeit und eine Gesellschaft stehen.

46 – John le Carré, Tinker Tailor Soldier Spy

47 – Alina Bronsky, Der Zopf meiner Großmutter

48 – Eva Meijer, Hanni Ehlers (Übers.), Das Vogelhaus

49 – Granta 153, Second Nature

50 – Éric Vuillard, Nicola Denis (Übers.), Die Tagesordnung

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 29. Dezember 2020 – Der Arnulfsteg

Mittwoch, 30. Dezember 2020 um 6:23

Heute vor zehn Jahren mit Photobooth (Laptop-Kamera) aufgenommen:

Mein letzter Versuch, längere als sehr kurze Haare zu haben (wodurch ich endgültig lernte, dass ich mich damit nicht identifiziere), offensichtlich bemühte ich mich damals noch um weihnachtliche Deko.

Sehr gut geschlafen, die Vornacht ist ausgeglichen.

Als Sport war Yoga dran. Ich bewegte mich nochmal durch Folge 1 von “Home”, ums zu lernen und meine heilende Hüfte langsam einzugewöhnen. Für die bewegungseingeschränkte rechte Hüfte setzte ich mich auf ein dickes Buch als Yogablock-Ersatz.

Einkaufsrunde beim Vollcorner: Die Liste fürs Abendessen war umfangreich, außerdem ein paar Vorräte. Der Weg war in sonnigem, kühlen Wetter ein Genuss.

Zum Frühstück gab es Spinat-Pie vom Vorabend, den letzten Rest Brot vom Hl.-Abend-Schinken (!), ein Stück frisch gekauftes Weißbrot.

Der Draußenplan für gestern: Raus an den neuen Arnulfsteg mit der Tram. Zur Eröffnung hatte es Corona-bedingt kein Tschingderassabum gegeben, wir Münchnerinnen und Münchner gucken einfach so nach und nach vorbei.

Auf der Nordseite eine Schnecke für Radler, ich glaubte einige freudige HUI!s zu hören.

Arnulfsteg von der Seite.

Von innen.

Hinweis auf die voraussichtliche Nutzung im Sommer, eine Erleichterung für die Hackerbrücke.

Mit diesen Aussichten.

Zum südlichen Weiterspazieren im Westend ist keine Querung der Landsberger Straße möglich (Fahrradwege, vier Autospuren, Tram-Trasse), doch ich entnahm der gestrigen Süddeutschen, dass ein Übergang zumindest geplant ist.

Was mir bei meinen Wegen durch die Stadt auffällt: Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr fühlen sich nicht so besonders ruhig an wie in den Jahren zuvor. Schließlich sind die Läden und Restaurants seit Wochen geschlossen, und das bereits zum zweiten Mal im Jahr. Die daraus resultierende Ruhe und diesmal beabsichtige Menschenleere ist also vertraut und eher bedrohlich.

Daheim Zeitungs- und Internetlektüre, bevor ich das Abendessen zubereitete: Unsichtbaren Salat von Katha Seiser (Schnittlauch diesmal nicht vergessen, sondern gestern in zwei Lebensmittelgeschäften nicht erhältlich).

die Kaltmamsell

Journal Montag, 28. Dezember 2020 – Lokalinformationen durch Tatort-Schauen

Dienstag, 29. Dezember 2020 um 8:44

Nach Längerem mal wieder eine blöde Nacht: Nach Klogang um zwei schlief ich nicht mehr ein, döste nur die eine oder andere Runde, verbuchte den Rest unter “Ausruhen”.

Der Wecker klingelte eh sehr früh, weil ich wieder die menschenarme erste Stunde nach Öffnung des Reha-Sportstudios nutzen wollte. Das klappte gut, zudem bat ich an diesem vorletzten Nach-Reha-Termin einen Trainer um Rat zu anschließender sportlicher Bewegung. Er verwies zwar zunächst auf den Operateur, der das am besten beurteilen könne, doch der ist weit, und ein Termin bei ihm ist erst zwölf Monate nach OP vorgesehen. Doch dann beantwortete er meine konkreten Fragen. Ich wollte vor allem wissen, wovor ich mich bei meinen Sportplänen besser hüte (Tipp: Radeln erst mal abseits vom Straßenverkehr – wie gut, dass die Theresienwiese ums Eck ist), bei Yoga die nächste Zeit nur langsam in die Positionen kommen, Kraulschwimmen wäre ideal (*schluchz*, zumal gestern dicke Schneeflocken fielen, die eine Draußenrunde im Dantebad wundervoll gemacht hätten), alles andere langsam steigern, echtes Warnsignal wäre ein stechender Schmerz, der anhält. Wunderbar, ich fühle mich gerüstet für die nächsten Monate.

Die ausführliche Reha-Runde lief dann gut. Ich nutzte die frühe Stunde zudem für Einkäufe im Edeka unterm Rehazentrum; zwar wurden noch Regale bestückt, doch es waren kaum Kund*innen da. Alltags-Einkaufsliste (vor allem Bestand wie Senf, Essiggurken, Majo, zudem Zutaten fürs Abendessen) war hiermit abgehakt.

Daheim zwickte es wie schon in den vergangenen Tagen im Kreuz. Trotz Unlust ließ ich mir ein Entspannungsbad ein, das tatsächlich half. Die Wirkung war allerdings nach einer Stunde Sitzen am Tisch (Frühstück Quark mit Granatapfel und Birne) verflogen, ich setzte mich mit Füßehoch aufs Bett und las die Süddeutsche.

Im München-Teil schrieb Holger Gertz über 30 Jahre München-Tatort mit Ivo Batic und Franz Leitmayr (€): “Ein Münchner Denkmal”. Ich vertraute seinem Urteil, weil eine der ausführlich besprochenen Folgen “Frau Bu lacht” von 1995 ist, die auch ich für ein Highlight der Tatort-Geschichte halte. Ebenfalls besonderes Lob von Goetz bekam “Der oide Depp”, eine Folge von 2008.

Das schwarz-weiße München der Sechziger, tatsächlich mit original Sequenzen aus “Funkstreife Isar 12”, wird amalgamiert mit dem München des Jahres 2008. Der Zuschauer schaut in die Vergangenheit der Schwanthalerstraße, und in der Gegenwart sagen die Kommissare, wo sie gerade sind, indem sie ins Handy rufen: “Batic hier, wir brauchen einen Notarztwagen, Landwehrstraße, Foto Würzbauer.” Und so entsteht ein Film, der eine Zeit lebendig werden lässt, als die Polizei noch dealte mit den Luden und tote Prostituierte nur Kollateralschäden waren.

Die kannte ich nicht, und so sah ich sie mir auf YouTube an. Wirklich gut, und Jörg Hube, der ein Jahr später starb, spielt den jovialen Arsch wunderbar understatet. Was Gertz nicht erwähnt: Einer Münchnerin liefern München-Tatorte immer wieder Informationen über den Zustand und die Veränderungen von Stadtvierteln, in die sie selten kommt, zum Beispiel dass eine Großbaustelle jetzt abgeschlossen ist.

Das Wetter war immer noch grau und regnerisch, trotzdem wollte ich kurz an die frische Luft (dieses Bedürfnis ist ziemlich klar ein Symptom für Erwachsensein). Vor der Wohnungstür stand eine Flasche Schaumwein mit einem lieben Gruß von den Drübernachbarn: Entschuldigung für die fehlende Stille der Nächte davor, sehr charmant.

Ich ging zackig zum und durch den Alten Südfriedhof – vor der OP ein ausführlicher Spaziergang, jetzt eine halbe Stunde Bewegung, so schön! Es wurde Nacht, und der Regen verwandelte sich langsam in dicke, schwere Schneeflocken.

Dieses alte, verwitterte Grab, kein Name erkennbar, hatte eine volle Wucht Weihnachten abbekommen – ob wohl eine Geschichte dahintersteckt?

Daheim gab’s Stollen und Lesen, bis es Zeit war, das Abendessen zuzubereiten: Ich machte Cheese and Spinach Pancake Pie, der sehr gut wurde. Zum Nachtisch gab’s griechischen Joghurt mit Quitten in Sirup, im Fernsehen lief Henckel von Donnersmarcks Werk ohne Autor mit hervorragenden Darsteller*innen und zweifelhaftem Drehbuch, nach einer guten Stunde schaltete ich ab – nicht nur wegen der vielen Anachronismen in Sprache und Handlung (wenn hier historischer Realismus unwichtig ist, sollte man nicht optisch den Anschein historischer Genauigkeit erwecken wollen, es gibt Alternativen).
Nachtrag: Hahaha, auch SZ-Autorin Johanna Adorján musste den Film abbrechen: “Männer – Florian”.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 27. Dezember 2020 – Neubeginn Yoga

Montag, 28. Dezember 2020 um 6:08

Ein dritter Feiertag nach den Weihnachtsfeiertagen dieses Jahr; ich war darauf vorbereitet, er befremdet mich nicht.

Viel wichtiger: Ich probierte gestern wieder Yoga. In der Reha-Klinik war ich mehrfach informiert worden, dass man ab drei Monate nach Hüft-TEP-OP Yoga machen dürfe. Die eine Woche, die bei mir zu diesen drei Monaten fehlt, macht das Kraut sicher nicht fett. Ich startete also nochmal vorsichtig das Adriene-Programm “Home” vom Januar 2020 und fand sehr spannend, was jetzt geht (Ausfallschritt beidseitig) und was – noch? – nicht (Schneidersitz rechts). Zwar werde ich das nicht täglich durchziehen, weil ich an manchen Tagen halt anderen Sport treiben will, aber regelmäßig – und freue mich sehr darauf.

Zum Frühstück gab es Mango mit Joghurt und ein Schinkenbrot – zumindest den Schinken von Hl. Abend haben wir jetzt geschafft, am Brot wird noch gegessen.

Mich drängte es wieder mit Macht raus (Herr Kaltmamsell musste wieder arbeiten). Gestern nahm ich eine S-Bahn nach Großhesselohe, um am Isarhochufer zu spazieren (frühere und hoffentlich künftige Laufstrecke). Es war wieder herrlich, wenn auch mit verhangener Sonne. Ich bewegte mich in einer Gegend Münchens, in der Spaziergänger*innen einander grüßen, sehr kuschlig. Hin und wieder sah ich Menschen, die zu zweit oder dritt zusammenstanden, mit mitgebrachten Heißgetränken sowie Dingen aus Tupperboxen.

Die Alpenkette im Hintergrund war in Echt viel deutlicher!

Es ist weiterhin viel zu trocken.

Ich bekam dann doch etwas mehr Bewegung als geplant, weil ich mich auf dem letzten Stück verkalkuliert hatte und die S-Bahn nach Hause verpasste. Also musste ich zusätzlich 20 Minuten auf und ab marschieren, um nicht zu frieren. Daheim auf dem Bett mit Füßehoch war der genesende Körperbereich aber auch nicht erschöpfter als früher nach einer Tageswanderung.

Heißer Tee mit einer dicken Scheibe Stollen, Lesen.

Zum Abendessen kochte Herr Kaltmamsell herrliche Rinderrouladen, dazu gab es Kartoffelpü aus Ernteanteil.

Es kommen weiter Statusmeldungen ehemaliger Mitschüler*innen, darunter auch schlimme. Bitte nehmen Sie Covid-19 ernst, das Virus kann Schneisen in Familien schlagen.

Ich hoffe, dass hier im Haus jetzt ein paar stille Tage beginnen: Die Drübernachbarn hatten vier Tage lang durchgehend laute Gesellschaft, die anscheinend nur rufend sprach (sicher wegen des Abstands).

§

Zu einer anderen Ära Blogtexte (in der ich oft nicht wusste, ob da ein Mann oder eine Frau schrieb, es war aber auch egal) gehört dieser von 2014 auf Camp Catatonia, jahreszeitlich angemessen:
“Zeichen im Schwarzwald”.

via @gouncourt, dessen Blog in dieselbe Ära gehört.

Im Schwarzwaldkurort brachte ich das Wochenende letzes Jahr im kostspieligen, renovierten Hotel auf der einen Talseite zu. Dieses Jahr nächtigte ich im weniger kostspieligen 1980er Hotel auf der anderen (“im Stil der 1980er Jahre renoviert”). Mehr junge Paare dort, mehr ältere Paare hier. Mosaikfliesen im Dampfbad dort, Plastikverschalung hier. Gewiss, mehr Wohlhabende dort, mehr weniger Wohlhabende hier. Kinder in beiden Fällen eher eine Seltenheit. Ich bilde mir ein, der missbilligende Blick war in beiden Hotels recht gut vertreten, stärker jedenfalls als im Elsässer Hotel, damals. Es ist ja weniger stets ein akut missbilligender Blick, vielmehr der Eindruck, die meisten Anwesenden würden sich missbilligend verhalten, sobald sie sich zu Verhalten aufgefordert sähen. Es ist die Disposition zur Missbilligung, die im Aktualisierungsfall zu einem an die Allgemeinheit gerichteten „ts, ts!“ oder „also sowas!“ wird (von Kopfschütteln begleitet). Darin unterscheidet sich im übrigen der deutsche Griesgram vom österreichischen Guftwuzel (man kann fast sagen: der Deutsche vom Österreicher, denn das Griesgrämige gehört beiderorts zur Grundstimmung), denn letzterer äußert sein Missfallen direkt in einem „bist deppert?“, während sein deutsches Pendant stets zur Allgemeinheit gerichtet missbilligen muss.

Außerdem darin: Beobachtungen zum Bahnfahren in den Tagen vor Weihnachten und zu deutschen Kurorten. (Selbsterinnerung: In 30 Jahren die Prognosen weiter oben im Text überprüfen.)

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 26. Dezember 2020 – Marsch in frostiger Weihnachtssonne

Sonntag, 27. Dezember 2020 um 9:36

Lange ausgeschlafen, das war schön.

Nach Bloggen, Morgenkaffe, Twitterlesen gab es die verschobene große Sportrunde mit viel Kraftübungen, und sie machte so richtig Spaß. Die Pause am Vortag war also eine gute Idee gewesen und kein Symptom dafür, dass ich nie wieder Lust auf Sport haben würde.

Schon beim anfänglichen Crosstrainerstrampeln sah ich in Sonne.

Beim Sport hörte ich die aktuelle Folge Rice and Shine: “Meine Mama die Blumenfrau.” Linh Tran erzählt von ihren Eltern und damit auch von ihrer eigenen Kindheit auf dem Hochbett im berliner Laden ihrer Eltern – keine einfache Geschichte.

Bei meinen letzten Berlinbesuchen waren mir die vielen Blumenläden in vietnamesischer Hand aufgefallen – offensichtlich das Ergebnis einer historischen Entwicklung jüngeren Datums. Das ist in München definitiv nicht so, von den hiesigen Menschen mit Viet-Hintergrund sind sehr wahrscheinlich die wenigsten als DDR-Vertragsarbeiter nach Deutschland gekommen.

Zum Frühstück aß ich Schinken, Rote-Bete-Salat, Honigbrot.

Das Wetter blieb überraschend sonnig, ich wollte dringend raus. Und zwar in einen Teil des Englischen Gartens, der vielleicht nicht zu überlaufen sein würde. Also fuhr ich mir der U-Bahn nach Norden und stieg an der Alten Heide aus. Auf dieser Höhe war der Englische Garten zwar auch nicht menschenleer, aber die Menschen hatten genug Platz sich zu verteilen.

Es war herrlich in der Sonne zu gehen, sogar Schneeflecken zu sehen. Ich konnte über eine Stunde lang so rasch marschieren, dass mir trotz Temperaturen um den Gerfrierpunkt nicht kalt wurde.

Daheim aufs Bett mit Füßehoch und einer Tasse Tee. Ich schaute in der arte-Mediathek eine Doku von 2011 über Stan Laurel und Oliver Hardy: “Die komische Liebesgeschichte von “‘Dick & Doof'”.

Als Snack gab’s Mandarinen und Marzipan, zum Abendessen Schinkennudeln (wir sind mit dem Schinken in Brotteig immer noch nicht durch).

§

Eine sehr lustige Sammlung von Vätern, die von ihren kleinen Töchtern geschminkt wurden (“Dude, we’re finally pretty now.”).

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 25. Dezember 2020 – Bewegende Grüße aus der Vergangenheit

Samstag, 26. Dezember 2020 um 9:02

Ist es nur in meinem Kopf seltsam, dass ein Tag ein Freitag sein kann UND Weihnachtsfeiertag? (Nicht antworten.)

Noch vor elf hatte ich dreimal Tränen in den Augen wegen freundlicher Worte (nicht an mich gerichtet). “Furiously kind” ist doch mal ein Ziel für zwischenmenschlichen Umgang (Empfehlung von Laurie Penny in ihrem Patreon-Newsletter).

Ehepaare auf Twitter:

Obwohl eigentlich Rundum-Rehagymnastik drangewesen wäre und ich mangels Reise zu Familienweihnacht mehr als genug Zeit dafür gehabt hätte, ließ ich mich nach nur wenig Hadern in die Lethargie fallen, zu der graues Wetter (die fünfeinhalb Schneeflocken zählten nicht) und stillster Feiertag des Jahres lockten. Wegen eines Tags Untätigkeit würden meine Muskeln schon nicht verkümmern.

Herr Kaltmamsell brütete über Möbel- und Dingeverteilung in der neuen Wohnung, schob auf seinem Bildschirm Rechtecke herum, maß Teile unserer vielen, vielen Bücherregale aus. Wir besprachen Möglichkeiten der neuen Aufteilung unserer Bibliothek. Eine Folge: Ich mistete nachmittags den einen oder anderen Meter Bücher aus, u.a. alles von Luise Rinser, Hermann Hesse, Minette Walters, Nick Hornby, Sujata Massey, Fred Vargas, Esther Vilar. Wenn ich das jemals nochmal lesen möchte, komme ich wirklich leicht ran. (Sollten Sie Interesse haben: Ganz oder in Teilen gegen Porto zu verschenken – an mitlesende Familie natürlich auch ohne Porto. Nur kenne ich deutlich mehr Menschen, die Bücher loswerden wollen, als Menschen, die darauf erpicht sind.)

Ausgemusterte Bücher, Herr Kaltmamsell hatte sich über die vergangenen Tage von DVDs befreit.

Buchregal mit wundervollen Löchern.

Frühstück war ein ordentliches Stück Schinken mit ordentlich Brotteig drumrum.

Nach reichlich Internetlesen wollte ich raus, auch wenn es unwirtlich aussah. Zur Feier des Tages in Capa (und weil ich keine Tasche mitnehmen musste und den Hausschlüssel in eine Kleidtasche stecken konnte).

Aufgenommen von #boyfriendofinstagramm Herr Kaltmamsell.

Ich spazierte die Theresienwiese entlang über KVR ins Schlachthofviertel, übers Dreimühlenviertel an die Isar, übers Glockenbachviertel zurück. Es schneeregnete und schneite mal leichter, mal stärker.

Neuer Street-Art-Liebling am Bahnwärter Thiel.

Beim Heimkommen hatte ich Hunger (dieses Weihnachten ist ernsthaft kaputt: HUNGER!), ich aß Mandarinen und das Scherzl des In-Brotteig-Brots mit Butter und Marmelade.

Zum Abendessen war Käsefondue geplant, das gab es dann auch. Brot eben nicht am selben Tag eigens gebacken, sondern Brothülle vom Schinken. Ich hatte seit Tagen Lust auf Schaumwein gehabt, wir öffneten unsere letzte Flasche Rieslingsekt von Buhl. (Der uns so gut schmeckte, dass ich umgehend ein Kistlein vom nächsten Jahrgang nachbestellte.)

Ein Mitabiturient (einer von den vielen, die sich als Erwachsene als völlig andere Menschen herausstellten, als ich sie als Jugendliche eingeschätzt hatte – schon damals war ich offensichtlich gefangen in Stereotypen) mailt seit vielen Jahren Weihnachtsgrüße an den Abitreffen-Verteiler – schon seit Zeiten, als E-Mail als Medium exotisch war. Doch dieses Jahr gab es erstmals Reaktionen darauf: Ein Blick in meinen “Unbekannt”-Ordner überraschte mich damit, dass viele ehemalige Mitschüler*innen an den Gesamtverteiler geantwortet hatten, mit ebenfalls guten Wünschen, aber auch mit ein paar Stichpunkten zu ihrer aktuellen Lebenssituation 35 Jahre nach dem Abitur – oder noch länger nach unserer gemeinsamten Schulzeit, in diesem Verteiler sind auch Menschen, die vor diesem Abitur 1986 die Schule gewechselt hatten. Im Lauf des Tages meldeten sich immer mehr (auch ich hatte ein paar Zeilen geschrieben und ein aktuelles Bild angehängt), darunter Menschen, an die ich oft gedacht hatte, von denen ich aber seit fast 40 Jahren nichts wusste. Sehr bewegend.
(Nachtrag weil vermutlich nützliches Detail: Unser Abi-Jahrgang, humanistisches Gymnasium, zählte nur 49 Köpfe.)

§

Ein Tagebuchtext von Landwirt James Rebanks im Spectator (der Mann kann halt wirklich schreiben):
“A farmer’s notebook: why I’m not dreaming of a white Christmas”.

§

Auf Twitter hinterfragt @pete_lectro das Wort “Plätzchen” und zieht Konsequenzen. (Unbedingt die Antworten lesen.)

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 24. Dezember 2020 – Melancholischer Hl. Abend

Freitag, 25. Dezember 2020 um 9:46

Kurz nach fünf vom Rumpeln im Müllhäuschen unter meinem Schlafzimmerfenster geweckt worden. Erst geärgert (NICHT MAL AN HL. ABEND RUHE!), dann wurde mir klar, dass da jemand an Hl. Abend arbeiten musste, ich schämte mich über den Ärger.

Ersten Schritt Brotteig für den abendlichen Schinken in Brotteig getan (ich war nur für den Teig zuständig, alles andere erledigte Herr Kaltmamsell, der diese Speise, die er aus seiner Kindheit kannte, endlich mal selbst machen wollte), Rote-Bete-Salat für abends zubreitet.

Es musste doch nochmal jemand raus: Ich stellte fest, dass ausgerechnet Mehl zu wenig da war für den Brotteig um den Hl.-Abend-Schinken und für das Brot am Ersten Weihnachtsfeiertag. Herr Kaltmamsell war so nett, den Abstecher zum Basitsch zu erledigen.

Am Vormittag leuchtete der Himmel nochmal, bevor das Wetter zu windig und regnerisch umschlug.

Frühsport: Bank- und Seitstütz, Strampeln. Dabei hörte ich eine Folge des Adventkalender-Podcasts von @herzbruch und @novemberregen an, die genau so lang war wie meine geplante Crosstrainer-Einheit: “22. Türchen”. Die anderen Folgen muss ich leider verpassen. Die angekündigten fünf Minuten pro Folge wären für mich Nicht-Podcast-Hörerin genau richtig gewesen, das hätte ich täglich geschafft. Aber die durchwegs längeren Einheiten erlitten das Schicksal aller längeren Podcasts – zum Glück weiß ich ja, dass die geschätzten Macherinnen das am besten verstehen, da es ihnen auch so geht.

Zum Frühstück gab’s frische Semmeln (wenn Herr Kaltmamsell eh schon rausmusste) sowie Joghurt mit Granatapfel und Orange.

Ich bügelte die paar zu bügelnden Sachen weg, las dann die Vier-Tages-Ausgabe Süddeutsche. Kneten des Brotteigs fürs Abendessen.

Sind mir über die Jahre auch fast alle Advent- und Weihnachtsrituale abhanden gekommen (geblieben sind derzeit Familiengeschenke, Wir-suchen-das-Christkind-Spaziergang am Nachmittag des 24.12. und besonderes Essen in feiner Kleidung an Hl. Abend, seit einigen Jahren kam dazu: Eggnogg) – Familie sehe ich schon arg gern an diesen Tagen. Bei großartigem Essen kuscheln, einander anschauen, reden, scherzen (wir sind eine Nicht-Streit-Familie, auf beiden Seiten), das hätte ich schon gern gehabt. Ich kann nur hoffen, das genug Menschen vernünftig waren und sich nicht mit anderen mischten, damit das 2021 wieder geht. Es gab 2020 schmerzlich wenig Familie. Derzeit sorgen wir uns zusätzlich um Herrn Schwieger, der nicht nur Weihnachten in einer Klinik verbringen muss, sondern halt auch nicht besucht werden kann.

Was ging: Christkindl-Such-Spaziergang in durchgehendem leichten Tröpfeln.

Keine Bläser mit Weihnachtsweisen auf dem Alten Südfriedhof. Dafür wurde in einem Innenhof am Südfriedhof “Es werd scho glei dumpa” gesungen. Blick von Wittelsbacherbrücke

und Corneliusbrücke.

Es kam mir vor, als seien die Parklücken nicht so viele wie in den vergangenen Jahren, was hoffentlich ein Zeichen ist, dass weniger Menschen verreist sind.

Zurück daheim übergab ich Herrn Kaltmamsell den Brotteig, er schlug den Schinken vom Herrmannsdorfer darin ein (geräuchtert und gepökelt erworben, selbst vorher am Tag bei niedriger Temperatur in Wasser gegart).

Als leichte Zwischenmahlzeit Tee und ein Stück Stollen, dann zog ich mich um, legte Schmuck an, griff nach Monaten sogar zu Lippenstift.

So stattete ich das Wohnzimmer mit allen vorhandenen Kerzen aus, schaltete zum ersten Mal in der Saison die Weihnachts-Playlist ein. Herr Kaltmamsell servierte Eggnogg, wir freuten uns an den verpackten Geschenken als Weihnachtsdeko.

Der Schinken im Brotteig hatte monströse Ausmaße angenommen, weniger Brotteig wäre gut gewesen (doppelt so viel Brotteig für doppelt so viel Schinken war mein Anfänger-Denkfehler gewesen). Wir beschlossen gleich mal, dass ich am Ersten Weihnachtsfeiertag kein weiteres Brot backen würde.

Herr Kaltmamsell kam ihm mit elektrischem Messer, Brotmesser, Fleischmesser bei.

Als Festessen aber ausgezeichnet, der Schinken war aromatisch und saftig, frisches Brot ist immer köstlich, der Rote-Bete-Salat aus Ernteanteil passte ausgezeichnet.

Dazu hatte ich eine Flasche Tement Sauvignon Blanc 2017 Steirische Klassik aufgemacht, sehr mineralisch.

Geschenke-Auspackeln mit viel Freude und Rührung, Telefonate mit Eltern und Geschwistern. Fernsehen, zum Nachtisch gab’s spanische Weihnachtssüßigkeiten: Turrón und Mazapán.

Ins Bett mit Ohrstöpseln und geschlossenem Fenster, weil bei den Drübernachbarn große, laute Gesellschaft bei offenen Fenstern war.

die Kaltmamsell